Eine Prognose abzugeben, ist nie leicht – vor allem in einer so schnelllebigen Industrie wie der Bike-Branche. Was also ohnehin schon immer schwer war, war in den vergangenen Jahren fast unmöglich: Innerhalb kürzester Zeit haben wir einen unglaublichen Einbruch, direkt gefolgt von einem nie dagewesenen Boom erlebt. Modelljahre wurden eingestampft, verschoben oder vorgezogen und Innovationen mussten in der Schublade liegen bleiben, weil es keine Fertigungskapazitäten gab. Schlichtweg: Es herrschte ganz schönes Chaos. Auch 2022 konnte wohl kaum vom Normalzustand geredet werden und mit einer waschechten Energie- und Lieferkrise könnte auch 2023 ein Ausnahme-Jahr für viele Bike-Hersteller sein.
Prognosen-Check 2022
Ehrlich gesagt lagen wir gar nicht so schlecht – da hat sich die Investition in die Premium-Kristallkugel doch gelohnt. Vielleicht lag es auch an geschickt offen formulierten Voraussagen oder unserem unglaublichen Insider-Wissen. Gehen wir die wichtigsten Punkte doch einmal durch: Am Anfang gab’s direkt eine Niete – das Thema Made in Europe steht zwar bei vielen Herstellern auf der Agenda und ist nicht abgeschlossen. Mit Meilenstiefeln geht es hier allerdings nicht voran. Dafür war 2022 absolut das Jahr der Light-E-MTBs – auch dank einiger der vorausgesagten neuen Motoren. Der MTB-Rennzirkus ist nach der Pandemie immer noch nicht über den Berg, es konnten jedoch positive Zeichen gesetzt werden. Dafür sieht man so viele Familien wie selten zuvor gemeinsam auf Rädern im Wald – entsprechend umfangreich haben auch viele Trail- und Bikeparks investiert und ausgebaut. Mit dem Green Hill Bikepark gibt es nun sogar ein komplett neues Angebot in Deutschland. Ziemlich auf den Punkt hat es die Prognose über mehr kurzhubige Trail-Bikes getroffen – unser Vergleichstest Anfang der Saison hat gezeigt, wie viel Bewegung in diesem Markt steckt.
Mehr Integration & Automatisierung
„Ich denke, wir werden noch mehr Integration sehen. Scott hat hier mit dem Light-E-MTB Lumen – Scott Lumen-Test – den Benchmark gesetzt und zeigt eindrucksvoll, was möglich ist. Hier ist nicht nur jede Leitung versteckt, nein, auch der Motor, Akku und Dämpfer sind kaum sichtbar im Carbonrahmen versteckt. Aber Integration wird 2023 noch weitere Früchte tragen, denn ich kann mir auch gut vorstellen, dass das Thema automatisches Schalten, Reifendruckkontrolle und Prüfung des Fahrwerk-Setups – vollkommen automatisch, versteht sich, in der kommenden Saison Schwerpunkte sein können.
