Ich komme vom Wettkampfsport. Als ich klein war, habe ich mit dem Mountainbiken angefangen, und, ohne zu wissen wohin es mich treibt, einfach weitergemacht. Bis es mich in meinen Juniorenjahren an die Weltspitze getrieben hatte. Als ich mit den Rennen aufhörte, und keinen Spaß mehr am Radfahren hatte, begann eine ständige Suche nach irgendetwas. Ja, ich wusste nicht was, aber irgendetwas fehlte mir. Und genau dann, als ich draufkam, dass dieses „Irgendetwas“ nichts anderes als das Radfahren ist, bekam ich ein Angebot, im eBike Bereich tätig zu sein.

Bis dahin hatte ich mich noch nie so richtig mit diesem Thema auseinandergesetzt, aber eines kann ich euch rückblickend sagen: Als ich das erste Mal auf einem eMountainbike drauf saß, und auf coolen Wegen den Sonnenberg vor meiner Haustür eroberte, so hatte ich auch das erste Mal wieder ein Lächeln im Gesicht. Ich hatte meinen Spaß wieder. Und dieser breitete sich auch auf das Rad ohne Motor aus.
Von diesem Moment an war mein Renn-Kapitel gut verpackt als ein ganz besonderer Teil meiner Geschichte aufgehoben, und ich profitiere heute so viel davon. Nun beginnt ein Kapitel, als dessen Überschrift Spaß steht. Spaß am Radfahren, Spaß an dem, was ich mache.
Als ich dann erfuhr, dass es auch eBike Rennen gibt, so konnte ich mir nicht vorstellen, dass dies Spaß machen kann. Oder wie dies funktionieren soll. Hier muss ich einwerfen, dass ich vielleicht vorbelastet war, oder zumindest noch zu viel den Profisport im Kopf hatte, wie ich ihn kenne. Oder vielleicht Angst hatte, einen Schritt zurück zu machen. Doch ich erinnerte mich an meinen Vorsatz, Spaß zu haben, und dafür muss man eben neue Dinge ausprobieren und für neue Dinge offen sein.
So freute ich mich schon auf das Event Rad am Ring, denn dort wurde von Bosch eBike Systems das erste eBike Enduro Race dieser Art ins Leben gerufen, und das klingt ja mal richtig interessant. Aber das sollte es nicht gewesen sein. Denn ich bekam auch eine E-Mail, ob ich denn nicht Lust hätte, das 24h eBike Rennen mitzumachen. Da musste ich lachen. Ich und 24h Rennen? Na klar. Ich bin doch nicht verrückt.
Wie es dazu gekommen war, weiß ich selbst nicht mehr ganz genau, auf alle Fälle hielt ich am Samstag dann zwei Startnummern in den Händen. Eine fürs Enduro Rennen und die andere würde 24 weitere Stunden an meinem Rücken befestigt bleiben.

Startnummer Greta
# Startnummer Greta

So begannen zwei spannende Tage voller Erfahrungen bezüglich eBike Rennen, die verschiedener nicht sein könnten. Äpfel und Birnen sozusagen, die man nicht zusammenzählen kann. Und das ist auch gut so! Denn so konnte ich von beiden einmal probieren und schauen, wie es mir so schmeckt. Und es hat gemundet, allein schon der Erfahrung und der Ideen wegen, die ich sammeln konnte. Denn ich habe wirklich ein eBike Rennformat erlebt, dem ich vertraue, und hinter dem ich – auch vom Profisport verwöhnt – zu 100% stehen kann. Aber der Reihe nach.

Beginnen wir mit Kapitel 1, den Äpfeln, oder auch: Die Erwartung, die übertroffen wurde.

Guillaume Heinreich ist ready.
# Guillaume Heinreich ist ready.

Und da wäre auch schon das vielversprechende Rennformat. Ein eBike Enduro Race, so wurde es bei diesem Event genannt. Am Anfang fragte ich mich, wie viel „e“ und wie viel „Enduro“ wohl dabei sein werden, und ich kann euch sagen, wir bekamen von beidem reichlich genug. Der Wettkampf bestand aus fünf Stages, die je zwei Mal gefahren werden mussten, und im Gegensatz zum herkömmlichen Enduro ging es nicht nur runter, sondern auch wieder hoch. Und das in ständigem Wechsel auf technischem Gelände. Gespickt mit viel Gelächter und einer Gruppe, die echt sau gut fahren konnte, wurde mein Rennfieber wieder geweckt. Ich hoffe, dass wir in Zukunft mehr von Enduro mit „e“ hören werden, denn Potential hat das Ding auf alle Fälle.

Lucas lass die Bremse loooos.
# Lucas lass die Bremse loooos.

Kapitel 2, die Birnen, oder auch: 24 Stunden, vollgestopft mit Emotionen

Das Team von Mustache trumpfte mit dem Cross Triathlon Weltmeister
# Das Team von Mustache trumpfte mit dem Cross Triathlon Weltmeister

Wach, müde, motiviert, Decke über den Kopf, gut gelaunt und Mittelfinger fast draußen. Gefühlt 20 Bananen, etliche Liter Wasser, mit Käse überbackene Maultaschen um halb 5 in der Früh. 1 Stunde Schlaf, 187 km, 4547 Hm, 94 km/h Maximalgeschwindigkeit, 6 Stunden auf dem Bike. Schöner Sonnenuntergang, leider kein Sonnenaufgang, kurz kurz durch die Nacht. Das ist mein Fazit vom 24 Stunden eBike Rennen in der „grünen Hölle“. Und es gäbe noch viel mehr zu sagen. Zum Beispiel wären da die unendlich geduldigen Bedienungen in der Bosch Lounge, bei der man auch nach der x-ten Tasse Tee um 2 Uhr nachts noch freundlich bedient wurde. Oder die ebenfalls unendlich geduldigen Betreuer des Bosch Teams in der Box 24, die einem mit dem Satz „Komm, lass dein Rad da einfach stehen. Geh du schlafen, ich kümmere mich darum“ die Nacht retten. Oder auf der Strecke die unendliche Freundlichkeit der Teilnehmer, die einem lachend nachjohlen, wenn man sie in der Steigung locker doppelt so schnell überholt. Oder mit denen man in interessante Gespräche über eBikes verwickelt wird.

Das warmherzige Frühstück in der Bosch Lounge
# Das warmherzige Frühstück in der Bosch Lounge

Ja, das ist mein Fazit und ich muss sagen, ich bin überrascht. Überrascht, wie viel Spaß ich hatte und welche Emotionen so ein 24h Rennen auf dem eBike in mir hervorrufen kann. Obwohl sich wohl jeder mittendrin irgendwann mal wohl dachte, warum er das gerade macht, so machte die erbrachte Leistung am Ende alle ein bisschen stolz. Und brachte alle Fahrer ein bisschen näher zusammen.

Die letzte Runde wird in Angriff genommen, dabei ließen die Jungs mir galant "den Vortritt".
# Die letzte Runde wird in Angriff genommen, dabei ließen die Jungs mir galant "den Vortritt".

Jedoch hängt diese Überraschung mehr mit dem Ereignis „24h Rennen“ an sich zusammen, als dass ich es mit dem eBike gemacht habe. Ich fühlte mich aufgehoben, aber mit dem Motor und dem leisen Surren trotzdem fehl am Platz auf der Straße. Ich sah die vielen Teilnehmer, die eine unglaubliche Leistung erbrachten, und da kam ich, deutlich weniger fit, und konnte einfach so die gleiche Strecke absolvieren. Das mag auch ein Vorteil sein, da durch das eBike mehr Menschen auf das Rad steigen und die Möglichkeit haben, bei solch einem Event mitzumachen, aber für mich war es einfach nicht das Richtige. Es wurden viele viele Kilometer stur über dem Motor, also über 25 km/h, pedaliert, und so kam schnell die Frage auf: Und warum sitze ich jetzt überhaupt auf einem eBike?
Mein Kapitel heißt Spaß, und ja, ich hatte Spaß. Auch sechs Stunden lang auf der Straße. Aber ginge es nach mir, so stelle ich mir ein eBike Rennen auf kleinen Wegen vor, in den Bergen, mit einem Lächeln im Gesicht, das von Dreckspritzern umrahmt ist. eMountainbiken hat mir meinen Spaß auf den Trails wiedergebracht, und ich finde dorthin passt es ganz gut, auch im Renntempo.
Deshalb ist mein Schlusssatz in diesem Falle schnell formuliert. eBike Rennen? Ja bitte! Aber auf das Wie kommt es an.

