Bluegrass Vanguard Core MTB Helm: Infos und Preise
Im Jahr 2008 gegründet als Tochterfirma von MET, einem weltbekannten Hersteller von Fahrradhelmen, hat sich Bluegrass mittlerweile einen Namen gemacht im Gravity-Bereich der Mountainbike-Welt. Dies wird nicht zuletzt durch die hochkarätigen Teamfahrerinnen unter dem schützenden Bluegrass-Protektionsschirm belegt. Neben EWS- und Megavalanche-Gewinner Damien Oton zählen Athleten und Athletinnen wie Dean Lucas, Vernonika Widmann, Marine Cabirou oder Vincent Tupin zum Team der Helm- und Protektoren-Marke aus Talamona in Italien. Das ambitionierte Ziel der Entwicklungsabteilung war es, den neuen Bluegrass Vanguard nach allen Regeln der Norm-Kunst zu entwickeln und zu testen, um diese mit Bravour zu bestehen.
Gerade einmal 725 Gramm in Größe Medium bringt der neue Bluegrass Vanguard Core mit seiner In-Mold-Polycarbonat-Schale samt EPS-Konstruktion auf die Waage. Durch den fest integrierten Kinnbügel sollen in puncto Sicherheit keine Kompromisse gemacht werden. Zum Schutz der Denkzentrale verfügt das Vanguard Core-Modell über das bekannte Mips C2-System.
- leichter Fullface-Helm für den Enduro-Einsatz
- Mips C2 Brain-Protection-System
- Safe-T Heta Fit-System zur individuellen Größenanpassung für optimale Passform
- Fidlock-Magnetverschluss
- flexibles Visier, welches im Falle eines Sturzes schnell löst
- verstellbare Wangenpolster sind waschbar und zwei Größen inklusive
- Größen S (52 – 56 cm), M (56 – 58 cm), L (58 – 61 cm)
- Belüftungsöffnungen 24
- Zertifizierung ASTM | NTA | CE | AS/NZS | UNS | 5 Sterne beim Virginia Tech Helmet Lab Test
- Sicherheitsfeatures Mips C2, integrierter fester Kinnbügel
- Farben Black Glossy, White Black Matt, Blue Fluid Matt, Green Fluid Matt (Core-Modelle)
- Gewicht 725 g (Größe M, Herstellerangabe zu Core-Modellen)
- Verfügbarkeit ab Juli 2023
- www.met-helmets.com
- Preis 330 € (UVP)
Zu haben ist der mit 24 Belüftungsöffnungen ausgestattete Bluegrass Vangiard Core für 330 € (UVP). Das günstigere und gut 35 Gramm leichtere Basis-Modell ohne Mips und Fidlock-Verschluss – jedoch mit selbigen Zertifizierungen – gibt es für 270 € (UVP).
Im Detail
Bei einem Fullface Helm, der seine Bestimmung im Gravity-Bereich findet, ist primär die maximale Schutzfunktion entscheidend. Laut den Designern und Ingenieuren bei MET bzw. Bluegrass war es deshalb auch kein erklärtes Ziel, einen möglichst leichten MTB-Helm zu entwickeln. Vielmehr sollte er alle Sicherheitsstandards erfüllen, welche die MTB-Industrie zu bieten hat. Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass der Vanguard Core inklusive Mips C2-System deutlich unter 1 kg liegt und mit seinen rund 750 Gramm auch die Konkurrenz in diesem Feld müde belächelt.
Der Vanguard Core ist nicht nur nach der bekannten Downhill-Norm ASTM F1952 und dem wohl anspruchsvollsten Standard NTA 8776 zertifiziert, sondern verfügt obendrein über eine 5 Sterne-Bewertung des unabhängigen Virginia Tech Helmet Lab. Interessantes Detail: MET und Bluegrass verfügen über ein hauseigenes Testlabor, in dem alle Standards und mehr abgeprüft werden. Zudem führen die Italiener Serienbegleit-Tests jeder Produktions-Batch durch und werten die zugehörigen Daten statistisch aus. So kann im Falle von auffälligen Testergebnissen in den Produktionsprozess eingegriffen und auffällige Ware gesperrt werden.
