Eine Deutsche Meisterschaft ist nur was für Pros? Nein, vollkommen falsch! Klar, wer um den offiziellen Titel kämpft, benötigt eine aktuelle Lizenz des BDR, alle anderen können aber in diversen Hobbyklassen an den Start gehen und haben dadurch die Möglichkeit, auf feinsten Stages an einem E-Enduro-Rennen einer DM teilzunehmen. Rico Haase war am Start und gibt hier Insides aus dem Rennen.
Deutsche Meisterschaft E-Enduro 2024
Diese Deutsche Meisterschaft zählt zu den echten historischen Rennen, denn 2024 wurde zum allerersten Mal die offizielle DM im E-Enduro ausgefahren. Organisator war Racement und der BDR, Sponsor Orbea, weshalb das Rennen auch den Namen „Orbea Wild Ride“ trug. Auf insgesamt acht Stages wurde in verschiedenen Wertungsklassen ums Podest gefahren. Die ersten deutschen Meister im E-Enduro heißen: Sofia Wiedenroth und André Kleindienst. Gratulation!
Wie bereits erwähnt, gab es unterschiedliche Wertungsklassen und es galt, acht Stages zu bezwingen, die über Transferetappen miteinander verbunden waren. In Summe waren es knapp 23 Kilometer und 872 hm – die gesamte Strecke findest du auf Strava (1. DM E-Enduro 2024 – Strecke, alle Stages). Klingt nach einem überschaubaren Umfang, aber die Strecken waren teilweise so krass vermatscht, dass sie physisch sehr fordernd und anstrengend waren. Das Streckendesign war sehr gelungen und die Gegend um Winterberg hat wirklich feinste Trails, um eine deutsche Meisterschaft im E-Enduro auszutragen.
Hier die Details der Stages:
- Stage 1 „Pavelscher Puscher“ 820 m lang ↘️ 90 m ↗️ 0 m
- Stage 2 „Oma Erika“ 430 m lang ↘️ 30 m ↗️ 0 m
- Stage 3 „Wasserbüffel“ 740 m lang ↘️ 67 m ↗️ 10 m
- Stage 4 „Up & Down“ 1000 m lang ↘️ 20 m ↗️ 20 m
- Stage 5 „Landal-Stage“ 1650 m lang ↘️ 160 m ↗️ 60 m
- Stage 6 „Bergwacht“ 440 m lang ↘️ 55 m ↗️ 0 m
- Stage 7 „Lange Traverse“ 630 m lang ↘️ 40 m ↗️ 0 m
- Stage 8 „Wadenbeißer“ 200 m lang ↘️ 10 m ↗️ 20 m
Alles in allem war die erste Deutsche Meisterschaft im E-Enduro ein voller Erfolg. Fast 70 Starterinnen und Starter waren dabei und die Stages – bis auf Nummer 8 – echte Highlights. Genau so muss das sein! Hier merkt man, dass das Team von Racement allesamt aus eingefleischten Bikern und Racern besteht und schon beinah eine kleine Ewigkeit verschiedenste MTB-Rennen veranstaltet.
Video: 1. DM E-Enduro in Winterberg 2024
Das Rennen
Nachdem uns der BDR-Kommissar in einer nüchternen, etwas steifen Tonalität die Regularien der offiziellen DM des BDR erklärt hat und wir jetzt auch wissen, dass man zu einer Siegerehrung weder mit Sonnenbrille noch mit Flip Flops aufs Podest darf, ging es los. Die historisch erste offizielle Deutsche Meisterschaft E-Enduro des BDR war gestartet!
Wir wurden in 10er-Grüppchen aufgerufen, die Bikes kurz gecheckt, der Akku und die Ladebuchse mit einem Aufkleber versiegelt – ja, Akkutausch oder Aufladen verstößt hier gegen die Regularien – und schon waren wir „on track“ bei der ersten echten offiziellen DM im E-Enduro! Kurze 10 Meter nach links, rum um die Bretterwand und 30 Meter runter, dann standen wir am Start der Stage 1.
