E-Bike-Bremse – Wurfanker ist nicht gleich Wurfanker
Besonders coole Jungs hört man oft sagen: „Wer später bremst, ist länger schnell.“ Stimmt irgendwie, ist aber nur die halbe Wahrheit. Eine E-Bike-Bremse muss viel mehr können, als die Fuhre auf den letzten 2 Metern zum Stehen bringen. Sie muss sich, bei aller Bremskraft, vorallem gut dosieren lassen, standfest, kraftvoll und wartungsarm sein. Heißt im Klartext: auch eine heiß gebremste, malträtierte Bremse muss das E-Bike immer noch ohne Probleme zum Stehen bekommen oder, auch wenn das E-Bike ein halbes Jahr unbenutzt in der Garage stand, muss die Bremse noch ohne Probleme funktionieren.
E-Bike-Bremsen können nach drei verschiedenen Konstruktionen konzipiert sein: Man unterscheidet in Felgenbremsen, Scheibenbremsen und Rücktrittbremsen. Letztere kommen selten in günstigen City-Bikes und manchmal bei Kinder-Fahrrädern zum Einsatz, im Segment der E-Mountainbikes gibt es keine Rücktritt-Bremsen. Felgenbremsen, die Bezeichnung verrät es schon, bremsen direkt auf den Felgen der Laufräder und wirken somit mechanisch auf ein tragendes Teil des E-Bikes ein. Diese veraltete Technik wird aktuell noch an diversen E-Bikes im City- und Trekkingbereich verbaut, sollte aber aufgrund des höheren Gewichts eines E-Bikes und aus Sicherheitstechnischen Aspekten keinesfalls favorisiert werden, denn an E-Bikes gehören Scheibenbremsen, hydraulische Scheibenbremsen! Also Modelle, deren Leitungen mit Bremsflüssigkeit oder Mineralöl gefüllt sind und keine Bowdenzüge zur Übertragung genutzt wird. Mechanische Scheibenbremsen, hier wird mit Bowdenzügen gearbeitet, sind streng genommen ähnlich wie Felgenbremsen, bremsen aber auf einer kleinen Bremsscheibe anstatt auf der Felge, die Wirkungsweise bleibt identisch. Solche minderwertigen Bremsanlagen sieht man häufig an besonders günstigen E-Bikes diverser Lebensmittel Discounter, die speziell günstige Preispunkte erreichen müssen.
Probleme mit E-MTB-Bremsen
E-Bike-Bremsen und Scheibenbremsen sind sehr wartungsarm, können aber ab und an Probleme machen. Ein Problem, welches wahrscheinlich alle kennen, sind abgefahrene Bremsbeläge. Hier empfiehlt es sich, die Bremsbeläge öfters mit den Augen zu prüfen. Ist noch Bremsbelag zu sehen, dann passt es, ist der Bremsbelag weg, dann muss getauscht werden.
Bei langem Gebrauch, etwa einer sehr langen Abfahrt in den Bergen, kann die Bremskraft der Scheibenbremse spürbar nachlassen. Man nennt diesen Umstand Fading. Fachlich unterscheidet man zwei Arten von Fading: reibungs- und dampfbedingtes Fading. Um Fading vorzubeugen, sollte Dauerbremsen unbedingt vermieden werden!
Moderne Bremssysteme sind so konzipiert, auch bei extremen Temperaturen sicher zu funktionieren. Am E-Bike und E-Mountainbike kommt es in der Regel zu reibungsbedingtem Fading. Kommt es allerdings zu dampfbedingtem Fading muss das Bremssystem vollständig entlüftet werden.
Neben abgefahrenen Belägen und Fading können natürlich Sturzschäden die Wirkungsweise beeinflussen. Mit einer verbogenen Bremsscheiben oder abgerissenen undichten Bremsleitungen funktioniert eine Scheibenbremse natürlich auch nicht mehr ohne Probleme.