Das Innenleben nebst dem bekannten Mips C2-System verfügt über C-förmige Wangenpolster, die auch bei der optimalen Belüftung helfen sollen und mit ihren beiden Einrasthaken in zwei Positionen montiert werden können. Wenn der Uphill mal etwas länger dauert, können die waschbaren Wangenpolster auch entnommen und ineinander verhakt um den Lenker befestigt werden – smart!
Der fest integrierte Kinnbügel ist auf maximale Belüftung und Sicherheit getrimmt. Dazu gibt es einen entnehmbaren Einsatz, der auf der Abfahrt vor Schlamm und Insekten schützen soll. Das hauseigene Safe-T Heta Fit-System will eine unkomplizierte und schnelle Anpassung an jede Kopfform erlauben und damit auch zur Sicherheit beitragen. Das flexible, abreißbare Visier des Vanguard Core will zusätzliche Krafteinwirkungen auf den Kopf und ein Verdrehen durch seitlich einwirkende Kräfte verhindern.
Die 24 Belüftungsöffnungen sollen zusammen mit den breiten internen Luftkanälen Hitzestau keine Chance lassen. Der Fahrtwind kann laut Bluegrass fast ungehindert von den Einlassöffnungen zu den Auslassöffnungen strömen – und das bei niedriger als auch hoher Geschwindigkeit. Auch die Brillenöffnung ist bewusst groß gewählt, damit hier für jede MTB-Brille genug Platz vorhanden ist und kein noch so großes Format ausgeschlossen wird.
Auf dem Trail
Leichte Fullface-MTB-Helme sind gerade absolut in Mode … zurecht, wie ich finde! Denn für maximalen Schutz braucht es nicht unbedingt maximales Gewicht – was sich am Beispiel des neuen Bluegrass Vanguard Core verdeutlichen lässt. Doch wie sitzt der neue Bluegrass auf meiner 59 cm-Denkmurmel? Die Antwort: richtig gut! So viel konnte ich schon nach der ersten Anprobe in den heiligen MET-Hallen in Talamona sagen. Denn die gewählte Größe L passt wie angegossen und ist zudem überaus bequem. Das Safe-T Heta Fit-System lässt sich leicht bedienen und erzeugt auch bei festerem Anziehen keinerlei unangenehmen Druck.
Ich hatte in den vergangenen Monaten das Vergnügen, den ein oder anderen leichtgewichtigen Fullface-Helm zu testen und kann vermelden, dass mich der neue Bluegrass Vanguard Core mit dem bisher größten Tragekomfort überzeugen konnte. Vor allem das bei Konkurrenzmodellen kritisierte Ratschen-System funktioniert 1a, denn auch beim An- und Ausziehen schabe ich mir nicht unangenehm über die nackte Kopfhaut. Die Wangenpolster werden in zwei Stärken geliefert und verhelfen zusammen mit den zwei möglichen Einrastpositionen im Kinnbügel zu noch mehr Anpassbarkeit.
Im Rahmen der Helmvorstellung wurden italienisch-steile und teils sehr verblockte Trails in Angriff genommen – und das Ganze auf dem recht potenten Performance E-Bike namens Orbea Wild. Beim Anblick der steilen Hänge rund um Talamona war man direkt froh um einen mit jeglichen Normen getesteten Fullface-Helm, der trotz seines relativ geringen Gewichts – vergleicht man ihn mit einem Konkurrenzmodell wie dem Abus Airdrop MIPS Test – ein erstaunlich solides und sicheres Gefühl vermittelt. Durch seine Bauform und die gut ausgelegte Polsterung im Inneren hat man das Gefühl, einen vollwertigen Fullface-Helm auf seinem Kopf zu tragen. Einzig der fehlende Doppel-D-Verschluss lässt etwas Enduro-Gefühle aufkommen. Unabhängig davon macht die Fidlock-Magnetschnalle einen hervorragenden Job.
