Rennbericht Enduro One #1 – Saisonauftakt in Frammersbach

Am Wochenende startete in Frammersbach die Enduro One mit dem ersten Rennen der Saison. Sonne, Regen, Matsch, gut gelaunte E-Biker, Frauen in der Startaufstellung, viele Leute – ein rundum geiles Rennerlebnis liegt hinter uns. Wir haben einige Meinungen eingefangen und liefern euch einen Bericht von der Veranstaltung.
Titelbild
Punkt 9:30 Uhr ging es am Sonntag los
# Punkt 9:30 Uhr ging es am Sonntag los

Kurz & knapp

Am 6. und 7. Mai startete im unterfränkischen Frammersbach die Enduro One mit dem ersten Rennen der Saison. Rund um den Skilift oberhalb von Frammersbach waren für den Auftakt 7 tolle Stages abgesteckt worden und mit einer Teilnehmerzahl von insgesamt über 600 Fahrerinnen und Fahrern erlebte die E1 einen absoluten Besucherrekord.

Unser Autor im Beastmode
# Unser Autor im Beastmode
Letzte Vorbereitungen
# Letzte Vorbereitungen
Der Skihang bei Frammersbach ist richtig idyllisch
# Der Skihang bei Frammersbach ist richtig idyllisch
Fachsimpeln gehört immer dazu
# Fachsimpeln gehört immer dazu

2017 gibt es einige Neuerungen bei den Veranstaltungen der E1. Es dürfen beispielsweise nur noch zwei Stages trainiert und vorab in Augenschein genommen werden, alle übrigen sind absolut unbekannt und werden erst am Renntag ausgeschildert. Endlich wird mehr auf Sicht gefahren, wir finden das ganz ausgezeichnet. Dazu kommt die wichtigste Neuerung für die Klasse der E-Bikes: Eine Uphill-Stage als Prolog. Gut von der Grundidee, im Detail leider noch nicht ganz ausgereift.

Vor einigen Wochen haben wir den Jungs von Baboons einen Besuch abgestattet und Uli Hanus interviewt. Hier findet ihr den Artikel.

Streckenplan

Die Stages verliefen rund um den Sauerberg. Der Start- und Zielbereich war am Lift oberhalb von Frammersbach aufgebaut. Hier boten die Betreiber der Skihütte eine ausgezeichnete Bewirtung und für genug Parkplätze war auch ausreichend Platz.

Sonntag hatten wir knapp 35 km zu fahren
# Sonntag hatten wir knapp 35 km zu fahren

Prolog – harte Uphill-Stage für E-Bikes

„Gut von der Grundidee, im Detail leider noch nicht ganz ausgereift.“

Dass ein Enduro-Rennen spezielle Stages für E-Bikes braucht, ist sicherlich jedem bewusst. Die Macher der E1 haben sich die Kritiken von 2016 zu Herzen genommen und sich für den Prolog etwas Neues ausgedacht. Alle E-Biker müssen auch 2017 einen Prolog fahren, allerdings ist es eine Uphill-Stage. In Frammersbach ging es einen flowigen Trail neben dem Skilift hinauf. Knappe 2 Minuten Vollgas, die Lungen haben gepfiffen und mancher schmeckte das Blut auf seiner Zunge. Diese Stage hatte es wirklich in sich. Technisch sehr, sehr einfach, aber eben lang bergauf. Die Zeiten variierten von unter zwei Minuten (1 min 48 s) bis hin zu fast 4 Minuten (3 min 38 s). Neu auch in diesem Jahr – die Zeiten vom Prolog fließen ins Endergebnis am Sonntag ein. Wir finden das sehr positiv, denn ein Rennwochenende geht somit endlich über zwei Tage.

