Amflow PL Carbon Pro 2025 im Test: Kaum ein E-Bike hat bei seiner Vorstellung so für Furore gesorgt wie das Amflow mit DJI-Motor. Wir haben das Topmodell Amflow PL Carbon Pro mit leichtem Carbonrahmen, 160/150 mm Federweg und 20,4 kg Gewicht für euch getestet. Wie es sich fährt und ob es vielleicht besser als die Konkurrenz ist, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Steckbrief: Amflow PL Carbon Pro
Einsatzbereich | Trail, All-Mountain, Enduro |
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Federweg | 160 mm/150 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Motor | DJI |
Akkukapazität | 800 Wh |
Gewicht (o. Pedale) | 20,4 kg |
Rahmengrößen | M, L, XL, XXL (im Test: L) |
Website | www.amflowbikes.com |
Was für ein Paukenschlag war das auf der Eurobike 2024, als der der führende Drohnenhersteller im privaten Sektor DJI ein eigenes Motorsystem – DJI Avinox – vorstellte, und, als wäre dies nicht schon genug, auch gleich noch eine vollkommen neue Bikemarke mit einem vielversprechenden E-Mountainbike der Öffentlichkeit präsentierte. Die Rede ist von Amflow und dem Amflow PL Carbon, das mit schlankem Carbonrahmen, 160/150 mm Federweg, niedrigem Gewicht, bärenstarkem Motor, 800-Wh-Akku, Touch-Display, eigener App, GPS-Tracking, Alarm und weiteren smarten Features aufwarten kann. Ein paar Monate nach der triumphalen Markteinführung ist nun Zeit, dem Bike auf den Zahn zu fühlen und das Amflow PL Carbon in der 9.999 € teuren Pro-Version in seinem natürlichen Habitat, sprich auf Trails in unterschiedlichstem Terrain zu testen.
Video: Amflow PL Carbon Pro im Test
Motor & Akku
Wow! Der Motor ist ein echtes Brett! Die Power, die bei Bedarf an der Kette anliegt, ist enorm. Hinzu kommt eine extreme Sensibilität, mit der der Motor noch besser am Pedal klebt als die Motoren der Mitbewerber.
Im Amflow werkelt der 2,5 Kilogramm leichte, kompakte Avinox-Motor von DJI. Mit einem maximalen Drehmoment von 105 Nm und kurzzeitig bis zu 120 Nm (Boost-Modus) schiebt dieses Motorsystem schon bei niedriger Trittfrequenz souverän und überaus kraftvoll. Hinzu kommt die Maximalleistung, die im Boost-Modus für 30 Sekunden gut 1.000 Watt und in Turbo dauerhaft bis zu 850 Watt beträgt und damit zügige Sprints den Berg oder Trail hinauf möglich macht. Dabei ist die Modulation der Modi homogen und gelungen. Nie wird man überfordert, wer weniger Leistung möchte, wählt einen niedrigeren Modus, beispielsweise Eco, oder fährt im Auto-Mode, der sich über die gesamte Leistungs-Bandbreite bedient. Angetrieben wird der Motor von einem fest verbauten Akku mit 800 Wh Kapazität.
Im Oberrohr des schlanken Carbonrahmens sitzt das große, knackscharfe 2-Zoll-OLED-Display, das über eine Touchscreen-Oberfläche verfügt, umfangreiche Daten von der jeweiligen Tour anzeigt und dessen Screens sich individuell anpassen lassen. Apropos anpassen: Auch die Unterstützungsstufen lassen sich umfangreich in der Avinox-App anpassen.
- Motor DJI Avinox
- Akkukapazität 800 Wh
- Maximalleistung 1000 Watt
- Max. Drehmoment 105–120 Nm (maximales Drehmoment 105 Nm im Turbo-Modus und bis zu 120 Nm im Boost-Modus)
- Display DJI 2-Zoll-OLED-Farbdisplay
Hier gibt’s den ausführlichen Test: DJI Avinox-Motor Test
Geometrie
Das Amflow PL Carbon Pro ist in vier Rahmengrößen erhältlich. Die kleinste hiervon ist M mit 452 mm Reach. Schade, dass hier kleinere Menschen, unter ca. 1,72 m Körpergröße, wohl leer ausgehen, dann in S oder gar XS wird das Amflow aktuell leider nicht angeboten.
