Abus HiDrop: Infos und Preise
Der Abus HiDrop-Helm konnte schon die ganze Saison 2023 über auf dem Kopf von Max Hartenstern, Christian Textor und anderen Abus-Teamfahrern bewundert werden. Der Fullface-Helm ist mit etwa 200 € Preisempfehlung ziemlich günstig, soll jedoch alle gängigen Sicherheitsnormen für einen Downhill-Helm erfüllen. Features wie Mips oder ähnliches, die Rotationskräfte auf den Kopf auffangen, sucht man allerdings vergeblich. Der Abus HiDrop ist in drei Farben und vier Größen erhältlich und bringt leichte 1.039 g in Größe L auf die Waage.
- Einsatzbereich Downhill & Enduro
- Größen S, M, L, XL (55–62 cm Kopfumfang)
- Farben Shiny Black, Shiny White, Moss Green, Midnight Blue
- Gewicht 1.039 g (gewogen, Größe L)
- Sicherheitsnormen EN1078, ASTM F1952, ASTM F2032, CPSC, AS/NZ
- Besonderheiten Doppel-D-Ring-Verschluss, Visier bricht bei Sturz, atmungsaktive Wangenpolster
- www.abus.com
- Preis 199,95 € (UVP) | Bikemarkt: Abus Hidrop kaufen
Im Detail
Der HiDrop ist nach dem Abus Airdrop (Abus AirDrop Test) bereits der zweite Fullface-Helm der Sicherheits-Experten. Im Vergleich zu diesem ist er allerdings weniger luftig ausgeführt und richtet sich entsprechend eher an Downhill- und Bikepark-Fahrer. Ein Einsatz beim Enduro-Rennen ist allerdings natürlich möglich. Die ABS-Schale umschließt einen Kern, der aus den beiden Kunststoffen EPS und EPP besteht. Die Polster werden über Kunststoff-Drucknöpfe in Schale und Kern eingeclipst und können zum Waschen entfernt werden.
Vor allem im Bereich des Kinnbügels gibt es eine große Zahl an Lufteinlässen, die laut Abus für eine gute Kühlung sorgen sollen. Diese sind teilweise mit Kunststoff-Gittern versehen. Der Fullface-Helm verfügt über einen Doppel-D-Ring-Verschluss am Kinnriemen, der als besonders sicher gilt und bei Downhill-Helmen Standard ist. Das Visier kann nicht in seiner Position verstellt werden. Es wird einfach in die Helmschale geclipst und soll sich bei einem Sturz lösen, ohne dabei zu hohe Kräfte auf Kopf und Genick wirken zu lassen.
Mit 1.039 g Gewicht in Größe L ist der Abus HiDrop recht kompetitiv, dafür mit 200 € UVP ziemlich günstig. Während er gängige Sicherheitsnormen für Downhill-Helme erfüllt, wurde auf zusätzliche und mittlerweile äußerst verbreitete Sicherheitsfeatures wie Mips verzichtet. Eine Helmtasche ist im Lieferumfang nicht enthalten. Die Farbwahl ist insgesamt eher schlicht: Neben der getesteten weißen Version gibt’s noch eine schwarze sowie ein gedecktes Grün oder Blau.
Auf dem Trail
Mit einem Kopfumfang von 59 cm habe ich zu Größe L gegriffen, die für 59–60 cm geeignet sein soll. Das passt auch gut – der Helm sitzt straff, weist am Kopf allerdings keine Druckstellen auf. Nur die Wangen werden recht spürbar eingedrückt. In der Regel setzen sich die Wangenpolster mit der Zeit etwas, sodass das bei neuen Fullface-Helmen nicht ungewöhnlich ist. Der Abus HiDrop ist hier allerdings auch eher schmal geschnitten.