Das Wetter war gemischt: Es war warm, aber auch recht feucht, sodass sich neben allerhand Mücken auch eine gewisse Schwüle einstellte, die sich, sobald die Sonne herauskam, unverzüglich in Hitze verwandelte. Kein einfaches Unterfangen für einen Fullface-Helm, der zum maximalen Testvergnügen noch bei einem Rennen der italienischen E-MTB-Serie zum Einsatz kam. Denn meine Wenigkeit hatte die Ehre, zusammen mit Profis wie Damien Oton und Simon André in die Schlacht zu ziehen, um mich blind in teils sehr steile und technisch anspruchsvolle Strecken zu stürzen. Über 1.500 Tiefenmeter auf drei Stages war die Ansage. Beim Non-Stop-Uphill durfte der Helm natürlich nicht abgesetzt werden. Ich entfernte das „Schlammgitter“ für nochmals mehr Luftzufuhr und trat so die 1,5h Bergfahrt an, die gelinde gesagt verdammt steil war. Der Vanguard Core präsentierte sich hierbei als hervorragend belüftet und außerordentlich bequem.
Auch talwärts überzeugt der Helm mit einem sicheren Sitz ohne zu verrutschen. Hierzu muss der Helm nicht überdurchschnittlich festgezogen werden über den Ratschenverschluss. Die Luftzufuhr während des Downhills ist auch mit eingesetztem Schlammgitter einwandfrei und bietet keinen Grund zum Meckern. Zwei kleinere Stürze auf der ersten, leicht alpinen Stage tangierten den Helm zwar kaum. Dennoch war das Sicherheitsgefühl hier nie in Mitleidenschaft gezogen worden.
Getestet habe ich den Bluegrass Vanguard Core mit einer ungebrandeten, großen MTB-Goggle, die mir Bluegrass zur Verfügung stellte, sowie meiner guten alten 100% Accuri. Beide unterschieden sich stark in ihrer Bauform und Größe, was für den Helm keinerlei Problem darstellte. Dank meiner anlaufenden Sehhilfe wurde die Goggle gelegentlich abgesetzt und am Helm befestigt. Trotz ruppiger und langer Segmente hat die Brille ausgezeichnet gehalten. Der Vanguard Core hat während seiner Präsentation in Italien wohl so ziemlich alles mitgemacht, was solch ein MTB-Helm erleben kann. Das geringe Gewicht im Zusammenspiel mit dem ausgezeichneten Tragekomfort sowie Sicherheitsgefühl macht den Vanguard Core zu einem uneingeschränkt zu empfehlenden Begleiter für alles von Trail-Tour bis Downhill-Rennen.
Im Vergleich
Wenn man den Vergleich zum fast 200 Gramm schwereren Abus Airdop Mips zieht, dann punktet der Vanguard mit einem höheren Komfort-Level und einem Verstellsystem, das im Testzeitraum keinerlei unangenehmes Kratzen am glatzköpfigen Schädel hinterließ. Das Sicherheitsgefühl beider Helme ist groß, dennoch unterscheiden sie sich relativ stark im Gewicht. Der fehlende Doppel-D-Verschluss am Vanguard stellt für mich keinen Minuspunkt dar, da ich das Fidlock-System für seine einfache Handhabung und Funktion schätze – auch wenn meine Präferenz in Sachen DH-Helm auch heute noch das DD-System darstellt. Die Belüftung beider Helme ist hervorragend, bei der Zertifizierung hat Bluegrass die Nase vorn jedoch vorn. Preislich liegen beide Helme auf einem Niveau.
Fazit – Bluegrass Vanguard Core
Der Bluegrass Vanguard Core bietet nicht nur in Hinblick auf die Zertifizierung einen hohen Standard. Auch der Komfort des leichten Fullface-Helms ist hervorragend. Egal, ob langer und schweißtreibender Uphill oder steiler und rumpeliger Weg ins Tal: der Vanguard Core sitzt wie angegossen und versorgte einen dabei mit viel Frischluft. Die neuste Entwicklung aus Talamona kann durch geringes Gewicht gepaart mit maximaler Sicherheit Trail-Cruiser wie auch Bikepark-Shredder glücklich machen und macht auch optisch einen schlanken Fuss!