Rahmengröße XL – bei über 1,80 vielleicht die bessere Wahl?
Ich habe es in Rahmengröße L (475 mm Reach und 628 mm Stack) getestet und dachte mir manchmal, ob XL nicht die bessere Wahl gewesen wäre. Hier wirkte das Bike eher kurz und das Cockpit tief. Der 35-mm-Vorbau untermauert diesen Eindruck. Man sitzt mehr auf als im Bike und vom Charakter fühlt sich das Amflow PL eher wie ein langhubiges Trailbike und weniger nach All Mountain an. Dem agilen Handling zuträglich ist der Lenkwinkel mit 64,5°. Um die Motorpower auch im Uphill gut auf den Trail zu bekommen, verfügt das Amflow PL Carbon Pro über 445 mm lange Kettenstreben und einen steilen Sitzwinkel mit 77°. Vergleicht man die Daten des Amflow in L beispielsweise mit einem Specialized Turbo Levo in S4, sieht man, dass der Reach etwas kürzer und das Cockpit deutlich niedriger ist. Hier findest du den Geometrievergleich vom Amflow vs. Specialized Turbo Levo.
Wusstest du eigentlich, dass du in Geometrics – die Datenbank für Fahrrad-Geometrien – viele aktuelle E-Bikes miteinander vergleichen und auf den ersten Blick die Unterschiede sehen kannst? Probier’s mal aus!
Erhältliche Rahmengrößen M / L (getestet) / XL / XXL
Rahmengröße | M | L | XL | XXL |
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Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 452 mm | 475 mm | 500 mm | 525 mm |
Stack | 618 mm | 628 mm | 641 mm | 655 mm |
STR | 1,37 | 1,32 | 1,28 | 1,25 |
Lenkwinkel | 64,4° | 64,4° | 64,4° | 64,4° |
Sitzwinkel, effektiv | 77° | 77° | 77° | 77° |
Sitzwinkel, real | 70° | 70° | 70° | 70° |
Oberrohr (horiz.) | 595 mm | 620 mm | 648 mm | 676 mm |
Steuerrohr | 105 mm | 115 mm | 130 mm | 145 mm |
Sitzrohr | 430 mm | 450 mm | 470 mm | 490 mm |
Überstandshöhe | 780 mm | 785 mm | 790 mm | 795 mm |
Kettenstreben | 445 mm | 445 mm | 445 mm | 445 mm |
Radstand | 1.227 mm | 1.266 mm | 1.289 mm | 1.318 mm |
Tretlagerabsenkung | 29 mm | 29 mm | 29 mm | 29 mm |
Tretlagerhöhe | 345,5 mm | 345,5 mm | 345,5 mm | 345,5 mm |
Einbauhöhe Gabel | 570 mm | 570 mm | 570 mm | 570 mm |
Federweg (hinten) | 150 mm | 150 mm | 150 mm | 150 mm |
Federweg (vorn) | 160 mm | 160 mm | 160 mm | 160 mm |
Ausstattung
Das bestens ausgestattete Topmodell bleibt unter der magischen 10.000-Euro-Schallmauer!
Erhältlich ist das Amflow PL in zwei Ausstattungen. Die Basisversion stellt das PL Carbon dar, welches für 6.499 € zu haben ist und einen 800-Wh-Akku besitzt. Darüber ist das Topmodell PL Carbon Pro angesiedelt, das es wahlweise mit 600er- oder 800er-Akku gibt. Unser Testmodell ist mit dem 800-Wh-Akku ausgestattet, hat eine UVP von 9.999 EUR und wiegt überaus schlanke 20,4 kg (Rahmengröße L). Übrigens: Die Preisgestaltung von Amflow ist ziemlich clever, denn selbst das bestens ausgestattete Topmodell bleibt unter der magischen 10.000-Euro-Schallmauer.
