Chris Ball änderte Mountainbike-Racing für immer, als er im Jahr 2013 – in Form der Enduro World Series – etwas auf die Beine stellte, das andere zuvor ignoriert hatten: Mit Hilfe der gesamten Bike-Industrie schuf er eine der interessantesten Rennserien und eines der beliebtesten Segmente des Sports. Wir trafen ihn in zu Hause in Schottland, um etwas über seine Pläne im neuen Jahr herauszufinden.
eMTB-news.de: Wie geht’s Chris? Was hast Du in letzter Zeit so gemacht?
Chris: Mir geht es gut, danke. Ich habe in letzter Zeit viel mit der Planung für die Enduro World Series 2017, sowie auch den ersten Vorbereitungen für die World Series 2018 verbracht.
Gibt es da Neuigkeiten, irgendwelche Veränderungen im Vergleich zu den vergangenen Jahren?
Wir versuchen mehr mediale Präsenz zu erhalten und unsere wichtigsten Rennen ins Fernsehen zu bekommen. Darüber hinaus haben wir die Anzahl der Qualifikationswettbewerbe im Vergleich zum Vorjahr von 18 auf 44 erhöht. Wir haben auch vier Challenger-Wettbewerbe für Amateure ins Leben gerufen, zwei neue Teams sind mit von der Partie und gleichzeitig versuchen wir weiter zu wachsen und uns zu etablieren. Die Dinge laufen also ziemlich gut.
Innerhalb von fünf Jahren bist Du von einem unbeschriebenen Blatt zum mitunter wichtigsten Element im Mountainbike Sport geworden.
Ha Ha Ha!
Ich meine das ganz ernst, Du hast einen beachtlichen Beitrag bei der Entwicklung einer grandiosen Rennserie geleistet. Fahrrad-Hersteller haben ganze Produktlinien im Programm, die sich ausschließlich dieser Disziplin widmen. Du hast mit einigen wenigen Mitstreitern angefangen und jetzt ist Enduro aus dem Mountainbike-Sport nicht mehr wegzudenken. In Kombination mit den signifikanten Veränderungen in der Fahrrad-Industrie, dem Wechsel von 26″ Laufrädern auf andere Größen und jeden erdenklichen Bike-Kombinationen, gibt es seit geraumer Zeit auch den motorgestützten Antrieb. Was denkst Du über E-Bikes?
Ich finde E-Bikes fantastisch. Wir arbeiten eng mit CUBE, Bosch und Bike-Journalisten zusammen. Die Möglichkeiten, die Dir E-Bikes eröffnen, welche Strecken Du zurücklegen kannst, schnell und ohne großen Aufwand, sind unglaublich. Viele haben realisiert, zu was E-Bikes alles im Stande sind. Ich habe meiner Frau Kate auch eins gekauft und wir haben angefangen, zusammen Fahrrad fahren zu gehen. Ich auf einem gewöhnlichen Cyclocross, sie auf einem E-Bike. Jetzt können wir zusammen fahren gehen und ich kann meine Liebe zum Mountainbiken mit ihr teilen. Manchmal ist sie jetzt sogar schneller bei den Anstiegen. Ich denke, E-Bikes werden auf lange Sicht einen sehr großen Einfluss haben.
Die Reaktionen auf E-Bikes sind von Land zu Land unterschiedlich. Deutschland ist momentan der größte Markt mit über 600.000 verkauften E-Bikes im Jahr 2016. Und es scheint, dass die Verkaufszahlen noch steigen werden. Du warst ein Pionier im Enduro, denkst Du, dass E-Bikes auch im Wettbewerbssport zum Einsatz kommen könnten?