Dazu, da bin ich mir ziemlich sicher, werden wir auch an Performance-E-MTBs Range Extender sehen. Beim Orbea Wild (Test) sieht man schon einen Eingang in den Rahmen, der bis dato keine Funktion hat. Könnte hier alles für einen Range Extender von Bosch vorbereitet sein? Sinn würde es machen, denn so könnte man einen kleinen, leichten Akku fest im Rahmen verbauen und, wenn man eine richtig lange Tour fahren will, zusätzlich einen Range Extender aufs Unterrohr schnallen. Kapazität auf der Tour, leichteres Handling auf dem Trail. Stimmig, oder?“
Rico Haase, Redaktionsleiter eMTB-News
„Zu sagen, dass es nächstes Jahr mehr Integration geben wird, ist so offensichtlich, dass ich überlegt habe, so eine Prognose überhaupt abzugeben: Immer mehr Hersteller versuchen, nicht nur die Schalt- und Bremskabel möglichst zu verstecken oder wegzulassen, sondern auch möglichst viele Teile zu einem zusammenzufassen. Dass das Probleme mit sich bringt, ist klar. Weder Redakteure noch Foren-User zeigten sich bisher begeistert – doch geholfen hat es nichts. Das kommende Jahr wird zeigen, wie groß die Akzeptanz unter den Kunden sein wird. Ich halte es für relativ wahrscheinlich, dass ein großer Aufschrei ausbleibt. Andererseits … auch das geschraubte Tretlager war schon tot geglaubt und ist mittlerweile fast wieder Standard.“
Gregor Sinn, Senior Technical Editor MTB-News
„Was das Thema Integration angeht, bin ich komplett bei Gregor. Unverhofft wurde die Kabelverlegung durch den Steuersatz 2022 zu einem ziemlich relevanten (Nerv-)Thema. Und wenn man sich einige der Patente, die bereits angemeldet wurden, ansieht, dann wird hier in naher Zukunft noch mehr integriert und versteckt. Auch ich bin gespannt, wie groß die Akzeptanz unter den Kund*innen ist – oder ob die Vorteile am Ende überwiegen. Gleichzeitig eröffnen sich aus diesem Trend auch wieder Chancen für kleine Hersteller, die nicht jeden Trend mitgehen wollen. Man muss nicht immer wieder das Rad neu erfinden, sondern meiner Meinung nach würde es schon ausreichen, sich auf die Basics zu konzentrieren und ehrliche, einfach zu wartende und gut funktionierend Bikes zu entwickeln – am besten noch zu einem fairen Preis. Raaw beweist beispielsweise schon seit einigen Jahren, dass dieser Ansatz sehr erfolgreich sein kann, und zwar ganz ohne Carbon oder High-Pivot-Hinterbau mit 19-facher Kettenumlenkung oder Kabeln, die vom Steuersatz in die Hinterradnabe und von dort durch die linke Pobacke an die Hinterradbremse führen. Eben so wie früher, nur besser.“
Moritz Zimmermann, Test-Leiter MTB-News
Der MTB World Cup wird aufgemischt
„Das Thema Racing wird meiner Meinung 2023 ein noch relevanteres Thema werden, als es ohnehin schon ist. Lange Zeit war unklar, wie sich der Wechsel von Red Bull zu Discovery auswirken wird – und an dieser Stelle ist es, Prognosen hin oder her, definitiv noch zu früh, denn zu viel steht noch in den Sternen. Doch jetzt schon kann gesagt werden, dass das bisherige Erfolgsrezept nicht einfach 1:1 weitergeführt wird. Für den Downhill wurden die gravierendsten Format-Änderungen seit vielen, vielen Jahren beschlossen und der Enduro-Sport ist nun offiziell in den World Cup aufgenommen worden. Und auch wenn es die UCI mal wieder versäumt hat, die Preisgelder in halbwegs vernünftige Bahnen zu lenken, wird das Thema Racing definitiv relevanter. Der World Cup wird in allen Disziplinen elitärer, dürfte aber auch ein breiteres Publikum erreichen – was wiederum auch größere Sponsoring-Deals ermöglichen wird. Schon jetzt merkt man, dass einige Hersteller, die im Racing-Bereich aktiv sind, ihre Budgets weg von Influencern und hin zu den Rennteams verschieben. Wenn es der UCI und Discovery gelingt, auf Anhieb Neuerungen einzuführen, die positiv angenommen werden, dann dürfte der Rennsport im Mountainbike-Bereich ab 2023 tatsächlich aufs nächste Level gehoben werden.“
Moritz Zimmermann, Test-Leiter MTB-News
Allroad-Bikes > Gravel Bikes
„Nach wie betonen Hersteller unisono, dass ihnen der Gravel-Bike-Boom große Freude beschert. Neuerscheinungen wie das YT Szepter – von einer Marke, die stets ihr „MTB only“ Credo hochgehalten hat, – sprechen dafür, dass es auch so ist. Und Bikes wie das Szepter belegen, wie sich die Gravel-Bike-Nische weiterentwickelt: zu immer fähigeren Adventure-Gravel-Bikes auf der einen und schnelleren Gravel-Bikes auf der anderen Seite des Spektrums.
