M1 Erzberg BR im Test: Klotzen, nicht kleckern lautet die Devise bei diesem exklusiven E-Enduros. Zahlreiche Details wie der üppige Federweg von bis zu 170 mm oder der große 750-Wh-Akku sprechen eine klare Sprache und deuten darauf hin, dass dieses E-MTB in anspruchsvollem Gelände zu Hause ist. Satte Motorpower gibt es mit dem kraftvollen Brose-Antrieb – noch Fragen? Dann seid ihr hier in diesem Test genau richtig.
Steckbrief: M1 Erzberg BR im Test
Einsatzbereich | Enduro, Freeride |
---|---|
Federweg | 170 mm/165 mm |
Laufradgröße | Mullet 29″-27,5″ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Motor | Brose |
Akkukapazität | 750 Wh |
Gewicht (o. Pedale) | 25,7 kg |
max. Systemgewicht | 135,0 kg |
Rahmengrößen | M, L (im Test: L) |
Website | www.m1-sporttechnik.de |
Preisspanne | 10.000 Euro - 12.000 Euro |
Vielen von euch dürfte der Hersteller M1 Sporttechnik sicherlich im Zusammenhang mit dem seinerzeit spektakulären „Modell Spitzing“ (hier gehts zum Test des M1 Spitzing) ein Begriff sein. Das Spitzing war 2017 das erste Serien-E-MTB mit dem 120-Nm-Drehmoment-Monster-Antrieb von TQ. Mit dem seit einigen Monaten erhältlichen M1 Erzberg kreiert der bayrische Hersteller eine komplette Neuauflage des bereits 2014 erstmals präsentieren Modells. Damals war es wohl das erste vollgefederte E-MTB mit Carbon-Rahmen. Mit dem ursprünglichen M1 Erzberg hat unser Test-E-MTB jedoch nicht mehr viel zu tun, liegen doch zwischen diesen beiden gute acht Jahre Entwicklungszeit. Dennoch bleibt M1 Sporttechnik seinen Grundprinzipien treu und verwendet am neuen Erzberg, wie bei allen Modellen, einen hochwertigen Carbon-Rahmen, gepaart mit einem E-Bike-Antriebssystem der Performance-Klasse. Herausgekommen ist dabei das neue M1 Erzberg mit einem 90-Nm-Brose-Antrieb, integriertem 750-Wh-Akku, einem Fox Factory-Fahrwerk mit 170 mm auf Mixed-Wheels-Size – also kleinem 27,5″-Hinterrad und großem 29er an der Front.
Erhältlich ist das M1 Erzberg BR in lediglich einer Basis-Ausstattung – das von uns getestete Modell geht für 10.000 € über die Ladentheke.
Geometrie
Die Geometrie des M1 Erzbergs-Rahmens darf als recht lang und hoch bezeichnet werden. Die Sitzposition ergibt sich aus dem 500 mm langen Sitzrohr, welches im 16°-Winkel (74°-Sitzwinkel) zum Stack von 617 mm steht. Daran schließt das 648 mm lange Oberrohr an, welches über das Steuerrohr an den 800 mm breiten Lenker mündet. Der 35-mm-Vorbau hält den Lenker zentral und kurz.
In „auf den Pedalen stehender Position“ ergibt sich eine ausgewogene Körperposition im E-MTB. Druck auf die Front ist ohne größere Balanceverschiebungen möglich. Mit einer Kettenstrebenlänge von 465 mm braucht es hingegen etwas mehr Einsatz, das Erzberg auf die Hinterbeine zu stellen. Insgesamt ist das M1 Erzberg recht lang und hoch, wenngleich die Sitzposition gemäßigt erscheint. Der Radstand mit 1271 mm unterstreicht diesen Eindruck. Der hohe Aufbau des E-MTBs macht sich dadurch bemerkbar, dass es bei korrekt eingestellter Sattelhöhe doch recht weit mit den Füßen bis zum Boden ist. Dieser Eindruck bestätigt sich in der Überstandhöhe von 770 mm.
