Birzman Internal Routing Kit im Test: E-Mountainbikes mit innenverlegten Leitung sehen zwar ausgesprochen schick aus, können in der Werkstatt aber schnell zum Albtraum werden. Muss ein neuer Schaltzug verlegt werden oder will man eine neue Hinterrad-Bremse montieren, so kann das Verlegen der Leitung zu einem äußerst zeitraubendem und nervigen Unterfangen werde. Hier soll das Birzman Internal Routing Kit Abhilfe schaffen. Wir haben das praktische Werkzeug für euch getestet!
Birzman Internal Routing Kit: Infos und Preise
Wer kennt es nicht? Man hat sich eine neue Bremsanlage gekauft, die Variostütze muss eingebaut werden oder es ist mal wieder Zeit für einen neuen Schaltzug. Alles keine Herausforderung für einen geübten Schrauber. Wenn die Leitungen beim eigenen Mountainbike allerdings innenverlegt sind und nicht über eine durchgängige Führung verfügen, können diese eigentlich einfachen Aufgaben zu einem sehr Zeit- und Nerven-aufreibendem Unterfangen werden. Hier will das Birzman mit einem praktischen Werkzeug Abhilfe schaffen. Durch das Birzman Internal Routing Kit soll die Leitungsverlegung zum Kinderspiel werden. Dafür muss man nur die zu montierende Leitung mit einem magnetischen Führungskabel verbinden. Anschließend kann die Leitung ganz bequem mit einem Magneten von außen durch den Rahmen geführt werden.
Selbstverständlich liegen verschiedene Adapter bei, wodurch das Routing Kit für sämtliche bei Mountainbikes vorkommenden Leitungen und Kabel geeignet ist. Auch ein Adapter zum Verbinden von zwei Leitungen ist im Lieferumfang enthalten. Weiterhin sind ein magnetischer Führungsdraht, eine flexible magnetische Verlängerung, eine Ahle und ein Magnet mit Filz-Aufsatz in das Werkzeug integriert. Das alles versteckt sich in einem dezenten, gut 15 cm langen Aluminium-Röhrchen und wird – wie sollte es anders sein? – von Magneten an Ort und Stelle gehalten. Preislich schlägt das Birzman Internal Routing Kit mit rund 50 € zu Buche.
- praktisches Werkzeug für die interne Leitungsverlegung
- präzise Zugverlegung mittels Magnetkraft
- mit gängigen Zügen und Kabeln kompatibel
- kompatible Leitungen 4 mm Schaltzugaußenhülle / 5 mm Schaltzugaußenhülle / 5 mm Hydraulikleitung / Shimano Di2-Kabel / 1,2 mm Kabel / 1,5 mm Kabel
- Lieferumfang 4 Adapter / magnetisches Führungskabel / flexible magnetische Verlängerung / Ahle / Magnet mit Filz Aufsatz / Aufbewahrungs-Röhrchen
- Preis (UVP) 49,90 €
- www.birzman.com
Im Detail
Mit innenverlegten Zügen hantiert wirklich kein Hobby-Mechaniker gerne herum. Solange man kein Highend-Carbon-Bike mit einlaminieren Führungsröhrchen sein Eigen nennt, artet diese Arbeit fast immer in nervenaufreibenden Gestocher und endloser Fummelei aus. Es gibt wirklich schönere Schrauber-Aufgaben am Mountainbike. Mit dem Internal Routing Kit will Birzman dieser ungeliebten Arbeit jedoch komplett den Schrecken rauben.
Anders als bei Werkzeugen oft üblich kommt das Routing Kit nicht in einem funktionalen Industrie-Design daher, sondern versteckt sich komplett in einem schicken Aluminium-Röhrchen. Um an die tatsächlichen Werkzeuge zur Leitungsverlegung heranzukommen, muss man die obere und untere Endkappe herausschrauben. Die obere Kappe beherbergt einen Magneten und ist an der Spitze mit einem Filz-Aufsatz versehen. Zudem sind auf der Rückseite insgesamt fünf Vertiefungen eingelassen, in denen die Adapter für unterschiedliche Kabel und Leitungen verstaut sind. Diese werden durch den Magneten an Ort und Stelle gehalten und sollen alle bikespezifische Leitungen abdecken.
In der Schraubkappe an der Unterseite versteckt sich eine Ahle. Damit kann man Schaltzüge und Bremsleitungen, die beim Kürzen eventuell leicht gequetscht wurden, wieder in die richtige, runde Form bringen. Des Weiteren sind hier ein Führungskabel sowie eine flexible Verlängerung magnetisch befestigt.
An der Werkbank
In der Praxis stellen sich meist zwei Szenarien dar, wenn es ums Verlegen von Kabeln oder Leitungen am Mountainbike geht: Entweder ein alter Zug soll durch einen Neuen ausgetauscht werden, oder es ist noch gar kein Zug verlegt – beispielsweise bei einem neuen Rahmen. Das erste der beiden Szenarien lässt sich ungleich leichter lösen. Hierfür müssen lediglich der alte und der neue Zug mit dem mitgelieferten Verbindungsadapter zusammengefügt werden. Dann heißt es nur noch den alten Zug herausziehen, wodurch automatisch der Neue verlegt wird. Das funktioniert in der Praxis genauso kinderleicht, wie es sich in der Theorie anhört.
Bei meinem Stumpjumper Evo Aluminium-Rahmen verläuft der Schaltzug von den Kettenstreben bis zum Austrittspunkt kurz vor dem Steuerrohr komplett im Inneren des Rahmens. Dabei hat er direkt beim Eintritt in die Kettenstrebe sowie beim Austritt aus derjenigen und beim erneuten Eintritt in der Hauptrahmen einige Engstellen zu durchlaufen. Dementsprechend war ich vorerst skeptisch, ob das Neu-Verlegen auf Anhieb reibungslos verlaufen würde. Diese Skepsis war allerdings völlig unbegründet. Durch gleichzeitiges Ziehen und Schieben an den beiden Enden dauerte es keine Minute, bis der neue Schaltzug komplett und ganz ohne Zwischenfälle verlegt war. Selbst in den Schaumstoff-Liner im Unterrohr, der ein Klappern der Züge verhindern soll, fädelte sich der neue Zug problemlos ein.
Möglich macht dies ein kleines aber feines Verbindungsstück, dessen grundsätzliche Bauart vielen aus dem RockShox Reverb-Lieferumfang bekannt sein dürfte. Anders als der RockShox-Connector setzt das Birzman-Äquivalent allerdings auf konisch zulaufendes Gewinde, was in einer deutlich stabileren Verbindung resultiert. Es ist allerdings empfehlenswert, alte und gegebenenfalls am Ende ausgeleierte oder angegammelte Züge ein Stück zu kürzen, um eine maximal belastbare Verbindung zu erzielen.
Diese Zug-Verbindungs-Technik stößt allerdings an ihre Grenzen, wenn der Radius zu klein wird. Hier sorgen die relativ steifen Leitungen in Kombination mit dem Verbindungsstück dafür, dass man den Zug nicht um die enge Kurve bekommt und sich die Verbindung lösen kann. Ein konkretes Beispiel dafür stellt die Verlegung des Variostützen-Zugs bei einigen Rahmen dar. Hier beschreibt der Zug oft eine sehr enge Kurve beim Übergang von Sitzrohr zu Unterrohr. Wenn dies der Fall ist, ermöglicht meist erst das Herausnehmen des Tretlagers ein händisches Verlegen des Zuges in diesem Bereich. Manchmal hat der Hersteller jedoch auch mit kleinen Klappen wie beim Specialized Stumpjumper Aluminium oder dem Yeti SB150 vorgesorgt.
