Patentingenieur Dan Bacon ist als Dienstleister in der Patent-Branche unterwegs und recherchiert in seinem Projekt „WheelBased“ regelmäßig neue Patente. Seine jüngste Entdeckung: Eine Cockpit-Integration der Bremse vom Branchenriesen SRAM. Die saubere Lenkzentrale haben sich in den letzten Jahren einige Hersteller auf den Zettel geschrieben, dass SRAM jetzt mit einsteigt könnte der Entwicklung aber noch mal einen Schub verpassen.
Mit der Einführung der AXS-Technologie legte SRAM den Grundstein für komplett integrierte Cockpits. Was im Rennradsport schon ein Weilchen Standard ist, erwartet uns also voraussichtlich jetzt auch für E-Bike Bremsen? Die Integration der Bremse ist aber etwas schwieriger, als die einer Schaltung – hier vertraut man lieber auf die Hydraulik und zum Stand der Technik noch nicht den Funkprotokollen, die einen AXS-Antrieb steuern. Die größte Challenge der Systemintegration: Wie verschwindet die Bremsleitung im Inneren des Lenkers und wie kann gleichzeitig eine Verstellbarkeit der Bremspumpe gewährleistet bleiben. Verschiedene Ansätze, wie Maguras MCi, das Clean Cockpit Bike oder dass die Züge wie beim neuen Mondraker Crafty RR beim Vorbau im Rahmen verschwinden, kommen meist ohne vollständige Integration oder sind bei der Verstellung eingeschränkt.
SRAM scheint mit dem Patent einen Lösungsansatz gefunden zu haben, der beides abdeckt. Sowohl bei der Rotation um den Lenker, als auch bei der Innenverlegung wurden keine Kompromisse gemacht. Dafür arbeitet das System mit verschiedenen Teilen und diversen Möglichkeiten zur Ansteuerung des Geberkolbens. Außerdem scheint das System eine Einheit aus Bremse und Griff zu werden.
Von vorne: Ähnlich wie bei Maguras MCi steckt die Gebereinheit der Bremse im Lenkerende. Magura setzt jedoch ein Loch im Lenker ein, damit der Bremshebel den Geberkolben verschieben kann. Bei SRAM gibt es zwei entscheidende Unterschiede: Die Bremseinheit ist nur zum Teil im Lenker, baut also auch etwas breiter. Außerdem gehen die Amerikaner die Ansteuerung etwas anders an: Durch eine Hebelage und entweder Zug-Stäbe oder Seilzüge, wird der Bremshebel mit weiteren Hebeln am Lenkerende verbunden. Die hier sitzende Bremseinheit ist unter dem Griff angebracht, in sie sind Ölreservoir und Geberkolben integriert. Anstatt, wie wir es von herkömmlichen Bremsen kennen per Druck, wird der Kolben hier also per Zug angesteuert und in die Ölsäule gedrückt.
Spannend ist auch das Ölreservoir. Dieses wird augenscheinlich zwischen der starren Außenhülle des Systems und einer Membran, die nahe der zentriert sitzenden Ansteuerung des Kolbens realisiert. Über Bohrungen oder eine konische Übergangszone stehen Reservoir und Bremsleitung im Kontakt, bevor bei genügend Hebelweg der Kommunikationskanal abgeschlossen wird. Für die Entlüftung muss das System nicht aus dem Lenker demontiert werden, etwas mehr Aufwand, als mit einer herkömmlichen Bremse gibt es aber schon. So muss zuerst der Griff demontiert werden, die Einheit etwas aus dem Lenkerende herausgezogen werden und schließlich eine Abdeckung zur Seite gezogen werden, um die Entlüftungsschraube freizulegen.
Ob und wann SRAM mit dem Konzept auf den Markt kommen wird, ist aktuell fraglich, aber sehr wahrscheinlich. Zu SRAMs Marken zählen auch der Komponentenhersteller Truvativ und Gabelhersteller RockShox, die hier entscheidende Teile für eine Komplett-Integration liefern könnten. Ob wir als nächstes Innen verlegte Züge in der Federgabel sehen werden?
Wollt ihr ein voll integriertes Cockpit an eurem Bike?
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