Das Tuning von E-Bikes ist in aller Munde. Jeder redet drüber, niemand macht es, viele Anbieter tummeln sich auf dem Markt und mittlerweile ist auch die Industrie auf das Tuning von E-Bikes aufmerksam geworden. eMTB-news hat mit Luigi Monaco von “Badass eBikes” gesprochen und erklärt euch die badassBox.
badassBox – kurz & knapp
Beim Thema „E-Bike Tuning“ scheiden sich die Geister. Die Meinungen reichen von: „Ein E-Bike das nur 25 km/h fährt ist was für Rentner!“ bis zu Aussagen wie: „Wenn du schneller fahren willst, musst du dir ein S-Modell kaufen.“
Fakt ist, auch wenn es keiner offen zugeben möchte, Chip-Tuning hat die E-Bikes längst erreicht und einen großen Beitrag daran, dass E-Bikes so erfolgreich sind. Der ein oder andere nutzt die kleinen elektrischen Gadgets, um auch jenseits der StVO mit mehr als 25 km/h ordentlich Spaß zu haben.
Mit der badassBox bietet ein kleines Unternehmen bei Aschaffenburg seit längerem ein kleines Bauteil an, dessen einfache Installation und tadellose Funktion uns überzeugt haben.
Um die Box anzubauen, braucht man nicht mehr als einen Schraubenzieher. Lästiges Aufschrauben des Motorgehäuses, umständliche Kabelverlegung, richtige Steckplätze synchronisieren – das alles entfällt bei der badassBox.
Die kleine Box wird einfach auf den Speedsensor an der Hinterbaustrebe gesteckt und mit einem kleinen Gummi fixiert. Jetzt noch den Speichenmagneten etwas verschieben und fertig ist das Tuning. Vorteil: schnell ans E-Bike montiert und schnell wieder demontiert. Im Gegensatz zu anderen Tuning-Bauteilen, ist die badassBox klar erkennbar, versteckt sich nicht im Inneren und man muss keine Tastenkombinationen drücken, um das Tuning zu aktivieren.
Durch die einfach Handhabung und Installation bietet die badassBox die Möglichkeit der untraschnellen Montage und Demontage. Dass heißt, man kann auf nicht öffentlichen Wegen die Box flink anbauen und auf der Straße, beim Heimweg oder so, dann schnell wieder abbauen. Super Idee, wie wir finden, denn die einfache Handhabung macht das tatsächlich möglich.
Es gibt die Box für nahezu alle gängigen Motorsysteme und auch in verschiedenen Versionen. Bosch, Yamaha, Brose, Shimano – “Badass eBikes” bietet für jedes System eine spezielle Box an. Preislich liegt die badassBox bei 139 €.
Interview mit Luigi Monaco
eMTB-news: BADASSBIKES baut elektronische Gadgets um die Geschwindigkeit zu erhöhen. Luigi, du bist CEO und Mitgründer des Unternehmens. Stell dich doch bitte kurz selbst einmal vor.
Luigi Monaco: Zunächst einmal vielen Dank für euer Interesse an unserem Unternehmen.
Was viele noch gar nicht wissen ist, dass mein guter Freund Peter Elsesser und ich Badass eBikes gemeinsam gegründet haben. Wir sind seit Jugendjahren bereits gemeinsam mit allen möglichen und unmöglichen Gefährten unterwegs gewesen. Während Peter seinen Weg als Elektroingenieur beschritten hat, habe ich in vielen unterschiedlichen Branchen gearbeitet: von Software- und Elektronikentwicklung bis hin zu 3D Film-Rendering.
Was hat dich dazu veranlasst ein Chiptuning-Bauteil für E-Bikes zu bauen?
Er sprach von der „25km/h Wand“ und wie man so etwas umgehen könnte.
Peter und ich waren Mitte 2013 gemeinsam im Wald unterwegs. Er mit einem E-Bike, ich konventionell. Er hatte mir etwas von der „25km/h Wand“ erzählt und wie man so etwas umgehen könnte. Ich bin sein E-Bike dann Probe gefahren und fand, dass hier definitiv ein Problem existiert, das bestimmt nicht nur wir sehen.
2013 zur Eurobike hatten wir einen ersten funktionsfähigen Prototypen. In der damaligen Version wurde der Geschwindigkeits-Sensor des E-Bikes ab- und an dessen Stelle die Elektronik angeschraubt. Das war alles noch ein ziemlich heiß gestrickter Prototyp mit Kabel an der Batterieschachtel. Wir wollten das System ein paar Fachleuten an deren E-Bikes zeigen. Nur mit dem Prototypen und zwei identischen (für jeden einen), falschen Schraubenziehern in der Hand wurde der versuchte Anbau ein peinliches Fiasko. Letztendlich funktionierte es, aber das zunächst aufgeflammte Interesse war bis dahin in entnervte Höflichkeit umgeschwungen. In geknickter Stimmung auf dem Weg zurück kam mir dann die Idee, den Geschwindigkeits-Sensor unberührt zu lassen und die Box – ohne Werkzeugeinsatz! – aufzusetzen. Et voilà, die badassBox war geboren!
Der Rest ist Firmengeschichte. Webshop online am 18. Oktober 2013 mit dem Typ3.1 für Bosch und seinen zwei Knopfzellen. Typ3.2 immer noch “Bosch only” im Februar 2014 mit Lithium Batterien und den ersten Verbesserungen an der Platine. Typ3.3 dann zusätzlich für Brose, Kalkhoff, Shimano und Yamaha mit jeweils angepasster Firmware ab Oktober 2014. Den aktuellen Typ3.4, mit nochmals gehörig verbesserter Platine und vergossener Elektronik unerreicht robust, gab es ab Mai 2016.