Alles in allem ergeben diese Daten bereits einen ersten Eindruck davon, wie sich das M1 Erzberg in der Praxis bewegen lässt. Erhältlich ist das M1 Erzberg in lediglich zwei Rahmengrößen M & L. Mit einer Körpergröße von 1,80 m kann ich, je nach persönlichen Vorlieben, beide Größen fahren. In unserem Test bewegen wir das M1 Erzberg in der Rahmengröße L – damit priorisiere ich Fahrstabilität und Laufruhe. Wer es lieber agiler mag, sollte mit dem kleineren Rahmen liebäugeln.
Wusstet ihr eigentlich, dass ihr im Geometrics – unserer Datenbank für Fahrrad-Geometrien – viele aktuelle E-Bikes miteinander vergleichen und auf den ersten Blick die Unterschiede sehen könnt? Probiert’s mal aus!
Erhältliche Rahmengrößen M, L
Gemessene Überstandshöhe 770 mm (Rahmengröße L)
Gewicht 25,7 kg (Rahmengröße L)
Max. Systemgewicht* 135 kg (Herstellerangabe)
Das maximale Systemgewicht begrenzt für ein Fahrrad, E-Bike oder E-MTB, wie schwer Fahrende inklusive Kleidung, Ausrüstung und Gepäck laut Hersteller sein dürfen. Dieser Wert ist – gerade bei E-Bikes – oft niedriger als erwartet und kann so für Verdruss sorgen. Wir gehen auf diese wichtige Kenngröße in unseren E-MTB Tests und Neuvorstellungen ein und fragen bei Herstellern nach, falls diese Angabe fehlt.
Wie diese Angabe ermittelt wird, wer sicherstellt, dass da niemand mogelt und was eine ASTM-Klasse ist, erfahrt Ihr in unserem ausführlichen Artikel:
Rahmengröße | M | L |
---|---|---|
Laufradgröße | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 |
Reach | 452 mm | 483 mm |
Stack | 608 mm | 617 mm |
STR | 1,35 | 1,28 |
Lenkwinkel | 65° | 65° |
Sitzwinkel, effektiv | 74° | 74° |
Oberrohr | 615 mm | 648 mm |
Steuerrohr | 120 mm | 130 mm |
Sitzrohr | 450 mm | 500 mm |
Kettenstreben | 465 mm | 465 mm |
Radstand | 1.241 mm | 1.271 mm |
Tretlagerabsenkung | 53 mm | 53 mm |
Federweg (hinten) | 165 mm | 165 mm |
Federweg (vorn) | 170 mm | 170 mm |
Ausstattung
Das M1 Erzberg BR ist in einer Ausstattungslinie verfügbar. Im Online-Konfigurator können Komponenten wie der Laufradsatz angepasst werden. Zudem gibt es die Möglichkeit, das M1 Erzberg sowohl als klassisches Pedelec – also die 25-km/h-Version oder als S-Pedelec mit einer Unterstützung bis 45 km/h zu bestellen.
Alle Modelle basieren in puncto Antriebssystem auf dem Brose Drive S mit Magnesiumgehäuse. Hierzu gesellt sich ein 750-Wh-Akku, der entnehmbar im Unterrohr platziert ist. Die Fahrwerkskomponenten und Sattelstütze stammen von Fox und entspringen der hochwertigen Factory-Linie. Der neue Carbon-Rahmen mit Split-Tube-Verfahren beherbergt einen Fox DHX-2-Dämpfer mit 550-lbs-Stahlfeder. Dieser reguliert im Heck 165 mm Federweg. An der Front darf eine massive Fox 38 ans Werk, diese gibt bis zu 170 mm Federweg frei.
Die Schaltkomponenten stammen von Shimano. Hier kommen ebenfalls hochwertige Komponenten aus der XTR-Serie zum Einsatz, allerdings noch mechanisch geschaltet.
Für den nötigen Biss bei der Geschwindigkeits-Regulierung auf langen Abfahrten sorgen die potenten Magura MT7-Vier-Kolben-Bremsen. Im Zusammenspiel mit der großen 220-mm-Bremsscheibe am vorderen Laufrad sorgt diese für exzellente Verzögerung bei harmonischer Dosierbarkeit.
