Vintage Electric Scrambler – kurz & knapp
Das Vintage Electric Scrambler soll vor allem cool aussehen!
Das Vintage Electric Scrambler befindet sich vermutlich in einer ganz eigenen Kategorie. Es ist für ein breites Einsatzspektrum designt – inklusive leichtem Offroad-Einsatz. Zudem kann es ganz legal als E-Bike mit Tretunterstützung im öffentlichen Verkehr eingesetzt werden und wird bald als 25 km/h Version in Europa erhältlich sein. Allerdings kann das E-Bike auch als S-Pedelec zugelassen werden – wir haben alle Varianten getestet.
Wie fährt sich also etwas so besonderes, wie das Vintage Electric Scrambler? Das Ziel des Unternehmens war es, etwas Cooles zu kreieren, mit dem man vor allem herumcruisen kann, aber auch abseits asphaltierter Straßen sicher unterwegs ist. Wir empfehlen, Offroad-Ausflüge auf Forststraßen oder sanfte, flowige Trails zu beschränken, auf denen sich das Bike tatsächlich extrem spaßig fährt. Für harte Enduro-Trails hingegen wurde es einfach nicht entwickelt und ist schnell überfordert.
Der Gründer von Vintage Electric, Andrew Davidge, ging noch zur High School, als er begann, ein E-Bike zu entwickeln – zunächst eine Straßen-Version und später die von uns getestete Offroad-Variante. Damit begaben wir uns auf die Trails und Berge hoch über Santa Cruz, um den in niederen Gebieten beheimateten Klapperschlangen und Gifteichen auszuweichen.
Eines ist sicher: Mit dem Vintage Electric Scrambler wird man keinen Stopp der Enduro World Series gewinnen. Gerade im Tretunterstützugs-Modus ist es jedoch ganz hervorragend zum sachten Cruisen geeignet. Am schönsten geht das auf Forststraßen – hier fühlt sich das Scrambler zuhause. Als wir damit jedoch eine Tour durch San Jose unternahmen, zogen wir wohl mehr gebannte Blicke auf uns, als wenn wir ein splitternackt herum radelnder Filmstar wären.
Ausstattung
Rahmen | Hydroformiertes Aluminium |
Federgabel | Custom, Aluminium, Upside-Down-Federgabel von MRP |
Doppelbrücken | hochgradiges CNC bearbeitetes Aluminium |
Griffe und Sattel | Handgemachte Lederarbeiten von Brooks England LTD |
Lenker | Rugged Moto |
Antrieb | Single Speed, Custom Kurbeln, 36 – 15 Zähne |
Bremsen | Shimano Alfine hydraulische Scheibenbremse. 203 / 160 mm |
Laufräder | 26", 36 Speichen, per Hand aufgebaut |
Reifen | Schwalbe Black Jack 26" x 2,25" mit KevlarGuard |
Gewicht | 32 kg (Herstellerangabe) |
Preis | 6.995 $ (UVP), europäische Preise folgen |
Vintage Electric Scrambler in der Hand
Das Vintage Electric Scrambler sieht unserer Meinung nach absolut gelungen aus und kann mit einem qualitativ hochwertigen Finish aufwarten. Die Farbe, die Batterie-Box, die Bedienelemente – alles sieht hochwertig aus und fühlt sich auch so an. Es fährt sich sehr sanft und kann dadurch wirklich von jedem sicher beherrscht werden. Zudem verfügt es über eine 750 Wh Batterie, wodurch es eine ordentliche Reichweite besitzt.