Wir haben in dieser Zeit so ziemlich alles erlebt was man sich nur vorstellen kann – Brüche im Gehäuse und am Gehäuseboden – und auch was man sich nicht vorstellen kann – temperaturabhängiges Elektronikversagen der Knopfzellen etwa. Wir haben alle defekten Geräte ausgetauscht und immer gebeten diese zur Analyse und Produktverbesserung an uns zurückzuschicken. Die Fehler wurden behoben, und die Verbesserung in die nächste Serie eingebracht. Zu jeder Version gab es eine neue Webseite, ab Typ3.3 dann in drei Sprachen. Vier Gehäuse und Elektronikvariante, Produktion, Service und Versand in 3 Jahren zu zweit in zwei Dachgeschosswohnungen als Büro. Stellenweise war das ganz schön hart.
Heute geben uns die Verkaufszahlen recht. Damals waren wir die Sorte Leute mit denen man nichts zu tun haben möchte. Lächerlich natürlich, aber derartige Diskriminierungen erleben wir immer wieder mal. Der Name „Badass eBikes“ ist Peter in diesem Kontext gleich eingefallen. Wir beide waren schon immer eher unkonventionell.
Dank der badassBox hört der Motor nicht bei 25 km/h auf zu unterstützen, sondern schiebt bis ca. 40 km/h mit. Kannst du unseren Lesern einmal erklären, was die badassBox genau macht?
Normalerweise erkennt das E-Bike die real gefahrene Geschwindigkeit durch einen an einer Speiche des Hinterrades befestigten Magneten und einen an der Schwinge montierten Magnet-Sensor. Die sekundenschnell montierte badassBox verändert diese Geschwindigkeitsermittlung ohne in das System weiter einzugreifen. Das genau ist der Vorteil unseres kontaktlosen Tunings: keine Kabel aufschneiden, keinen Motor aufschrauben, sondern darauf setzen und es läuft. Das Allerbeste ist aber, dass das Gerät genau so schnell wieder abgebaut werden kann, und das E-Bike dann wieder im Originalzustand ist. Die Kehrseite der Medaille dieser extrem einfachen und sicheren Anwendung ist, dass der Tacho eine geringere Geschwindigkeit anzeigt. Nur diese Art des kontaktlosen Tunings garantiert, dass das Motorsystem keinen elektrischen Schaden nehmen kann.
Das kleine, unauffällige Modul ist wasserdicht und wirkt sehr langlebig. Wie lang hält die interne Batterie?
Typ3.4 hält ca. 6000 km. Wir empfehlen jedes Jahr die Batterie zu tauschen, was man leicht selbst erledigen kann. Unsere Elektronik ist gegenüber Feuchtigkeit absolut unempfindlich. Die badassBox Typ3.4 hat sich wirklich bewährt.
Was sind eure Ziele für die nächsten zwei Jahre? Plant ihr auch ein Tuning-Bauteil das “unsichtbar” verbaut wird?
Unser Ziel ist, klar den Mehrwert und Nutzen für den Anwender zu erhöhen. Dazu gehören Elektronik- als auch Mechanik-Entwicklungen.
Sicher habt ihr Verständnis dafür, dass wir nicht näher darauf eingehen möchten. Wir nehmen uns immer die Zeit, die Entwicklung zur Serienreife mit der gebotenen Sorgfalt anzugehen.
Lieber Lui, wir danken dir für das offene Gespräch und hoffen, dass wir uns bald auf euren Home-Trails wiedersehen.
Videos für die Installation der badassBox
Anbau der badassBox an Bosch-Antriebe:
https://youtu.be/73KQFtCSifQ
Anbau der badassBox an Yamaha-Antriebe:
https://youtu.be/VTEDBXZXYOs
Meinung @eMTB-news:
Der Einsatzzweck ist bei der Geschwindigkeit ausschlaggebend. Während vor allem ältere Menschen in urbanen Räumen mit den 25 km/h teilweise schon überfordert sind, kommen versierte Fahrerinnen und Fahrer schnell an die Grenzen und gieren nach mehr. Prinzipiell finden wir die abgeriegelten 25 km/h manchmal als zu langsam und öfters auch als Spaßbremse. Wenn der Gesetzgeber die zu unterstützende Geschwindigkeit bis auf ca. 33 km/h anheben würde, dann wäre das in unseren Augen perfekt, denn mit dieser Geschwindigkeit schwimmt man auch im Straßenverkehr mit. Hier müßte aber die Politik tätig werden, um das Thema konform der EU-Gesetze neu zu regeln.
Auf abgesperrten Strecken ist Chip-Tuning absolut okay und hebt den Funfaktor ungemein an, aber einer Sache muss sich jeder Tuner bewusst sein: Tuning ist illegal! Wer mit einem getunten E-Bike auf öffentlichen Wegen, Plätzen und Straßen unterwegs ist, macht sich strafbar. Wird man von der Polizei erwischt, drohen empfindliche Strafen, wie Bußgeld und/oder Punkte in Flensburg. Das so ein Fahrzeug keinen Versicherungsschutz genießt, müssen wir sicher auch nicht erwähnen, oder?
Wie sieht es bei euch mit Chip-Tuning am eMTB aus? Fahrt ihr Serie oder fahrt ihr schneller?
Weitere Informationen
Website: www.badassebikes.com
Text & Redaktion: Rico Haase | eMTB-News.de
Bilder: Rico Haase
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