Die Welt erkunden, egal ob auf eingefahrenen Wegen oder abseits der Straßen – mit einem E-Gravelbike lässt es sich komfortabel reisen und jede Menge Spaß haben – egal ob auf dem Trail oder auf Asphalt. Wir haben uns für diesen Test drei heiße Kandidaten aus dem E-Gravel-Bereich herausgesucht, auf diversen Ausfahrten getestet und miteinander verglichen.
Das E-Gravelbike bringt für mich das Beste aus E-MTB und E-Road zusammen. Es macht Laune auf Schotterwegen und leichten Flow-Trails, die es quasi überall gibt, und wo man sonst nur kurz mit eigener Kraft in den Tempobereich kommt, in dem der Spaß anfängt. Und, was noch besser ist, wenn man will, kann man das auch auf dem Arbeitsweg integrieren.
Jan Gathmann, Chefredakteur von Rennrad-News.de
Leichte Motor-Systeme kommen mitunter bei schweren E-Mountainbikes an ihre Grenzen, anders aber bei dünn bereiften E-Gravelbikes. Beim Einsatz auf Schotter, harten Waldwegen, Forstautobahnen, Asphalt und Kopfsteinpflaster rollen die Gravel Reifen dank des sehr geringen Rollwiderstands nämlich deutlich leichter als grobstollige Reifen an einem E-MTB – mehr dazu im Gravel Reifen Test mit 15 verschiedenen Gravelreifen.
Zudem reduziert die Reduktion auf das Wesentliche das zu beschleunigende Gewicht. Deshalb können bei E-Gravelbikes auch nominell schwächere Motor-Systeme, wie beispielsweise das Fazua evation, mit harmonischer Beschleunigung und angenehmer Unterstützung punkten.
Folgende Kriterien waren uns bei der Auswahl wichtig:
- Sportliche Geometrie
- Unterschiedliche Motor-Systeme
- Alltagstauglichkeit
Unsere Testkandidaten im Überblick
Specialized Creo SL Expert | Focus Paralane² 9.6 GC | Moustache Dimanche 9.5 | ||
Frame | Motor | Specialized SL 1.1 | Fazua evation | Bosch Performance Line |
Battery capacity | Akkukapazität | 320 Wh (optional 480 Wh) | 252 Wh | 500 Wh |
Max. torque | Max. Drehmoment | 35 Nm | 60 Nm | 63 Nm |
Weight | Gewicht | 13,4 kg | 14,5 kg | 18,5 kg |
Price (RRP) | Preis (UVP) | 8.499 € | 5.399 € | 4.499 € |
Focus Paralane² 9.6 GC
Mit dem Focus Paralane² 9.6 GC hat der Hersteller aus Deutschland ein sehr sportliches E-Gravelbike im Programm, das seine Gene unverkennbar im Sektor der E-Roadbikes hat. Der Vorbau ist sportlich lang, die Reifen relativ schmal und die Geometrie eher sportlich gestreckt als aufrecht komfortabel. Der wertig verarbeitete Carbon-Rahmen wurde ansprechend designt und spricht eine sehr moderne Formensprache. Focus setzt bei diesem Modell auf den leichten Fazua-Motor aus München und war einer der ersten Hersteller, die sich mit dem Thema „Light-E-Roadbike“ beschäftigt haben. Bereits 2017 wurde das Focus Project-Y gezeigt und seitdem weiterentwickelt. In der aktuellen Evolutionsstufe ist das Focus Paralane² in sich sehr schlüssig, spricht sportliche FahrerInnen ebenso wie Genuss-RadlerInnen an und dürfte für schnelle Durchschnittszeiten sorgen.
- Rahmen F.I.T-Carbon, Boost, max. Reifenbreite von bis zu 35 mm
- Besonderheiten Gravelspezifisch ausgestattet – Lenker mit Flare, Vittoria Terreno Zero-Reifen
- Schaltung Shimano GRX
- Bremsen Shimano GRX
- Motor Fazua evation
- Akku/Kapazität Fazua / 252 Wh
- Display Fazua
- Reifen Vittoria Terreno Zero-Reifen
- www.focus-bikes.com
Ja, man kann auch mit diesem E-Bike graveln! Den Fokus legt Focus aber eindeutig auf befestige Wege – hier fühlt sich das Paralane² dank der Schutzbleche bei jedem Wetter zu Hause und transportiert uns bequem über längere Distanzen. Dabei macht uns das Focus Paralane² mit seinem geringen Gewicht und der guten Entkopplung des Fazua-Antriebs auch deutlich über 25 km/h so viel noch Spaß, dass dem einen oder anderen Gran Fondo nichts im Wege steht!
