Die Gattung der All-Mountain-E-Bikes verschwimmt mit denen potenter E-Enduros. Letztere rollen in der Regel eher auf großen 29-Zoll-Laufrädern – es gibt natürlich Ausnahmen – und setzen auf straffere Fahrwerke. Bei den All-Mountain-E-Bikes hat sich in letzter Zeit ein Trend deutlich abgezeichnet: Mixed-Wheels. Hier und da spricht man auch von Mullet Bikes.
Conway und Ghost sind hier als Vorreiter zu nennen, denn beide Hersteller verbauen schon länger gemixte Laufradgrößen in ihren E-Mountainbikes. Bereits 2018 setzte das Ghost HybRide SL AMR X (hier im Test) auf dieses Konzept und stimmte die Rahmengeometrie und Kinematik auf den Mix aus 29-Zoll-Vorderrad und breitem 27,5″+ am Hinterrad ab. Das Konzept ging auf und man spürte ein verbessertes Handling. Aktuell setzt auch das E-MTB des Jahres, das Rotwild R.E750, auf gemixte Laufradgrößen. Zeit für uns, aktuelle All-Mountain-E-Bikes aus der Klasse der Performance-E-MTBs miteinander zu vergleichen, ausgiebig zu testen und ein Fazit zu ziehen.
Folgende Kriterien waren uns bei der Auswahl wichtig:
- Federweg mindestens 160 mm vorne & 150 mm hinten
- Mixed Wheels 29″-Vorder- und 27,5″-Hinterrad
- Kategorie Performance-E-MTB
- Einsatzzweck All-Mountain und Enduro
E-All-Mountain-Vergleichstest – Testkandidaten im Überblick
Merida eONE-Sixty 8000 | Simplon Rapcon PMAX | Haibike Xduro AllMtn 3.5 | ||
Frame | Motor | Shimano Steps E8000 | Bosch Performance CX Gen4 | Bosch Performance CX Gen4 |
Battery capacity | Akkukapazität | 504 Wh | 625 Wh | 625 Wh |
Max. torque | Max. Drehmoment | 70 Nm | 75 Nm | 75 Nm |
Travel f/r | Federweg v/h | 160/150 mm | 170/160 mm | 160/160 mm |
Weight | Gewicht | 22,8 kg | 22,9 kg | 24,6 kg |
Price (RRP) | Preis (UVP) | 6.199 € | 7.279 € | 5.499 € |
Merida eONE-Sixty 8000
Die Merida eONE-Sixty-Serie hat sich im Bereich der Performance-E-MTBs durchaus bewährt und einen Namen gemacht. So verwundert es kaum, dass die grundsätzliche Rahmenkonstruktion noch viele Parallelen zum ursprünglichen Modell von 2017 besitzt. Unser Modell eONE Sixty 8000 ist preislich in der oberen Mittelklasse angesiedelt und verfügt über ein Fahrwerk mit 160 mm Federweg in der Front und 150 mm im Heck. Bei den Laufrädern kommt eine Mixed-Wheel-Ausführung zum Einsatz. Für ein gutes Überrollverhalten und Spurtreue dreht vorne ein großes 29-Zoll-Laufrad, im Heck die kleinere 27,5″-Variante mit einer Reifenbreite von 2,6″. Gleichzeitig werden an die Rahmengeometrie sowie die Ausstattungskomponenten spezielle Anforderungen gestellt, denn nur so funktioniert das Konzept Mixed-Wheel wirklich gut und ohne Kompromisse. Erhältlich ist das Merida eOne-Sixty in insgesamt sieben verschiedenen Ausstattungen – das von uns getestete Modell wechselt für 6.199 € (UVP) den Besitzer.
- Federgabel Marzocchi Z1 E-Bike (160 mm)
- Dämpfer RockShox Super Deluxe Select+ (150 mm)
- Schaltung Shimano XT 12-fach
- Bremsen Shimano SLX 2-Kolben
- Motor Shimano Steps E8000
- Akku/Kapazität 504 Wh
- Display Shimano Steps SC-E 8000
- Reifen Maxxis DHR II. 29″ x 2,5 vorne / DHR 27,5″ x 2,6 hinten
- Cockpit Merida Expert eTR (780 mm) / Merida Expert eTR (40 mm)
- www.merida-bikes.com
Fazit Merida eONE-Sixty 8000
Das Merida eONE-Sixty 8000 ist ein absoluter Tausendsassa, ein durchdachter Allrounder mit potentem Fahrwerk und cleveren Rahmendetails. Die sensibel arbeitende Marzocchi Z1 und die hohe Front vermitteln viel Sicherheit und Souveränität auch in ruppigem, steilem Gelände. Das Mixed-Wheel-Konzept geht zwar mit dem recht schmalen 2,6″-Hinterradreifen nicht 100%ig auf, wirkt aber dennoch positiv auf das Handling dieses All-Mountain-E-Bikes ein.
