Andreas B
Bekanntes Mitglied
... wenn Du das auf einem Shirt liest, könnte es sein, das wir uns gerade treffen ;-)
Hallo Allerseits,
ich lese in diesem (und anderen Foren) seit Wochen und Monaten mit, heimlich still und leise. Heute hat mich dann der Thread Angst das Falsche zu kaufen animiert mich hier anzumelden.
Warum? Weil mir irgendwie parallelen auffielen. Ich habe hier und anderswo beim stöbern immer wieder insbesondere zwei Sorten Menschen beobachtet. Die einen sind Sportler, des Sportes wegen. Viele seit sehr langer Zeit mit einem Enthusiasmus der mich immer wieder fasziniert. Die Anderen sind der Block derer, die durch gesundheitliche Probleme, zunehmendes Alter oder andere "Ausfallerscheinungen" aufs Rad gefunden hat. Natürlich gibt dazwischen auch noch zwei andere Biker ;-)
Ich gehöre definitiv zu denen aus gesundheitlichen Gründen wieder zum Radfahren gefunden haben. Vor etwas mehr als zwei Jahren hat mich der Diabetes aus der Bahn geschossen. Es gibt eine sehr seltenes Phänomen namens Charcot-Fuß. Dabei löst sich die Knochenstruktur auf - das geht soweit das man den Fuß quasi vorne hoch biegen kann. An stehen oder Laufen ist dann natürlich nicht mehr zu denken - Schmerzen, und Verformungen runden das ganze ab. Es kommt, es bleibt, es heilt. Nur nicht so wie man es gerne hätte. Der Fuß ist ausgehärtet, in der Form, die er sich ausgesucht hat und die jetzt durch orthopädische Schuhe gehalten werden.
Also - ich kann wieder laufen, nach 18 Monaten - davon 7 Monaten im Rollstuhl. Die Diagnose PAVK (Gruß an die Raucher) kam dann noch dazu. Der Gefäßchirurg wollte mein Bein. Durch die lange Ruhephase hat sich da allerdings einiges soweit gebessert das wir das aufgeschoben haben. Selbstverständlich war ich von jetzt auf gleich vollkommen Einsichtig, das nicht alle Menschen Gene haben wie Helmut Schmidt. Das waren halt nicht mehr Bilder auf Zigarettenschachteln - das waren MEINE Arterien. Schöne Scheisse.
Irgendwann erklärte mir dann ein Arzt, das der Körper immer wieder neue Gefäße bastelt, wenn er merkt, das irgendwo was fehlt. Man muß den Körper also fordern - sprich bewegen. Jetzt dummerweise mein Knöchel ausgehärtet. Wer sich das nicht vorstellen kann, kan einen Ski-Schuh anziehen, fest binden und versuchen zu rennen. Wenn man dann ein Pedal findet, das breit genug ist, kann man mal versuchen Rad zu fahren.
Nach langen Experimenten mit der Holden Heimtrainer habe ich mich dann erinnert, das in der Garage noch ein Pegasus Solero steht. Da die Pedale drehend gelagert sind müsste das doch gehen. Und siehe da, es ging. Die erste Runde habe ich meiner gnadenlosen Selbstüberschätzung auf 6km gebracht. Für mich, nach 18 Monaten Isolation eine Weltreise. Allerdings auch die Erkenntnis, das nur weil der Körper seine Gefäße ausbaut, er nicht unbedingt dran denkt die Muskeln zu erhalten.
Also habe ich mich Stück für Stück gesteigert. Zwischen zeitlich hat die beste Ehefrau von allen auch die Lust am radeln gefunden und über die Firma ein Jobrad geleast. Ein Hercules Futura Pro. Also ein klassisches City-/Tourenrad. Da ich zu derzeit noch nicht wusste wie es beruflich weitergehen wird - mein letzter Arbeitgeber war der Meinung das ich aufgrund meiner Behinderung meinen administrativen Job nicht mehr machen könne - stand eine Neuanschaffung noch nicht im Raum. Aber lesen darf man ja - und Träumen.
Irgendwo habe ich gelesen: Wenn Du es träumen kannst, dann kannst Du es auch machen.
Nachdem mein Arbeitgeber "im gegenseitigen Einvernehmen" seine Sünden beglichen hat, habe ich beschlossen den Ablass gut anzulegen und in den Ausbau meiner Gesundheit zu investieren. Und das bringt mich in dieses Forum.
Derzeit warte ich auf einen Anruf das ich mein Stereo Hybrid 120 SL Allroad 750 abholen kann. Boah, ja, das ist kein EMTB .... das ist ja nen Poser-Tourer. Hab ich schon begriffen - war aber auch so gewollt. Denn im wesentlichen geht es ja darum mit der der Gattin und Freunden zusammen Touren zu fahren. Ab und an - wenn ich dann frei habe, was praktischerweise auch unter der Woche mal ist, will ich in den Wald. Waldwege, eventuell mal nen leichten Flowtrail ... einfach ein wenig Spaß haben, bevorzugt wenn keiner da ist. Rad fahren ist für mich derzeit noch viel Therapie. Jedes neue Ziel eine kleine Feier. 30km am Tag, 40km am Tag, 50km am Tag waren es schon. Im Urlaub sind 1.000km in 12 Tagen das Ziel, darunter ein Tag mit min 150km. Ausdauertraining Es geht nach Ostfriesland - Radfahren auf der Briefmarke.