Die Ausstattung des Topmodells ist auf den ersten Blick sehr stimmig, hochwertig und durchdacht. Das Fahrwerk kommt mit Fox Factory, dazu die passende Fox Transfer Dropper Post. Für präzises Schalten ist eine SRAM X0 Eagle Transmission-Schaltung an Bord und wenn man mal wieder schnell zum Stehen kommen muss, kann man kraftvollen Magura MT7 Pro-Bremsen vertrauen. Hochwertig geht es auch beim Cockpit und den Laufrädern weiter, denn hier kommen hauseigene Carbon-Parts zum Einsatz. Einziges Manko bei der Ausstattung ist die Wahl der Gummimischung bei den Reifen. Zwar setzt Amflow am Vorderrad auf einen gut profilierten Assegai-Reifen von Maxxis, allerdings in MaxxTerra. Am Hinterrad dann ein Maxxis Dissector, auch in MaxxTerra, der ein eher niedrigeres Stollenprofil aufweist.
- Federgabel Fox 36 Factory Grip X2 (160 mm)
- Dämpfer Fox Float X Factory (150 mm)
- Schaltung SRAM X0 Eagle Transmission
- Bremsen Magura MT7 Pro
- Laufräder Amflow HMC-30 Carbon
- Reifen
- Vorderrad Maxxis Assegai MaxxTerra 29 × 2,5″ WT 3C EXO E-25 TLR
- Hinterrad Maxxis Dissector MaxxTerra 29 × 2,4″ WT 3C EXO+ E-25 TLR
- Cockpit Amflow Carbon (800 mm) / Amflow CNC Enduro (35 mm)
- Motor DJI Avinox
- Akkukapazität 800 Wh
- Display DJI 2-Zoll-OLED-Farbdisplay
- Gewicht 20,4 kg (Größe L, gewogen von eMTB-News)
- Preis (UVP) 9.999 € | Bikemarkt: Amflow PL kaufen
- www.amflowbikes.com
Amflow PL Carbon Pro – Test auf dem Trail
Wow! Beim DJI Avinox Motorsystem geht alles ganz intuitiv und individuelle Anpassungen sind im Handumdrehen gemacht.
Bevor ich zum eigentlichen Test komme, möchte ich ein großes Lob für das Team von DJI und Amflow aussprechen. Ich habe als Tester und Chefredakteur schon viele E-Bikes zum ersten Mal angeschaltet und schon so einige Motorsysteme. Bei keinem habe ich mich aus dem Stand sofort so wohl und zu Hause gefühlt wie hier beim Amflow PL mit dem DJI Avinox-Motorsystem. Man drückt auf den On/Off-Button, es erscheint ein QR-Code im Display und die Aufforderung, man solle die App herunterladen und sich registrieren. Okay, direkt gemacht. Beim Registrierungsvorgang, der kaum mehr als zwei Minuten in Anspruch nimmt, vergibt man irgendwo auch mal einen vierstelligen Code – wozu der ist, dazu gleich mehr. Nach der Registrierung ist das Bike ready und man kann direkt fahren. Ich swipe aber noch ein wenig durchs Menü und finde via Touch-Display schnell wichtige Einstellungen. Beispielsweise wie ich die Tasten der rechten Remote-Einheit belegt habe oder wie ich den Boost-Modus nutzen will: kurzzeitig bei gedrückter Taste oder 30 Sekunden und Aktivierung durch Tastendruck. Clever und absolut stimmig.
Nachdem ich damit fertig bin, stelle ich das Bike kurz ab, mache etwas anderes und greife, nachdem sich das Bike selbstständig abgeschaltet hat, wieder an den Lenker und bewege ihn. Sofort ertönt ein unangenehmer Piepton, der als Diebstahlschutz fungieren kann. Klasse, denke ich, gebe den vierstelligen Code ein, den ich bei der Registrierung vergeben habe, und freue mich über das integrierte, kostenfrei nutzbare Feature Bike-Alarm.
Download DJI Smartphone App
Die DJI Avinox Smartphone-App kann im Download-Center von DJI oder in den jeweiligen App-Stores heruntergeladen werden.
Uphill
Im Uphill schiebt der DJI-Motor und dank ultrafeiner Sensorik und Sensibilität hat auch der Hinterradreifen konstante Traktion. Nachteilig ist das sehr früh steigende Vorderrad. Deshalb muss man das eigene Gewicht nach vorne über den Lenker bringen, um viel zusätzlichen Druck auf die Front zu bekommen.