Mit seiner Ausstattung und der sportlichen Geometrie ist das Focus Paralane schlichtweg prädestiniert dazu, lange Touren auf Asphalt, moderaten Natursteinstraßen und Forstwegen zu fahren. Im reinen Gelände ist es frühzeitig überfordert und verlangt dem Piloten einiges an Fahrkönnen ab. Deshalb bekommt das Focus Paralane von uns den Tipp Onroad.
Pro / Contra
Stärken
- geringes Gewicht
- mit Schutzblechen allwettertauglich
- auch mit leerem Akku leicht zu fahren
- gelungene Integration von Motor/Akku
Schwächen
- wenig Reifenfreiheit
- klobige Fazua-Bedieneinheit
Hier geht’s zum Test des Focus Paralane² 9.6 GC
Moustache Dimanche 29.5
Moustache setzt beim Dimanche auf satte Motorpower, eigenständiges Design und eine durchdachte Ausstattung. Für ordentlich Komfort sorgt der weit ausgestellte Lenker, an dessen Optik man sich in unseren Breitengraden noch gewöhnen muss. Die Reifenfreiheit ist enorm und schon ab Werk sind grobstollige Reifen montiert, die so ziemlich jedes Gravel-Vergnügen mitmachen dürften. Beim Motor setzen die Franzosen auf den Bosch Performance-Motor mit 63 Nm in der Spitze, gepaart mit einem integrierten Bosch PowerPack-Akku mit 500 Wh. Schon auf den ersten Blick zeigt das Moustache Dimanche, wofür sein Herz schlägt: für Abenteuer abseits der Asphaltpisten!
- Rahmen Aluminium-Rahmen, 12 x 142 mm
- Besonderheiten Endurance-Geometrie
- Schaltung Shimano GRX
- Bremsen Shimano GRX
- Motor Bosch Performance Line
- Akku/Kapazität Bosch PowerPack / 500 Wh
- Display Bosch Kiox
- Reifen Maxxis, Rambler, 700 x 50C
- www.moustachebikes.com
Hat es zu viel Dampf? Nein, die Unterstützungs-Charakteristik des Bosch-Motors ist sehr harmonisch modelliert. Auch in der stärksten Unterstützung passt der Dampf, den wir mühelos auf den Asphalt und/oder den Trail bekommen.
Die dicken griffigen Reifen, die kompakte Geometrie, der weit ausgestellte Lenker und die Power des Bosch-Motors machen aus dem Moustache Diamanche quasi einen Super-Crosser, ein E-MTB mit Dropperbar. Abseits von Straßen fühlen wir uns mit diesem Modell am wohlsten und verleihen ihm deshalb den Tipp Offroad.
Pro / Contra
Stärken
- starker Motor
- hohe Reichweite
- durchdachte Befestigung der Bedieneinheit
- sehr gute Reifen
Schwächen
- hohes Gewicht
- Sattel zu weich
Hier geht’s zum Test des Moustache Dimanche 29.5
Specialized Turbo Creo SL Expert EVO
Das Specialized Turbo Creo SL Expert EVO wurde im Herbst 2019 vorgestellt und kommt mit eigenen Motor-System und verblüfft mit einem sehr niedrigen Gewicht. In Rahmengröße L bringt es schlanke 13,4 Kilogramm auf die Waage, das ist Rekord bei einem E-Gravelbike. Der Carbon-Rahmen ist aus FACT 11r-Fasern gefertigt, richtig cool lackiert und strotzt nur so vor smarter Details und visionärer Features. So besitzt das Turbo Creo SL beispielsweise eine Lenker-Vorbau-Einheit, die ein eigenes Dämpfungs-Tool – Specialized bezeichnet es als Future Shock 2.0 – besitzt und Erschütterungen auf ein Minimum reduziert. Dazu haben die Amerikaner bei Rahmen und Gabel an genug Reifenfreiheit gedacht, um auch etwas breitere Pneus für noch mehr Gravelvergnügen montieren zu können.
