Enduro One #4 – Rennbericht: Vom 26. bis 27. August fand am Ochsenkopf der vierte Lauf der Enduro One statt. Bereits zum vierten Mal konnten die Teilnehmer die Trails im schönen Fichtelgebirge unter die weichen Stollen nehmen und über nasse Wurzeln, rutschige Wiesen und durch diverse Schlammlöcher prügeln. Ob der Berg noch dem Berg glich, den man aus den vergangenen Jahren kannte, wollen wir euch hier verraten.
E1 am Ochsenkopf – kurz & knapp
Seit 2014 ist der Ochsenkopf fester Bestandteil der Enduro One. Unser Redakteur, Rico Haase, ist von Anfang an am Ochsenkopf mit dabei, kann sich gut an die Strecken der ersten Ausgabe erinnern, an den Regen und den rauhen Charakter des Berges (hier gibt es den Bericht von 2016). Bereits Donnerstagabend kursierten Gerüchte, dass die Trails auf den Stages nicht mehr den Charakter haben, für den der Ochsenkopf steht. Es gab Informationen darüber, dass die Streckenbauer sämtliche Passagen die eigentlich charakteristisch für den Ochsenkopf sind, auf Drängen des Veranstalters nicht in die Stages einbauen durften. Letztlich gab es am Samstag zum Prolog eine E-Bike-Stage, die einer neuen Idee folgte und am Sonntag präsentierte sich die Enduro One mit 5 Stages, die teilweise ziemlich cool waren, jedoch an manchen Stellen unverständliche Linienführungen hatten, oftmals an den richtig guten Trails vorbeiführten und einen gezähmten, weichgespülten Ochsenkopf präsentierten.
Ulrich Hanus, CEO von baboons und Veranstalter der E1, sagte uns nach dem Rennen am Telefon:
“Am Ochsenkopf sind wir leider ein wenig übers Ziel hinaus geschossen. Wir haben die Kritik gehört und werden 2018 wieder ein Enduro One-Rennen am Ochsenkopf veranstalten,
das genau so ist, wie man den Ochsenkopf erwartet: wurzelig und mit direkten Linien über Steinfelder. Diese Location ist und bleibt rauh.”
Streckenplan
Video vom Event
Prolog – Uphill-Stage für E-Bikes
Uphill und Downhill auf einer Stage? Das klingt cool!
Samstag ab 11:00 Uhr durften wir auf Stage 1, 2 und 5 zum Trainieren. Weshalb die Stage 2 zum Training freigeben war, verstand niemand, hierzu aber später mehr. Heute ging es ja um den Prolog, die berühmte E-Bike-Stage. Wir mussten mit den E-Bikes ein Stück der Stage 2 hinauf fahren, machten dann einen 180° Turn und durften über rutschige Felsplatten und grobe Wurzeln wieder hinunter. Ziel dieser Stage war direkt hinter dem Bullhead-House. Ich persönlich hatte schon vor dem Start meinen Spaß, denn schon hier konnten wir unzählig viele anfeuernde Menschen an der Strecke hören. Aufgeregt klickte ich ein und raste los. Kurz nach der scharfen Kurve, direkt bei den großen Felsen stand eine Menschenmenge die mich mit lautem “Riiicoooooo! Loooosss! Ziiiehh duuuuurch!” anfeuerte und mir ein Lächeln ins Gesicht trieben – danke hierfür!
Das, liebe Leute von Baboons, war eine echt coole Idee. Die Stage ging nicht zu lang bergauf, verlangte den Starterinnen und Startern einiges an Kondition und gleichzeitig Fahrtechnik ab und hat wirklich Spaß gemacht.
Stage 1
Warum?! Wiesenslalom und 15 m daneben liegt ein Hammer-Trail!
Die Stage 1 startete, wie in den vergangenen Jahren auch, ganz oben auf dem Ochsenkopf. In den letzten Jahren ging es direkt nach einer langen Schotterkurve über grobe Steine hinein in den Wald, in dem ein großes Steinfeld wartete. Hier galt es, sich leicht zu machen, die richtige Linie zu finden und mit etwas Kraft über den Trail zu fliegen.
In diesem Jahr folgten wir leider einem Zick-Zack-Kurs der mittels alter Skistöcke und Flatterband auf die Skiwiese gezimmert worden ist. Ich persönlich fragte mich, weshalb wir so etwas fahren müssen, wenn es doch keine 15 Meter rechts von uns einen blitzsauberen, richtig anspruchsvollen Trail gibt. Absolutes Unverständnis konnte ich auch in den Augen der anderen Teilnehmer sehen.
Sam Wrobbel vom BunGuard Racing Team machte seinem Unmut Luft und sagte direkt:
“Was für ein Mist! Ich komm an den Ochsenkopf, weil ich Steinfelder ballern will und dann sowas? SOWAS?!”
Mit dieser Meinung ist Sam nicht alleine. Ich habe mich im Fahrerlager umgehört und viele der Anwesenden sahen es ähnlich. Lieber Veranstalter, bitte nehmt dieses klaren Statement nicht auf die leichte Schulter und überlegt euch, was ihr 2018 am Ochsenkopf verbessern könnt, um dieses Event wieder zu dem zu machen, was es einmal war: Rauh, hart und extrem gut!
Stage 2
Flach, lang und teilweise matschig.
