Kette
Beim Schalten unter Last mit einem E-Bike lasten gewaltige Kräfte auf einer Kette. Insbesondere das Durchschalten mehrerer Gänge auf einmal oder extremer Schräglauf können den Verschleiß einer Kette stark nach oben treiben. Das Maß für den Verschleiß ist der Abstand zwischen den einzelnen Kettengliedern – wird dieser zu lang, kann die Kette unter hoher Belastung durchrutschen oder beim Schalten springen. In den trockenen, staubigen Bedingungen im Trailcenter Punta Ala, Italien, liegt die Laufzeit einer Kette bei etwa 2500 km. Je nach Umweltbedingungen kann diese jedoch erheblich schwanken.
Um zu messen, wie verschlissen eine Kette ist, benötigt es eine spezielle Ketten-Messlehre, die verschiedene Abnutzungs-Level anzeigt. Wenn die Kette ein bestimmtes Maß überschreitet, muss sie getauscht werden. Zudem gibt es mittlerweile spezifische E-Bike-Ketten, die für höhere Belastungen konstruiert wurden. Wenn man die verschlissene Kette tauscht, heißt das allerdings nicht, dass damit alles wieder in Ordnung ist. Auch die Kassette kann sich abnutzen und muss oft zeitgleich getauscht werden. Wenn man die Kette jedoch regelmäßig misst und frühzeitig austauscht, wird man lange Spaß an derselben Kassette haben. Den Verschleiß der Kassette festzustellen, ist deutlich schwieriger – darauf gehen wir im nächsten Abschnitt näher ein.
Kassette
Der Verschleiß der Kassette kann sich sehr sensibel auf die Funktion des Antriebs auswirken. Ist die Kassette zu stark abgenutzt, läuft die Kette nicht mehr sauber und Schaltvorgänge werden nicht mehr ordentlich ausgeführt. Zum einen ist es wichtig, dass die Kassette mit so wenige Spiel wie möglich auf dem Freilauf montiert ist. Haben der Freilauf oder sogar die einzelnen Ritzel Spiel, dann kann sich die Kassette beim Pedalieren bewegen, wodurch die Schaltvorgänge ungenau und laut werden. Laut unserem erfahrenen Mechaniker Davide reagieren insbesondere günstige SRAM-Kassetten empfindlich auf ungenaue Schaltvorgänge. Allerdings bieten SRAM die E-Bike-spezifische EX1-Schaltung an, die sehr gut mit den höheren Belastungen umgehen kann, während der größte Konkurrent Shimano aktuell kein solches System im Sortiment hat.
Freilauf
Ob und wann man den Freilauf kontrollieren muss, hängt stark von der Bauart und Marke ab. Sehr leichte, reguläre Aluminium-Freiläufe sollten öfter kontrolliert werden, da die Ritzel der Kassette sich in den Körper einarbeiten können, was Spiel und somit ungenaue Schaltvorgänge zur Folge hat. XD-Freiläufe haben dieses Problem nicht, allerdings können dort die Kassetten manchmal knarzen, was sich durch Auseinanderbauen und Reinigen beseitigen lässt. Im Fall unseres Ghost Kato-Testbikes bestand der Shimano-Freilauf aus Stahl und hatte keine Abnutzungserscheinungen. Dennoch sollte man die Sperrklinken oder Zahnscheiben des Freilaufmechanismus checken, da auch diese am E-Bike mit höheren Kräften und Momenten konfrontiert werden. Das kann nicht nur Spiel zu Folge haben – im schlimmsten Fall kann der Freilauf unter Last durchrutschen. Man sollte auch viel Wert darauf legen, dass die Kassette mit dem richtigen Drehmoment angezogen wird. Dieses ist abhängig vom Hersteller und findet sich meist auf dem Lockring.