Unsere Frage zum Anfang lautetet: Kann das eOne-Sixty richtig All-Mountain? Hierauf gibt es nur eine Antwort: Ja, kann es! Mit einigen Abstrichen im Uphill und Highspeed-Downhill, aber letztlich perfekt auf dem Trail in jedwedem Gelände. Wer ein komfortables E-All-Mountain sucht, der wird beim Merida eONE-Sixty 8000 fündig.
Dieses E-All-Mountain erhält von uns den „Tipp Allround!“
Pro / Contra
Stärken
- sattes Fahrwerk mit sensibler Gabel
- gut verarbeiteter Carbon-Rahmen mit durchdachten Details
- sehr leise im Betrieb
- handlich und agil
Schwächen
- schwache Bremsen
- steigt relativ früh im steilen Gelände
- schmaler Hinterradreifen
Ab dem 11. April gibt’s hier den Test: Merida eONE-Sixty 8000
Haibike Xduro AllMtn 3.5
Mit dem brandneuen Xduro AllMtn schickt der Schweinfurter E-Mountainbike-Pionier ein rassiges Performance-E-MTB mit satten 160 mm Federweg und Mixed-Wheels ins Rennen. Als Antrieb kommt der vielseitig einsetzbare sowie leistungsstarke Bosch Performance CX Gen4 zum Einsatz, gespeist aus einem großen 625-Wh-Akkupack. Damit zeigt sich das Xduro AllMtn 3.5 auf den ersten Blick als vielversprechende Trailmaschine. Als Haibike im Sommer 2019 seine neuen Bosch-Bikes präsentierte, ging ein Raunen durch die Reihen. Mit einer sehr eigenwilligen Lösung hatten die Designer von Haibike ein neues E-MTB geschaffen, welches irgendwie nicht so recht ins harmoniesüchtige Bild der Käufer passen wollte. Grund genug, dass wir eines dieser Modelle in einen Vergleichstest holen. Mit einem Preis von 5.499 € (UVP) ist das Haibike Xduro AllMtn 3.5 das preiswerteste in diesem Testfeld.
- Federgabel RockShox Lyrik Select (160 mm)
- Dämpfer RockShox Deluxe Select Plus (160 mm)
- Schaltung Shimano XT
- Bremsen Magura MT7, 203 mm, 4-Kolben
- Motor Bosch Performance CX Gen4
- Akku/Kapazität Powertube 625 Wh
- Display Bosch Purion
- Reifen Maxxis Minion DHR / DHF II, 27,5″ x 2,8 / 29″ x 2,6
- Cockpit Haibike Alu (780 mm) / Haibike Components (50 mm)
- www.haibike.de
Fazit Haibike Xduro AllMtn 3.5
Das Haibike Xduro AllMtn 3.5 punktet in erster Linie durch die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten. So eignet sich dieses Performance-E-MTB durch die komfortable Sitzposition und dem großen 625-Wh-Akku bestens als Tourer durch anspruchsvolles Gelände und ausgeprägter Topografie. Die Geometrie ist trefflich auf den Laufrad-Mix und die Motorpower des Bosch Performance CX Gen4 abgestimmt, was sich vor allem im kniffligen Uphill sehr positiv bemerkbar macht. Das kleine Hinterrad im Heck bietet viel Traktion und unterstützt die Agilität, das große Laufrad in der Front sorgt für ein sanftes Überrollverhalten und Präzision bei der Linienwahl – damit vereint das AllMtn 3.5 die Vorteile beider Laufradgrößen. Bergab bietet das Xduro AllMtn 3.5 einen sicheren Lauf, wenngleich der Hinterbau sehr penibel abgestimmt werden muss, um das volle Potenzial des RockShox-Fahrwerkes nutzen zu können.
Wer ein komfortables Performance-E-MTB sucht und damit ein möglichst großes Einsatzgebiet abdecken möchte, sollte das Haibike Xduro 3.5 näher in Betracht ziehen!
Dank gutem Preis und gutem Komfort, sichert sich dieses E-All-Mountain die beiden Tipps „Komfort“ und „Preis-Leistung“!