Definitiv ja! Aber ich denke nicht, dass die Branche bereits so weit ist. Wir befinden uns noch in den Kinderschuhen, sei es in der Entwicklung, beim Antrieb, den Regulierungen oder sogar der Definition, was genau ein E-Bike ist. Ich glaube nicht, dass der bisherige Weg, E-Bike-Rennen an bereits bestehende Veranstaltungen anzuhängen, richtig ist. Wahr ist aber auch, dass es noch nicht ausreichend Fahrer gibt, um ein ganzes Wettbewerbsformat zu rechtfertigen. Dies wird sich aber in den kommenden Jahren ändern, wenn der Marktanteil der E-Bikes steigen wird und dann muss es eine eigene Serie geben. Allerdings frage ich mich auch, ob dies überhaupt notwendig ist. E-Bikes sind nämlich deshalb etwas so besonderes, weil man mit ihnen technisch schwierige Anstiege und weite Strecken zurücklegen kann.
Wenn man sich die Reaktionen in Foren und den einzelnen Kommentaren in Mountainbike-Communities ansieht, merkt man, dass noch Unklarheit bezüglich der Definition eines E-Bikes besteht. Denkst Du, dass es noch viele Hindernisse zu überwinden gilt, bis E-Bikes wirklich verstanden werden?
Sicherlich, es muss noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden. Dazu fallen mir auch sofort zwei Dinge ein. Einerseits würde es mich interessieren, wie viele von den negativen Kommentatoren wirklich ein E-Bike mal gefahren sind. Ich gehe davon aus, dass es sehr wenige sind. Andererseits denke ich, dass es den Medien noch nicht gelungen ist, wirklich zu vermitteln, was ein E-Bike ist. Zwar steigt das Verständnis in Großbritannien, in den USA gibt es allerdings noch viel Nachholbedarf in Sachen Aufklärung. Hier denken manche Leute immer noch, dass E-Bikes über einen Gashebel verfügen. Es muss einfach besser kommuniziert werden, dass ein E-Bike ein Fahrrad ist, sich wie ein Fahrrad fährt und letztendlich eine eigene Form des Fahrradfahrens darstellt. Es ist weiterhin mit Kraftaufwand verbunden. Während in Frankreich, Deutschland und Italien die meisten bereits das Konzept des E-Bikes verstanden haben, so muss in Großbritannien, den USA und Australien noch viel getan werden.
Brauchen wir Meinungsführer wie beispielsweise Pro-Fahrer, die an dem Wandel mitwirken? Wir bekommen E-Mails von Führungskräften aus der Branche, die uns erzählen, dass ihre besten Fahrer E-Bikes lieben und uns aber gleichzeitig bitten, dies nicht zu veröffentlichen. Denkst Du, dass generell auch Pro-Fahrer Gefallen an E-Bikes finden?
Ich glaube, die meisten haben bereits daran Gefallen gefunden. Ich habe erst vor etwa 20 Minuten mit einem Pro-Fahrer gesprochen, der es kaum erwarten kann, sein E-Bike zu bekommen. Viele andere Fahrer nutzen sie schon, wie Nico Vouilloz beispielsweise und fahren bereits seit einigen Jahren mit E-Bikes. Ich bin der Meinung, dass die anderen Fahrer noch keine genaue Vorstellung von E-Bikes haben und sich bislang nicht die Zeit genommen haben, sie zu verstehen. Sie sind noch nicht so aufgeschlossen. Es wird noch lange dauern, bis alle das Konzept annehmen und E-Bikes auch eine Daseinsberechtigung zusprechen. Als wir die Bikes das erste Mal vor ein paar Jahren gefahren sind, hat sich uns eine neue Welt eröffnet. Wir waren überwältigt von der Leistungsfähigkeit der Bikes und wie sich das Mountainbiken verändern kann. Ich hoffe, dass die Pro-Fahrer zukünftig einen Schritt nach Vorne machen und der Branche helfen, das Konzept einer breiten Masse verständlich zu machen und nicht davor zurückschrecken.
Was denkst Du darüber, dass E-Bikes den Mountainbike-Sport einer breiteren Masse zugänglich machen? Dies war doch anfangs auch der Gedanke der Enduro World Series, oder?