Das Scrambler befindet sich, wie Eingangs bereits erwähnt, in einer ganz eigenen Kategorie und benötigt daher eine etwas andere Herangehensweise. Am besten lässt sich die große Anziehungskraft des Bikes durch den SUV-Effekt erklären:
“Der SUV-Effekt ist ein Phänomen, das insbesondere in der E-Bike Welt weit verbreitet ist. Dabei kaufen Leute High-End E-Bikes, um damit herum zu cruisen, ohne jemals die Absicht zu haben, sie in einer extremen Weise einzusetzen. Sie wollen einfach gesehen werden, herum rollen und vielleicht mal ein paar Feldwege abfahren.” – Andrea Leo, Marketing Manager Giant Italien
Rahmen
Der Rahmen besteht aus hydroformierten Aluminium-Rohren, während die Batterie-Box als Sandguss konzipiert ist. Die Konstruktion wirkt stabil und sehr detailverliebt, allerdings eher im Sinne von “Form over Function” (Form über Funktion), denn es gibt wenige Anzeichen, dass irgendwo ernsthaft versucht wurde, Gewicht zu sparen. Das Design erklärt den Firmennamen, denn es wirkt definitiv “vintage”. Die zum Einsatz kommende Technologie ist jedoch durchaus modern, womit das Vintage Electric Scrambler voll im aktuellen Trend vieler Großstädter liegt. Durch die zentral gelegene Batterie-Box fühlt sich das Rad ausbalanciert an. Der Hinterbau ist ziemlich lang, weshalb es zwar einen sehr stabilen Geradeauslauf aufweist, jedoch nicht grade zackig um Kurven geht. Horizontale Ausfallenden im BMX-Style und sauber außen verlegte Kabel komplettieren das Ganze.
Geometrie
Die Geometrie soll vor allem “cool” sein.
Die Geometrie des Vintage Electric Scrambler lässt den Fahrer in einer relativ aufrechten Position Platz nehmen, was größtenteils durch den langen Hauptrahmen in Kombination mit einem relativ steilen Lenkwinkel und flachen Sitzwinkel erreicht wird. Die Geometrie soll vor allem komfortabel und irgendwie … cool sein. Das ist kein gewöhnliches Attribut einer Geometrie und wir können uns nicht erinnern, es jemals in diesem Zusammenhang benutzt zu haben, aber beim Vintage Electric Scrambler passt es einfach.
Laufräder
Standardmäßig kommt das Vintage Electric Scrambler mit 26″ Laufrädern, die über 36 Speichen verfügen, was bei 32 kg Gewicht vermutlich auch nötig ist. Bei den Reifen handelt es sich um verstärkte Schwalbe Black Jack in 2,25″ Breite, deren Allround-fähiges Profil sowohl auf der Straße, als auch auf Schotterwegen gut aufgehoben ist – was auch dem Einsatzzweck des Scramblers entspricht.
Die Laufräder können Scheibenbremsen aufnehmen und werden auch mit solchen ausgeliefert. Es kommen Shimano Alfine-Bremsen mit einer 203 mm Scheibe vorne und 160 mm Scheibe hinten zum Einsatz. Zudem befindet sich vorne eine massive 20 mm Achse in einer Paul-Nabe, die der Upside-Down-Federgabel etwas mehr Steifigkeit verleiht.
Federung
Die auffällige Upside-Down-Federgabel wurde von MRP in Auftrag von Vintage Electric gefertigt. Es handelt sich um eine Doppelbrückengabel, die in etwa 90 mm Federweg freigibt und vor allem für Komfort und Kontrolle sorgen soll. Da das E-Bike ohnehin schon schwer und sehr lang ist, wurde sich bei der Entwicklung auf das Aussehen und die Haltbarkeit konzentriert. Wir konnten kein exzessives Flexen der Federgabel feststellen – allerdings sieht sie unserer Meinung nach äußerst stylisch aus und verfügt über ein sehr schönes Finish.
Komponenten
Der Rest des Vintage Electric Scramblers soll vor allem eins haben: Style! Vom Brooks-Sattel bis zu den Zwei-Finger-Bremshebeln am Motorrad-ähnlichen Lenker mit Ledergriffen – dieses Bike strahlt Style aus! Anscheinend musste Shimano die Produktionslinie für den speziellen Zwei-Finger-Bremshebel reaktivieren, um ihn genau nach Vintage Electrics Anforderungen zu gestalten.