Bei den Laufradgrößen kommen in der Standard-Konfiguration Mixed-Wheels von DT-Swiss zum Einsatz. Auf den H1900-Alufelgen sind griffige „Eddy Current“ Schwalbe-Reifen in der Breite 2,6″ aufgezogen.
Auf Wunsch können Details wie eine Lichtanlage und Laufräder im Bestellprozess konfiguriert werden. Weitere Versionen des M1 Erzberg sind das CC (ab 7.750 €) mit weniger Federweg sowie das GT (ab 8.250 €). Letztes ist mit Schutzblech und Gepäckträger ausgestattet und daher für den Großstadtdschungel oder Abenteuer-Touren bestimmt.
Alles in allem kommt unser M1 Erzberg BR auf ein recht sehenswertes Gewicht von lediglich 25,7 kg.
- Federgabel Fox 38 Factory FIT (170 mm)
- Dämpfer Fox Float DHX2 (550 lb / 165 mm)
- Schaltung Shimano XTR 12-fach
- Bremsen Magura MT7 (220 mm / 200 mm)
- Motor Brose Drive S Mag
- Akku/Kapazität 750 Wh / 20 Ah (36 Volt)
- Display Brose Allround
- Reifen Schwalbe Eddy Current 2.6″, 29″ / 27.5″
- Cockpit Reverse 800 mm / Reverse 35 mm
- www.m1-sporttechnik.de
- Preis (UVP) ab 10.000 € | Bikemarkt: M1 Erzberg BR kaufen
Model | Modell | M1 Erzberg BR |
Frame | Rahmen | Carbon-Rahmen mit 165 mm Federwg |
Fork | Gabel | Fox 38, 170 mm |
Shock | Dämpfer | Fox Float DHX2 / 165 mm |
Shifter | Schalthebel | Shimano XTR 12G (10-51) |
Derailleur | Schaltwerk | Shimano XTR |
Brakes | Bremse | Magura MT7, Bremsscheiben: Magura MDR 220mm/203mm |
Wheels | Laufräder | DT Swiss H1900, 29″/27.5″ |
Tires | Reifen | Schwalbe EddyCurrent 2.6″, 29/27.5 |
Seatpost | Sattelstütze | Fox Transfer 150 mm |
Bar | Lenker | Reverse / 800 mm |
Stem | Vorbau | Reverse / 35 mm |
Motor | Motor | Brose Drive S Mag |
Display | Display | Brose Allround |
Battery | Akkukapazität | 750 Wh |
max. Torque | Max. Drehmoment | 90 Nm |
Weight | Gewicht | 25,7 kg |
Price (RRP) | Preis (UVP) | ab 10.000 € |
Motor & Akku
Der Brose Drive S ist bereits seit einigen Jahren auf dem Markt und wird von einigen Herstellern schon länger verbaut. Überzeugend ist dieser in puncto Charakteristik hauptsächlich durch sein harmonisches und kraftvolles Ansprechverhalten. Hierdurch ergibt sich ein sehr natürliches Fahrgefühl.
Brose gibt bei seinem Model Drive S ein Drehmoment von satten 90 Nm an. Damit gesellt sich dieser Antrieb in die Klasse der Performance-Motoren. Durch den internen Aufbau mit einem Riemen zur Kraftübertragung fühlt sich der Brose-Antrieb bei maximaler Leistungsentfaltung in der größten Unterstützungsstufe nicht ganz so brachial an. Die Konkurrenten in dieser Klasse, allen voran der Bosch Performance CX der vierten Generation, gehen hier spürbar knackiger zur Sache. Deutlich wurde dies in einer Uphill-Sektion auf unserer Reichweitenfahrt. Hier schnitt der Brose-Antrieb erkennbar schlechter ab als die Konkurrenz in der Performance-Klasse.
Dennoch braucht sich der Brose Drive S mit dem leichten Magnesiumgehäuse, wie er im M1 Erzberg verbaut ist, nicht verstecken. Seine Stärken liegen in der milden Akustik sowie der natürlichen Kraftentfaltung, dies in den mittleren Unterstützungsstufen deutlich zu spüren.
