Hallo Licht,
Wenn man die Physik eines EMTBs nicht vollständig verstanden hat kann man keine vernünftige EMTB Rennformate ausrichten.
Wir sind uns weitgehend einig das bei einem spannenden EMTB- Rennen die Strecke bergauf sowie bergab schwierig sein muss und das flache Passagen die potentiell oberhalb 25km/h gefahren werden keinen Sinn machen.
Ja.
Bergauf muss der Mensch+ EMotor zu 70% Hubarbeit verrichten, die restlichen 30% der Arbeit sind notwendig um den Rollwiderstand, Reifenschlupf, Windwiderstand und die mechanische Reibung der Kette zu überwinden.
Wie man unschwer erkennt, ist also die
Hubarbeit der Scharfrichter.
Das ist abhängig von der Streckenführung, dem Untergrund, den aktuellen Wetterverhältnissen, etc. . Womöglich spielt aufgrund der niedrigen Geschwindigkeit der Windwiederstand gar keine Rolle. Der Rollwiederstand, bzw. Schlupf hingegen die entscheidende Rolle (Geröll, loses Erdreich, Sand) . Der leichte Fahrer mag bei gleichbleibender Kadenz in der Hubarbeit einen Vorteil haben. Bei verblockten Passagen mit Pedalmanagement zählen hingegen die Newtonmeter die man für eine halbe Kurbelumdrehung auf die Pedale bringt. Da ist der schwere kräftige Fahrer im Vorteil.
Der besagte schwerer Fahrer kann zwar mehr Leistung erzeugen, wiegt aber leider auch mehr, so das er die vermehrte Leistung direkt für die größere Hubarbeit verwenden muss, ohne das er irgendeinen Geschwindigkeitsvorteil daraus ziehen könnte.
Dem Motor ist wiederum die Leistung des Fahrers ob groß oder klein egal.
Die Leistung des Fahrers bestimmt die Leistung des Motors... ...bis zur Maximalleistung des Motors, denn dann bestimmt nur noch die Leistung des Fahrers. Wenn ich mit 80 Watt Eigentrittleistung bei 100% Unterstützung in die Pedale trete, dann liefert mir der Motor weitere 80 Watt hinzu. Natürlich erreiche ich mit einem niedrigerem Systemgewicht eine höhere Geschwindigkeit. Das trifft zu, bis der Motor im Grenzbereich ist. Und zu diesem Punkt konnte mir bisher niemand fundiert Auskunft geben; siehe hier:
https://www.emtb-news.de/forum/threads/null-toleranz.1999/page-15 Beitrag #294
Ab einer bestimmten Eigentrittleistung (über 250 Watt) verspüre ich weder beim Bosch noch beim Brose einen Unterschied zwischen Stufe 3 und Stufe 4. Das bedeutet für mich, dass der Motor an seiner höchstmöglich fremderregten Motorleistung liegt. Da diese Eigentrittleistung bei Leistungssportlern eher normal ist, bedeutet dies, dass der Motor keinen so gravierenden Vorteil bezüglich der Fahrergewichte bringt wenn der Fahrer entsprechende Trittleistung einbringt.
Für den E Motor zählt allein das
Systemgewicht wie schnell er einen Berg bei einer bestimmten Leistung hochfahren kann. Da der Motor in einem Rennen 60-70% für den Antrieb zuständig ist und der Mensch nur ca. 30-40 % dazuleistet, erkennt man das ein schwerer Fahrer nicht die geringste Chance hat gegen einen leichten Fahrer auf einem EMTB zu gewinnen.
Wenn das so ist, wie Du hier schreibst, gebe ich Dir in Allem recht. Allerdings bezweifle ich auch hier diese Verhältnismäßigkeit - es sei denn, die Rennen würden grundsätzlich nur im Turbo gefahren. In dem von Dir hier genanntem Beispiel, dass die Motorleistung derart viel ausmacht, wird für mich - als Laie, als Zuschauer, als potentieller Kunde - die Sache langweilig und uninteressant. Da kann ich auch ein Rennen der 125ccm Enduroklasse ansehen. Das hat dann gar nichts mehr mit Radfahren, Training und Kräftemanagement zu tun.
Wer öfters in einer EMTB Gruppe in den Bergen unterwegs ist kennt dieses Phänomen sehr genau.
...und genau deshalb bezweifle ich diese Angaben. Die Leistungsfähigkeit des Körpers war in den Gruppen in denen ich gefahren bin, immer der ausschlaggebende Faktor. Allerdings wurde hier auch immer "Akkumanagement" betrieben. Man musste also schauen, wie weit man mit einem Akku kommt. Das bedeutet oft, fahren ohne Antrieb oder nur auf Stufe 1.
Schwere Fahrer müssen zwangsläufig immer in Turbo fahren, um mit den leichten EMTB Fahrern mitzuhalten die mit einem mittleren Unterstützungsfaktor unterwegs sind.