Wo das Gravel-Bike hineilt, ruft das Allroad-Bike: „Ich bin schon da!“. Denn 2022 war das Jahr des Allroad-Bikes, wenn man so will. Immer mehr Endurance-Rennräder werden mit Reifenfreiheit von 35 mm bis 40 mm in 700c tauglich fürs Mainstream-Graveln, also das Befahren gut befestigter Wege. Jüngste Beispiele sind das Trek Domane, das Ridley Grifn, das Wilier Gran Turismo oder das Basso Astra sowie bereits zu Anfang des Jahres das Canyon Endurace CF. Sicherlich werden wir 2023 noch viel mehr davon sehen. Sei es in Form von „aufgebohrten“ Endurance-Rennrädern – ein Specialized Roubaix vielleicht? – oder in Form von wieder Rennrad-mäßiger ausgelegten Gravel Bikes – wie dem BMC Kaius.“
Jan Gathmann, Redaktionsleiter Rennrad-News
Fahrräder werden günstiger
„Es zeichnet sich bereits seit einigen Wochen ab und wird auch so schnell erstmal nicht weniger: Das Leben wird teurer und die Kaufkraft sinkt. Gleichzeitig stapeln sich bei den Händlern und Herstellern die Bikes im Regal, was für eine Entspannung bei den Preisen sorgt. So richtig günstig werden viele Fahrräder dadurch natürlich immer noch nicht. Gerade E-Bikes und E-Lastenräder schlagen inzwischen einfach häufig mit weit über 4.000 Euro zu Buche. Dass das sich nicht jeder leisten kann oder will, ist klar. Deshalb braucht es mehr günstige Alternativen wie etwa Leasing, Sharing oder Mietangebote. Hier werden wir hoffentlich auch 2023 weitere Angebote sehen.“
Laurenz Utech, Redaktionsleiter Nimms-Rad
„Auch ich schließe mich hier Laurenz an. In Zeiten, in denen ein vernünftig ausgestattetes Mountainbike an der 10k-Marke kratzt, mag es schwer zu glauben sein. Aber bereits jetzt hört man von vielen Herstellern, aber auch Händlern, dass die zu Boom-Zeiten bestellte Ware nun endlich da ist. Die Kunden hingegen haben durch die Energie-Krise einfach andere Sorgen als ein Rad zu kaufen – gerade im günstigeren Segment. Im absoluten High-End-Segment ist es eher noch vorstellbar, dass diese Preise weiterhin gezahlt werden. Sieht man die ganzen 12, 13, 14 oder 15.000 € teuren Räder, die in den letzten Monaten vorgestellt wurden, dann scheint das auch die Erwartung vieler Hersteller zu sein. Diese Entwicklung bedeutet auch, dass 2023 ein schweres Jahr für viele kleinere Rad-Händler werden könnte.“
Gregor Sinn, Senior Technical Editor MTB-News
Der Geometrie-Wahnsinn verliert an Fahrt
„Zugegebener Maßen eine ganz schön gewagte Prognose. Auch in diesem Jahr sind viele neue Modelle von Mainstream-Marken ganz schön gewachsen. Trotzdem ist der größte Hype vorbei und ich kann mir langfristig vorstellen, dass es sogar wieder etwas zurückgeht. Ich denke, wir werden nächstes Jahr noch ein paar unnötig große Räder sehen, aber mehr Firmen werden Zwischengrößen einführen, wie Trek es bei einigen Modellen schon vorgemacht hat.“
Gregor Sinn, Senior Technical Editor MTB-News
Die Fahrrad-Industrie wird nachhaltiger
„Vielleicht, aber hoffentlich nicht nur, ein Wunsch: Die hohen Energiekosten und die aller Wahrscheinlichkeit nach sinkende Nachfrage leiten bei immer mehr Herstellern ein Umdenken zu nachhaltiger Produktion ein. Nachhaltig in dem Sinne, dass weniger Bauteile-Vielfalt herrscht, weil liegende Teile bei Händlern, Lagerhäusern und in den Fabriken teuer sind. Dass überall, wo Performance nicht die höchste Priorität hat, Langlebigkeit eine größere Rolle spielt. Mit dem Canyon Ultimate und dem Colnago V4Rs gab es dieses Jahr bereits 2 prominente Neuerscheinungen auf Top-Niveau, die zumindest Robustheit als Entwicklungskriterium anführten und kaum leichter wurden.
