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CES – Chili Enduro Series 2023
Chris Rothenbach war am Geisskopf dabei

Vom 28. – 30. Juli fand im Bikepark Geisskopf das erste Enduro-Rennen der Chili Enduro Series statt, die der Veranstalter Chilimotion erstmals in diesem Jahr austrägt. Christian Rothenbach war am Start und hat, neben dem Video, auch einen Erfahrungsbericht mitgebracht. 

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Video: Chili Enduro Series am Geisskopf

Auftaktrennen der CES – Erfahrungsbericht von Chris Rothenbach

Das E-Mountainbike, mit dem Chris Rothenbach 2023 seine Rennen bestreitet, haben wir euch bereits vorgestellt. Er fährt ein umgebautes Rocky Mountain Altitude Powerplay, mit dem er auch schon an der Megavalanche in Alpe de‘ Huez erfolgreich teilnahm. Ende Juli stand er mit dem Bike dann beim Auftaktrennen der Chili Enduro Series am Geisskopf am Start. Hier sein Bericht:

Wow! Die Strecken waren einfach nur mega. Die Orga war top, 9 richtig geile Stages, und die Racezeit – ohne Transfer! – von über 50 Minuten hat schon das Niveau von großen internationalen Rennen.

Vom 28. – 30. Juli fand im Bikepark Geisskopf das erste Enduro-Rennen der Chili Enduro Series statt, die der Veranstalter Chilimotion erstmals in diesem Jahr austrug. In wenigen Worten: feinste Enduroaktion, rutschige Bedingungen und eine tolle Orga!

Der Bikepark am Geisskopf ist mir sehr vertraut und ich finde mich eigentlich jedes Jahr mindestens einmal hier wieder. 1A-Strecken, super Lift, ein netter Uphill-Trail und ein guter Platz zum Campen, mit Duschen und Strom. Bereits zum dritten Mal fand hier ein Endurorennen statt. Zuvor unter dem Namen der Trailtrophy und jetzt neu unter dem neuen Veranstalter Chilimotion. Vorab ist zu sagen, dass einige Mitglieder der Orgacrew auch schon während der Trailtrophy-Ära aktiv waren. Fast alle von ihnen sind selbst Racer und leidenschaftliche Biker, die genau wissen, wie man ein Bikerennen aufziehen muss.

Bei der Ankunft, donnerstags spätabends, ist der ganze Parkplatz voll und der Veranstalter freut sich über ein fast ausgebuchtes Rennen, trotz des miesen Wetters in der letzten Juliwoche – wo ist eigentlich dieser Sommer?! Die Event-Area ist großflächig aufgebaut, der eigene Team-Truck dient als Raceoffice und der Partytruck vom Bikepark als Zentrale für Interviews o. Ä. und später dann als DJ-Spot.

# Der Partytruck des Bikeparks diente als Interview- und DJ-Area. - Foto: Paul Kopp

Bei der Anmeldung freitagfrüh gibt es keine lange Wartezeit, Station für Station ist durchgetaktet und innerhalb kürzester Zeit hat man seinen Maxxis-Beutel mit allen wichtigen Sachen in der Hand. Hier ein kleines, aber sehr feines Detail: was eine geile Startnummer! Klein, übersichtlich und trotzdem gut lesbar. Bereits vorgeschnitten und mit passenden Löchern. An alle anderen Veranstalter: So geht das!

Im Goodiebag sind dann noch Chili-Socken, eine Packung Kaffeebohnen und diverse Zeitschriften und Werbematerialien. In der Event-Area befinden sich kleinere Stände von einigen Bikefirmen, die auch Support geben, und diverse Foodtrucks. Sehr gelungen.

# Die Startnummer wurde direkt im Racecut ausgeschnitten und war sogar mit passenden Löchern versehen. - Da können sich andere deutsche Rennveranstalter mal eine dicke Scheibe abschneiden! Foto: Eva Distler
# Top Orga! Was das Team von Chilimotion da auf die Beine gestellt hat, kann sich auch international sehen lassen. Chapeau! - Foto: Manfred Stromberg

Am Freitag können wir alle bis auf eine Strecken trainieren. Die eine sollte am Samstag blind gefahren werden. Noch sind die Bedingungen einigermaßen okay, jedoch war es schon nass von dem vielen Regen die Tage zuvor. Am Nachmittag war dann die E-Bike-Stage um 15:00 Uhr angesetzt und im Anschluss der Prolog um 16:00 Uhr. Letzterer dient dazu, die Startaufstellung für Samstag zu finden. Beides soll in die Gesamtzeit mit einfließen und so ist es durchaus wichtig, gleich bei der Sache zu sein. Gegen Mittag setzt dann Starkregen ein …

E-Bike-Stage & Prolog

Zunächst geht es den speziell angelegten Uphill-Trail des Bikeparks Geisskopf hoch. Das Tape war so gesteckt, dass man immer die schwerste Route fahren muss und alle leichteren Alternativrouten waren gesperrt. Knappe 5 Minuten geht es bergauf durch Anlieger mit fettem Grinsen im Gesicht und spürbarem Puls. Oben dann ein Übergang in die offizielle Enduro II-Strecke. Knappe 4 Minuten bergab, komplett blau vom Uphill.