Unter Strom gesetzt wird das 90 Nm Aggregat aus einem großen 750-Wh-Akku, welcher vom Batteriehersteller BMZ konzipiert wurde. Besonders schön ist die Integration in das Unterrohr gelungen. Hier kann der Akku über eine mechanische Verriegelung mit wenigen Handgriffen einfach gewechselt werden. Zudem ist der Akku über ein Schloss gesichert. Etwas unglücklich ist die Position des Schlosses, denn dieses befindet sich seitlich am Unterrohr und liegt somit recht exponiert. Ein zusätzlicher Akku ist übrigens für knapp 1000 € zu haben.
Gut gefallen hat uns das Brose-Display mit integrierter Kontrolleinheit. Die Tasten an der Anzeige sind perfekt zu erreichen und vermitteln eine hervorragende Rückmeldung bei Tastendruck. Das Display an sich bietet einen guten Kontrast und farbliche Abstufungen zur einfachen Erfassung bestimmter Parameter, wie der Unterstützungsstufe. Lediglich das Schutzglas über dem Bildschirm neigt bei Sonneneinstrahlung zum deutlichen Spiegeln.
Die Effizienz des Brose-Antriebs im Zusammenspiel mit dem großen 750-Wh-Akku ist ordentlich, so schafften wir mit einem vorgewärmten Akku auf unserer Reichweitenfahrt im Winter bei 6 °C knappe 1100 Hm auf einer Strecke von knapp 45 km – wie immer alles in der höchsten Unterstützungsstufe. Hier muss ergänzt werden, dass die äußeren Bedingungen eher suboptimal waren – der Boden teils fest gefroren, überwiegend feucht und weich. Dies erhöht den Rollwiderstand deutlich und trägt zu dem etwas ernüchternden Ergebnis bei.
- Motor Brose Drive S Mag
- Akku BMZ / M1 Sporttechnik
- Akkukapazität 750 Wh
- Leistung 250 Watt
- Max. Drehmoment 90 Nm
- Display Brose Allround
Der Brose Drive S Mag, verfügt über ein leichtes Magnesium-Gehäuse und bietet eine Unterstützung von bis zu 410 %. Dank des neuen Werkstoffes und einer Überarbeitung der Gehäuse-Konstruktion konnte das Ingenieursteam bei diesem Motor gegenüber dem Vorgängermodell Brose Drive S Alu 500 g Gewicht einsparen, die Hitzebeständigkeit verbessern und die Kraftentfaltung deutlich steigern. In steilen Sektionen auf dem Trail, in denen der alte Motor schwächelte, schiebt der neue Motor stoisch nach oben. Trittfrequenzen von 90 bis 110 U/min stellen überhaupt kein Problem dar, wodurch dieses System besonders für sportlich Fahrende interessant wird. Die Geräuschkulisse ist im Vergleich zum Vorgängermodell etwas lauter, nervt aber nicht mit einem Brummen oder Summen, wie es einige Mitbewerber tun.
Magnesiumgehäuse beim Brose Drive S Mag – bahnbrechend und visionär!
Mit der jüngsten Entwicklung von Brose bringt der deutsche Hersteller einen kompakten, leichten und kraftvollen Motor auf den Markt. Das kleine Kürzel „Mag“ deutet es schon an, hier wurde ein neues Material für das Gehäuse gewählt, nämlich leichtes Magnesium. Die Ingenieur*innen konnten durch die Überarbeitung der Konstruktion und die Verwendung eines Magnesiumgehäuses das Gewicht um 500 g reduzieren, die Wärmeableitung massiv verbessern und das Einbauvolumen um 15 % reduzieren. Magnesium als Material für einen Elektromotor, damit ist der Premiumhersteller wieder einmal Vorreiter in Sachen Produktentwicklung, denn während andere Hersteller auf Aluminium setzen, traut sich Brose an die Nutzung und Verarbeitung des leichten Metalls.