E-Bike-Bremse quietscht?
Die schlechte Nachricht: ja, Scheibenbremsen am E-Bike oder E-Mountainbike quietschen manchmal. Dies geschieht in der Regel dann, wenn die Bremsscheibe sehr nass geworden ist, beispielsweise bei einer Fahrt im Regen. Probleme macht dies aber keine wirklichen, denn das Wasser auf der Oberfläche der Bremsscheibe, verdunstet und wird bei der Bremsbetätigung von der Scheibe verdrängt. Anders, wenn die E-Bike-Bremse nach einer Waschaktion oder einer Wartung an der Bremse quietscht, denn hier könnten irgendwendwelche Pflegemittel, Spays oder gar Mineralöl (Silikonspray, Kettenspray, Federgabel-Fluid, Mineralöl, Bremsflüssigkeit, …) auf die Bremsscheibe oder die Bremsbeläge gekommen sein und diese verunreinigen. Da hiermit die Wirkungsweise der Bremse beeinträchtigt ist, muss das Problem behoben werden. Mit Bremsenreiniger lässt sich hier sehr viel erreichen. Lassen sich die Rückstände aber nicht zu 100 % entfernen, könnte es sein, dass man Beläge und Scheibe austauschen muss.
E-Bike-Bremse einstellen?
Prinzipiell ist der Weg der Bremsbeläge zur Bremsscheibe identisch. Unterschiede gibt es bei der Größe der Bremsbeläge und natürlich in der Konstruktion der Bremshebel und Bremszangen. Die Bremse am E-Bike oder E-Mountainbike lässt sich, je nach Modell, einstellen. Hochpreisige Scheibenbremsen am E-MTB, wie beispielsweise SRAM Code RSC, verfügen über eine Griffweitenverstellung und einen Einstellmechanismus um den Druckpunkt der Bremse zu beeinflussen. Somit lassen sich die Bremsen auch unter der Fahrt nachstellen und justieren.
Wenn Bremsen wenig oder keine Bremskraft mehr besitzen, sollten die Beläge und die Scheibe gecheckt werden und ggf. erneuert werden.
E-Bike-Bremse entlüften?
Mitunter wandert der Druckpunkt am Bremshebel und verändert sich, wenn man den Bremshebel mehrmals hin und her bewegt und die Flüssigkeit im Inneren pumpt. Konnte man den Hebel eben noch bis an den Lenker ziehen und verändert sich die Hebelweite durch mehrmaliges Pumpen, dann ist dies ein Indiz dafür, dass sich im Inneren der Bremsanlage etwas Luft angesammelt hat. Um diese Luft aus herauszubekommen, muss die Bremse entlüftet werden.
E-Bike-Bremse entlüften – vom Prinzip her funktioniert es so:
- Spritze mit passender Bremsflüssigkeit an der Bremszange und am Bremsgriff anschließen
- Flüssigkeit mehrfach hin und her drücken
- wenn keine Luftbläschen mehr aufsteigen, die beiden Spritzen wieder entfernen und das System schließen
In diesem Video wird erklärt, wie die E-Bike-Bremse entlüftet wird:
Die Bremse am E-Bike muss immer einwandfrei funktionieren, deshalb empfiehlt es sich im Falle einer umfassenden Reparatur die Fachwerkstatt aufzusuchen.
Gesintert oder organisch – welche Bremsbelag für das E-Bike?
Auch mit dem Bremsbelag lässt sich eine E-Bike Bremse einstellen, denn verschiedene Mischungen verändern die Charakteristik einer Scheibenbremse maßgeblich. Von Trickstuff gibt es beispielsweise den Trickstuff ENOX-Belag, der Langlebigkeit und Bremspower vereinen soll.