# Auf dem Uphill gab es auch einige enge Kehren. - Foto: Manfred Stromberg
# Die E-Bike-Stage beinhaltete den Uphill-Trail und die Enduro II – die man beide aus dem Bikepark kennt. - Foto: Paul Kopp

Ich komme bergauf gut durch und finde einen ausgezeichneten Rhythmus. Das Rocky schiebt ohne Ende und der Puls geht weit über die 190. Ich weiß, ich kann die gesamte Strecke auf Anschlag fahren. Oben dann direkt in den Downhill und es wird scetchy. Es hatte zuvor nochmal richtig runtergeregnet und die Strecke ist deutlich nasser als noch im Training. Ich komme gut durch und habe meine Momente, bis ich auf einer Längswurzel wegrutsche und in den Dreck fliege. Schnell wieder auf und eigentlich gar nicht schlimm, ärgere ich mich nicht lang darüber. Die Bedingungen werden zunehmend anspruchsvoller.

9:21! Ich freue mich über die schnellste Zeit! Das ist ein guter Grundstein für das noch lange Wochenende.

Dann hoch zum Prolog. Die neue Jumpline steht an. Viele Anlieger und Sprünge ohne großen Anspruch bedeuten, dass die Zeiten knapp werden. Nichts riskieren und sauber runterfahren. Drittschnellste Zeit mit einem ruhigen Run.

# Der Prolog wurde auf der neuen Jumpline im Bikepark Geisskopf ausgetragen. - Foto: Manfred Stromberg
# 4 - Foto: Eva Distler

Abends dann noch eine Party vom Veranstalter mit DJ und Fassbier. Bierpong wird gespielt und das Wetter bleibt zum Glück trocken.
Was ein wenig schade ist: Die Musik läuft bis nachts nach 02:00 Uhr sehr laut und viele Fahrer – ich auch – beschweren sich am nächsten Tag. „Wir sind hier zum Racen und nicht um Party zu machen.“ Also an dieser Stelle bitte beim nächsten Mal die Musik ab einer gewissen Uhrzeit zumindest leiser machen.

Samstag & Sonntag – das Rennen

Samstagfrüh starten die langsameren Fahrer als Erstes. Ab 10:00 rollen die Startblöcke los. Mit meiner stabilen Prologzeit befinde ich mich im vorletzten Startblock und darf mir bis 12:09 die Zeit vertreiben. Nachdem ich nachts nicht sonderlich gut schlafen konnte, bin ich froh, nicht gleich um 9:00 loszustarten.

# Vor dem Rennen mussten natürlich Helm und Linse geputzt werden. - Foto: Eva Distler
# Voller Fokus auf zwei lange Renntage! - Foto: Eva Distler

Stage 1

Volles Brett mit vielen nassen Querwurzeln und alles Offcamber. Noch nicht wach – jetzt schon! An diesem Tag die wohl schwierigste Stage. Viel mit einem Fuß am Boden cruise ich ohne gröbere Fehler durch den Wald. Kein Risiko und gut in den Tag starten.

Stage 2

Der sogenannte Enduro I Trail. Lang, flach und sau anstrengend. Gute Pace von Anfang an und mit meinem jetzigen Fitnessstand macht das sogar richtig Laune! Der E-Bike-Motor hilft nicht viel mit, alles über 25 km/h und gute 6 min lang.

Stage 3

Ein Secrettrail auf der Rückseite des Bikeparks. Geilster Trail des Tages. Noch rutschiger als die eingefahrenen Bikeparkstrecken. Alter, macht das Bock hier und der Trail bringt mich komplett ans Limit. Und auch darüber. Kurzer Rutscher in einer engen Graskurve, MotoGP-Style Knie am Boden, aufrichten weiter. Einer der guten Stürze, weil ich ständig am Limit fuhr.

Stage 4

Die Blindstage. Ein Wanderweg, der meistens geradeaus geht. Etwas komisch gesteckt und viele große Steine machen diesen Trail gefährlich. Kopf hoch, weit vorausschauen und so gut es geht ballern!

Stage 5

Die offizielle Downhillstrecke steht an. Durch das gesteckte Tape ist die Strecke verlangsamt und auch entschärft. Etwas schade für mein Empfinden. Warum nicht einfach fahren, wie sie ist? Aber bei den rutschigen Bedingungen sicher nicht ungefährlich. Ich komme gut durch, keine Steher und eine stabile Zeit runden den ersten Racetag ab.