Direkt beim Auspacken fällt etwas für einen Downhill-Helm sehr Ungewöhnliches auf: Im Bereich von Wangen und Kiefer ist der Helm ziemlich weich und lässt sich mit Handkraft mehrere Zentimeter zusammendrücken. Das ist mit Downhill-Helmen, wie etwa dem Troy Lee Designs D4, Fox Rampage oder Specialized Dissent definitiv nicht möglich.
Auf Nachfrage gibt Abus an, dass dies tatsächlich Absicht ist: So kann man den Helm zum Anziehen etwas aufbiegen. Zudem soll das Schlüsselbein bei Kontakt mit der unteren Helmkante so weniger in Mitleidenschaft gezogen werden. Der obere Teil des Kinnbügels hingegen fällt wesentlich dicker und steifer aus. Dadurch soll er nicht nur die üblichen Prüfkräfte aushalten, sondern auch eine progressive Dämpfungskurve aufweisen, um Schläge möglichst schonend abzubauen. Unabhängig lässt sich das kaum überprüfen – der Helm weist jedoch alle gängigen Sicherheitszertifikate, unter anderem auch die anspruchsvollere AS/NZ-Norm, auf.
Auf dem Kopf sitzt der Abus HiDrop sicher, vermittelt allerdings – sicherlich auch dem Preis geschuldet – kein ganz so wertiges Gefühl wie die vorher genannten, wesentlich teureren Helme. Es gibt zwar nichts an der Verarbeitung an sich zu meckern – der Lack weist keine Schäden auf, es gibt keine scharfen Kanten und alles sitzt gut an Ort und Stelle –, die verwendeten Materialien fühlen sich jedoch weniger hochwertig an. Das ist allerdings Meckern auf ziemlich hohem Niveau.
Während unseres Tests im Februar spielte die Belüftung keine große Rolle, sie scheint jedoch gut auszufallen. Bereits bei moderaten Geschwindigkeiten gibt’s einen spürbaren Luftzug am Kopf. Mit manchen Goggles, beispielsweise der Abus Buteo, war ein störendes Reiben und Quietschen während der Fahrt zu bemerken.
Im Vergleich
In den letzten zwei Jahren habe ich viel Zeit mit dem Troy Lee Designs D4 (Test) verbracht. Dieser kostet mittlerweile mehr als das Dreifache des Abus HiDrop, weist dafür ein nochmals geringeres Gewicht, eine Carbon-Schale und das Mips-System auf. Letzteres neigt leider im D4 dazu, laut zu knarzen, wobei beim HiDrop manche Goggles reiben und ähnliche Geräusche erzeugen. Der D4 ist nicht ganz so stark belüftet und dämpft auch Geräusche mehr, entkoppelt dafür jedoch auch etwas mehr von der Umwelt.
Immer noch mehr als doppelt so teuer wie der Abus HiDrop ist der Specialized Dissent. Auch er hat eine Carbon-Schale und ist etwas leichter, dafür jedoch wesentlich schlechter belüftet. Die Polster fallen dafür recht dick, weich und bequem aus. Der Dissent trägt sich so an nicht zu heißen Tagen extrem angenehm und sicher. Außerdem ist er weitgehend geräuschlos.
Fazit – Abus HiDrop
Mit dem HiDrop hat Abus einen neuen Downhill-Helm im Programm, dessen schickes Äußeres keinen Hinweis auf den sehr günstigen Preis von 200 € gibt. Auf dem Kopf konnte er im Test mit einem angenehmen Sitz sowie guter Belüftung und Verarbeitung punkten. Ein Mips-System oder ähnliches sucht man jedoch vergeblich. Die im unteren Bereich ungewöhnlich weiche Schale konnte von Abus nachvollziehbar erklärt werden, für unseren Geschmack könnte der Downhill-Helm allerdings etwas massiver ausfallen.
Abus HiDrop – Pro / Contra
Stärken
- günstiger Preis
- geringes Gewicht
- schickes und schlichtes Design
- sicherer Sitz
Schwächen
- es gibt dickere, massivere Helme
- kein Mips oder ähnliches System
- teilweise Reibgeräusche zwischen Goggle und Helm
Was sagst du zum Abus HiDrop – wäre der Helm eine Option für dich?