Das Vintage Electric Scrambler kommt mit einem Singlespeed-Antrieb. Das von uns gefahrene Übersetzungsverhältnis war in Ordnung für flaches bis hügeliges Terrain – je nach Einsatzgebiet könnte es allerdings notwendig sein, dieses anzupassen. Das Scrambler wird standardmäßig mit einem Vorder- und Hecklicht ausgeliefert. An unserem Testrad befand sich keine Geschwindigkeitsanzeige, diese wird jedoch an späteren Modellen zu finden sein. Die Batterieanzeige unserer Klasse 2-Version befand sich direkt neben dem Gashebel – an Modellen mit Tretunterstützung, wird sie vermutlich im Geschwindigkeits-Display integriert sein.
Motor
Reichweite | 56 km im Straßenmodus |
Geschwindigkeit | Europa: 25 km/h USA: 20 – 36 mph |
Ladezeit | 2 Stunden |
Motor | 3.000 W 3-Phasen bürstenloser Custom-Motor |
Leistung | 250–750 W Straßenmodus (je nach Region), 3.000 W Race-Modus |
Energierückgewinnung | Vintage Electric regeneratives Bremssystem |
Batterie | 52V, 13,5 Ah, Lebensdauer ca. 30.000 Meilen |
Theoretisch verfügt das Vintage Electric Scrambler über 3000 W. Allerdings steht die komplette Leistung lediglich im Race-Modus zur Verfügung, der nur mit einem speziellen Schlüssel aktiviert und nur auf Privatgrund legal eingesetzt werden kann – außer man meldet es als Moped an. Wie viel Power das Scrambler letztendlich hat, hängt vom jeweiligen Land ab. Die für den US-amerikanischen Markt bestimmte Version, die wir testeten, unterstützt bis 32 km/h (20 mph), während das europäische Modell auf 25 km/h heruntergeregelt wird. Allerdings könnte es möglich sein, das E-Bike als S-Pedelec anzumelden – Vintage Electric werden die verschiedenen Optionen erläutern, wenn die Bikes auf den europäischen Markt kommen.
Der Motor sitzt in der Hinterradnabe und kann auch dazu verwendet werden, die Batterie zu laden. Am Lenker befindet sich ein roter Knopf, der eine Energie-Rückgewinnungsbremse aktiviert. Während unseres Tests hielt die Batterie ziemlich lang – im normalen Tretunterstützungs-Modus kann man die angegebenen 50 km Reichweite locker erreichen. Offensichtlich hat das Terrain und der Untergrund jedoch einen großen Einfluss darauf. Die Batterie und die elektrische Steuerung befinden sich in der gut von der Umgebung abgedichteten Batterie-Box, die zugleich als Kühlkörper dient, was während unserer Ausfahrt gut zu funktionieren schien.
Wir haben das Vintage Electric Scrambler sowohl im Tretunterstützungs-Modus, als auch mit Gashebel ausprobiert. Letzteres Modell unterliegt in den USA der Klasse 2. Beides macht Spaß, allerdings kommt man durch Mittreten schneller auf Geschwindigkeit, als mit dem Gashebel.
Auf dem Trail
Die Fahrt auf dem Vintage Electric Scrambler war vermutlich die smootheste und spaßigste, die wir je auf einem solchen Cruiser-MTB erlebt haben. Eines muss jedoch klar sein: Dies ist kein extremes Trailbike! Wir waren damit in verschiedenen Bedingungen unterwegs, vor allem jedoch auf Schotterstraßen und sanften, flachen Trails. Es ist nicht entwickelt worden, um damit durch Steinfelder zu ballern, es ist aber auch kein Cross-Country-Bike. Wenn man einfach Spaß am Pedalieren hat, dann kann man damit über Schotterwege durch die Landschaft rollen, dem nächsten Biergarten einen Besuch abstatten oder zur Arbeit cruisen.
Wir waren mit dem Scrambler auch auf einigen Singletrails und können sagen: Ja, es geht, wenn der Trail sacht ist. Allerdings waren wir nach ein paar Stunden der Meinung, dass das nicht wirklich das Einsatzgebiet für dieses E-Bike ist.