„Uns war es bei der Weiterentwicklung des Brose Drive S wichtig, die Markttrends zu kleineren und leichteren aber dennoch kraftvollen Antrieben aufzugreifen. Wir haben mit dem Drive S Alu und dem neuen Drive S Mag zwei langlebige, robuste und kraftvolle Antriebe für den eMTB-Bereich entwickelt. Dabei stellt natürlich unser Know-how aus mehr als 100 Jahren Automobilerfahrung einen großen Mehrwert dar. So punkten wir auch im Bereich der Elektromobilität und beim E-Bike“, sagt Host Schuster, Leiter Vertrieb & Marketing / E-Bike-Antriebe bei Brose.
Besonders auffällig sind die neuen Montageaufhängungen am Brose Drive S Mag – es gibt ihn mit aufgesetzten Halterungen und gewichtsoptimiert mit integrierten Halterungen. Der überarbeitete Motor wiegt nun schlanke 2,9 kg und dank der neuartigen Aufhängungs- und Montagemöglichkeit kann beim Rahmenbau die Konstruktion um bis zu 500 Gramm leichter gemacht werden – damit werden, nimmt man Motor und Rahmen in Summe, Gewichtseinsparungen von bis zu einem Kilogramm möglich.
Doch auch unter der Haube des kompakten Magnesiumgehäuses hat sich einiges getan. So wurde beispielsweise eine vollkommen neue Motorsoftware entwickelt und die Elektronik überarbeitet. Des Weiteren legten die Konstrukteur*innen Wert darauf, den Brose Drive S Mag servicefreundlicher zu machen, haben die Anschlüsse gebündelt und an einem leicht zugänglichen Ort platziert. Dazu kommt, dass der Lichtausgang nun eine Spannung von 12 V aufweist.
Hier findest du noch mehr Informationen zu aktuellen E-Bike-Motoren.
M1 Erzberg BR – Reichweite
44,9 km
1140 hm
2 h 13 min
Hier gibt es die genauen Details der Testrunde: M1 Erzberg BR Reichweite mit 750-Wh-Akku bei maximaler Unterstützung
Laborwerte sind gut und schön, aber in der Realität sieht es leider oftmals anders aus. Deshalb fahren wir einen ganz eigenen Testzyklus für euch. 44,9 km / 1140 hm – diese Daten ermittelten wir in Testfahrten, bei denen wir immer in der maximalen Unterstützungsstufe fahren, bis der Akku komplett leer ist. Bitte beachtet, dass diese ermittelten Werte nur als Richtwert zu verstehen sind und in keiner Weise die Ergebnisse aus einem genormten Labortest widerspiegeln. Wenn dieses E-Bike in niedrigeren Unterstützungsstufen gefahren wird, erhöht sich die Reichweite deutlich.
Dich interessieren auch die Reichweiten anderer E-Mountainbikes und E-Bikes? Dann empfehlen wir dir unsere ausführliche Reichweitentabelle: Übersicht: E-Bike Reichweite
M1 Erzberg BR – Test auf dem Trail
Uphill
Unaufgeregt zieht das M1 Erzberg über Stock und Stein hinauf.
Die Uphill-Performance bei Mullet-E-MTBs ist nicht selten etwas speziell, da durch das kleinere Hinterrad solch ein Modell gern etwas hecklastig in Erscheinung tritt und daraus resultierend die Front leicht aufsteigen kann. Die bayrische E-Bike-Schmiede M1 hat beim neuen Erzberg sehr darauf geachtet, dass die Klettereigenschaften ausgewogen bleiben und die 90 Nm des Brose-Mittelmotors effizient zur Geltung kommen können.
In extrem steilen Auffahrten, jenseits der 20 % Steigung beweist der Brose Drive S, was in ihm steckt. Bereits bei mittlerer Unterstützungsstufe liegt das Drehmoment ordentlich an und drückt das M1 Erzberg ausgewogen den Berg hinauf.
