E-Bike-Sattel – ist das echt nötig?
Klare Antwort: Ja! Während manche Nutzer hier immer noch Marketing-Blabla vermuten, wissen es andere bereits besser: Nämlich die, die den Unterschied am eigenen Sitzfleisch bereits gespürt haben. Beim eBiken treten deutlich höhere Belastungsspitzen beim Sitzen auf, verglichen mit Mountainbikes ohne Motor. Dies liegt zum großen Teil daran, dass man fast die ganze Zeit des Pedalierens auf dem Sattel sitzt. Wiegetritt bergauf? Jetzt mal Butter bei die Fische, das kommt doch ziemlich selten vor. Mit dem E-Bike fahren wir auch in technischen Uphill-Sektionen oftmals im Sitzen, um die Kontrolle zu behalten und die Traktion zu erhöhen.
„Stellen wir uns einmal vor, wir fahren 90 Minuten Trails in kupiertem Gelände. Hier geht es auf und ab. Von 100 % Pedalieren – wieviel Prozent fahren wir dort im Stehen mit dem MTB und wieviel mit dem eMTB?
Während es beim motorlosen MTB sicher gute 25 bis 30 % sind (Wiegetritte, steile Auffahrten, Sprints aus Kurven, etc.) bleiben beim eMTB vielleicht 5 % übrig, manchmal sogar noch weniger. Genau darum muss der Sattel anders konstruiert sein und auf die speziellen Bedürfnisse beim E-Bike Rücksicht nehmen“, sagt Rico Haase, der seit 2010 auf dem E-Bike sitzt und selbst viele Jahre als Produktdesigner tätig war.
Genau aus diesem Grund haben wir uns vier aktuelle Sättel aus dem Regal genommen und auf einigen Testfahrten ausprobiert. Hier findet ihr eine kleine Modell-Übersicht.
Folgende Modelle möchten wir euch kurz vorstellen:
SQlab 60X | Ergon SM E-Mountain Sport | Specialized Power Pro Elaston | PRO Volture | |
---|---|---|---|---|
Länge | 275 mm | 275 mm | 240 mm | 280 mm |
Breite | 130/140/150 mm | S/M; M/L | 143/155 mm | 142/152 mm |
Gewicht | 310 g | 335 g (S/M) | 233 g (155 mm) | 235 g (142 mm) |
Preis | 149,95 € (UVP) | 89,95 € (UVP) | 179,90 € (UVP) | 89,99 € (UVP) |
SQlab 60X
Der SQlab 60X ist die neueste Kreation von Ergonomie-Spezialist SQlab. Der mehrstufige Sattel unterstützt in technisch-anspruchsvollem Gelände, steilen Uphill-Passagen oder beim entspannten Cruisen auf dem Trail. Die an Sattelnase und Sattelende platzierten Non-Slide-Einsätze verhindern wirkungsvoll ein Hin- und Herrutschen auf dem Sattel.
Dank der breiten Sattelnase ist es gut möglich, an extrem steilen Rampen das Körpergewicht weit nach vorne zu verlagern um einen guten Mix aus Traktion von Vorder- und Hinterrad zu erzeugen.
Das Vorgänger-Modell SQlab 611 Ergowave haben wir bereits in einem Artikel detailliert vorgestellt.
- Länge: 275 mm
- Breite: 130/140/150 mm
- Gewicht: 310 g
- Website: www.sq-lab.com
- Preis: 149,95 € (UVP)
Ergon SM E-Mountain Sport
Ergon, bekannt für seine ergonomischen Griffe oder den Ergon BA2 E Protect-Rucksack, hat jetzt auch einen speziellen E-Bike-Sattel im Programm. Der SM E-Mountain Sport kommt in je einer Variante für Männer und Frauen auf den Markt und wird ab Frühjahr 2019 verfügbar sein.
Der Sattel besitzt ein große Aussparung in der Mitte, die in Form und Größe beim Männer- und Frauenmodell variiert und den Dammbereich entlasten soll. Zusätzlich wurde die Satteldecke gut strukturiert, um festen Sitz zu gewährleisten. Auffälligstes Merkmal des SM E-Mountain Sport ist die Rampe am Ende des wertigen Sattels. Hier wurde der Sattel besonders hoch gezogen, um in sehr steilen Passagen besseren Gegendruck erzeugen zu können. In der Praxis funktioniert dies sehr gut, wir können uns zwischen Lenker und Sattel regelrecht verspannen.
Der weich gepolsterte SM E-Mountain Sport unterscheidet als einziges Modell in unserer Auswahl zwischen Damen- und Herrensattel – was einen echter Pluspunkt und Mehrwert darstellt. Er ist komfortabel und richtet sich an Touren- und Genussfahrer.