# 6 - Foto: Eva Distler

Bikewash und Pflege, Matschreifen drauf für die ersten beiden Stages am Sonntag und ein genereller Bikecheck. Ready für Tag 2!

Stage 6

Sonntag geht es dann auf einer frisch angelegten Strecke – extra fürs Rennen vom Bikepark gebaut – los. Im Training wurde schon klar, dass dieser Trail bei diesen Bedingungen nahezu unfahrbar ist. Wäre es trocken gewesen, sicherlich ein Bomben-Enduro-Trail!

# Zwischen den Renntagen heißt es immer: ... - Foto: Eva Distler
# ... das Bike auf Vordermann zu bringen. - Foto: Eva Distler
# Den Reifendruck checke ich eigentlich vor jeder Fahrt. - Foto: Eva Distler
# 7 - Foto: Eva Distler
# 8 - Foto: Eva Distler

Es geht oben los, nichts zu Wildes, nur viele enge Kurven mit weiß glänzenden Wurzeln. Ich versuche, nicht zu verkrampfen und bereite mich mental auf den mittleren Teil vor. Zuvor noch eine Schlüsselstelle zwischen großen Steinen hindurch. Schön langsam, denk’ ich mir, und bloß nicht irgendwo einhaken. 
Es wird’s ernst. Eine schräge Offcamber-Sektion kam jetzt. Mit viel Schwung rein, Fuß raus und irgendwie rüberscootern. Langsam, aber ohne Sturz komme ich durch und es geht auf eine Spitzkehre zu. Hinterrad umsetzen im Hang, so eng, wie es geht, und dann den Hang zurück. Ich komme wirklich durch, ohne zu stürzen, und rette mich zum nächsten Offcamber-Stück. Arme zu, Beine zu und ich bin so dermaßen verkrampft.

Später, im Fahrerlager, erfahre ich, dass ich als einer der ganz wenigen Fahrer durchgekommen bin, ohne eine Bodenprobe zu nehmen, und kann es am Ende kaum glauben.

Stage 7

Halb Bikepark, halb Secrettrail. Im Nachhinein hätte ich hier schon zurück auf den Assegai wechseln sollen, denn der Shorty hatte auf dem harten Bikepark-Boden kaum Grip. Zwei größere Steher vermiesten mir die Zeit und meine Aussicht auf Platz 2 war damit vom Tisch.

# Durch den Regen waren alle Wurzeln extrem rutschig und scetchy. - Foto: Eva Distler

Stage 8 – Enduro II

Jetzt auf Assegai vorne und direkt spürbar mehr Grip. Ich kann gut pushen und komme fehlerfrei durch. So langsam spürt auch der Körper die 3 Tage Racen und die bis jetzt 45 min Stagezeit.

# DSC06535 - Foto: Eva Distler
# 11 - Foto: Eva Distler

Stage 9 – Freeride

Noch einmal runter. Die legendäre Freeride. Es läuft gut und ich fühle mich wohl. Die Strecke kenne ich in- und auswendig. Ich kann richtig laufen lassen, bis ich mich im Absperrband wiederfinde. Die Hauptlinie, die über einen Stein führt, wurde abgetapet, man muss außen rumfahren. Für sowas habe ich kein Verständnis, aber letztlich ist es meine eigene Schuld. Bike raus aus dem Gemüse und noch nach unten rollen. 2 gute und 2 schlechte Stages. Das ist nichts heute.

Im Ziel dann der Zeitenvergleich: Über 50 Min Stagezeit & Platz 3 mit einem nicht so guten Rennen. Zu verhalten am Samstag und die gröberen Fehler am Sonntag kosteten mich viel Zeit.

# Am Ende konnte ich Platz 3 belegen. - Foto: Eva Distler
# Geiles Rennen und Hauptsache Podest!

Trotzdem bin ich zufrieden und habe eine gute Ausgangslage für die restlichen Rennen der Serie. Ruckzuck dann die Siegerehrung um 14.30 Uhr und wieder einmal zeigt sich die Orga von ihrer besten Seite. Treffend und unterhaltsam kommentiert und voll strukturiert neigt sich das Rennwochenende dem Ende.

Fazit: CES – Chili Enduro Series Geisskopf 2023


Eine rundum gelungen Veranstaltung. Hut ab. Feinstes Enduro Racing – besser geht es nicht in Deutschland.

An dieser Stelle ein fettes DANKE an die Veranstalter Chilimotion und den Bikepark Geisskopf. Ich hoffe sehr, dass es 2024 wieder ein Rennen hier geben wird.

Habt ihr die Chili Enduro Series auf dem Schirm und plant bereits eine Teilnahme in diesem Jahr?

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Text: Christian Rothenbach / Fotos: privat, Manfred Stromberg
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