Ich glaube, E-Bikes sind die Lösung und ermöglichen einer breiten Masse am Mountainbike Sport teilhaben zu können. Wir als aktive Mountainbiker verfügen über die nötige körperliche Fitness und sind uns oft nicht bewusst, wie hoch die Hürde für manche Neueinsteiger ist. Fahrern mittleren Alters, die mit dem Mountainbiken anfangen möchten, fehlen oft die Kraft und die Kondition, um das wahre Mountainbike Erlebnis zu erfahren. Für mich ist nämlich das Schönste am gesamten Sport, dass man den Berg erklimmt, verschiedene Abschnitte des Waldes sieht und in unterschiedlichem Gelände fährt. Ein E-Bike gibt den Anfängern die Möglichkeit, den Einstieg zu finden ohne auf das Erlebnis verzichten zu müssen.
Eine letzte, vielleicht etwas kontroverse Frage: Wer ist schlimmer, Biker, die sich des Shuttlebuses oder Skilifts behelfen oder E-Biker?
Das ist eine witzige Frage, aber Du hast vollkommen Recht. Der harte Kern wird sich über E-Bikes beschweren, aber dann auf einen Sessellift oder in den Bus steigen. Ich persönlich mag keine Shuttlebusse, mir gefällt die Vorstellung nicht, die meiste Zeit in einem Bus zu verbringen, um dann Fahrrad fahren zu gehen. Mit E-Bikes bist Du weniger auf Fahrzeuge angewiesen und Dein ökologischer Fußabdruck ist kleiner. Ich weiss wirklich nicht, wer schlimmer ist. Ich würde sagen, dass sollen die Leute selber entscheiden!
Lieblingsessen?
HAHAHAH …
Haggis? Du lebst ja in Schottland.
Haha, eher ein gutes Steak …
Dein Lieblings-Bike?
Mein Santa Cruz High Tower. Es ist das schönste Bike, das ich je hatte.
Carbon- oder Alu-Laufräder?
Carbon, weil ich 29er bevorzuge.
Viel oder wenig Federweg?
Aufgrund der 29er: flacher, kurzer, langer Federweg.
Danke Chris.
Danke!
How are you Chris, what have you been up to recently?
All good I’ve been planning the 2017 Enduro World Series and the bare bones of the 2018 World Series.
Is it going to be different compared to previous years, any innovations?
We have been working on a wider television distribution for our highlight shows and we have increased our qualifier events to 44 up from 18 last year. We have launched four challenger events for amateurs, we have also just confirmed two new teams, we are trying to grow and consolidate at the same time. Things are looking pretty good.
In five years you have gone from nothing to probably one of the most important parts of mountain biking..
Ha Ha Ha..
Well maybe, but it’s a significant contribution to the whole industry, bike companies have product ranges dedicated to the discipline etc, you went it alone with a few other believers and now it’s turned into a well followed part of the sport, so with that in mind and at the same time how hugely the bike industry has changed from 26” to every size and bike combination you can imagine, now we have electrical assist, so whats your first gut feeling about E-bikes?
I think they are fantastic. We have been working closely with CUBE and Bosch with bikes for journalists. What they allow you to do as a tool first, where they allow you to go, quickly, with a very low impact, has been incredible. Then a lot of people have been going through the same sort of journey, after realising just how capable they are, I got one for Kate my wife, and we started riding together, me on a normal cyclocross bike, bike her on an E-bike, its actually completely changed everything. Our scope for riding together and enjoying all things I love about mountain biking and cycling and doing all that together, or not always as she is quicker on the climbs sometimes. I think they can be massive force for good.
E-bikes around the world create a different reaction to different people, Germany is currently the largest market at the moment, with 600,000 E-Bikes of all sales sold in 2016, It looks like the numbers will grow. You were a pioneer in Enduro, what about E-bikes becoming a competition format?
The short answer, is fundamentally yes. I don’t think the industry is there yet, we are still at an early stage of development, power and mapping of everything, regulation and what exactly an E-bike is. I think the way it has been done so far with E-bikes and racing bolting them on to an existing event, I don’t think that is the right way to go. An E-bike category is the right way to go. It doesn’t really achieve anything particularly, I don’t think it achieves what E-bikes are so good for, thats technical climbs, getting further away, etc. It detracts maybe a bit from the normal human powered mountain bike that we know and love. I think for it to become a racing format, it needs to be stand alone and learn a lot from mountain biking do it in Tandem with. Thats where my mind is at the moment.
