Video: DT Swiss 240 Classic DEG-Nabe im Test
DT Swiss 240 Classic DEG-Nabe: Infos & Preise
Mit dem neuen, zum Patent angemeldeten Ratchet DEG-Freilauf vervollständigt DT Swiss sein Portfolio und bietet neben 18, 36 und den bisher maximalen 54 Eingriffen jetzt eine High-Engagement-Variante mit ganzen 90 Eingriffspunkten. Laut den Schweizer Zahnscheiben-Spezialisten mussten bei der Entwicklung des neuen Freilaufsystems folgende drei Faktoren konstruktiv berücksichtigt werden: Zuverlässigkeit, Gewicht und Anzahl der Eingriffspunkte. Für die Realisierung des neuen Ratchet DEG-Systems musste infolgedessen die Nabenkonstruktion angepasst und vergrößert werden, um die gewohnt hohe Zuverlässigkeit beibehalten zu können. Dies wiederum geht mit einer kleinen Gewichtszunahme einher.
- Material Aluminium
- Freilauf Ratchet DEG
- Freilaufkörper Micro Spline, SRAM XD
- Einbaumaße 15 × 110 mm / 12 × 148 mm
- Zahnscheiben 90 Zähne
- Kugellager SINC Ceramic
- Speichen J-Bend (32 Loch)
- Bremsscheibe IS / 6 Loch
- Gewicht 143 g (vorn), ab 270 g (hinten, beides Herstellerangaben)
- www.dtswiss.com
Preise DT Swiss 240 Classic Vorderradnabe: 169,90 € (UVP) | DT Swiss 240 Classic DEG-Hinterradnabe: 376,90 € (UVP)
Das neue Ratchet DEG System positioniert sich als das System mit dem kleinsten je von DT Swiss hergestellten Eingriffswinkel. Ratchet EXP soll hingegen das System bleiben, das sich auf die Gewichtsoptimierung konzentriert und die leichtesten Laufräder der Produktpalette ausstattet. Für unseren Test hat uns DT Swiss einen Laufradsatz bestehend aus DT Swiss 240-Naben mit DEG-Freilauf sowie EX511-Felgen in 29″ zur Verfügung gestellt. Das Gewicht des kompletten Laufradsatzes inklusive Felgenband und Ventile beträgt 2.089 Gramm, was für einen stabilen und haltbaren Enduro- oder Gravity-Laufradsatz aus Aluminium angemessen erscheint.
Laut DT Swiss soll die neu konstruierte 240 DEG-Nabe mit geringerem Wartungsaufwand glänzen, da der Gewindering zum Lagerwechsel nicht entfernt werden muss und man somit ohne Spezialwerkzeug auskommt. Preislich liegt die Vorderradnabe aus der 240er-Reihe bei 169,90 €, für die neue 240 Classic DEG-Hinterradnabe werden 376,90 € aufgerufen. Zudem wird es eine auf 240 Stück limitierte Edition in der Farbe Rot geben. Bei den System-Laufrädern XMC 1501 Spline One und EXC 1501 Spline One hat man nun die Wahl zwischen dem Ratchet DEG-System und dem bewährten Ratchet EXP-System.
Im Detail
Um einen kleineren Eingriffswinkel als bisher zu erreichen, war eine umfangreiche Anpassung der Naben-Antriebsseite erforderlich. Ein neuer und vergrößerter Nabenkörper ermöglicht den Einbau der größenoptimierten 90er-Zahnscheiben. Die aus Stahl gefertigten DEG-Zahnscheiben sind größer als alle bisherigen DT Swiss-Pendants und sollen damit auch die Kraft der stärksten Fahrer oder Fahrerinnen mithilfe der großen Kontaktfläche übertragen können. Die zwei vergrößerten Zahnscheiben mit 90 Eingriffen bieten den kleinsten Eingriffswinkel, der je im DT Swiss Portfolio angeboten wurde.
Der geringere Kurbel-Leerweg von 4° soll eine direktere Beschleunigung, zum Beispiel aus Kurven heraus, ermöglichen. Zudem soll es damit möglich sein, die Position der Pedale schneller anzupassen, was primär auf technisch anspruchsvollen Anstiegen eine Rolle spielt.
Im Vergleich zum bisherigen Ratchet-System verfügt das neue Ratchet DEG-System über einen größeren Lagerabstand. Dabei befindet sich das antriebsseitige Lager neben dem Gewindering – anders als beim Ratchet EXP, bei dem das Lager in den Gewindering integriert ist. So ermöglicht der neue Aufbau der DEG-Nabe den Austausch des Lagers ohne Spezialwerkzeug. Der Gewindering muss hierzu nicht entfernt werden.
Wer sich jetzt fragt: warum eigentlich Zahnscheibe und nicht Sperrklinke? Dem würde DT Swiss antworten, dass der gleichzeitige Volleingriff der Zahnscheiben eine größere Kontaktfläche bietet, als es Sperrklinken tun, und damit eine ausgewogenere Lastverteilung ermöglicht wird. Das wiederum soll zu einer höheren Zuverlässigkeit führen.
