„Mit Kind ist dein Leben vorbei!“ – diese und andere Sprüche musste Enduro-Legende Jerome Clementz über sich ergehen lassen. Seht in dem tollen Video, wie der Franzose und seine Frau Pauline nach guten zwei Jahren nun über diese Aussagen denken und wie sie ihren Urlaub in den Dolomiten gestalten. Zudem liefert Jerome noch eine kleine Fotostory.
Video
Fotostory
Mein Name ist Jerome Clementz, inzwischen 36 Jahre alt. Ich bin professioneller Mountainbike-Fahrer – seit mehr
als 15 Jahren. Die meiste Zeit verbrachte ich mit Erkundungen, Training und Rennen fahren auf der ganzen Welt. Zum Glück konnte mich meine Frau Pauline während des größten Teils dieser Reise begleiten, da sie mir als Managerin half, meine Karriere voranzutreiben. Zudem ist auch sie eine erfahrene Bikerin.
Ein Kind als Profisportler?
Irgendwann, vor etwa zwei Jahren, kündigte sich ein gemeinsames Kind an. Da ich gerade dabei war, mich aus dem aktiven Renngeschehen zu verabschieden, habe ich mich sehr gefreut und mir keine Sorgen gemacht, meine Energie nun in Babypflichten investieren zu müssen. Eigentlich war ich super neugierig auf diesen neuen Teil meines Lebens und bereit, mich dieser Herausforderung zu stellen. Wenn ich meiner Familie und meinen Freunden die Neuigkeiten erzählte, haben sie sich für uns gefreut, aber auch einige Bedenken geäußert:
„Game over!“ … „Nun hast du keine Zeit mehr zum Biken!“ … „Jetzt sitzt ihr zu Hause fest!“ … „Es war großartig, euch kennengelernt zu haben, aber jetzt werden wir euch nicht mehr sehen!“ … diese Bemerkung sind natürlich augenzwinkernd zu verstehen, machten mir aber klar, dass sich von nun an doch einige Dinge ändern würden.
Ich habe nie mehr als zwei Monate zu Hause verbracht, ohne zu reisen, und mein ganzes Wochenende diente für Ausflüge in die Natur mit oder ohne Fahrrad. Dies war wahrscheinlich der am schwersten zu verdauende Teil, aber nach allem: Ich lerne und erlebe gerne neue Dinge – wieso also nicht einfach coole Sachen mit einem Kind machen?
Ich erspare euch alle Details der ersten Wochen und Monate mit einem Neugeborenen und werde euch nicht ermutigen, nicht verrückt zu werden. Sobald man aber verstehen kann, wann das Kind Spaß an den Dingen hat, gibt es eine Menge Gelegenheiten, noch ein aufregendes Leben führen zu können und den Nachwuchs auf die Reise mitnehmen zu können.
Das (E)-Bike als Werkzeug zum Momente-teilen
Zum Glück ist das Fahrrad wahrscheinlich das Werkzeug schlechthin, das es die meisten Möglichkeiten bietet, Momente zu teilen. Wir begannen mit einem Thule-Anhänger, auf einem Fahrradweg und einer Schotterstraße für einige kleine, aber feine Ausfahrten.
Als er zwei Jahre alt wurde, fing er an, richtig auf seinem Laufrad zu fahren und wir konnten ihn auf einen Sitz vor uns auf dem Bike platzieren, um nun wirklich die Erlebnisse zu teilen. Glauben Sie mir, wir haben ihn nie geschubst, im Gegenteil: Er bat uns förmlich darum, immer und immer wieder mitfahren zu dürfen. Fast täglich sind wir nun für eine Stunde am Berg und im Wald auf leichten Wegen. Er sitzt dabei auf dem Macride (der Sitz auf dem Oberrohr). Um den Anhänger zu ziehen, haben wir zum Glück unsere schönen E-Bikes, die uns wirklich helfen, diese Fahrten zu erleichtern und alles zugänglicher zu machen, denn mit 13 kg Zusatzgewicht wäre dies alles echt zäh.
Urlaub zu dritt
Zu Hause mit einem Kind ein Problem zu lösen ist nicht so schlimm, aber was ist mit den Feiertagen? Für dieses Jahr haben wir uns für die Ferien das Val di Fassa in den Dolomiten ausgesucht, ein Ort, der mich immer wieder fasziniert auf Grund seiner einzigartigen Gipfel, der endlosen Täler, der atemberaubenden Aussichten und natürlich wegen des „Dolce Vita“.
Wir begannen unseren Aufenthalt mit einer Fahrt auf dem Radweg entlang des Flusses Avisio, wo Emil, unser Sohn, entweder auf dem Asphalt oder auf der Straße mit uns radeln konnte. In den Skillsparks oder auch auf den Pumptracks, die wir unterwegs finden konnten, konnte er ebenfalls selber herumdösen – ohne natürlich die ein oder andere Pause auf einem Spielplatz zu vergessen, denn selbst in unserem Leben gibt es nicht nur das Fahrradfahren.
Auf die Empfehlung des Tourismusbüros besuchten wir die Gegend um Fuchiade mit dem Wohnwagen. Abgelegene Örtchen mit Esels, Kühen, Ziegen und Schafen ringsum sorgten für einen entspannten Tag mit einem echten Geschmack von Ferien. Da das Wetter gut war, war das Val Duron ein Muss für uns. Es hat einen steileren Zugang, aber sobald man die Hochebene erreicht hat, verliert man sich in diesem Tal mit abstrakten Felsformationen drum herum. Die scharfen Gipfel, die aus den grasigen Feldern sprießen, die wenigen alten Bauernhütten und ein schöner Wasserfall tun ihr übrigens, um diesen Ort so faszinierend zu machen.
Für uns ist unser Fahrrad ein Werkzeug, um schöne Orte in Harmonie mit der Natur zu erreichen, um Dinge zu entdecken, die man nicht einfach mit dem Auto erreichen kann oder die zu weit weg sind, um zu Fuß zu gehen, aber auch um diesen Spaß und diesen technischen Aspekt zu haben, die unser Bedürfnis nach Adrenalin und Herausforderung erfüllen. Diese Bikes, und besonders jetzt das E-Bike, ermöglichen es, einige Abenteuer zu erleben und diese mit unserem Sohn gemeinsam zu erleben. Sie haben unsere Art verändert, Urlaub zu machen und ich behaupte, sogar unser alltägliches Leben.
Und das Beste daran ist, dass Emil jetzt um eine Mitfahrgelegenheit bittet und er immer nach draußen gehen möchte. Für uns ist es das Schönste, was er verlangen kann. Als er uns also sagte, dass er nicht mehr auf Schotterpisten fahren wolle und dass er auf der Suche nach Sprüngen und Anliegern sei, war es schwer, nein zu sagen. Wir schauten uns einen als grün eingezeichneten Flowtrail im Val di Fassa Bike-Park an, um ihn glücklich zu machen.
Was für ein Vergnügen, ihn kichern zu hören!
Was für ein Vergnügen, mit ihm zu fahren und ihn kichern zu hören, während man selbst die Fahrt auch wirklich genießen kann! Aus meiner Sicht entsprechen diese Gefühle denjenigen, die man spürt, wenn man etwa eine der technischsten Strecken erfolgreich bewältigt oder wenn man eines der Ziele in der Rennkarriere erreicht. Man darf nur nicht vergessen, dass auch ein zwei Jahre altes Kind sich ausruhen und am Nachmittag ein Nickerchen machen muss. Das wiederum erlaubt es uns Eltern, eine nach der anderen auf eine „private“ Fahrt zu gehen.
Die Leute mögen denken, dass wir verrückt sind, aber ich kann sagen, dass ich noch nie so viel Gewicht auf die eventuellen Folgen
meiner Entscheidungen gelegt habe. Stürzen ist keine Option. Ich habe immer nicht nur seine Sicherheit kurzfristig im Auge, sondern ebenfalls auch die Auswirkungen auf seine zukünftige Gesundheit. Zudem gilt, dass man, nur weil jemand anderes etwas mit einem Kind tut, man dies ebenfalls tun muss. Menschen haben unterschiedliche Kompetenzniveaus und Kinder haben eine unterschiedliche Entwicklungszeitlinie.
Es geht nicht um Bestzeiten oder darum, die Welt beeindrucken zu wollen, sondern um das gemeinsame Glück in der Komfortzone.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass unser Leben definitiv nicht vorbei ist und wir auch noch ausreichend Zeit auf dem Bike verbringen können. Anders als früher, klar, aber sicherlich noch schöner! Früher war man vor allem für sich selbst unterwegs, aber jetzt kommt noch dieser Lehr- und Lernaspekt ins Spiel, der ein weiteres Erfolgserlebnis schafft, und ich spreche nicht von der Begeisterung, die man spürt, wenn man sein Kind lächeln sieht und nach mehr verlangt. Es gibt viele Möglichkeiten und gute Dinge, die man gemeinsam tun kann. Und das ist es, worum es im Leben geht.
Was sagt ihr zum Urlaub der Familie Clementz? Schon ähnliche Erfahrungen mit Biken und Kindern gemacht?
Weitere coole E-Bike-Videos gibt’s hier – und das sind die aktuellsten fünf Videos:
- Still at it: Jérôme Clementz erkundet Santa Coloma
- E-MTB-Video – UCI E-Enduro WM 2024: Alle Stages aus Val di Fassa
- YT Decoy SN im Video: Hintergründe und Details zum neuen E-Bike von YT
- EDR-E E-Enduro World Cup 2024 – Schweiz: Video: Fischi vom Pannenpech verfolgt
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