Dass die Produktionsstätten näher an die Märkte rücken, ist jetzt schon ein erklärtes Ziel vieler Hersteller, schon allein aufgrund der Lieferketten-Problematik. Aber auch das dürfte zu einer besseren Ressourcen-Bilanz des Produktes Fahrrad beitragen.“
Jan Gathmann, Redaktionsleiter Rennrad-News
Mehr Angebote für MTB-Kids & Frauen
„Auch in diesem Jahr gab es viele neue Produkte für den Nachwuchs – und dass Mountainbiken für Kinder und mit Kindern weiterhin hoch im Kurs stehen wird, wird auch das kommende Jahr zeigen. Ich bin mir sicher, dass diese Entwicklung 2023 weiter beschleunigt wird und Hersteller ihren Fokus noch stärker auf die im wahrsten Sinne des Wortes wachsende Zielgruppe legen werden. Denn Kinder möchten nicht nur einfach irgendwelche Fahrräder haben, sondern ernst genommen werden – und dass sie mittlerweile ernst genommen werden, zeigen reine Kinder DH-Bikes wie die Neuheiten Vpace Fred oder das Commencal Supreme DH XS, aber auch vermehrt hochwertige Bekleidungs- und Protektoren-Linien und eigene Rennserien und Kinder-Rennen. Daher: Wir sind gespannt, was im kommenden Jahr alles für den Nachwuchs geboten wird!“
Johannes Herden, Redaktionsleiter MTB-News
„Egal, ob Tour de Femmes, Red Bull Formation oder Red Bull District Ride, an dem erstmals auch Frauen auf dem Kurs fuhren – diese Entwicklung zu noch mehr Sichtbarkeit für Frauen im Wettkampf-Radsport wird auch im kommenden Jahr weitergehend und meiner Einschätzung nach insbesondere im Gravity-Sport einen Extra-Schub bekommen, wenn noch mehr Nachwuchs-Fahrerinnen durch sichtbarere Vorbilder motiviert werden, auch an Events teilzunehmen. Auch, wenn es nicht 1:1 vergleichbar ist: Die Fußballerinnen haben es vorgemacht, was TV-Präsenz angeht. Immerhin war das Frauen-WM-Finale das meistgesehene Fußballspiel in Deutschland 2023!“
Johannes Herden, Redaktionsleiter MTB-News
Road-Racing wird attraktiver
„Der Radsport hat in der Vergangenheit genug dunkle Tage erlebt, aktuell deutet alles darauf hin, dass wir in den nächsten Jahren immer mehr richtig tolle Rennen genießen können. Dafür verantwortlich ist eine neue Generation an Rennfahrern, die alt her gebrachte Ansichten und Gewissheiten mit sichtbarer Freude an ihrer Passion pulverisieren. Typen wie Wout van Art, Mathieu van der Poel oder Tom Pidcock glänzen in mehreren Disziplinen und gestalten zusammen mit den neuen Rundfahrt-Helden Tadej Pogacar, Remco Evenepoel oder Jonas Vingegaard den neuen Radsport. Etappen mit irrwitzigem Tempo, aussichtslos erscheinende Attacken und die Abkehr von zu viel langweiliger Teamtaktik machen den Sport wieder für jedermann attraktiv. Dazu kommt, dass die Eintagesklassiker immer mehr an verdienter Beachtung gewinnen. Die Zeiten, in denen sich große TV-Sender vor der Übertragung der Tour drücken konnten, sind damit endgültig vorbei. Hoffen wir inständig, dass der Sport endlich sauber ist und es auch bleibt.“
Harald Englert, Redakteur Rennrad-News
Die technische Entwicklung & Elektrisierung erreicht ein Plateau