Auf dem Trail
Der zum Test bereitgestellte Laufradsatz bestehend aus DT Swiss 511er-Felgen samt der 240 Classic-Naben mit neuem Ratchet-DEG-Freilauf, kam selbstverständlich Tubeless-ready und konnte sogleich mit frischen Schwalbe Tacky Chan bestückt werden. Die Reifenmontage geht mit den stabilen Enduro-MTB-Laufrädern leicht von der Hand und stellt weder Könner noch Tubeless-Neulinge vor eine Herausforderung. Was sofort auffällt, ist die dezente und hochwertig anmutende Klangkulisse der neuen DEG-Nabe. Die 90 Eingriffe unterscheiden sich hier recht deutlich von der klassischen 36er Ratchet bzw. Ratchet EXP-Serie. Die feinere Verzahnung führt im Fahrbetrieb zu einem angenehm unaufdringlichen Surren und adressiert damit weniger die Fans von lauten Freiläufen.
Ebenfalls spürbar ist der direkte Antritt, der sich aus einem Eingriffswinkel von gerade mal 4° ergibt. Zum Vergleich: ein Ratchet-Freilauf mit 36 Eingriffen verfügt über Eingriffwinkel von 10° und hat damit mehr Leerweg an der Kurbel, bevor die Verzahnung greift. Das Rollverhalten wirkt leichtgängig und vermittelt wenig Reibungsverluste.
Der größte Vorteil einer hohen Anzahl an Eingriffspunkten liegt theoretisch im Bereich Uphill – besonders dort, wo es eher langsam und technisch zugeht. Der sehr direkte Eingriff samt sofortigem Kraftschluss soll es ermöglichen, präzise und kontrolliert über verblockte Sektionen zu pedalieren. Auch das Ansprechverhalten beim Beschleunigen soll verbessert werden. Da meine Hausrunde eher weniger technisch verblockte Uphill-Sektionen aufweist, mussten kurzerhand Trail-Segmente für den Versuch herhalten, welche ich im Vergleich mit einer klassischen 350er-Nabe mit 36 Eingriffen bestieg. Das Ergebnis: Es ist doch ein spürbarer Unterschied, wenn man sich langsam über ein Hindernis vorarbeitet und dabei eine sehr direkte Verzahnung hat. Schlussendlich kann ich mit beiden Eingriffswinkel die Schlüsselstelle bezwingen, dennoch fühlt es sich mit mehr Eingriffen etwas kontrollierter und präziser an.
Zurück zur Fahrradtheorie, in der mehr Einrastpunkte ein höheres Potenzial für das bekannte Phänomen des Pedalrückschlags innehaben – also die Rückwärtsbewegung der Kurbel, welche durch den Kettenzug beim Einfedern eines vollgefederten Mountainbikes entsteht. Dieser Effekt kommt jedoch je nach Hinterbaukonzept, Strecke und Fahrstil mehr oder weniger stark ausgeprägt beim Fahrer oder der Fahrerin an. In unserem kurzen Testzeitfenster war die neue High-Engagement-Nabe von DT Swiss größtenteils in High Pivot-Bikes verbaut. Bei diesen ist die Kettenumlenkung nötig, da sonst aus dem hohen Hauptdrehpunkt ein extrem hoher Pedalrückschlag resultieren würde. Die Kettenumlenkung soll diesem Effekt entgegenwirken, was oftmals – und fälschlicherweise – mit weniger Pedalrückschlag als bei anderen Hinterbau-Konzepten gleichgesetzt wird. Während unseres Tests der 240 DEG-Nabe an High Pivot-Rädern konnten wir jedenfalls keine nachteiligen Auswirkungen der feineren Verzahnung oder Effekte wie verstärkten Pedalrückschlag feststellen. Auch weitere Testrunden auf einem klassischen Hinterbau-Konzept ließen keine negativen Fahreigenschaften durch den kleinen Einrastwinkel zutage kommen.
Wer tiefer in die Materie eintauchen will, für den haben wir das Thema Technik – Pedalrückschlag: Welche Rolle spielt der Pedalrückschlag am MTB?
Das Zeitfenster für diesen Test war zu kurz, um etwas über die Haltbarkeit des neuen DEG-Freilaufs sagen zu können. Dem Verschleiß wurde mit der konstruktiven Anpassung der Zahnscheiben nebst Nabenkörper Sorge getragen, was uns positiv in die Zukunft blicken lässt. Zudem steht ein weiterer Test in den Startlöchern, bei dem die DEG-Nabentechnik in einem neuen, auf den Gravity-Einsatz hinentwickelten DT Swiss Komplettlaufradsatz zum Einsatz kommt. Ihr dürft also gespannt sein!
Fazit – DT Swiss 240 Classic DEG-Nabe
Unser Testzeitraum ließ zwar keine Rückschlüsse auf die Haltbarkeit des neuen DT Swiss Ratchet-DEG-Systems zu, dennoch können der neusten Naben-Generation aus der Schweiz astreine und problemfreie Testkilometer attestiert werden. Der Antritt ist dank 90 Eingriffen direkt und spritzig. Wer sich gerne an technischen Uphills versucht, kann von einer präzisen Kurbel- und Pedalpositionierung profitieren. Im Bergab-Modus gibt es keinerlei Nachteile zu formulieren. Ganz im Gegenteil, denn der kleine 4°-Eingriffswinkels verhilft zu einem spritzigen Antritt aus der Kurvenmitte heraus. Wermutstropfen für Gewichtsfetischisten: Im Vergleich zur Ratchet EXP-Version wiegt die neue DEG-Nabe 47 Gramm mehr.
Was sagst du zum neuen DT Swiss-Freilauf mit 90 Eingriffspunkten?
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