Bereits vor einem Jahr wurde bereits über die Suche der Stadt Bad Wildbad nach einem neuen Betreiber des bekannten Bikeparks berichtet. Mit der Adventure Sports GmbH konnte ein größtenteils aus Locals bestehendes Team bei der Ausschreibung überzeugen – wir haben sie nach ihren Plänen und Wünschen für die kommenden Jahre in Bad Wildbad befragt. Eines vorweg: E-Bikes haben einen festen Platz darin!
Bad Wildbad war bisher vor allem unter Gravity-Bikern einer der bekanntesten und ältesten Bikeparks Deutschlands – ist in den letzten Jahren jedoch etwas in die Jahre gekommen. Schuld daran ist – neben moderneren Downhill-Bikes, die den harten Steinfeldern der DH-Rennstrecke sicherlich einen Teil des Schreckens genommen haben – vor allem wohl die Lift-Situation mit Shuttle-Bussen sowie die etwas magere Strecken-Auswahl. Der neue Betreiber setzt nun jedoch auf viel lokales Wissen sowie die E-Bike-Community und möchte mit einem motivierten Team, umfangreichen Strecken-Umbauten und spannenden Service-Angeboten wieder neue Besucher in den Nordschwarzwald locken. Alle Infos gibt’s direkt vom Adventure-Team im Interview!
MTB-News.de: Servus! Wann rechnet ihr mit einem Saisonstart?
Adventure-Team: Grundsätzlich ist die Planung ja derzeit für alle etwas schwierig – hinzu kommt der schneereiche Winter hier im Schwarzwald und natürlich auch unser Anspruch an den Zustand der Strecken. Unser Ziel ist es, am 1. Wochenende im April zu eröffnen, wir planen aber auch schon Alternativen ein.
Wie wird die Lift und Shuttle-Situation 2021 geregelt? Nimmt die Bahn Radfahrer mit und wie werden die Kapazitäten erhöht?
Unser gesamtes Team besteht fast ausschließlich aus Locals, weshalb wir die örtlichen Gegebenheiten und Herausforderungen sehr gut kennen. Ein zentraler Punkt unseres Konzepts ist die Verbesserung des Transports auf den Sommerberg. Dabei setzen wir weiterhin auf Shuttles. Künftig wird es jedoch drei neue Shuttles mit neuen Anhängern geben.
Wir können dadurch die Kapazität der einzelnen Fahrten erhöhen und haben mehr Fahrzeuge im Einsatz. Unsere neuen Anhänger sind wesentlich einfacher und schneller zu beladen. Außerdem gibt es eine neue Haltestelle, die schneller von den Trails zu erreichen ist und der Stausituation der Innenstadt aus dem Weg geht.
Der Park war vor allem in den frühen 2000ern ein beliebter Anlaufpunkt für deutsche Downhill-Fahrer – nicht zuletzt durch den iXS Cup. Wie sollen die Strecken an die Bedürfnisse moderner Downhiller und vor allem Enduro- und Trailbiker angepasst werden?
Als Locals fahren wir hier in Bad Wildbad schon seit 20 Jahren und kennen quasi jeden Stein und jede Wurzel und damit auch die Möglichkeiten, beziehungsweise Potenziale, die hier liegen. Für uns geht jetzt der Traum in Erfüllung, all das umzusetzen, was wir uns schon seit langer Zeit wünschen.
Konkret sieht das so aus, dass wir teilweise neue Konzepte für die Strecken haben, teilweise einfach viel Pflege investieren und neue Obstacles installieren. Bei der 4-Cross/BikerX sieht es beispielsweise so aus, dass wir die Strecke als „JumpLine“ konzipieren und die ersten Sektionen bereits neu geshaped haben. Große Steine wird es hier künftig nicht mehr geben, wodurch der Teil des Parks deutlich an Attraktivität gewinnt.
Der iXS-Downhill ist berühmt-berüchtigt und soll seinen Charakter definitiv behalten. Gleichzeitig wollen wir hier aber auch für Besucher mit niedrigerem Skill-Level die Möglichkeit bieten, sich an den iXS-Downhill zu wagen, beziehungsweise mit weniger Verschleiß ans Ziel zu kommen. Jeder wird hier am Ende seine Line finden.
In der Ausschreibung vor einem Jahr hieß es, dass der Park sich entweder an ein Familienpublikum oder internationale DH-Fahrer richten soll. Welche Entscheidung wurde getroffen?
Die Anforderung der Ausschreibung war eine eindeutige Ausrichtung im Hinblick auf das Publikum. In der Konzeptionierungsphase war uns aber schnell klar, dass der Park mit seinen Kapazitäten und der Infrastruktur das Potenzial hat, sowohl erfahrene Fahrer wie auch ein familiäres Publikum anzusprechen. Das haben wir seither weiterverfolgt und wurde so auch vom Entscheidungsgremium akzeptiert, beziehungsweise begrüßt. Es wird dabei auf jeder Strecke verschiedene Lines mit unterschiedlichen Schwierigkeiten geben: Wir installieren beispielsweise Chicken-Ways, bauen Haltemöglichkeiten abseits und legen besonderen Wert auf die Beschilderung der Strecken. So wollen wir die Facetten des MTB-Sports weiter in die Bevölkerung tragen, denn die Nachfrage ist da und wächst.
Sind neue Strecken in der Planung?
Wir liegen in Bad Wildbad mitten im Naturschutzgebiet Nordschwarzwald und haben hier am Standort besondere Herausforderungen, wenn es um neue Strecken und Bauwerke geht. Im Park selbst wird es mittelfristig keine neuen Strecken geben. Da wir hier in Bad Wildbad kurz vor der Gründung unseres Radsportvereins stehen, ist es aber unser Ziel, legale Single Trails, einen Pumptrack und weitere Angebote rund um das Fahrrad in Projekten umzusetzen.
Wird es Angebote für E-Biker geben?
Als Unternehmen mit sehr breitem Konzept spielt bei uns auch das eMTB schon historisch eine wichtige Rolle. Sei es Heiko (Co-Founder), der bereits 2019 mit „Adventure Bikes“ als eMTB-Verleih den Grundstein für das heutige Geschäft gelegt hat, oder Alex (Co-Founder), der schon seit einiger Zeit Mobilitäts-, und Freizeitkonzepte rund um das eBike entwickelt.
Im Bikepark wollen wir einmal im Monat einen Tag anbieten, an dem wir einen Trail als reinen Uphill-Trail für eBiker ausweisen. An diesen Tagen sind die Shuttles ausschließlich für Bikes ohne Unterstützung, dafür gibt es vergünstigte Tickets für eBiker, worin aber auch die Nutzung des Schlepplifts enthalten ist. Auf der DH2 und der derzeitigen Kärcher-Freeride werden zudem auch eMTB-freundliche Lines entstehen. Weitere Angebote gibt es dann bei den Services.
Welche Services werden neben Strecken und Lift geboten? Wird es Leihbikes, Verpflegung und eine Werkstatt geben?
Wie wir ja schon an der einen oder anderen Stelle erwähnt haben, ist unser Konzept wirklich sehr breit aufgestellt. Wir sind alle begeisterte Radfahrer, wobei nicht jeder aus dem Gravity-Umfeld kommt. Entsprechend haben wir hier verschiedenste sportliche Einflüsse im Team, was dazu führt, dass wir Bad Wildbad in der Zukunft als Radsport-Eldorado entwickeln wollen. Der Bikepark ist dabei das Herzstück.
Neben dem bereits erwähnten Verein und dem Ziel, neue öffentliche, beziehungsweise legale Strecken zu bauen, eröffnen wir bereits ab dem Frühjahr ein Radcafé direkt in der Stadt. Dort bieten wir vom Kaffee über Snacks bis hin zum Eis alles an, was schmeckt und wieder die nötige Energie gibt – natürlich in bester regionaler Bio-Qualität. Außerdem erhält man dort Tickets, Leih-Bikes und sonstiges Zubehör.
Unser dritter Standort ist das große Adventure Sports Center im Tal – ein altes Hallenbad, das wir an unsere Zwecke angepasst haben. Neben dem Bikeshop befindet sich dort die Werkstatt, eine riesige Bandbreite an Ersatzteilen sowie Zubehör und eine große Auswahl an ausgewählten Produkten aus dem Bike- und Outdoor-Sport. Zudem befindet sich dort das Schulungszentrum für die Theorie- und Schrauberkurse, die Räumlichkeiten des Vereins, ein weiterer Standort unseres Verleihservices und der Start unserer Guide-Touren.
Außerdem bieten wir Services wie die Clean-Station von Muc-Off, einen Notfall-Werkstattwagen für liegengebliebene (E-)Biker und eine sehr große Leih- und Testflotte verschiedener Hersteller wie Trek, Mondraker und Giant sowie natürlich Fahrtechnikkurse in nahezu allen Ausprägungen.
Ganz besonders gespannt sind wir übrigens auf das Husqvarna eDownhill-Bike ExtremeCross. Mal sehen, wie viel MX da drinnen steckt.
Gibt es Pläne, in Bad Wildbad erneut Downhill-Rennen oder andere Events stattfinden zu lassen?
Absolut! In 2021 können wir Veranstaltungen vermutlich nur in sehr kleinem und stark reglementiertem Rahmen stattfinden lassen und auch die große Party zur Eröffnung muss wohl bis 2022 warten. Aber sobald es möglich ist, wollen wir hier in Bad Wildbad wieder große Events veranstalten. Neben den bekannten Rennen wollen wir dann auch ein eigenes Event etablieren – mehr dazu dann zur gegebenen Zeit. In jedem Fall freuen wir uns, dass wir dabei auch auf die Unterstützung der Stadt Bad Wildbad zählen dürfen.
Vielen Dank für das Interview!
Was haltet ihr von den neuen Plänen – könnte Wildbad wieder der Biker-Magnet im Schwarzwald von einst werden?