Mit einem kleinen Trick kann man dies jedoch geschickt umgehen und das Problem lösen. Dafür benötigt man eine im Vergleich zum Schaltzug deutlich flexiblere Gummi-Leitung mit gleichen Durchmesser. Im ersten Schritt verbindet man dann den alten Zug über den Connector mit der Gummi-Leitung und zieht so die Gummi-Leitung durch den Rahmen. Für den zweiten Schritt verbindet man dann einfach den neuen Zug mit der Gummi-Leitung und zieht das Ganze daraufhin erneut durch den Rahmen – Fertig! Da die Gummi-Leitung deutlich flexibler ist als ein Schaltzug, kommt man mit diesem Kniff auch um enge Kurven herum.
Der eigentliche Clou des Birzman Internal Routing Kits kommt allerdings erst zum Einsatz, wenn man die Bremsleitung oder den Schaltzug von Grund auf neu verlegen muss. Der neue Zug wird dann einfach über den passenden Adapter mit einem flexiblen Führungskabel, was aus einem Draht mit Magnetkopf besteht, verbunden. Das Ganze wird anschließend in den Rahmen eingeführt und kann dann über den Magneten in der Endkappe des Werkzeugs ganz bequem von außen durch den Rahmen geführt werden. Der Filz-Aufsatz des Magneten verhindert dabei, dass der kostbare Rahmen zerkratzt wird.
Dies funktioniert einwandfrei, solange man es nicht mit zu dicken Schweißnähten und Kanten im Inneren des Rahmens zu tun bekommt. Dann stößt die Magnetkraft nämlich an ihre Grenzen oder der Zug verhakt sich an einer Kante. Ergo: Solange der Zug lediglich durch ein Rohr geführt werden muss, ist das Verlegen sehr einfach. Muss der Zug jedoch durch Rohrübergänge manövriert werden, so kann dies je nach Anatomie des Rahmens zu Problemen führen. Besitzer von Carbon-Rahmen haben es hier tendenziell leichter.
Glücklicherweise trifft bei den meisten Rahmen allerdings der erste Fall zu. Oft laufen Leitungen durch die Kettenstreben, treten dann wieder aus dem Rahmen heraus, um anschließend nochmal ins Unterrohr abzutauchen. In diesen Fällen wird die Leitungsverlegung mit dem Birzman Internal Routing Kit wahrlich zum Kinderspiel. Anstatt verzweifeltem mit einem Kabelbinder nach der Leitung fischen, kann man den Zug so präzise an seinen Bestimmungsort führen. Falls sich der Zug am Ausgangspunkt sträuben sollte, kann er mithilfe der im Lieferumfang enthaltenem magnetischen Verlängerung problemlos aus dem Rahmen gefischt werden. Diese verfügt über einen magnetischen Kopf und lässt sich je nach Bedarf verbiegen. Dies funktioniert einwandfrei, war bei uns in der Praxis aber nie nötig.
Fazit – Birzman Internal Routing Kit
Kann das Birzman Internal Routing Kit innenverlegten Leitungen gänzlich den Schrecken rauben? Klares Jein! Das Werkzeug funktioniert zwar in ungefähr 90 % der Fälle absolut einwandfrei und erleichtert die Zugverlegung enorm. Bei den wirklich knackigen Aufgaben mit sehr engen Radien und Kanten im Inneren des Rahmens muss dann allerdings auch das Birzman-Tool die Waffen strecken und es ist wieder Fummel-Arbeit angesagt. Nichtsdestotrotz möchten wir das hochwertig verarbeitete Werkzeug nicht wieder hergeben. Alle passionierten Schrauber, die regelmäßig mit innenverlegten Leitungen hantieren und sich an gutem Werkzeug erfreuen können, sollten sich das Birzman Internal Routing Kit also mal aus der Nähe anschauen.
Pro / Contra
Pro
- präzise und einfache Zugverlegung
- planloses Rumstochern und Züge-Fischen gehört der Vergangenheit an
- sehr gut funktionierender Zug-Verbinder
- Adapter für alle Bike-spezifischen Kabel im Lieferumfang enthalten
Contra
- kantige Rohrübergänge bei Aluminium-Rahmen können zum Dealbreaker werden
- bei engen Radien kommt der Zugverbinder an seine Grenzen
Wie gefällt euch das Birzman Internal Routing Kit