Im Tretunterstützungs-Modus beschleunigt das Bike nach und nach, relativ elegant auf Maximalgeschwindigkeit. Der Motor fühlt sich ziemlich stark an, auch wenn man etwas mehr davon entkoppelt ist, da er ja in der Nabe sitzt. Für steile Berge würden wir uns jedoch ein anderes Übersetzungsverhältnis des Singlespeed-Antriebs wünschen. Allerdings ist der Motor, wie so viele Nabenmotoren, äußerst leise – das Vintage Electric Scrambler ist ziemlich geräuschlos.
Durch das zusätzliche Gewicht fühlt sich das Scrambler auf Schotterstraßen sehr stabil an und klebt geradezu auf dem Boden. In Kurven ist es smooth und ruhig, allerdings wird man damit nicht grade schnell um enge Serpentinen herum zirkeln können. Besser ist, man setzt sich hin und schaut sich an, wie die Gegend vorbeizieht. Die Rückgewinnungsbremse ist ein interessantes Feature, das es erlaubt, bergab seinen Speed zu kontrollieren, ohne das Hinterrad ausbrechen zu lassen und zudem die Batterie wieder etwas auflädt.
Fazit – Vintage Electric Scrambler
Bereits beim ersten Blick wird klar, dass das Vintage Electric Scrambler eher als Lifestyle-Produkt oder Transportmittel gedacht ist, denn als sportliches eMTB. Wer also gerne schnell in anspruchsvollem Terrain unterwegs ist, sollte lieber woanders gucken.
Das Scrambler kann auf verschiedenen Untergründen sicher gefahren werden, die Federung und Bremsen machen ihren Job und die Fahrposition ist relaxed – um in die Stadt zu rollen oder etwas die Gegend zu erkunden, ist es also bestens geeignet. Im Tretunterstützungs-Modus hält die Batterie zudem ziemlich lange. Wenn es auf den europäischen Markt kommt, hoffen wir, dass es als S-Pedelec klassifiziert wird, da es grade bei hohen Geschwindigkeiten extrem viel Spaß macht.
Video – das Vintage Electric Scrambler in Aktion
Statussymbol oder Transportmittel mit Style – hättet ihr Verwendung für das Vintage Electric Scrambler?
Weitere Informationen zum Vintage Electric Scrambler
Website: www.vintageelectricbikes.com
Text & Redaktion: Alex Boyce | eMTB-News.de
Bilder: Alex Boyce, Nicolas Jimenez/Vintage Electric
Vintage Electric Scrambler
- XC:
- 0 bis 120 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- Trail:
- 100 bis 150 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- All-Mountain:
- 120 bis 150 mm Federweg (Full-Suspension)
- Enduro:
- 150 bis 180 mm Federweg (Full-Suspension)
- Downhill:
- über 180 mm Federweg (Full-Suspension)
6 Kommentare
» Alle Kommentare im Forum[Bild]
Das Düsenspeed Modell 2 war am Stand von maxon, die dort ihren maxon bike drive (bisher kein Test von Euch gefunden) vorgestellt haben. In dem Fall ist es ein 25km/h Eletrovelo, aber auch Düsenspeed hat - ganz wie Vintage El. - auch elektrische Motorräder im Programm, die natürlich nur auf dem privaten Hinterhof gefahren werden dürfen, honi soit qui mal y pense...
Was für eine lächerliche Gurke!
Sure, I'm convinced, the fun-factor is priceless.
My concerns are regarding the street legality. Will you ride the Scrambler or the Düsenspeed at 25km/h? Of course not. You will push the "extra power" button. But as your backyard is too small, you gonna ride on public roads. As long as this happens only in rare cases, nothing happens. But it doesn't take much to start the "law-producing" machinery in Brussels or Bern.
Imagine, people with electric motocross bikes would start using MTB trails... it would end up in a complete ban of e-MTB.
Don't get me wrong, I'm for freedom and pleasure - but also for responsibility.
Ja ist diese Hipsterrutsche jetzt ein Mountainbike oder warum wird das Ding hier vorgestellt????
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