Organische Bremsbeläge
Organische Bremsbeläge verschleißen schneller, sind aber geräuschärmer, als die gesinterten Bremsbeläge, denn diese quietschen meist stärker als die organischen Beläge. Darüber hinaus entwickeln gesinterte Beläge in der Regel mehr Hitze, weshalb sich hier eine Kombination mit größeren Bremsscheiben (200 oder 220 mm) empfiehlt.
Die Bestandteile organischer Bremsbeläge sind, wie es die Bezeichnung erahnen lässt, organischer Natur. Meistens bestehen diese Bremsbeläge aus Bestandteilen und Fasern organischer Stoffe, die beispielsweise aus Glas, Gummi, Kevlar und Twaron gewonnen werden. Dazu kommen Füllstoffen und temperaturbeständige Kunstharze. Dass Material ist „weicher“ und verschleißt deshalb schneller als ein Sinterbelag.
- Vorteile: quietschen weniger, sehr gut zu dosieren, gute thermische Eigenschaften
- Nachteile: hoher Verschleiß
Sintermetall-Belag (Metall oder gesintert)
Bremsklötze mit Sinterbelag bestehen aus gesinterten Metallen. Das heißt, sie werden aus einem Granulat gepresst. Die Zusammensetzung dieses Granulats variiert von Hersteller zu Hersteller.
- Vorteile: verschleißarm, langlebig und hitzebeständig
- Nachteile: neigen zum Quietschen, höhere Hitzeentwicklung beim Bremsen
6-Loch oder Centerlock – was ist besser?
In der Werkstatt, also dort wo man oft schnell mal eine Bremsscheibe austauschen muss, ist die Centerlock-Aufnahme sinnvoll, denn hier wird die Bremsscheibe mittels Vielzahnpassung und einer großen speziellen Mutter auf der Nabe fixiert. Bremsscheiben mit 6-Loch Aufnahme verfügen, wie die Bezeichnung verrät, über 6 Schrauben, die einzeln angezogen werden müssen. Die kann zeit kosten.
Für den Kraft- und Formschluss an einem schweren E-Bike, hat sich in unserer Erfahrung das Konzept 6-Loch durchgesetzt, denn hier wackelt und knarzt die Scheibe nicht auf der Nabe, wie es bei Centerlock mitunter vorkommt.
Welche Bremsen beim E-Bike?
E-Bikes und Pedelecs sind schnell und wiegen deutlich über 20 Kilogramm. Hier empfiehlt es sich, gute kraftvolle Bremsen an Bord zu haben. Neben mechanischen Felgen- und Scheibenbremsen, kommen auch hydraulische Modelle zum Einsatz. Hydraulische Scheibenbremsen, ähnlich wie an Motorrädern, eignen sich am besten und verfügen über ein Maximum an Sicherheit. Auch ABS – beispielsweise Bosch ABS – ist für Pedelecs verfügbar und verbessert die Sicherheit.
Welche Bremse für E-MTB?
Am E-Mountainbike müssen Bremsen sehr kraftvoll und standfest sein. Hier empfiehlt es sich auf hydraulische Scheibenbremsen mit großen Bremsscheiben – mindestens 200 mm vorne und hinten – zu setzen. Erste Wahl ist hier Shimano XT, Magura MT7 oder SRAM Code RSC.
Welche Shimano-Bremsen für E-Bike?
Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Die Scheibenbremsen von Shimano arbeiten alle auf einem sehr hohen Niveau. Unterschiede gibt es bei den Bremsscheiben und der Bremskraft. Für Sparfüchse würden wir eine Shimano SLX wählen, wer ein Rundum-Sorglos-Paket sucht, der wird bei Shimano XT fündig.
Wie stellt man beim E-Bike die Bremsen ein?
Mechanische Bremsen verfügen über einen Bowdenzug zwischen Bremsgriff und Bremse. Hier findet man eine Stellschraube. Diese dreht man gegen den Uhrzeigersinn etwas heraus und die Kontermutter im Uhrzeigersinn wieder fest zum Bremsgriff. Dadurch wird der Bremszug verkürzt und man muss den Bremshebel weniger drücken, um zu bremsen.