I understand why there are E-bike categories, as there aren’t that many in circulation yet to justify a whole race format, but that will change in the coming years as they grab more market share.
Looking at the MTB communities reactions on forums and comments, do you consider an E-bike a motor bike, is it a pedal assist bicycle in our opinion here at EMTB news, do you think there are a lot of hurdles to climb over with understanding towards these bikes?
Definitely, there are two things to this. Firstly I would like to know how many of the negative commenters have actually ridden one, probably very little. I think the media has not actually been that good yet in conveying to the audience what an E-bike actually is, Its changing quite quickly in the UK, but there is still a hang over in North America about what an electric mountain bike is. People still think there is a throttle when there is not. People ask my wife, “Where is the throttle?” I think there needs to be better communication that it is a bike, it rides like a bike and it’s a form of cycling. Its actually really physical as well, as you guys know. Its changing, the French, Germans and Italians are much more early adopting and are more able to understand the E-bike. The UK, North America, maybe Australia and Asia are behind in that fundamental understanding of what they actually are.
Do we need opinion leaders, what about Pro riders to lead the change more? We have emails from industry leaders that say, don’t publish what I am about to tell you. We currently have two of the coolest people in the Industry telling us they love E-bikes, are pro riders going to take to them as well.
I think most of them already have. I just spoke to one male pro about twenty minutes ago who is just about to receive an e-bike, and he is quite excited about it. A lot of other people are using them, Nico Voullioz for example and they have been using them for a good number of years. I think it comes down to that whole perception, people haven’t taken the time to understand them yet, people aren’t so open minded yet. It takes a long time to get people understanding them and that there is a place for them. Certainly when we first rode them a few years ago it was an eye opener to how like mountain biking it was and how capable they are.
I think they are incredible, I hope the pro riders do come forward and do help the industry to communicate what they are and not shy away from them.
Opening the niche of Mountain biking to more people, whats your take on that? That was the point of the EWS originally…
I think E-bikes are the final solution to mass participation in mountain biking. I think often us as mountain bikers who are often physically fit, we have a lack of understanding of just how high the barrier of entry is to the sport. People talk a lot an draw a lot from the parallels of skiing. You can only go one week per year and never pick up yours skis again. Your hard core skiers might not like that part of the sport, but its actually that part that makes the industry so healthy what gives resorts and pistes the reason for existing.
Mountain biking has had a good growth in novice level trail, but it is still relatively hard for people coming into the sport from middle ages etc, the best thing for me about the sport is about getting high, experiencing different parts of the forest and terrain. Being able to do that when you are a complete novice isn’t really possible with a normal mountain bike, so you never really get the complete experience of mountain biking and maybe don’t like it very much. An E-bike is actually going to give people the opportunity to access the sport.
Last controversial question, what do you think of people who shuttle or ride lifts, versus people who E-bike, who is worse?
Thats a funny one, isn’t it… you are totally right, the core will complain about E-bikes, but then jump on a chair lift or a shuttle. What has more impact, I don’t know the figures. I personally don’t like shuttling, I don’t like the idea of going for a bike ride and being most of the day sitting in a van, an E-bike keeps you out of that veichele, it makes you have a low impact. I don’t know who is worse, people can choose what they want to do. But I think it is a great parallel to draw.
Favourite food?
HAHAHA..
Haggis? you live in Scotland.
ah aha a good steak..
Favourite colour bike?
My High Tower is the best looking bike I have ever had.
Carbon or Alu wheels?
Carbon because I like 29ers.
Shot travel or LT?
Slack short long travel…29er.
Thanks Chris.
Thank you!
Was meint ihr dazu? Mit wem sollten wir eurer Meinung nach einmal reden?
Weitere Informationen
Website: www.enduroworldseries.com
Text & Redaktion: Alex Boyce | eMTB-News.de
Bilder: Enduro World Series
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