Wer die Leistungsdaten des DJI-Motors, der im Amflow PL Carbon Pro werkelt, liest, kann erahnen, wie kraftvoll man hiermit Uphilltrails hinauffahren kann. Der Motor klebt dank der feinen Sensorik ultrasensibel am Pedal und quittiert jedes Fußtippeln mit Vortrieb und Leistung am Hinterrad. Kraftvoll geht es den Berg hinauf. Der Punch, der hier bei Bedarf zur Verfügung steht – im Boost-Modus bekommt man 30 Sekunden bis zu 1000 Watt –, lässt einen auch lange Auffahrten schnell erklimmen. Trotz der Spitzenleistung lässt sich das Bike mit DJI Avinox komfortabel und präzise fahren, denn selbst in der maximalen Unterstützungsstufe schiebt der Motor sehr kultiviert und überfordert nicht mit zu viel brachialer Leistung.
Skeptiker könnten meinen, ein Amflow mit DJI-Motor fahre sich bestimmt wie ein Motorrad. Hier kann ich nur schmunzeln, denn wer schon einmal mit einem Motorrad im Gelände unterwegs war, weiß, dass zwischen einem gasgriffgesteuerten und einem pedalunterstützen Zweirad Welten liegen!
Ist das Amflow ein Kletterass? Eher nicht. Die Uphillperformance ist sehr solide, das Bike macht hier viel Spaß, aber es gibt andere E-Bikes, die besser klettern und Uphills spürbar souveräner erklimmen. Nachteilig ist, dass das Vorderrad sehr früh steigt und den Bodenkontakt verliert. Hier bedarf es viel Druck auf dem Vorderrad und frühzeitiger Gewichtsverlagerung weit nach vorne über den Lenker. Steile Passagen in aufrechter, komfortabler Sitzposition zu erklimmen, erscheint mir überaus schwierig. Hier würde wahrscheinlich ein längerer Vorbau als der montierte mit 35 mm Länge Abhilfe schaffen. Auch der Hinterradreifen ist nicht optimal. Der montierte Maxxis Dissector mit EXO+-Karkasse ist zwar leicht und rollt gut, aber die gewählte MaxxTerra-Mischung in Kombination mit dem eher mittelhohen bis niedrigen Stollenprofil verliert gerade auf feuchten Böden gern die Traktion. Hier wäre ein hochprofiligeres Produkt die bessere Wahl.
Gewöhnungsbedürftig sind die ultrakurzen Kurbeln, die nur 155 mm Länge messen und hochfrequentes Pedalieren etwas speziell machen. Jedenfalls am Anfang. Hat man sich daran gewöhnt, kommt man mit den kurzen Kurbeln gut zurecht und kann sich ihrer Vorteile erfreuen. Hauptvorteil: bessere Pedalierbarkeit in verblocktem, technischem Gelände.
Downhill, Abfahrt, Trail
Durch das niedrige Gewicht und die allroundige, kompakte Geometrie fährt sich das Amflow PL leichtfüßig, verspielt und überaus agil. Die Motorpower sorgt für eine enorme Spritzigkeit auf jedwedem Trail.
Negativ macht sich allerdings – gerade bei schwereren Personen – der flexende Carbonrahmen bemerkbar, der gerade im Steuerrohrbereich nicht besonders steif ist.
Rein von den Zahlen her hat das Amflow PL Carbon Pro 160/150 mm Federweg und positioniert sich hiermit im Sektor der All-Mountain- oder kleinen Endurobikes. Es wirkt aber eher wie ein langhubiges Trailbike, denn das Fahrverhalten ist überaus agil, quirlig und leichtfüßig. Für meinen Geschmack ist die Geometrie allerdings etwas kurz geraten. Ich habe das Gefühl, mehr AUF als IM Bike zu sitzen und frage mich hin und wieder, ob Rahmengröße XL bei meinen 1,83 die bessere Wahl gewesen wäre …
Zurück zu den Fahreigenschaften. Hier brilliert das Amflow mit einem poppigen Heck, lässt sich leicht in Kurven drücken, folgt willig jeder Lenkbewegung, macht auf dem Trail sehr viel Spaß und lässt sich verspielt fahren. Zudem ist die Sitzposition aufrecht und komfortabel. Das Heck ist zwar nicht superplush, schluckt aber gröbere Brocken gut weg und ermöglicht eine schnelle Fahrweise.