„Wir haben in den vergangenen Jahren eine Zeit erlebt, in der sich die Technik des Rennrades komplett verändert hat. Der Umstieg zu Scheibenbremsen ist abgeschlossen (auch im Rennsport), Schlauchreifen sind Geschichte, elektronische Schaltungen ohne Züge mit 24 Gängen sind Standard und die Bedeutung der Aerodynamik ist bei allen Entwicklern angekommen. Gerade auf letztgenanntem Gebiet werden wir noch viele Weiterentwicklungen und Fortschritte sehen, aber die größten Schritte scheinen gemacht. Kommen Schaltungen mit 26 Gängen? Bestimmt, irgendwann, aber sie werden keinen so großen Einfluss haben wie zum Beispiel der Umstieg von Felgen- zu Scheibenbremsen. Die Entwicklungsschritte werden kleiner und nicht mehr so gravierend, es wird wohl eine kleine Pause bei wirklich wichtigen Innovationen geben. Zumindest bis es einem Unternehmen gelingt, eine wirklich taugliche Alternative zur Kettenschaltung zu präsentieren.“
Harald Englert, Redakteur Rennrad-News
„Im aktuellen Podcast hatten wir schon darüber gesprochen: Das Flight Attendant-System (Test) als eine der jüngsten elektronischen Entwicklungen am modernen Mountainbike markiert für uns ein gewisses Plateau, was Elektrifizierung am unmotorisierten MTB angeht. Es gibt elektronische Schaltungen von Shimano und SRAM, Fox und RockShox bieten elektronische Federungskomponenten an, RockShox und Magura elektronisch angesteuerte Variostützen – die Bad Uracher stellten vor Kurzem die neueste Variante vor. Riesige Entwicklungssprünge sind in Zukunft meiner Meinung nach dennoch nicht mehr zu erwarten – eher könnten elektronische Unterstützer in Zukunft noch mehr die breite Masse abdecken, wie die elektronischen Varianten der SRAM Force-, Shimano XT- oder SRAM GX-Gruppen zeigen. Spannend hingegen ist die Entwicklung bei Fahrrädern mit Motor – denn wie sinnvoll eine gänzlich automatische Schaltung am Lastenrad funktioniert, stellte ich erst letztes beeindruckend fest. Hier ist ganz sicher noch lange kein Ende der Fahnenstange in Sicht.“
Johannes Herden, Redaktionsleiter MTB-News
Mehr Cargo-Bikes & neue Regeln für S-Pedelecs
„Obwohl Lastenfahrräder in Ländern wie etwa Dänemark schon seit mehreren Jahrzehnten zum Stadtbild gehören, sind sie hierzulande gerade erst so richtig angekommen. Dank attraktiver Förderungen und Dienstrad-Leasing schaffen sich immer mehr Menschen ein Cargo-Bike an und die Tendenz ist weiter steigend. Denn eins ist mal klar: Erholsamer, nachhaltiger und platzsparender kann man sich in der Stadt nicht fortbewegen. Und schneller ist’s dank wegfallender Parkplatzsuche häufig auch noch. Natürlich gibt es auch Herausforderungen, die den weiteren Vormarsch des Lastenrades erschweren – wie etwa der Mangel an Abstellmöglichkeiten oder eben unzureichende Fahrradinfrastruktur. Doch neue Regelungen, wie die der Stadt Berlin, die ihre PKW-Parkplätze nun auch für Fahrräder geöffnet hat oder plötzlich aus dem Boden sprießende Pop-Up-Radwege zu Pandemiebeginn zeigen, dass was geht und stimmen zuversichtlich. 2023 wird das Jahr des Cargo-Bikes in der Stadt – und wenn sich in Sachen S-Pedelecs und Radwegnutzung noch was tut, vielleicht auch auf dem Land. Und ja, es gibt auch Cargobikes, die 45 km/h schnell fahren. Mit denen traut sich nur kaum jemand auf die Straße.“
Laurenz Utech, Redaktionsleiter Nimms-Rad