Diese ganze Behinderungsgeschichte bremst aus - aber das ist kein Grund aufzugeben. Der einzige Vorteil ist meine Deutschland-Bahnkarte, Ich kann überall hin fahren - zwar nur Nahverkehr, aber dafür auch mit Rad. Das eröffnet ungeahnte Möglichkeiten.
So kam es z.B. zu einer recht spontanen Probefahrt zwischen Habichtswald und Herkules auf E-MTBs von Nicolai. 2 Stunden den Berg rauf, den Berg runter - Straße, Waldweg, Schotterpiste, inkl einem ... "Geröllstück" über das ich zu Fuß im Lebtag nicht mehr gekommen wäre. Und was soll ich sagen .... ich will dieses Eboxx GT1 QLF haben. Allerdings ziert sich mein aktueller Arbeitgeber noch wegen Jobrad - ich könnte es ja so kaufen, aber wenn ich so viel Geld sparen kann, dann kann ich hartnäckig sein . Ich habe mich ja nicht soweit aus dem Rollstuhl gekämpft um aufzugeben.
Und dann ... ich hab gelesen, das es Leute gibt die der Meinung sind, sie seien zu alt für Jump-Trails und Bike Parks ..... aber zum Glück wird man mit dem Alter ja auch vergesslicher ;-) Ich bin weder alt genug noch kaputt genug um mir den Spaß entgehen zu lassen. Sicher hat auch das Grenzen - aber die wollen ausgelotet und nicht eingeredet werden. Ich hatte viel zu lange viel zu viele Menschen um mich, die mir gesagt haben was ich alles nicht kann. "Sie werden nicht mehr aus dem Rollstuhl kommen" war nach "Sie werden ihr Bein verlieren" die größte Inspiration.
Die Ziele für die kommenden Monate möchte ich Euch auch noch erzählen:
Dieses Jahr sollen es u.a. die oben genannten 1.000km/12 Tage werden. Im Sommer 2023 geht's von Passau nach Frankfurt/Main. Dieses Jahr Flachland radeln, nächstes Jahr dann zwischen den Hügeln (aber im wesentlichen an Flüssen und Kanal entlang). Für 2024 soll es dann von Füssen nach Riva del Garda gehen.
In diesem Sinne: Aufgeben ist keine Option.
Viele Grüße aus dem Main-Kinzig Kreis
Andreas
Hallo Allerseits,
ich lese in diesem (und anderen Foren) seit Wochen und Monaten mit, heimlich still und leise. Heute hat mich dann der Thread Angst das Falsche zu kaufen animiert mich hier anzumelden.
Warum? Weil mir irgendwie parallelen auffielen. Ich habe hier und anderswo beim stöbern immer wieder insbesondere zwei Sorten Menschen beobachtet. Die einen sind Sportler, des Sportes wegen. Viele seit sehr langer Zeit mit einem Enthusiasmus der mich immer wieder fasziniert. Die Anderen sind der Block derer, die durch gesundheitliche Probleme, zunehmendes Alter oder andere "Ausfallerscheinungen" aufs Rad gefunden hat. Natürlich gibt dazwischen auch noch zwei andere Biker ;-)
Ich gehöre definitiv zu denen aus gesundheitlichen Gründen wieder zum Radfahren gefunden haben. Vor etwas mehr als zwei Jahren hat mich der Diabetes aus der Bahn geschossen. Es gibt eine sehr seltenes Phänomen namens Charcot-Fuß. Dabei löst sich die Knochenstruktur auf - das geht soweit das man den Fuß quasi vorne hoch biegen kann. An stehen oder Laufen ist dann natürlich nicht mehr zu denken - Schmerzen, und Verformungen runden das ganze ab. Es kommt, es bleibt, es heilt. Nur nicht so wie man es gerne hätte. Der Fuß ist ausgehärtet, in der Form, die er sich ausgesucht hat und die jetzt durch orthopädische Schuhe gehalten werden.
Also - ich kann wieder laufen, nach 18 Monaten - davon 7 Monaten im Rollstuhl. Die Diagnose PAVK (Gruß an die Raucher) kam dann noch dazu. Der Gefäßchirurg wollte mein Bein. Durch die lange Ruhephase hat sich da allerdings einiges soweit gebessert das wir das aufgeschoben haben. Selbstverständlich war ich von jetzt auf gleich vollkommen Einsichtig, das nicht alle Menschen Gene haben wie Helmut Schmidt. Das waren halt nicht mehr Bilder auf Zigarettenschachteln - das waren MEINE Arterien. Schöne Scheisse.
Irgendwann erklärte mir dann ein Arzt, das der Körper immer wieder neue Gefäße bastelt, wenn er merkt, das irgendwo was fehlt. Man muß den Körper also fordern - sprich bewegen. Jetzt dummerweise mein Knöchel ausgehärtet. Wer sich das nicht vorstellen kann, kan einen Ski-Schuh anziehen, fest binden und versuchen zu rennen. Wenn man dann ein Pedal findet, das breit genug ist, kann man mal versuchen Rad zu fahren.