Unser Testbike des Amflow PL Carbon Pro wiegt in Größe L nur etwas über 20 Kilogramm, mit 800er-Akku, versteht sich. Möglich wird dies unter anderem durch einen sehr leichten, schlanken Carbonrahmen. Modernste Fertigungsmethoden machen den Rahmen so leicht. Nachteil: Er ist nicht besonders steif und hat einen spürbaren Flex im Lenkkopfbereich. Leichtere Fahrerinnen und Fahrer werden dies kaum als Nachteil spüren, aber schwerere, schnelle Personen könnten dies als unangenehm empfinden, denn der Rahmen flext spürbar. Was auf der einen Seite Komfort bringt, bringt auf der anderen Seite ein mitunter unpräzises Fahrempfinden mit sich. Auf dem Trail bin ich jedenfalls eher verspielt und schnell gecruist, als mit den Messern zwischen den Zähnen gerast.
Vorbildlich ist die Wahl von Fahrwerk, Schaltung und Bremsen, denn auf die Performance der verbauten Produkte ist zu 100 % Verlass! Die Magura MT7-Scheibenbremsen verzögern – nach einer gewissen Einbremszeit – souverän und kraftvoll und lassen sich gut dosieren. Die 12 Gänge werden präzise vom SRAM X0 Eagle Transmission-Schaltwerk elektrisch gewechselt und auf einen Akku am Schaltwerk wurde auch verzichtet, denn hier kommt der Strom aus dem Hauptakku im Unterrohr, aus dem auch das Motorsystem seine Energie bezieht. Beim Fahrwerk setzt Amflow am Topmodell auf eine Fox 36 Factory-Federgabel mit 160 mm Federweg und einfach einzustellender GripX2-Kartusche und einen dazu passenden Fox Float X Factory-Dämpfer. Gerade die Federgabel passt sehr gut zum anvisierten Einsatzzweck, wiegt nicht extrem viel und hat einen komfortablen Flex, zudem ist die GripX2-Kartusche gut abgestimmt und lässt sich mit wenigen Klicks schnell individuell einstellen.
Ebenso hochwertig ist auch die Wahl der verbauten Laufräder und des Lenkers. Der Carbonlenker hat zwar etwas wenig Rise (25 mm) und zwingt mit dem niedrigen Stack (628 mm bei Rahmengröße L) in eine leicht gebückte Position, fährt sich aber dennoch sehr komfortabel und wirkt haltbar und wertig. Ebenso wertig sind die Amflow HMC30-Laufräder mit Straight-Pull-Naben und Carbonfelgen mit 30 mm Maulweite.
Am Ende des Tests trete ich einen Schritt zurück, betrachte das Amflow PL Carbon Pro ganz genau und ziehe mein persönliches Resümee: Wie heißt es so schön? Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. So auch das Amflow. Das beste Motorsystem macht nicht zwangsläufig das beste Bike. Das Amflow PL Carbon Pro ist sehr solide, macht viel Spaß, aber ist kein Wunder. Bleibt abzuwarten, welche Bikes kommen, wenn große, erfahrene Bikebrands den DJI Avinox-Motor verbauen.
Amlow mit DJI Avinox – Reichweite mit 800-Wh-Akku
- Strecke 49,4 km
- Höhenmeter 1.016 hm
- Fahrzeit 125 Minuten
Mit fast 50 Kilometern und über 1000 Höhenmeter – alles im Turbo-Modus gefahren – schneidet der DJI Avinox mit 800-Wh-Akku bei unserem Reichweitentest solide ab. Reduziert man hier die Unterstützung oder fährt im Auto-Mode, kann die Reichweite sicherlich deutlich erhöht werden. Wichtige Randnotiz: Ab 5 % Akkukapazität wird die Motorleistung stark gedrosselt und der Motor schiebt höchstens noch mit Eco, wenn überhaupt.