Bewegte ich das Erzberg in der höchsten Unterstützungsstufe und mit einer recht hohen Trittfrequenz jenseits einer 100er-Kadenz, war auffällig, dass der Brose Drive S etwas an Kraft verlor. Um das Beste aus dem Mittelmotor herauszuholen, musste ich die Gangwahl bei Bergauffahrten entsprechend anpassen, um den Antrieb möglichst effizient zu nutzen. Auf diese Weise konnte ich die volle Leistung gezielt einsetzen und damit die Stärken dieses Antriebs voll zur Geltung bringen.
Die gestreckte Rahmengeometrie ist auf die große Motorleistung ausgelegt, da die Front so erst sehr spät, gleichermaßen am Leistungslimit des Brose-Antriebs, zum Aufsteigen neigt. Erst im späten Grenzbereich muss man als Fahrer*in etwas aus dem Sattel, um auch wirklich das letzte Prozent der Uphill-Performance aus dem E-MTB zu drücken. Dabei steht man im Wiegetritt sehr ausbalanciert im E-MTB. Alles in allem sind Rahmengeometrie und Leistungsentfaltung des Antriebs harmonisch aufeinander abgestimmt.
Wird es verblockt durch Steine und Wurzeln, bietet die Tretlagerhöhe kombiniert mit den 165er-Kurbeln ausreichend Spielraum, um selbst in solchen Situationen unbedarft weiter pedalieren zu können, ohne frühzeitig einen Aufsetzer zu provozieren. Ergänzend dazu nimmt das Fox Factory-Fahrwerk kleine Unebenheiten exzellent auf, um Traktion sowohl am führenden Vorderrad als auch am treibenden Hinterrad zu gewähren, ohne dabei im Federweg zu versumpfen. Der Stahlfeder-Dämpfer arbeitet in einer eher linear ausgelegten Charakteristik ohne große Wipp-Bewegungen, sodass Leistung in Vortrieb umgesetzt wird.
Downhill
Das Gelände, das dieses Fahrwerk fordert, muss man suchen!
Klar, ein E-MTB mit bis zu 170 mm Federweg, wie es das M1 Erzberg BR bietet, ist in der Falllinie zuhause. Dieses E-MTB ist ganz klar für den Bergab-Spaß gebaut, da der Federweg mit bis zu 170 mm enorm viel Potenzial bietet, um selbst brutalstes Gelände zu vernichten. Dabei ist das Erzberg BR durch den langen Radstand sehr angenehm und fehlerverzeihend zu manövrieren – einfach auf die gewünschte Linie draufhalten und der spaßige Oberbayer zieht entspannt mit.
Die Kombination aus Factory-Fahrwerk mit Stahlfeder-Dämpfer und Mixed-Wheel-Bauweise schafft ein sattes Fahrgefühl, ohne dabei zu viel an Agilität einzubüßen. Die griffigen und robusten Schwalbe-Reifen machen einen zuverlässigen Job und bieten ordentlich viel Grip, was die Fahrsicherheit zusätzlich erhöht.
Die etwas hohe Auslegung des Rahmens erfordert in engeren und verwinkelten Etappen etwas mehr Fahrgefühl, da der Anstellwinkel durch die hohe Körperposition auf dem E-MTB recht sensibel auf das Fahrverhalten einwirkt. Nach einigen 100 Kilometern auf dem M1 Erzberg hatte ich mich jedoch auf diese Eigenschaft eingefahren und lediglich in sehr rutschigen Situationen mit der Balance zu kämpfen. Natürlich wollen die knapp 26 kg aktiv bewegt werden, was besonders bei engen Kurven und Anliegern körperlichen Einsatz erfordert.
Die Magura MT7-Bremsanlage mit der großen 220-mm-Bremsscheibe an der Front reguliert hervorragend und überzeugt selbst bei längeren Bergabfahrten durch einen gleichbleibenden Druckpunkt und starke Verzögerung.
Trail
Mit Flow-Motion-Feeling gehts spaßig und entspannt über die Trails.