Nach langen Experimenten mit der Holden Heimtrainer habe ich mich dann erinnert, das in der Garage noch ein Pegasus Solero steht. Da die Pedale drehend gelagert sind müsste das doch gehen. Und siehe da, es ging. Die erste Runde habe ich meiner gnadenlosen Selbstüberschätzung auf 6km gebracht. Für mich, nach 18 Monaten Isolation eine Weltreise. Allerdings auch die Erkenntnis, das nur weil der Körper seine Gefäße ausbaut, er nicht unbedingt dran denkt die Muskeln zu erhalten.
Also habe ich mich Stück für Stück gesteigert. Zwischen zeitlich hat die beste Ehefrau von allen auch die Lust am radeln gefunden und über die Firma ein Jobrad geleast. Ein Hercules Futura Pro. Also ein klassisches City-/Tourenrad. Da ich zu derzeit noch nicht wusste wie es beruflich weitergehen wird - mein letzter Arbeitgeber war der Meinung das ich aufgrund meiner Behinderung meinen administrativen Job nicht mehr machen könne - stand eine Neuanschaffung noch nicht im Raum. Aber lesen darf man ja - und Träumen.
Irgendwo habe ich gelesen: Wenn Du es träumen kannst, dann kannst Du es auch machen.
Nachdem mein Arbeitgeber "im gegenseitigen Einvernehmen" seine Sünden beglichen hat, habe ich beschlossen den Ablass gut anzulegen und in den Ausbau meiner Gesundheit zu investieren. Und das bringt mich in dieses Forum.
Derzeit warte ich auf einen Anruf das ich mein Stereo Hybrid 120 SL Allroad 750 abholen kann. Boah, ja, das ist kein EMTB .... das ist ja nen Poser-Tourer. Hab ich schon begriffen - war aber auch so gewollt. Denn im wesentlichen geht es ja darum mit der der Gattin und Freunden zusammen Touren zu fahren. Ab und an - wenn ich dann frei habe, was praktischerweise auch unter der Woche mal ist, will ich in den Wald. Waldwege, eventuell mal nen leichten Flowtrail ... einfach ein wenig Spaß haben, bevorzugt wenn keiner da ist. Rad fahren ist für mich derzeit noch viel Therapie. Jedes neue Ziel eine kleine Feier. 30km am Tag, 40km am Tag, 50km am Tag waren es schon. Im Urlaub sind 1.000km in 12 Tagen das Ziel, darunter ein Tag mit min 150km. Ausdauertraining Es geht nach Ostfriesland - Radfahren auf der Briefmarke.
Diese ganze Behinderungsgeschichte bremst aus - aber das ist kein Grund aufzugeben. Der einzige Vorteil ist meine Deutschland-Bahnkarte, Ich kann überall hin fahren - zwar nur Nahverkehr, aber dafür auch mit Rad. Das eröffnet ungeahnte Möglichkeiten.
So kam es z.B. zu einer recht spontanen Probefahrt zwischen Habichtswald und Herkules auf E-MTBs von Nicolai. 2 Stunden den Berg rauf, den Berg runter - Straße, Waldweg, Schotterpiste, inkl einem ... "Geröllstück" über das ich zu Fuß im Lebtag nicht mehr gekommen wäre. Und was soll ich sagen .... ich will dieses Eboxx GT1 QLF haben. Allerdings ziert sich mein aktueller Arbeitgeber noch wegen Jobrad - ich könnte es ja so kaufen, aber wenn ich so viel Geld sparen kann, dann kann ich hartnäckig sein . Ich habe mich ja nicht soweit aus dem Rollstuhl gekämpft um aufzugeben.
Und dann ... ich hab gelesen, das es Leute gibt die der Meinung sind, sie seien zu alt für Jump-Trails und Bike Parks ..... aber zum Glück wird man mit dem Alter ja auch vergesslicher ;-) Ich bin weder alt genug noch kaputt genug um mir den Spaß entgehen zu lassen. Sicher hat auch das Grenzen - aber die wollen ausgelotet und nicht eingeredet werden. Ich hatte viel zu lange viel zu viele Menschen um mich, die mir gesagt haben was ich alles nicht kann. "Sie werden nicht mehr aus dem Rollstuhl kommen" war nach "Sie werden ihr Bein verlieren" die größte Inspiration.
Die Ziele für die kommenden Monate möchte ich Euch auch noch erzählen:
Dieses Jahr sollen es u.a. die oben genannten 1.000km/12 Tage werden. Im Sommer 2023 geht's von Passau nach Frankfurt/Main. Dieses Jahr Flachland radeln, nächstes Jahr dann zwischen den Hügeln (aber im wesentlichen an Flüssen und Kanal entlang). Für 2024 soll es dann von Füssen nach Riva del Garda gehen.
In diesem Sinne: Aufgeben ist keine Option.
Viele Grüße aus dem Main-Kinzig Kreis
Andreas
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