Was sagt ihr zum neu entwickelten Enduro Fullface-Helm von Bluegrass?
Warum MTB-News Helme nicht auf dem Prüfstand testet
Jeder Helm muss verschiedene Tests und Normen bestehen, bevor er auf dem europäischen Markt verkauft werden darf. Die Praxisrelevanz dieser Normen, bei denen die Helme nach einem standardisierten Verfahren auf einem Prüfstand getestet werden, wird teilweise kontrovers diskutiert. Um eine Verkaufserlaubnis für den europäischen Markt zu erhalten, müssen Fahrradhelme bestimmte Standards erfüllen.
Hierzulande besonders relevant ist die Prüfnorm DIN EN 1078. Bei dieser Norm fällt der Helm – inklusive Prüfkopf, dessen Masse zwischen 3,1 und 6,1 kg beträgt – zunächst aus einer Höhe von etwa 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte. Anschließend fällt der Helm aus einer Höhe von circa 110 cm auf ein dachförmiges Ziel. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt hier 16,5 km/h. Im Prüfkopf befindet sich ein Sensor, der die Beschleunigung misst. Liegt diese unter 250 g, gilt der Test als bestanden und die Norm ist erfüllt.
Die Hersteller der Helme kommunizieren nur, wenn der Helm den Test bestanden hat – nicht jedoch mit einem konkreten Prüfergebnis. Die schwedische Versicherung Folksam hat 2015 mit einem aufwändigen Versuchsaufbau mehrere Helme auf dem Prüfstand getestet und anschließend die Ergebnisse veröffentlicht. Studien aus dem American Football zeigen, dass Gehirnerschütterungen ab einer Einwirkung von 60 bis 100 g auftreten können. Bei einer Einwirkung von 250 g – also dem Höchstwert, den ein Helm bei der DIN EN 1078 aufweise darf – liegt ein 40-prozentiges Risiko für eine Schädelfraktur vor.
Bei unserem MTB Helm Test haben wir uns gegen einen Test auf dem Prüfstand entschieden. Dieses Thema haben wir vorab redaktionsintern diskutiert und uns dabei unter anderem folgende Fragen gestellt:
- Simuliert man auf dem Prüfstand nur die beiden Situationen, die auch für die Erfüllung der DIN EN 1078-Norm relevant sind?
- Wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Und wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 110 cm auf ein dachförmiges Ziel für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Sollte man nicht auch die auf den Kopf einwirkenden Rotationskräfte messen?
- Wie simuliert man im Labor einen bei einer Trailfahrt typischen Sturz?
- Müsste man nicht mehrere Ausführungen ein und desselben Helmes auf dem Prüfstand testen, um eine Serienstreuung auszuschließen?
- Wie, wo und wann testet man?
- Wie viel Schutz bietet ein Helm, der im Labor hervorragend funktioniert, in der Praxis aber schlecht auf dem eigenen Schädel sitzt?
- Wie viele Helme müsste uns eigentlich jeder Hersteller zuschicken, damit wir jedes Modell sinnvoll im Labor und auf dem Trail testen können?
Die Antwort auf die Frage, weshalb wir die Helme nicht im Labor auf dem Prüfstand getestet haben, ist also komplexer, als man zunächst annehmen würde. Unter idealen Bedingungen hätten wir natürlich gerne jeden Helm auch hinsichtlich seiner konkreten Schutzwirkung möglichst objektiv, reliabel und valide getestet. Generell begrüßen wir es, wenn die Hersteller der Helme den Fokus vor allem auf sicherheitsrelevante Aspekte legen und würden uns eine praxisrelevante Überarbeitung der aktuell für Trail- und Enduro-Helme notwendigen DIN EN 1078 wünschen.
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