Nein. Das kommt auf die Streckenlänge und Streckenbeschaffenheit an. Auf langen planen Anstiegen trifft das wohl zu. Bei kurzen Passagen mobilisiert der austrainierte 80Kg Fahrer mal schnell 600 Watt Trittleistung, während der 60 Kg Fahrer nur 400 Watt schafft. Beide sind dann ungefähr gleich schnell. Der 80 Kg Fahrer benötigt natürlich mehr Energie... ...doch er hat davon ja auch mehr zur Verfügung.
Mit dem Ergebnis das die schweren Fahrer viel mehr Energie verbrauchen und wesentlich früher mit einer leeren Batterie im Wald stehen....
...beide können nur die maximal fremderregte Motorleistung abrufen. (...laut einem EMTB-Magazin Test so um die 500 Watt) Alles darüber hinaus, ist eigene Körperkraft. Der leichte Fahrer hat auf langen Ausdaueretappen mit hoher Kadenz einen Vorteil, der schwere Fahrer bei kurzen technischen Etappen. Erstere Etappen sollen es ja aber gerade nicht sein, so wie ich es verstanden habe.
Ein leichter Fahrer wird physikalisch am Berg immer schneller sein, selbst wenn er absolut gesehen weniger Watt tritt wie der schwerere Kollege. Der E Motor potenziert dieses Ungleichgewicht um den Unterstützungsfaktor (200-400%).
Beispiel/ Tour de France: Schwere Fahrer haben auf Bergetappen keine Chance und werden hoffnungslos abgehängt, obwohl sie eine größere Leistung erbringen können- am Berg ist der Gegner die Hubarbeit die geleistet werden muss.
...was ist der körperliche Unterschied zwischen einem Tour de France Fahrer und einem Endurofahrer oder auch einem Downhilfahrer? Übertrieben dargestellt; Spargeltarzan gegen Dampfmaschine. Jede Sportart bringt nun mal zwangsläufig einen favorisierten Typus hervor.
Deshalb: ohne eine kluges Gewichtssystem oder Gewichtsklassen werden die EMTB Rennen als Sportart scheitern.
EMTB Rennen werden an Monsterakkus und Monstermotoren scheitern, weil dies weder Fisch noch Fleisch ist, und nur einen sehr schmalen Bereich an Interessenten bedient. Ich gehöre - trotz EMTB-Leidenschaft - nicht dazu.
Es gibt genügend andere Sportarten bei denen das Systemgewicht / Sportlergewicht/ technische Regularien
sehr genau definiert werden, damit ein spannender und fairer Wettkampf stattfinden kann.
Sind das so pouläre Sportarten, wie Fußball, Eishockey, Tennis, Rennrad, Schwimmen, Triathlon? Nein!
Im Kraftsport, ja. Doch populär ist das nicht. Und beim Kampfsport gibt es das auch. Die zweifelhafte Popularität des Boxens, hat jedoch weniger mit Gewichtsklassen, denn viel mehr mit circensischer Blut- und Sensationsgier zu tun.
Mein Vorschlag mit den Gewichtsklassen sind denkbar einfach, und besser zu kontrollieren wie eine nicht zu beherrschende Leistungskontrolle des E-Motors oder die extrem schwammigen Festlegung der Batterie- Kapazität.
Sehr bedenklich finde ich den Vorschlag eine Einheitsbatterie zu verwenden (500Wh): Wer kontrolliert ob da auch 500Wh drin sind? Wer stellt die Einheitsbatterie?
Ich habe keine Einheitsbatterie erwähnt. Die Kapazität einer Batterie lässt sich ermitteln. Am einfachsten ist es, wenn die Fahrer mit MTPs starten müssen, bei Denen Akku, Motor und Software der zugelassenen Serie entsprechen....
Wir alle wissen das es riesige Unterschiede bei "500" Wh Batterien existieren, je nach dem wie man die Entladeschluss- Spannung festlegt.
Es wird unweigerlich ein unkontrollierbarer Batterie-mordender Mechanismus in Gang gesetzt, der die Entladespannung maximal absenkt- die Batterie wird solche Entlade- Tortour nur wenige male aushalten.(Gruß an die Umwelt)
... hätte sich dieses Problem erledigt.
Viel einfacher wäre es das Batteriegewicht als solches zu limitieren (Beispiel 3,5kg) und einigermaßen großzügig auszulegen .
...was bei der derzeitigen Akkutechnik einer Wh-Festlegung nahekäme. Und es könnte die Ungerechtigkeit dramatisch vergrößern, wenn dann Akkuprototypen mit neuartigen Werkstoffen eingesetzt würden, die zwar (bsp.) 30h zum Laden benötigen, aber 2.000Wh binnen Minuten abgeben könnten.
Damit könnte man einerseits (legale) 1000Watt Motoren in Schach halten und andererseits würde Batterie- Tuning nicht notwendig sein.
Mit leeren Batterien liegengebliebene Wettkämpfer will niemand sehen, und extremes Stromsparen (was wiederum nur den leichten Fahrern entgegenkommt) ist alles andere als spannend - zumal die Biobiker in diesem Fall nur unwesentlich langsamer wären... Wo bleibt dann die Message des EMTB- Sports?