Die längste Stage und leider auch die flachste Stage des Tages. Jeder kannte diesen Streckenabschnitt schon, denn bereits am Samstag durfte man hier trainieren. Weshalb wir uns diese Stage anschauen und trainieren durften, kann ich allerdings nicht verstehen. Eine flache Stage ohne jegliche Schlüsselstelle oder Passagen, die irgendeine Herausforderung darstellten. Hier galt es zu treten und zu treten und zu treten! Ab und an noch lenken, über die ein oder andere Wurzel drüber und dann wieder treten. Mit einer Fahrzeit um die 3 Minuten kam man hier auch wirklich in Fahrt.
Stage 3
Eine Stage, bei der sich ein Training gelohnt hätte.
Die dritte Stage kannte ich bereits aus den Jahren zuvor. Der Start ist ganz oben und die Linienführung folgt dem sogenannten “M-Weg”. Eine schnelle, ruppige Stage, die mit einigen Steinen und Kiespassagen aufwarten kann. Gerade in diesem Gerumpel ist eine gute Linienwahl wichtig, um einige Sekunden zu holen oder den sicheren Pfad zu finden. Wenn man schon trainieren muss, was in meinen Augen beim Enduro nicht der Fall ist, dann hätten die Veranstalter genau diese Stage für ein Training am Samstag öffnen müssen.
Verwunderlich war es, dass diese Stage nicht wie gewohnt am Anfang des Trails startete, sondern das Startgatter erst einige Meter unterhalb aufgebaut wurde. Wahrscheinlich fielen auch diese Meter dem “Entschärfungswahn” der Organisatoren zum Opfer, was ich persönlich extrem schade finde, denn gerade dieser Teil des Trails ist übersäht mit runden Steinen, wirft das E-Bike richtig hin und her und fordert Fahrtechnik und Geschick.
Stage 4
Eine vollkommen neue Stage kam hier auf uns zu. In der Übersichtskarte sah sie kurz aus und befand sich in der Nähe vom Lift. Der Transfer dorthin führte uns weit um den Berg herum. Kaum angekommen sahen wir es schon: Direkt unterhalb vom Lift schlängelte sich eine klatschnasse Wiese hinunter, die mit Flatterband kenntlich gemacht wurde.
Patrick Moll, Teamrider von Odenwaldorado, sagte noch im Zielbereich dieser Stage:
“Was soll denn das? Hier im Fichtel gibt es sicherlich unzählige geile Trails und was machen wir? Wir fahren in einer Pfütze unter dem Lift?! Sagt mal, geht’s eigentlich noch?”
Tückisch waren auf dieser Stage folgende Punkte:
- Rutschige Wiese
- Kein Trail
- Versteckte, scharfkantige Steine
Die Stage war schnell vorbei und unten angekommen, standen da schon 4 Leute die ihre platten Hinterreifen flickten. Auf einer Skala von 1 bis 10, wenn 10 der Top-Tipp für eine Stage wäre, würde ich dieser Stage leider nur eine 1 geben. Ob diese Art von Trails in einem Enduro-Rennen sein müssen? Ich glaube nicht!
Stage 5
Zielsprung mit Weiten um die 7 Meter!
Diese Stage war Wahnsinn! Einfach nur super! Obwohl auch hier der Einstieg der Regulierungswut zum Opfer fiel, war diese Stage einfach nur der Hammer. Schnell, technisch und von Zuschauern gesäumt ging es hinunter. Der Trail war herrlich trocken und jede Kurve oder Wurzel hatte genau den Grip, den man brauchte, um schnell zu fahren. Raus aus dem Wald ging es über die Wiese auf den berühmten Zielsprung zu. Satte 6 Meter waren es von der brusthohen Rampe bis zum Landehügel. Egal, denn einmal auf Mach 10 beschleunigt, flog das E-Bike easy bis rüber auf die Wiese. Jetzt noch einmal voll in die Pedale hacken und zack war man im Ziel und hatte alle Stages gemeistert.
Meinung @eMTB-news.de
Ochsenkopf, oh du gezähmter Berg. Mit einem weinenden Auge sind wir die Stage 1 gefahren, die Stage 3 warf große Fragezeichen und ein Stirnrunzeln auf und auf der Stage 4 haben wir die Welt nicht mehr verstanden. Der Ochsenkopf stand in der Vergangenheit immer für rauhe Strecken, grobe Trails, Steinfelder und das gewisse Extra für all diejenigen, die diese ungezähmten Trails lieben, gern ihre Fahrtechnik-Skills auspacken und extra dafür ins Fichtelgebirge kommen.
Leider müssen wir dem Veranstalter an dieser Stelle mangelndes Feingefühl attestieren und finden es wirklich sehr fragwürdig, dass hier der Charakter einer Location mit der Brechstange weich gespült worden ist, um dem Hauptargument “… wir veranstalten Rennen für den Breitensport.” gerecht zu werden.
Lieber Veranstalter, Enduro ist und bleibt Enduro und sollte nicht über Wiesen-Zick-Zack-Kurse und erzwungene Chickenways “entschärft” werden. Zielsprung hin oder her, die fehlenden Sektionen die dieses Rennen immer etwas anspruchsvoller als die übrigen E1-Locations gemacht haben, brennen sich tief ins Gedächtnis der Starterinnen und Starter und die Diskussion hierüber wird noch lange nachhallen.
Kennt ihr den Bikepark am Ochsenkopf und seid dort ab und zu unterwegs?
Weitere Informationen
Website: www.enduro-one.com
Text & Redaktion: Rico Haase | eMTB-News.de
Bilder: Nico Gilles
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