Hier gibt es die genauen Details der Testrunde: Amflow mit DJI Avinox – Reichweite mit 800-Wh-Akku bei maximaler Unterstützung
Laborwerte sind gut und schön, aber in der Realität sieht es leider oftmals anders aus. Deshalb fahren wir einen ganz eigenen Testzyklus, um die ungefähre Reichweite unter realen Bedingungen zu „erfahren“. Hierbei nutzen wir ausschließlich die maximale Unterstützungsstufe, bei DJI Avinox ist das der Turbo-Modus. 49,4 km / 1.016 hm – diese Daten ermittelten wir in Testfahrten, bei denen wir immer in der maximalen Unterstützungsstufe fuhren, bis der Akku komplett leer war. Bitte beachte, dass diese ermittelten Werte nur als Richtwert zu verstehen sind und in keiner Weise die Ergebnisse aus einem genormten Labortest widerspiegeln. Wenn man eine niedrigere Unterstützungsstufe wählt, erhöht sich die Reichweite spürbar.
Das ist uns aufgefallen
- Agiles Handling, niedriges Gewicht, leichte Front Knapp 20 Kilogramm sind für ein Fullpower-E-Bike mit 800-Wh-Akku und 160/150 mm Federweg nicht viel und verleihen dem Amflow PL Carbon Pro ein sehr agiles, leichtfüßiges Handling. Durch die Bauform und Platzierung des Akkus nah in Richtung Motor fühlt sich die Front sehr leicht an und macht dieses E-MTB wieselflink. Auch der Boost-Modus, der 30 Sekunden genutzt werden kann, gefällt auf dem Trail.
- Nicht sehr steifer Rahmen Das niedrige Rahmengewicht hat seinen Preis und der heißt: Flex. Schwerere, schnelle Personen werden früh merken, dass der Rahmen des Amflow nicht sehr steif ist. Flex schafft zwar Komfort, aber leider auch Präzisionsverlust. Letzteres kann einen auf schnellen Sektionen einbremsen.
- Bärenstarker, gut zu dosierender, leiser Motor Der DJI Avinox-Motor ist – Stand Dezember 2024 – absolute Benchmark im Segment der Fullpower-Aggregate für E-Mountainbikes. Die Unterstützung fühlt sich sehr kraftvoll und nachdrücklich an, lässt sich aber zeitgleich sehr gut dosieren. Zudem arbeitet der Motor sehr leise: Oftmals ist das Abrollgeräusch der Reifen lauter als das Motorsurren. Darüber hinaus hängt der Motor dank feinster Sensorik sehr sensibel am Pedal – genau, wie es sein soll!
- Intuitive Bedienung Dank großem, gut ablesbarem Display, intuitiver Bedienung und App-Anbindung mit unzähligen Einstellmöglichkeiten lässt sich das Amflow E-Bike perfekt und kinderleicht individualisieren. In der App kann getrackt, die Dauer des Nachschiebens eingestellt oder ein Bike-Alarm aktiviert bzw. deaktiviert werden.
- Fest verbauter Akku, kein Range Extender Amflow verbaut den 800er-Akku fix im Unterrohr und macht ihn nicht entnehmbar, jedenfalls nicht zum Aufladen oder Lagern. Ausbauen geht natürlich, aber dies ist nur im Wartungs- oder Servicefall sinnvoll. Zudem gibt es aktuell keinen Range Extender von DJI. Wer also auf modulare Akkulösungen steht, wird beim Amflow leider enttäuscht.
- Wenig Profil am Hinterradreifen Während am Vorderrad ein grippiger Maxxis Assegai montiert ist, kommt am Hinterrad ein Dissector zum Einsatz. Sind die Trails trocken, funktioniert dieser Reifen gut, aber wehe, es wird nass und rutschig. In diesem Terrain kommt der niedrig profilierte Reifen schnell an seine Grenzen.
- Clevere Features am Rahmen Beispiel: die Zugklemmung im Unterrohr. Die Züge verschwinden seitlich am Steuerrohr im Rahmen und werden mittig des Unterrohrs geklemmt. So werden sie klapperfrei geführt und können bei Bedarf – man möchte die Sattelstütze etwas rausziehen o. Ä. – einfach gelockert werden.
- Stimmige, hochwertige Ausstattung Zu einem Preis von 9.999 € bekommt man hier ein allerbestens ausgestattetes E-Mountainbike, bei dem im Hinblick auf die Ausstattung eigentlich keine Wünsche offen bleiben.
- 155 mm kurze Kurbeln Extrem kurze Kurbel ermöglichen es, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, auch in verblockten Gelände noch gut zu pedalieren, ohne dabei auf dem Boden aufzusetzen.