Das Erzberg-E-MTB zeigt sich auf klassischen Trails als solider Begleiter, der jedoch für anspruchsvolleres Terrain ausgelegt ist. Es fühlt sich meist ein wenig unterfordert an, da der Federweg und die gesamte Ausrichtung eher für grobes, kaum erschlossenes Gelände ausgelegt ist. Es gibt jedoch keine großen Schwächen und ich kann gemütlich und mit viel Laufruhe die Trails absurfen und genieße das spaßige Flow-Motion-Feeling.
Auffällig ist die geringe Geräuschkulisse des M1 Erzbergs bei Fahrten durch das Gelände jeder Art. Hier klappert und schlägt so gut wie nichts hörbar. Lediglich der unregelmäßige Bodenkontakt der Reifen prägt das akustische Bild. Beim Pedalieren säuselt der Motor zwar hörbar mit, hält sich in der Lautstärke jedoch angenehm zurück.
Schnelle Richtungswechsel erfordern aufgrund der hohen Sitzposition einen sensiblen Körpereinsatz. Das Mixed-Wheel-Konzept bietet einen Agilitätsbonus und erleichtert das Manövrieren in engeren Passagen.
Mit der großzügig dimensionierten Akkukapazität von 750 Wh konnte ich zahlreiche Trail-Kilometer und Höhenmeter machen, wie unsere Testfahrt gezeigt hat. Insgesamt liefert das M1 Erzberg eine solides Set-up und überzeugt mit einer Kombination aus Laufruhe und Leistung. Auf einfachen Trails oder Waldwegen ist es aber sicherlich deutlich unterfordert.
Das ist uns aufgefallen
- Exzellentes Fox-Fahrwerk Mit der Fox 38 in der Factory-Version sowie dem DHX-2-Dämpfer stehen bis zu 170 mm Federweg zur Verfügung. Das Ansprechverhalten ist sehr sensibel, im Grenzbereich bietet das Fahrwerk reichlich Reserven. Die 550-lbs-Stahlfeder im Dämpfer passt super zum Testergewicht von knapp 90 kg.
- Kompromisslose Magura MT7-Bremsanlage Sehr gute Bremsleistung dank bewährten Vier-Kolben-Bremsen und massiven 220 / 200-mm-Rotoren an den Laufrädern. Passen super zum Einsatzgebiet.
- Schloss für Akku exponiert Das Schloss für den Akku befindet sich, ohne Abdeckung, seitlich am unteren Ende des Unterrohrs und ist damit großen Verschmutzungen ausgesetzt. Wir haben dieses zur Sicherheit mit einem Tape abgeklebt. Positiv: Der Akku ist abschließbar.
- Sitzposition baut recht hoch auf. Die Sitzposition ist recht hoch. Vor allem wird dies deutlich, wenn man den Sattel passend zur Beinlänge ausrichtet und dabei feststellt, dass es dann bis zum Boden doch noch recht weit ist. Die Überstandshöhe ist mit 770 mm ordentlich.
- XTR-Shifter etwas hakelig. Der mechanische Schalter zur Anwahl der Gänge ist etwas schwergängig und hakelig bei der Betätigung. In der Preisklasse dürfte es einfach ein E-Shift-System sein. Immerhin rasten die Gänge sauber, präzise und satt ein.
- Geringe Geräuschkulisse. Kaum ein Klappern oder Schlagen bei Fahrten durch das Gelände – herrlich.
Fazit: M1 Erzberg BR
Das M1 Erzberg mit Brose Drive S Mag überzeugt als E-Enduro auf ganzer Linie, da sowohl die Konstruktion als auch die Ausstattungskomponenten kompromisslos für den harten Einsatz konzipiert sind. Durch den langen Radstand und dem Mixed-Wheel-Setup ist eine gute Mischung aus Laufruhe und Agilität gegeben.
Grobe Wurzel-Teppiche und Felsformationen schluckt das Erzberg BR mit dem hochwertigen Fox-Fahrwerk gnadenlos weg, sodass es eine wahre Freude ist, das Gelände zu suchen, das diesem Fahrwerk gerecht wird. Ein paar kleine Mankos, wie den hohen Aufbau, gilt es zu beachten. Im Gegenzug sorgt dies für ein entspanntes Pedalieren ohne Aufsetzer.