Mit scharfmachen des Transponders beginnt das Rennen
# Mit scharfmachen des Transponders beginnt das Rennen
Die Uphill-Stage strengte richtig an
# Die Uphill-Stage strengte richtig an
"KEEEVIIIIIN!!!"
# "KEEEVIIIIIN!!!" - ist seit Wipperfürth 2016 das geflügelte Wort, um jeden richtig anzufeuern

Stage 1

„Endlich wird mehr auf Sicht gefahren, das ist Enduro.“

Alle hatten Sonntagfrüh nur ein Thema: Das Wetter. “Wann kommt der Regen? Wird es regnen? Wenn ja wie viel? Doch noch schnell die Reifen wechseln?”, das waren die Hauptthemen am Sonntagmorgen, als wir durchs Fahrerlager gingen. Durch den Regen vom Vortag waren die Trails teilweise noch ziemlich nass, aber es schien kein neuer Regen dazu zu kommen.

Start der E-Bike Klasse
# Start der E-Bike Klasse
Rivalen? Ach, wieso denn?
# Rivalen? Ach, wieso denn?

Die Klasse der E-Bikes startete in 2 Gruppen ab 9:30 Uhr. Um Akku zu sparen, ließen wir die Unterstützungsstufe bei Eco und pedalierten gemütlich zur ersten Stage. Diese Stage verlange vom Fahrkönnen wenig ab, denn der Kurs verlief eigentlich nur auf einem flachen Weg und kreuzte hin und wieder die Böschung hinauf. Leider war so früh am Tag noch keine Spur eingefahren, weshalb wir teilweise den Weg suchen mussten, aber alles in allem eine gute Stage, damit die Beine warm werden.

Caro von der Haibike Enduro Crew fuhr ihr erstes Rennen
# Caro von der Haibike Enduro Crew fuhr ihr erstes Rennen - und war sichtlich begeistert

Stage 2

„Was für ein Mist. Das hätten sie aber besser abflattern können.“

Die zweite Stage ging vom Start weg auch einen breiten Forstweg hinunter, wurde aber gleich nach den ersten 100 Metern die Böschung hoch geleitet, damit wir außen um die Bäume zirkeln mussten. Dann wieder runter auf den Weg, volle Pulle und plötzlich war da ein Flatterband quer von ganz links bis nach rechts gespannt und keiner wusste, was hier los ist. Lenker eingeschlagen, damit man die vermeintliche Rechtskurve schneller fahren kann. Fehler gemacht, denn hier sollten alle eine extreme Böschung von gut 4 Metern hochfahren, die gefühlt senkrecht war. Ich sprang vom E-Bike und hievte es den Hang hinauf.

Ausklicken und driften
# Ausklicken und driften - sieht cool aus und ist auch noch schnell

Stage 3

“Verdammt, wie geil war das denn jetzt?”

Nach einem langen Transfer kamen wir  zum Start der Stage 3. Und, ganz ehrlich, diese Stage war wie aus dem Bilderbuch. Es ging durch einen Nadelwald mit viel Moos am Boden und unberührten Trails. Teilweise richtig steil, wurde hier auch endlich die Fahrtechnik richtig abgefragt und wer hier seinem Reifen nicht vertraute, der hatte ein massives Problem. Im Nachhinein betrachtet, zählt diese Stage zu den Top 5 aller E1-Stages die wir je gefahren sind.

Etwas schlammig war der Boden
# Etwas schlammig war der Boden

Stage 4

“Ohne Kette? Sorry Leute, aber für einen Aaron-Gwin-Gedächtnisrun war die Stage einfach zu flach.”

Im großen Bogen fuhren wir vom Ende der dritten Stage wieder hinauf zum Start der vierten, der nur wenige Meter neben dem eben schon benutzten Start lag. Etwas flacher, aber auch extrem schön, prophezeite uns der Streckenposten eine wirklich schöne Stage. Auf dem flachen Anfangsstück passierte es dann leider, irgendetwas brachte mein Schaltwerk aus dem Konzept und die Kette verabschiedete sich mit lautem Geklingel und Gerassel von den Ritzeln. Was tun? Anhalten und drauf fummeln? Sinnlos! Weiter rollen und ankommen? Okay. Leider war die Stage in der Gesamtheit zu flach, als dass man genug Geschwindigkeit ohne zusätzliches Pedalieren aufbauen konnte. Im Ziel angekommen, ärgerte ich mich über den technischen Defekt.

Fokussiert, um schnelle Zeiten zu machen
# Fokussiert, um schnelle Zeiten zu machen

Stage 5

“Viel besser, als gestern im Training.”