Was denkt ihr über eBike Rennen? „e“ wie Enduro oder trotzdem lieber Straße?

Der ganze Haufen am Schluss
# Der ganze Haufen am Schluss
Text: Greta Weithaler, Fotos: Bosch eBike Systems
  1. benutzerbild

    greta-weithaler

    dabei seit 06/2016

    Ich komme vom Wettkampfsport. Als ich klein war, habe ich mit dem Mountainbiken angefangen, und, ohne zu wissen wohin es mich treibt, einfach weitergemacht. Bis es mich in meinen Juniorenjahren an die Weltspitze getrieben hatte. Als ich mit den Rennen aufhörte, und keinen Spaß mehr am Radfahren hatte, begann eine ständige Suche nach irgendetwas. Ja, ich wusste nicht was, aber irgendetwas fehlte mir. Und genau dann, als ich draufkam, dass dieses „Irgendetwas“ nichts anderes als das Radfahren ist, bekam ich ein Angebot, im eBike Bereich tätig zu sein.


    → Den vollständigen Artikel "eBike Rennen: Auf das Wie kommt es an" im Newsbereich lesen


  2. benutzerbild

    Das-Licht

    dabei seit 01/2006

    ...ich nehme mal an, dieser Bericht ist eine Reaktion auf dieses Statement:
    http://ebike-mtb.com/die-grosse-gefahr-9-argumente-gegen-e-mtb-rennen/
    Ich schließe mich im Großen und Ganzen mit meiner Meinung dem verlinkten Artikel an. Rennen, also alles was auf Zeit geht, und wo es darum geht Erster zu sein, machen in meinen Augen mit einem Pedelec wenig Sinn. Etwas Anderes wären Wettbewerbe, bei Denen es ums Ankommen oder um das fahrerische Können geht. Hier spielt der Motor kaum eine Rolle. Doch ob nun das 24h Rennen vom Nürburgring, eine 50 Km lange Cross Country Passage oder Ähnliches, bringt wenig, da trainierte Retrobiker sowas eh oft über 25 km/h fahren. Die Folge wäre ein illegales Tuning, oder vielleicht ein legalisiertes Tuning für solche Rennen, was dann zwangsläufig Nachahmer auf den Trails nach sich zieht. Der Gesetzgeber hat mit dem Pedelec eine neue einmalige Chance eröffnet, und mit Sicherheit nicht an einen Boom im MTP Bereich gedacht, sondern lediglich an Straßen- u. Radwegenutzer. Sowohl von den Retrobikern als auch von verschiedenen gegnerischen Multiplikatoren mit deren Claqueuren kommt bereits "Gegenwind" mit Forderungen, MTPs abseits des StVO Bereiches zu verbieten. Entsprechende Rennen sind Wasser auf die Mühlen der MTP-Gegner. Und Jeder, der meint, sein MTP tunen zu müssen, leistet der MTP-Gemeinde einen Bärendienst. MTP Rennen auf Tempo und Zeit, forcieren bei den Kleingeistern den Tuningwunsch, und sind - zumindest aus heutiger Sicht - kontraproduktiv für eine ganze Branche. Wettbewerbe - also keine Rennen!!! - bei Denen bsp. geographisch kaum Tempi über 25 Kmh erreicht werden, würden hingegen ein anderes Bild zeichnen, und das würde ich dann auch noch akzeptieren. Die Nummer von Bosch auf dem Nürburgring war eh eher eine Marketingveranstaltung, denn ein Wettbewerb.

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