Warum MTB-News Helme nicht auf dem Prüfstand testet
Jeder Helm muss verschiedene Tests und Normen bestehen, bevor er auf dem europäischen Markt verkauft werden darf. Die Praxisrelevanz dieser Normen, bei denen die Helme nach einem standardisierten Verfahren auf einem Prüfstand getestet werden, wird teilweise kontrovers diskutiert. Um eine Verkaufserlaubnis für den europäischen Markt zu erhalten, müssen Fahrradhelme bestimmte Standards erfüllen.
Hierzulande besonders relevant ist die Prüfnorm DIN EN 1078. Bei dieser Norm fällt der Helm – inklusive Prüfkopf, dessen Masse zwischen 3,1 und 6,1 kg beträgt – zunächst aus einer Höhe von etwa 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte. Anschließend fällt der Helm aus einer Höhe von circa 110 cm auf ein dachförmiges Ziel. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt hier 16,5 km/h. Im Prüfkopf befindet sich ein Sensor, der die Beschleunigung misst. Liegt diese unter 250 g, gilt der Test als bestanden und die Norm ist erfüllt.
Die Hersteller der Helme kommunizieren nur, wenn der Helm den Test bestanden hat – nicht jedoch mit einem konkreten Prüfergebnis. Die schwedische Versicherung Folksam hat 2015 mit einem aufwändigen Versuchsaufbau mehrere Helme auf dem Prüfstand getestet und anschließend die Ergebnisse veröffentlicht. Studien aus dem American Football zeigen, dass Gehirnerschütterungen ab einer Einwirkung von 60 bis 100 g auftreten können. Bei einer Einwirkung von 250 g – also dem Höchstwert, den ein Helm bei der DIN EN 1078 aufweise darf – liegt ein 40-prozentiges Risiko für eine Schädelfraktur vor.
Bei unserem MTB Helm Test haben wir uns gegen einen Test auf dem Prüfstand entschieden. Dieses Thema haben wir vorab redaktionsintern diskutiert und uns dabei unter anderem folgende Fragen gestellt:
- Simuliert man auf dem Prüfstand nur die beiden Situationen, die auch für die Erfüllung der DIN EN 1078-Norm relevant sind?
- Wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Und wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 110 cm auf ein dachförmiges Ziel für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Sollte man nicht auch die auf den Kopf einwirkenden Rotationskräfte messen?
- Wie simuliert man im Labor einen bei einer Trailfahrt typischen Sturz?
- Müsste man nicht mehrere Ausführungen ein und desselben Helmes auf dem Prüfstand testen, um eine Serienstreuung auszuschließen?
- Wie, wo und wann testet man?
- Wie viel Schutz bietet ein Helm, der im Labor hervorragend funktioniert, in der Praxis aber schlecht auf dem eigenen Schädel sitzt?
- Wie viele Helme müsste uns eigentlich jeder Hersteller zuschicken, damit wir jedes Modell sinnvoll im Labor und auf dem Trail testen können?
Die Antwort auf die Frage, weshalb wir die Helme nicht im Labor auf dem Prüfstand getestet haben, ist also komplexer, als man zunächst annehmen würde. Unter idealen Bedingungen hätten wir natürlich gerne jeden Helm auch hinsichtlich seiner konkreten Schutzwirkung möglichst objektiv, reliabel und valide getestet. Generell begrüßen wir es, wenn die Hersteller der Helme den Fokus vor allem auf sicherheitsrelevante Aspekte legen und würden uns eine praxisrelevante Überarbeitung der aktuell für Trail- und Enduro-Helme notwendigen DIN EN 1078 wünschen.
Weitere aktuelle Tests von MTB-Helmen findest du hier:
- Leatt Enduro 3.0 MTB-Helm im Test: Trail, Enduro, Bikepark – one to rule them all?
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