Stage 1 trug den Namen „Pavelscher Puscher“ und war wild. Wir wurden quasi aus dem Stand in den Hang und auf den Trail geworfen, der von diversen Rennen der Vortage deutlich Spuren hatte. Erste Stage – jeder ist hier voll motiviert und will pushen, was das Zeug hält, aber Pustekuchen! Hier war zügiges, kontrolliertes Cruisen angesagt, denn wer es hier zu aggressiv anging, verpasste die Topzeit. Klar, ich wollte immer Highline fahren, aber letztlich zog es mich immer in die matschigen Rinnen am unteren Rand des Trails. Mist! Denn genau das kostet wertvolle Zeit. Aber hey, Spaß machte die Stage in jedem Fall und die eigenen Erfolgswünsche wurden direkt eingenordet und geerdet. Die Stage war 820 m lang und ging 90 m bergab.
Stage 2 und 3 waren überaus spaßig zu fahren. Mittelgebirge vom Feinsten. Dicke, rutschige, nasse Wurzeln, schmale Trails, Bachdurchfahrten mit kleinen Gegenanstiegen, enge Kurven, Tretpassagen, Puls im absolut roten Bereich – einfach alles, was es bei einer DM braucht.
Die vierte Stage war wild, denn sie verlief beinah ebenerdig neben einem Forstweg und man konnte dem, der vor einem startete, laaaaange zuschauen und ihn anfeuern. Mit Puls 180 ging es den flachen Trail hinauf und nachdem ich im Flatterbandgewirr die richtige Line gefunden hatte, auch wieder leicht bergab. Die letzten Meter verliefen wieder neben dem Forstweg, weshalb diejenigen, die vor einem durch die Stage geprügelt waren und schon wieder Luft hatten, jetzt den eigenen Ride anfeuerten. Spaßig. Sehr geil!
In Stage 5 gab es nach einem langen Downhill einen Uphill und genau hier versagte kurz mal der Motor in meinem Bike. Den Downhill hinter mir gelassen, ging es von einer Wiese hinauf in einen steileren Uphill, der extrem rutschig war. Und genau hier ereilte es mich: Die Unterstützung stockte, es ruckelte und setzte mehrere Male aus. Ein paar Sekunden bat ich mit meiner inneren Stimme: Nein, nicht jetzt! Bitte halt‘ durch, kleiner CX Race! – Was er dann auch tat, auch wenn ich mit weniger Pedaldruck und einem sehr ruhigen Tritt weiter den Hang hinauffuhr.
Stage 6 war eine reine Downhillstrecke durch einen Nadelwald, der sich auch hier von seiner besten Seite präsentierte: Wurzeln, Wurzeln, Wurzeln!
Nach einem längeren Transfer kamen wir zum Start von Stage 7, auch „Lange Traverse“ genannt. Leute, die Stage war der Hammer. Start war oben im Bikepark, doch schon nach wenigen gebauten Murmelbahnkurven ging es ins Gemüse und auf einen hängenden Trail, der mit verdammt wenig Gefälle um den Berg, beinah schnurgerade, am Hang verlief. Spaßig und schnell zu fahren.
So, und am Ende kam dann das Lowlight, die Stage 8! Der Blick auf das Schild ließ eigentlich nichts erahnen, denn die Stage „Wadenbeißer“ war nur 200 m kurz und ging dabei nur 20 m hinauf. Dies aber schräg an einem steilen Hang, der mit dickem, rutschigem Wurzelwerk durchzogen war und immer wieder kleinere Rampen innehatte. Dazu kam der Boden, der auch hier teilweise recht lehmig war, sodass Reifen oder auch Schuhe kaum Traktion und Halt fanden. Nach wenigen Metern drehte der Hinterreifen durch, ich sprang vom Rad, rannte weiter, sprang wieder auf, fuhr an, Hinterrad ohne Grip, durchdrehen, absteigen, laufen, schieben, schimpfen, Puls gegen die Schädeldecke hämmern spüren und durchs Ziel. Ende! Was für eine Stage?!
Fazit: DM E-Enduro 2024
Die erste offizielle DM im E-Enduro war ein Erfolg. Was die Streckenbauer und Veranstalter Racement hier in den Boden von Winterberg gezaubert haben, kann als Trail-Highlight bezeichnet werden. Neben den tollen, spaßigen Stages war auch die Orga drumherum ein voller Erfolg.
Wer einmal Lust auf feinste Endurotrails und E-Racing hat, sollte dringend die offizielle DM E-Enduro 2025 auf dem Schirm haben, denn, egal in welcher Wertungsklasse, Racing mit Gleichgesinnten auf E-Mountainbikes macht immer Spaß!
Wer von euch hat Blut geleckt und ist 2025 am Start?
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