Fazit – Amflow PL Carbon Pro
Das Amflow PL Carbon PL ist ein spaßig zu fahrendes E-Trailbike mit viel Federweg, agilem Handling, leichter Front, bärenstarkem Motor und beeindruckender Konnektivität. Mit etwas über 20 Kilo gehört dieses E-MTB – wohlgemerkt Fullpower und mit 800-Wh-Akku – zu den aktuell leichtesten E-Bikes am Markt.
Jetzt die Antwort auf die Frage, ob das DJI-E-Bike das beste aktuelle E-MTB ist: Nein, ist es nicht. Das Motorsystem ist ein Sechser im Lotto und setzt aktuell die Benchmark im Bereich der Fullpower-Aggregate, das Amflow-Bike an sich ist solide, ausgezeichnet gemacht, smart und durchdacht, aber es gibt Punktabzug. Beispielsweise für den flexenden, weichen Rahmen mit recht kurzer Geometrie und einer hohen Sitzposition.
Spaßig ist das Amflow, solide und sexy auch, aber irgendwie fehlt der richtige Kick. Genau deshalb bleibt abzuwarten, wie sich die Bikes mit DJI-Motor fahren lassen, die von erfahrenen Bikemarken konzipiert und entwickelt werden, denn auch mit dem besten Motor ist es leider kein Augenöffner auf dem Trail.
Amflow PL Carbon Pro – Pro / Contra
Stärken
- Starker, leiser Motor mit hoher Sensibilität
- Boost-Modus mit 120 Nm und 1000 Watt Leistung (30 Sek)
- Geringes Gewicht mit leichter Front und agilem Handling
- Intuitive Individualisierung mit tollen Tools
- gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- GPS-Ortung und Bike-Alarm an Bord
- 12-A-Schnellladegerät
Schwächen
- relativ weicher Rahmen
- niedrig profilierter Hinterradreifen
- keine Rahmengröße S oder XS
- fest verbauter Akku
Wie gefällt dir das Amflow PL Carbon Pro? Hast du vielleicht schon selbst Erfahrungen mit diesem Modell gesammelt? Wenn ja, poste sie doch in die Kommentare und lass die Community daran teilhaben.
Testablauf
Auf unseren Testrunden bewegen wir die Bikes in ihrem natürlichen Habitat, sprich: Wir fahren Trails, Trails, Trails! Unsere Testrunden haben alles, was ein E-Bike braucht:
- enge Uphill-Trails mit dicken Wurzeln, Steinen und losem Waldboden
- flache Trails mit kleinen Gegenanstiegen
- kurvige, flowige Downhills
- lange Schotterpisten bergauf und bergab
Jedes E-Bike wurde mehrfach auf dieser Runde gefahren und im Anschluss sorgfältig beurteilt.
Hier haben wir das Amflow PL Carbon Pro mit getestet
- Bamberg/Bad Kreuznach, Deutschland: Hier gibt es schmale, enge Trails, die mit Wurzeln und Steinen gespickt sind, steile technische Uphills und flowige Downhills.
Körpergröße | 183 cm |
Schrittlänge | 86 cm |
Oberkörperlänge | 62 cm |
Armlänge | 61 cm |
Gewicht | 95 kg |
I ride everything: E-Enduro, E-Trailbikes, hardtails, downhill, road – I enjoy it all, whether it’s E-assisted or not. I’ll admit that I do quite like having a motor on the uphills though. There’s lots to love about flowing trails; natural or built. The only thing I hate – switchbacks. I am 1.83 m tall and ride in 99% of cases frame size L – my sweet spot is between 470 and 480 mm Reach.
- Fahrstil / Riding style
- Verspielt und flowig / Flowing and playful
- Ich fahre hauptsächlich / I mainly ride
- E-Enduro, E-Trailbike, aber auch XCO, DH und Road / E-Enduro, E-Trailbike but also XCO, DH and road
- Vorlieben beim Fahrwerk / Preferred suspension setup
- Straff und schnell – ich möchte wissen, was unter mir passiert / Firm and reactive – I like feedback from the trail
- Vorlieben bei der Geometrie / Preferred geometry
- Langer Reach, kurzer Vorbau, breiter Lenker / Long reach, short stem, wide bars