Pro / Contra
Stärken
- starker und vielseitig nutzbarer Antrieb von Bosch
- Gewichtsverteilung und Rahmengeometrie
- komfortable Sitzposition
- exzellente Performance im Uphill
Schwächen
- Systemvorbau
- Hinterbau muss penibel abgestimmt werden
- hohes Gewicht
- Hinterreifen mit schwacher Karkasse
Ab dem 12. April gibt’s hier den Test: Haibike Xduro AllMtn 3.5
Simplon Rapcon PMAX
Simplon stellte das Rapcon PMAX im Sommer 2019 vor und traf damit bei vielen LeserInnen voll ins Schwarze. Dieses E-MTB ist optisch echt eine Macht! Der Carbon-Rahmen wirkt dynamisch und gut proportioniert, der Bosch Performance CX-Motor wurde nebst 625-Wh-Akku formschön integriert und das Konzept dieses Performance-E-MTBs wirkt sehr schlüssig. Der Grundpreis des Rapcon beträgt 6.699 € (UVP) mit SRAM GX-Schaltung. Interessant ist, dass man auf der Homepage von Simplon mittels Konfigurator diverse Produkte upgraden kann. Unser Testmodell hat folgende Updates bekommen: RockShox Lyric Ultimate-Federgabel, einen RockShox-Luftdämpfer, Magura MT7-Scheibenbremsen und DT Swiss HX1501-Laufräder mit Schwalbe Eddy Current-Reifen, was letztlich einen Preis von 7.279 € generierte. Warum wir keinen Stahlfederdämpfer eingebaut haben? Nun, nach Rücksprache mit Simplon und befreundeten Redakteuren stellte sich schnell heraus, dass das Rapcon PMAX am besten mit einem Luftdämpfer performt.
- Federgabel RockShox Lyrik Ultimate (170 mm)
- Dämpfer RockShox Super deluxe Select+ RT (160 mm)
- Schaltung SRAM NX Eagle
- Bremsen Magura MT7 mit 203-mm-Bremsscheiben
- Motor Bosch Performance CX Gen4
- Akku/Kapazität 625 Wh / mittels Zusatzakku auf 1125 Wh erweiterbar
- Display Bosch Purion
- Reifen Schwalbe Eddy Current
- Cockpit Simplon Carbon-Lenker (800 mm) / Acros Gothic (40 mm)
- www.simplon.com
Fazit Simplon Rapcon PMAX
Eingangs stellten wir die Frage, ob man mit dem Simplon Rapcon PMAX ordentlich Rambazamba machen kann? Die Antwort lautet einstimmig: Oh ja, sicher! Dank sensiblem und schluckfreudigem RockShox-Fahrwerk, tollem Balancing und dem Mixed-Wheel-Konzept lässt sich das Simplon Rapcon PMAX immer auf Vollgas fahren. Die verbauten Produkte, die mittels Konfigurator individualisiert werden können, sind für den sportlichen Einsatz geradezu prädestiniert.
Genau aus diesem Grund verleihen wir dem Simplon Rapcon PMAX folgende Tipps: „Tipp Vollgas“ und „Tipp der Redaktion“!
Pro / Contra
Stärken
- sattes Fahrwerk
- clevere Zugverlegung und dynamisches Design
- tolles Balancing
- fantastisch im Downhill
- Konfigurator für individuellen Aufbau
Schwächen
- fummelige Dämpferverstellung
- steigt in steilen Passagen recht früh
- Ladebuchsenabdeckung etwas „lavede“
- unbequemer Sattel
Ab dem 13. April gibt’s hier den Test: Simplon Rapcon PMAX
Meinung @eMTB-News
„Mixed-Wheels sind
schon ziemlich cool!“
Die Klasse der E-All-Mountains ist interessant und es gibt einige potente E-MTBs in diesem Segment. Vor allem Mixed-Wheels setzen sich hier zunehmend durch, was sich positiv aufs Handling auswirkt und die Performance verbessert.
Mit oftmals 150 bis 160 mm Federweg und einer etwas aufrechteren Sitzposition sind All-Mountain-E-Bikes für viele KäuferInnen die erste Wahl, wenn es um Komfort geht. Die Modelle von Merida, Haibike und Simplon sehen auf dem Papier extrem spannend und interessant aus, doch wie fahren sie sich unter realen Bedingungen? In diesem Vergleichstest erfährst du es!
All-Mountain oder Enduro, was fahrt ihr mit eurem E-MTB am liebsten? Welcher der drei Testkandidaten wäre euer Favorit?
Hier findest du die anderen Mitstreiter in diesem Vergleichstest auf eMTB-News:
Kommentare
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