Mit dem Brose Drive S-Motor steht ein solider Antrieb zur Verfügung, der primär durch harmonische und natürliche Kraftentfaltung überzeugt – bei maximaler Leistung fehlt ihm in der Performance-Klasse etwas der Punch. Top ist der große und praktisch zu handhabende 750-Wh-Akku. Somit besitzt es mit dieser Charakteristik gute E-Enduro-Attribute, da große Strecken in nahezu jedem Gelände zurückgelegt werden können.
Problematisch ist einzig die Auswahl an Rahmengrößen, denn M1 Sporttechnik bietet das Erzberg BR nur in M und L an.
Pro / Contra
Pro
- Potentes 170-mm-Fahrwerk
- Stahlfeder-Dämpfer im Heck
- Großer 750-Wh-Akku
- Insgesamt hochwertige Ausstattung
- Geringe Geräuschkulisse im Gelände
Contra
- Nur zwei Rahmengrößen erhältlich
- Exponierter Geschwindigkeitssensor und Kabelverlegung
- Hohe Körperposition
Welche Ausstattungskomponenten vermisst du am M1 Erzberg BR und welche Bedeutung hat Deiner Ansicht nach die Sitzposition?
Testablauf
Auf den Testrunden fahren wir fast ausschließlich mit der maximalen Unterstützungsstufe. Mindestens einmal fahren wir den Akku komplett leer und dokumentieren dies auf unserem Strava-Account.
Unsere Testrunden haben alles, was ein E-Bike braucht:
- enge Uphill-Trails mit dicken Wurzeln, Steinen und losem Waldboden
- flache Trails mit kleinen Gegenanstiegen
- kurvige, flowige Downhills
- lange Schotterpisten bergauf und bergab
Jedes E-Bike wurde mehrfach auf dieser Runde gefahren und im Anschluss sorgfältig beurteilt.
Hier haben wir das M1 Erzberg BR getestet
- Südbaden, Schwarzwald, Deutschland: 15 km nördlich der Breisgau-Metropole Freiburg gibt es bei Emmendingen und Waldkirch unzählige Trails für jeden Anspruch. Die Beschaffenheit reicht hier von mit Wurzeln durchzogenem, festem, griffigem Waldboden bis hin zu felsigem Untergrund. Im Uphill kann es auch einmal 1000 Höhenmeter permanent am Stück nach oben gehen, hierbei sind steile Rampen mit um die 20-%-Steigung keine Seltenheit.
Since I am at home at the foot of the Black Forest, I ride everything the surroundings have to offer, but I prefer to ride the many flowtrails in the surroundings with the E-Trailbike or the E-Enduro. Uphill with sporty demands and low support level. E-Mountainbiking for me means freedom, sport and fun independent of vital or temporal factors.
- Fahrstil / Riding style
- Schnelle, flüssige Linien bergab, gerne darf es dabei etwas ruppiger zugehen. Bergauf auch mal langsam und gemütlich. / Fast, fluid lines downhill, it can be a bit rougher. Uphill also slow and comfortable.
- Ich fahre hauptsächlich / I mainly ride
- Trails und Touren. / Trails and tours.
- Vorlieben beim Fahrwerk / Preferred suspension setup
- Im Sommer satt und schnell, im Winter weich verspielt. / Full and fast in summer, soft and playful in winter.
- Vorlieben bei der Geometrie / Preferred geometry
- Eine gute Balance aus Motorkraft und Rahmenarchitektur mit dazu passender Kettenstrebe und tiefem Schwerpunkt. / A good balance of engine power and frame architecture with a matching chainstay and low centre of gravity.
Testinfos kompakt
M1 Erzberg BR
60 – 90 Nm
≥ 500 Wh
- XC:
- 0 bis 120 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- Trail:
- 100 bis 150 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- All-Mountain:
- 120 bis 150 mm Federweg (Full-Suspension)
- Enduro:
- 150 bis 180 mm Federweg (Full-Suspension)
- Downhill:
- über 180 mm Federweg (Full-Suspension)
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