Nachdem ich ein Ersatzritzel montiert hatte, wagte ich mich zum Start der fünften Stage. Leider merkte ich schon auf den ersten Metern, dass das Schaltwerk komplett verstellt war, weshalb ich absolut keinen Druck aufs Pedal geben konnte. Sprinten? Unmöglich. Langsames Mitpedalieren? Ja, das ging. Wir kannten die Stage bereits vom Vortag und folgten dem Hohlweg, über den sich der Trail von einer Seite zur anderen schlängelte. Wirklich eine tolle Stage, leider nicht in dem Tempo fahrbar wie ich es gern getan hätte.

Annika Jeschke
# Annika Jeschke - die schnellste Frau auf dem E-Bike
Mit dicken Plusreifen hatten man gute Gripreserven
# Mit dicken Plusreifen hatten man gute Gripreserven
Kurven mit rutschigen Wurzeln
# Kurven mit rutschigen Wurzeln - davon gab es jede Menge

Stage 6

“Ohne sprinten zu können bringt das wenig.”

Vor dieser Stage hatten wir im Vorfeld schon ein wenig Respekt. Die Stage war extrem lang und bot alles, was der Wald um Frammersbach so zu bieten hatte. Armdicke Wurzeln, steile Drops, Sprintpassagen und knifflige Kurven. Nach dem ersten Waldstück kam ein längeres Flachstück, das ich durchsprinten wollte. Leider rappelte meine Schaltung derart schlimm, dass ich mich hier zur Aufgabe entschied. Kurz angebremst, überlegt, Flatterband hoch und drunter durch, runter von der Strecke und raus aus dem Rennen.

Stage 6 ging durch einen lichten Nadelwald
# Stage 6 ging durch einen lichten Nadelwald
Auch Fat-E-Bikes waren am Start
# Auch Fat-E-Bikes waren am Start

Stage 7

“Ein Slalom über den Skihang.”

Die Stage 7 war ein Slalomkurs über die Skiwiese, der zum Glück nicht sehr nass war und überraschend viel Grip bot. Beim Zuschauen sah ich schon, dass die Leute hier richtig viel Spaß hatten und sich über diese Stage zum Abschluss noch einmal richtig freuten.

Caro von der Haibike Enduro Crew fuhr ihr erstes Rennen
# Caro von der Haibike Enduro Crew fuhr ihr erstes Rennen - und war sichtlich begeistert
Chillen und den Prolog beobachten
# Chillen und den Prolog beobachten - beim Auftaktrennen war beides möglich

Meinung @eMTB-news.de

Das erste Rennen der E1*2017 ist Geschichte und wir müssen sagen, dass diese Rennserie einfach richtig gut ist. Mit mehr als 600 Starterinnen und Startern, der guten Organisation und den abwechslungsreichen Stages, ist die Auftaktveranstaltung in Frammersbach ein voller Erfolg gewesen.

Mit fast 30 Teilnehmern, unter denen erstmals auch 4 Teilnehmerinnen waren, verzeichnete die E-Bike-Klasse einen enormen Zuwachs. Beim genauen Hinsehen und Zählen, stellten wir fest, dass unser „Sexiest E-Bike Alive“ alias Specialized Levo gleich zwölf mal am Start stand – wenn das mal keine Signalwirkung hat. Die neue Uphill-Stage ist richtig und wichtig, bedarf aber noch kleiner Korrekturen im Detail. Braucht es eine eigene Frauen-Wertung auch beim E-Bike? Unbedingt! Mit vier Frauen zeichnete auch diese Klasse einen neuen Rekord aus.

Wir freuen uns schon auf Aschau.

Wie sieht’s mit euch aus? Sehen wir uns in Aschau beim zweiten Lauf der E1*2017?


Weitere Informationen

Website: www.enduro-one.com
Text & Redaktion: Rico Haase | eMTB-News.de
Bilder: Nico Gilles, Rico Haase

9 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. Danke für die Antwort.
    Ich war selbst bei Rad am Ring als Technischer Kommissar für die Überwachung der Pedelecs vor Ort.