- Länge: 275 mm
- Größen: S/M und M/L
- Gewicht: 335 g
- Website: www.ergon-bike.com
- Preis: 89,95 € (UVP)
Specialized Power Pro Elaston
Als wir den Power Pro von Specialized zum ersten Mal in den Händen hielten, dachten wir noch: So ein kurzer Sattel soll funktionieren? Diese Frage konnten wir schon nach wenigen Metern auf der ersten Testfahrt positiv beantworten und müssen sagen:
„Ja, dieser kurze Sattel funktioniert. Ausgezeichnet sogar!“
Der mit 240 Millimeter relativ kurze Sattel ist hart gepolstert und entlastet den Genital- und Schambereich enorm. Durch die Konstruktion wird der Druck in diesem Bereich spürbar reduziert und Taubheitsgefühle entstehen auch bei sehr langen Bergauffahrten nicht. Die steife Sattelschale, die aus Carbon gefertigt ist, in Kombination mit dem Sattelgestell aus Titanium sorgen für geringes Gewicht und eine lange Lebensdauer. Die Elastan-Polsterung, bestehend aus gut 1000 expandierten Kügelchen, dämpft Belastungsspitzen wirkungsvoll ab, lässt den Körper aber nicht unangenehm einsinken.
Dank zweier Gewinde kann man an diesem Sattel diverses SWAT-Zubehör anbringen.
- Länge: 240 mm
- Breite: 143/155 mm
- Gewicht: ca. 230 g
- Website: www.specialized.com
- Preis: 179,90 € (UVP)
PRO Volture
Mit dem Volture liefert der Komponenten-Riese PRO einen Sattel ab, der bewusst im E-Bike-Segment platziert wurde. Der Sattel, mit der Carbonverstärkten Sattelschale und der leichten EVA-Polsterung, ist in zwei Breiten (142 mm und 152 mm) erhältlich. Seine Polsterung fällt mittelhart aus.
Bei der Form des Volture setzt PRO auf eine bekannte konventionelle Form und vereint gute Qualität mit technischen Finessen. So bietet dieses Modell die Möglichkeit, auf der hinteren Unterseite der Satteldecke eine GoPro-Halterung zu befestigen oder eine optional erhältliche CO2-Schlauchhalterung oder ein kleines Schutzblech zu montieren.
- Länge: 280 mm
- Breite: 142/152 mm
- Gewicht: 235 g
- Website: www.pro-bikegear.com
- Preis: 89,99 € (UVP)
Meinung @eMTB-News.de
Die Frage nach dem perfekten E-Bike-Sattel lässt sich nicht so einfach beantworten, da hier die Vorlieben, Ergonomie und Anwendungen zu stark variieren. Empfehlen würden wir in jedem Fall einen dieser Sättel einmal zu testen, denn ohne Schmerzen (e)Biken ist einfach besser!
SQlab 60X: Der jüngste Wurf von Ergonomie-Spezialist SQlab ist eine Punktlandung. Der mehrstufige Sattel bietet sehr guten Halt, drückt und zwickt nicht und sorgt mit seinen Non-Slide-Einsätzen wirkungsvoll dafür, dass wir auch in steilen Sektionen nicht auf dem Sattel Hin- und Herrutschen.
Ergon SM E-Mountain Sport: Dieser weiche Sattel sorgt mit der Rampe am Heck dafür, dass man sich in steilen Uphill-Passagen gut gegen den Sattel drücken kann. Die Sattelnase ist weich gepolstert und drückt nicht unangenehm, wenn man doch einmal bis ganz nach vorne rutscht. Ein Sattel, den wir dem komfortsuchenden Tourenfahrer wärmstens empfehlen können.
Specialized Power Pro Elaston: Hier steckt enorme Entwicklungsarbeit dahinter. Dieser Sattel geht mit der kurzen Bauform neue Wege und zielt auf den sportlichen eBiker ab. Zwar lässt der Power Pro nur eine Sitzposition zu, diese passt aber eigentlich immer. Unangenehmer Druck oder Taubheitsgefühle? Absolute Fehlanzeige! Ein hochwertiger leichter Sattel, den wir uneingeschränkt empfehlen können. Leider nicht ganz günstig.
PRO Volture: Technisch ist der hochwertige Sattel auf dem aktuellen Stand und besticht mit diversen Details, wie zum Beispiel der Schutzblechhalterung. Leider verursachte die schmale Sattelnase bei uns auf langen Uphill-Sektionen unangenehme Schmerzen.
Wie geht ihr mit diesem Thema um? Habt ihr an eurem E-Bike den Sattel getauscht oder nutzt ihr den Sattel der Erstausstattung?
116 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumBrauch aber auch den 12cm
Also nachdem mein Flite von ich glaube 2000 schon etwas ausgeranzt ist, habe ich mir eine deutlich besseren für 30 Euro bei Ebay erstanden. Aber ich habe auch nur ein E-MTB Hardtrail mit Canecreek Sattelstütze.
Aber ich jetzt schon das Gefühl das der sich etwas anders anfühlt und besser fährt als mein alter.
Die Form scheint sich auch etwas hinten geändert zu haben. Ganz zu schweigen von dem original Sattel, der ja für anderes Publikum gedacht war.
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