- Rahmen FACT 11r-Carbon, Future Shock 2.0 (Dämpfung oberhalb vom Steuerrohr), 12-mm-Steckachsen
- Besonderheiten sehr leicht, Future Shock-Dämpfung, Range-Extender mit 160 Wh
- Schaltung Shimano Ultegra Di2-Schalthebel mit Shimano XT Di2-Schaltwerk
- Bremsen Shimano Ultegra
- Motor Specialized SL 1.1
- Akku/Kapazität 320 Wh / Range-Extender (160 Wh) optional erhältlich
- Display Kein Display / Specialized Turbo Connect Display (optional erhältlich)
- Reifen Specialized Pathfinder Pro
- www.specialized.com
On- oder Offroad, diese Frage haben wir eingangs gestellt. Das Specialized Turbo Creo SL beherrscht beide Spielarten – und zwar sehr überzeugend. Der Motor ist bereits in der ersten Version absolut überzeugend und wird über die Mission Control App durch schlaue Funktionen erweitert. Specialized hat mit dem Turbo Creo SL einen ganz großen Wurf gelandet. Lässt man den recht hohen Preis außer Betracht, fällt es uns wirklich schwer, Kritikpunkte an diesem Bike zu finden.
Das Specialized Creo holt sich den begehrten Tipp der Redaktion, weil uns das Konzept dieses E-Gravelbikes am meisten überzeugt hat. Egal ob abseits von Asphalt Offroad auf Forststraßen, schmalen Wegen und moderaten Trails, oder Onroad auf Naturstein-, Kopfsteinpflaster- oder Asphaltstraßen – überall konnte dieses E-Bike punkten. Aufgrund der ausgewogenen Fahreigenschaften und seinen Qualitäten in jedem Terrain erhält das Specialized Creo von uns den Tipp der Redaktion!
Pro / Contra
Stärken
- gelungenes und perfekt integriertes Antriebsystem
- sehr geringes Gewicht
- Allrounder für Gravelwege und Straßen
- innovative Future Shock 2.0 Cockpit-Dämpfung
- Mission Control App
- Schnittstellen für Bike-Computer
Schwächen
- hoher Preis
- fest verbauter Akku
Hier geht’s zum Test des Specialized Creo SL Expert EVO
Wie sieht’s bei euch auch? Auch mal Lust auf schmalen Reifen durch die Natur zu graveln?
Alle Mitstreiter in diesem Vergleichstest auf eMTB-News.de:
- E-Gravelbikes im Test: Drei Reisebegleiter – so unterschiedlich wie Tag & Nacht
- Specialized Turbo Creo SL im Test: Ist dies das beste E-Gravelbike überhaupt?
- Moustache Dimanche 9.5 im Test: Perfekt fürs Abenteuer, egal ob On- oder Offroad?
- Focus Paralane² 9.6 GC im Test: Der ideale Gran Fondo- und Touren-Begleiter!
26 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumWas für ein Schwachsinn... Mit dem Gravelbike fährt man die meiste Zeit schneller als 25kmh. Mit den Dingern muss man dann ein sackschweres Bike rumtreten und das für die paar Meter bergauf, wo man den Nutzen (für Totalluschen ohne Ambitionen) zumindest irgendwie noch nachvollziehen kann.
Die ganze Aufregung für einen vor rund einem Jahr eingeschlafenen Thread...
Mein BMC Gravel mit Shimano 6100 und 500 Wh. Ein Kilometer- und va Höhenmeterfresser. Der vor-vorletzte Beitrag lässt mich den Kopf schütteln.
Hätte ein Cairn E-Adventure 1.0 2021 700c zu verkaufen wenn jemand neugierig ist. Demnächst im Bikemarkt (warte auf die Anmeldung), man findet es aber schon in den Kleinanzeigen
Das Konzept hat mich gerade zum Commuten in Kombi mit dem vollwertigen Gravelbike dank Fazua echt überzeugt aber jetzt wohne ich im Flachen :/
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