    Das ist ja interessant. Was sind da deine Erfahrungen?

    Natürlich unterstreich icht deine Kernaussage zum Bescheißen aber wir beide wissen, da wo Sport ist wird auch beschissen.

    Leider hast du damit wahrscheinlich Recht. Aber ... ich glaube an das Gute im Rennfahrer. smilie

    Ich finde den Markenbezug im Ergebnis interessant um zu sehen ob sich eine besondere Präsenz von Marken im Ergebnis findet.

    Okay, gut zu wissen. Für mich war es sehr interessant zu sehen, welche Marken am Start waren. Es waren dreimal mehr E-Bikes als sonst am Start und eine Marke war dabei ganz vorne mit dabei, also mit der Anzahl der teilnehmenden E-Bikes. ;-)
  2. riCo
    Dabei seit 05/2016
    Wenn jeder die gleichen chancen haben soll, dann geht es nur über eine offene Klasse (erlaubt was käuflich zu erwerben ist).
    Habe ich auch schon vorgeschlagen, macht aber erst Sinn, wenn die Teilnehmerzahlen das erlauben. Momentan muss erstmal eine eigene Damen-Wertung her, weil zum ersten mal Frauen am Start standen. Ich finde das ein beeindruckendes Signal.

    Ein großes Lob zu deinem Bericht, ...
    Vielen Dank. smilie
  3. DR_Z01
    Dabei seit 11/2016

    Na ja Rico,
    dein Glaube in Ehren aber die Menschen suchen immer nach Lösungen wenn die Muskelkraft alleine nicht reicht smilie
    Meine Erfahrungen sind zusammengefasst: Ziemlich aufwendig und Quote gleich Null - eventuell weil alle wussten es wird kontrolliert.
    Ich denke mit steigender Akkukapazität wird natürlich auch die Möglichkeit stärker zu unterstützen immer weiter ausgebaut.
    Wir haben am Nürburgring bei jedem Fahrerwechsel (24h-Rennen) den Kilometerstand notiert und vorher hatten wir alle Räder auf einer Rolle um die Geschwindigkeitsanzeiger auf Genauigkeit zu kontrollieren. Zusätzlich haben wir die Buchsen/Knöpfe für die Parameteränderung mit einem Bruchsiegel verklebt. Alles unter dem Aspekt: Ist bei Straßenveranstaltungen mit wiederkehrenden Runden natürlich viel einfacher.
    Du hättest ja mal was zu den erfolgreichen Bike raus lassen können smilie

  4. riCo
    Dabei seit 05/2016
    @DR_Z01 Gute Idee mit dem Bruchsiegel. Hier wird über kurz oder lang was kommen ... Ich hab da einen ziemlich guten Lösungsansatz, den wir gerade intensiv diskutieren.
  5. Hi riCo
    geiler Bericht smilie
    Es bestehen ja viele Möglichkeiten ein Pedelec unrechtmäßig zu tunen.
    Was haben die Veranstalter in Frammersbach denn unternommen um solchen Spitzbuben das Handwerk zu legen?
    Gibt es auch irgendwo eine Ergebnisliste aus der man ersehen kann welche Bikes auf welchen Platzierungen ins Ziel kamen?
    Gruß DR_Z

    Hi,
    wir vom MSF-Frammersbach sind ja nur der ausrichtende Veranstalter. Letzt Endlich hat Baboons als Serienveranstalter von E1 die Hoheit und gibt ja auch das Reglement aus.

    Generell, freut es uns als Veranstaltungsort, wenn es den Teilnehmern und Zuschauern gefallen hat.

    Zum Defekt-Thema: es ist schon Wahnsinn, wie manache (mit oder ohne Motor) die Gänge durchschrubben und das bei Volllast beim ersten Beschleunigen. Auch bei mir an Stage 6 mit Starthügel hat einer (ohne Motor) seine Kette in den Himmel geschickt.

    Zu Stage 2 muss man leider sagen, wir waren über das viele Holz am Samstag Nachmittag überrascht was da ein Tag zuvor noch nicht war. Ich denke, wir haben da zu dritt das beste draus gemacht ;-)
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