Wie lange halten Bremsbeläge am E-Bike?
Bremsbeläge können ca. 1000 Kilometer halten. Je nach Einsatz auch 2000 oder gar nur 50 km! Hier kommt es immer auf den Einsatz und die Witterungsverhältnisse an. Bei aggressiver Fahrweise m Matsch und Schlamm verschleißen Bremsbeläge weitaus schneller, als auf der Radtour durchs Flachland.
Was ist besser Scheibenbremsen oder Felgenbremsen?
In Sachen Bremskraft, Dosierbarkeit und Haltbarkeit ist eine moderne vollhydraulische Scheibenbremse einer Felgenbremse haushoch überlegen.
E-Bike-Bremse mit mehr Bremskraft
In unserer Reihe Tipps & Tricks haben wir immer wieder nützliche Hinweise und sinnvolle Anregungen, wie ihr eure E-Bikes verbessern könnt. Du willst neue Bremsscheiben oder eine andere Schaltung verbauen, deine Reifen auf Tubeless umrüsten oder sucht einfach Schrauber-Tipps? In dieser Kategorie haben wir einige Artikel zu diesen Themen.
Unter anderem haben wir hier auch den ultimativen Tipp für mehr E-Bike-Bremspower: Bremsscheiben mit 220 mm – Umbau
E-Bike-Bremsen in der Übersicht
Mainstream mit Biss
Moderne Scheibenbremsen haben das Mountainbike revolutioniert. Diverse Hersteller bieten Scheibenbrems-Systeme in unterschiedlichen Qualitätsleveln an. Die drei größten Hersteller moderner E-Bike Scheibenbremsen sind:
- Magura – unter dem Kürzel eStop hat der deutsche Premiumhersteller eine spezielle E-Bike-Bremse im Programm.
- Shimano – der Branchenriese aus Japan hat diverse Bremsanlagen im Portfolio. Die am weitesten verbreiteten Modellreihen am E-Mountainbike sind sicherlich Shimano SLX und Shimano XT.
- SRAM – aus Amerika kommen Bremsen, die vor allem in der Gravity-Szene bekannt sind. Die SRAM Code RSC sei hier stellvertretend genannt.
Exklusive Raritäten
Scheibenbremsen werden gern getauscht, denn hiermit lässt sich ein E-Mountainbike leicht individualisieren und verbessern. Neben Bremsen, die an vielen E-Bikes verbaut sind und absoluter Mainstream sind, gibt es auch sehr exklusive Stopper, die entweder selten oder sehr teuer sind.
- Trickstuff – die kleine Manufaktur aus Freiburg / Deutschland ist bei Kennern bekannt. Die Bremskraft der Trickstuff-Stopper – wie beispielsweise der Trickstuff Maxima – ist extrem und die Dosierbarkeit fantastisch. Die Verarbeitung liegt bei Trickstuff auf einem enorm hohen Level. Leider liegen aber auch die Preise von Trickstuff-Bremsen auf einem sehr hohen Level.
- TRP – neben Schaltungen stellt TRP auch Bremsen her. Die TRP DH-R Evo verfügt über eine dickere Bremsscheibe und interessante Features für E-Bikes.
Günstige Stopper
Im günstigen Preissegment verbauen die Hersteller an ihren E-Bikes gern etwas günstigere Bremsen. Hier kommen Produkte von Shimano und Tektro zum Einsatz.
E-Bike-Bremse: Unsere Highlights
E-Bike-Bremse: Diese Marken haben wir getestet
Neben den etablierten Marken wie Adidas testen wir auch viele spezifische MTB-Marken wie Crankbrothers, Bontrager und Mavic. Auch neue Marken, die in den letzten Jahren entstanden sind wie xyz haben wir im Blick.
Über den Link kommst du zu den E-Bike Bremsen Tests!