„In Deutschland ist es bislang per Gesetz verboten, mit einem E-Bike, das schneller als 25 km/h fahren kann und damit noch als Kleinkraftrad eingestuft wird, auf Radwegen zu fahren. Dementsprechend gering sind die Absatzzahlen der flotten Zweiräder, die gerade im suburbanen und ländlichen Raum, in dem es häufiger darum geht, Strecken jenseits der 10 km-Marke zurückzulegen, ein so wichtiges Tool für die Verkehrswende wären. In Ländern wie der Schweiz ist es hingegen erlaubt und die Verkaufszahlen für S-Pedelecs dementsprechend hoch. Aktuell werden neue Regelungen, die vor allem S-Pedelecs und Cargobikes begünstigen sollen, auf europäischer Ebene diskutiert. Wahrscheinlich ist es Wunschdenken, dass es hier schon im Jahr 2023 zu einem Ergebnis kommen wird, aber wir geben die Hoffnung nicht auf und nehmen ohnehin weiter das Rad!“
Laurenz Utech, Redaktionsleiter Nimms-Rad
Neue Schaltungen für die Unterlenker-Fraktion
„Vieles spricht dafür, dass wir von SRAM ein kleines Neuheiten-Feuerwerk im Jahr 2023 erwarten dürfen. Und zwar an beiden Enden des Preis-Spektrums: So steht offenbar ganz offensichtlich eine neue SRAM Apex AXS in den Startlöchern, womit dann alle SRAM-Rennrad-Schaltgruppen per Funk bedient würden – der Weg zu cleanen Cockpits an günstigeren Rennrädern wäre dann einfacher.
Die Gerüchteküche kocht auch über die Vorstellung einer neuen SRAM Red eTap AXS-Gruppe. Die aktuelle Variante ist inzwischen 4 Jahre im Einsatz und verlor zuletzt vor allem im Hinblick aufs Gewicht gegenüber der Konkurrenz aus Japan an Boden. Bei World Cup Cyclocross-Rennen wurden an Trek-Bikes bereits bisher unbekannte Schalthebel ohne Gruppenlabel gesichtet – und die Wahrscheinlichkeit, dass die Profis Einsteigergruppen fahren, ist gering. Die große Frage ist, ob neue Gangzahlen mit den wahrscheinlich neuen Gruppen kommen werden. Wird SRAM Apex 12-fach? Ziemlich wahrscheinlich. Wird SRAM Red 13-fach – ich glaube eher nicht.
Und Shimano? Die Japaner haben 2022 ihre Di2 Semi-Funktechnik mit 12-Gängen hinuntergereicht bis zur Shimano 105 und damit im Rennrad-Bereich aller Wahrscheinlichkeit nach für 2023 keine großen Neuheiten mehr im Köcher. Spannend ist eher, welche Bikes mit Shimano 105 Di2 2023 tatsächlich verfügbar sein werden und was sie kosten.
Bei den Gravel-Bike-Schaltungen der GRX-Serie hat Shimano noch nicht den Schritt zu 12-fach und Funk gemacht. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die großen Neuheiten 2023 bei Shimano im Gravel-Bereich liegen – eine leichte Shimano GRX Di2 12-fach wäre ein wichtiger Baustein im Kampf um Marktanteile. Und sollte SRAM mit der günstigen Apex kommen, könnte Shimano wie bei den Road-Gruppen ebenfalls ganz smart die günstigere GRX Di2 12-fach auf 105er Niveau gleich mit vorstellen. So hat es Shimano ja bei den Rennrad-Gruppen mit Ultegra und Dura-Ace vorgemacht.“
Jan Gathmann, Redaktionsleiter Rennrad-News
Was denkst du – wo verrennen wir uns total und wo liegen wir goldrichtig?
138 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDa du das Thema angesprochen hast. Das ist die Antwort der Schweizer Volkspartei, die Partei, mit den meisten Stimmen bei der letzten Nationalratswahl (soweit ich das mitbekommen habe):
https://twitter.com/SVPch/status/1610235382720782338
Mehr sag ich dazu jetzt nicht mehr, da es mit dem eigentlichen Thema nix zu tun hat.
Freu dich, dass du in Zürich schnell an der Haltestelle vorbeibrettern kannst und fahre in Berlin, wenn du mal da bist, einfach langsam vorbei.
Burschn, geht mal wieder raus zum Biken.
https://theroundup.org/solar-power-statistics/
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