Schaltwerk
Das Schaltwerk sitzt von allen Komponenten am exponiertesten, ist sehr komplex aufgebaut und muss die Kette präzise führen. Im Falle unseres Testbikes mussten wir bereits das standardmäßige Shimano XT-Schaltwerk austauschen, da es zu viel Spiel besaß und nicht mehr sicher funktionierte. Das neue XTR-Modell ist noch ziemlich neu, genauso wie das Schaltkabel, sollte aber geölt und kontrolliert werden. Viele übersehen zudem oft die Schaltwerks-Kupplung, die die Kettenspannung hoch halten soll und somit effektiv ein Abspringen der Kette verhindert. Zum Schluss sollte man das Schaltkabel kontrollieren und gegebenenfalls tauschen (wenn es schwergängig läuft oder das Schaltwerk beim Schalten auf kleinere Ritzel hängen bleibt) und alle Schrauben nachziehen, die das Schaltwerk am Rahmen befestigen. Nach Entfernen der Kupplungsabdeckung eines Shimano-Schaltwerks ist es möglich, den Widerstand der Kupplung nachzustellen oder den An-/Aus-Hebel zu schmieren. Wir haben es in unserem Fall beim Reinigen und Schmieren des Hebels belassen, da der Rest ok war und das Schaltwerk hervorragend schaltete. Bei SRAM-Schaltwerken lassen sich alle Kupplungen ab Type 2.1 aufwärts leider nicht nachstellen.
Wenn alles entsprechend geschmiert ist, sollte man checken, ob alle Gänge sauber durchgeschaltet werden und notfalls die Kabelspannung anpassen. Zudem können sich die seitlichen Anschläge oder die Umschlingung mit der Zeit verändern – wir werden zu einem späteren Zeitpunkt eine genaue Anleitung dazu online stellen.
Kurbel- und Kettenblattschrauben
Hab ihr auch ein Knarzen im Antrieb und könnt nicht herausfinden, woher es kommt? Manchmal sind die Kettenblatt- oder Kurbelschrauben dran schuld. Hierbei sollte man auf die korrekte Marke und angegebenen Drehmomente achten. An unserem rechten Kurbelarm gab es eine lose Schraube, die sich als Quelle eines nervigen Knarzens erwies. Nachdem alles festgezogen war, war wieder Ruhe!
Motorservice
Der Motorservice lässt sich in der Regel nicht selbst durchführen – stattdessen sollte man ihn zum Hersteller schicken und dort servicen lassen. Unten ist jedoch ein Beispiel, was passiert, wenn man dem Motor keine Pflege zukommen lässt. Das Kugellager stammt aus einem alten Motor – der Kunde hat sein Bike zwar gepflegt, war beim Waschen jedoch nicht vorsichtig genug. Mit der Zeit hat das das Lager zerstört, bis die Kurbeln sich nicht mehr drehen ließen. Der Bikeshop hat einen kompletten Service vorgenommen, da der Motor keine Garantie mehr besaß, und alle Kugellager gewechselt.
Meinung @eMTB-news.de
Ketten, Kassetten, Schaltwerke und Freiläufe sind in Sachen E-Bikes aktuell noch in einem frühen Stadium. Bisher gibt es nur ein einziges System auf dem Markt, die SRAM EX1, das speziell für die erhöhte Beanspruchung eines E-Bikes entwickelt wurde. Einige Marken kommen aktuell mit Naben mit widerstandsfähigeren Freiläufen auf den Markt, doch wir haben noch einen langen Weg vor uns. Bis dahin helfen regelmäßige, einfache Checks, wie die hier gezeigten, die Laufzeit eines E-Bike-Antriebs zu maximieren und plötzliche Defekte auf dem Trail zu verhindern.
Pflegt ihr euer E-Bike selbst oder bringt ihr es immer in den Fahrradladen?
Weitere Informationen
Website: www.bagnolibike.com
Text & Redaktion: Alex Boyce | eMTB-News.de
Bilder: Alex Boyce
26 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumNein. Ich?
dann kommt sowas dabei raus:
Der zwanghafte Versuch Unterhaltung zu finden.
ach deswegen sagt man "dumm wie Brot"
http://bikeshower.com/
Ob das so gut ist für ein E-Bike
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: