Im italienischen Val di Fassa wurden Mitte September die ersten Enduro- und E-Enduro-Weltmeisterschaften ausgetragen. Unser Gastautor Chris Rothenbach war dabei und erzählt euch hier, wie er sich dafür qualifizierte, was seine Vorbereitungen waren und natürlich gibts auch einen ausführlichen Rennbericht. Viel Spaß beim Lesen!
Wie ich zur WM kam
Vor einigen Monaten kursierten plötzlich Gerüchte, dass die UCI erstmalig eine Enduro-Weltmeisterschaft veranstalten will. Mitten in der Saison wurden dann der Termin und der Ort bekanntgegeben. Canazei! Dolomiten, Italien, am 14. September. Als ich damals davon hörte, dachte ich im Traum nicht daran, dass ich ein möglicher Teilnehmer wäre. Wer es mitbekommen hat, weiß, dass ich seit Monaten mit einer komplizierten Armverletzung zu kämpfen habe. Diese begann im März und als wäre das nicht schlimm genug, holte ich mir im Mai noch eine schwere Lungenentzündung und mein kompletter Körper war für mehrere Wochen ein Wrack.
Nachdem ich eigentlich mit dem Racing für 2024 schon abgeschlossen hatte, konnte ich im Juli mit wieder steigender Fitness doch noch an Wettkämpfen teilnehmen. Anfang August bekam ich dann mit, dass der BDR zusätzlich zu den über UCI-Punkte qualifizierten Fahrern diverse Wildcards vergeben darf. Ich bewarb mich und hoffte, dass meine Ergebnisse aus 2023 und mein steigender Formtrend ausreichen würden, um einen der Startplätze zu erhalten.
Dann bekam ich Mitte August tatsächlich eine dieser Wildcards und durfte mir prompt beim BDR ein Deutschland-Trikot bestellen. Als dieses zwei Tage später schon in der Post auftauchte, verspürte ich direkt sehr große Vorfreude und war auch stolz, ein Teil dieses großen Meilensteins sein zu dürfen. Hiermit begann das Projekt „roadtoworldchamps“.
Ein gutes Training
Ich investierte viel in meine Fitness und Fahrtechnik, musste aber einen feinen Grad zwischen hartem Training und guter Regeneration finden. Mein Körper und vor allem mein Arm benötigen deutlich mehr Ruhe und Erholung, als ich es sonst gewohnt bin.
Zwei Wochen vor den World Champs fuhr ich dann noch das 3 Länder Enduro Rennen mit. Sozusagen die perfekte Generalprobe für mich. Ich konnte dort nach einem sehr soliden Race den 3. Platz einfahren und wusste, dass ich trotz aller Umstände verhältnismäßig gut vorbereitet zum größten Rennen meiner Sportkarriere fahren darf.
Das Team D
In den Tagen und Wochen vor der WM war schon zu merken, dass sich eine starke Gruppendynamik zwischen allen Involvierten bildete. Es wurde eine eigene Ärztin und ein eigener Physiotherapeut organisiert und unser Teamchef Micha erledigte im Hintergrund viele organisatorische Aufgaben. Vor Ort dann noch zwei Mechaniker und ein Betreuer für alle Deutschen. An dieser Stelle gleich mal ein fettes Dankeschön an euch freiwilligen Helfer. Unser Team hatte WM-Niveau. TEAM DEUTSCHLAND ist bereit!
Doch Skiurlaub?
Eine Woche vor der WM dann die ersten Wetterprognosen. Es erwartet uns ein Wintereinbruch. Es wird kalt. Es soll regnen und schneien. Zuhause bereitete ich alles schon auf ein Schlammrennen vor: Mein üblicher Camper musste einem Hotel weichen und auf mein Rocky Mountain kam direkt das Wintersetup: Dicker Mudguard, Matschreifen und kleinere Details.
Nachdem der ursprüngliche Zeitplan das Rennen am Samstag vorgesehen hatte, wurde dieser schließlich wetterbedingt geändert und alles wurde um einen Tag nach hinten verschoben. Somit hatten wir auch einen Tag länger Zeit alles vorzubereiten und ich war sogar noch motiviert genug, frische Winterreifen auf mein Auto aufzuziehen. Dies sollte sich auszahlen!
Wir mussten trotzdem am Donnerstag anreisen, weil die Kontrolle der E-Bikes schon am Donnerstag war. Der Veranstalter machte in der Ausschreibung klar, dass es vorab einen Bikecheck geben wird. Dass dieser aber drei Tage vor dem Rennen ist, ist sehr fraglich. Vor allem, weil der Zeitpunkt – wann der Check stattfindet – erst ca. 24 Stunden vorher bekannt gegeben wurde.
Los geht’s!
Frühmorgens am Donnerstag ging es dann daheim los und mit dabei ist dieses Mal meine Mama. Mit insgesamt sieben Stunden Autofahrt ist es doch eine weitere Entfernung und bei dieser Reisezeit sollte es nicht bleiben. Es regnete und regnete während unserer Autofahrt und als wir endlich vom Brenner runter waren, ging es hoch über die Berge. Über den Sella Pass. Als uns nach etwa gut einem Drittel ein Auto entgegenkam, das im Kühler voll mit Schnee war, ahnte ich schon, was uns erwartete. Mit steigender Höhe wurde aus dem Regen immer mehr Schnee und schon bald war alles weiß!
Die Straße war zugeschneit und schon bald standen überall Autos auf der Fahrbahn, die dank Sommerbereifung keinen Meter mehr kamen. ASR raus und immer drauf auf‘s Gas! Mit viel Entschlossenheit und ordentlich Adrenalin ging es hoch bis auf 2.250 m. Die letzten Meter waren so krass. So ein Wintereinbruch Mitte September ist surreal.
Auf der anderen Seite runter ging es dann im ersten Gang und so wurden aus den anfänglich sieben Stunden neun. Aber wir haben es gut gemeistert und ich war so froh, dass ich noch die neuen Winterreifen montiert hatte.
Endlich angekommen!
Wir kamen rechtzeitig dort an und ich durfte um 17.00 Uhr zum E-Bike-Check.
Hier wurde die Software kontrolliert und auch der Radstand gemessen. Sicher kann man in den drei Tagen bis zum Wettkampf noch alles ändern, aber es war schon einmal mehr Überprüfung, als ich es sonst gewohnt bin. Der eigentliche Sinn stellte sich erst nach dem Rennen raus, aber dazu später mehr.
Im Hotel eingecheckt ging es direkt in den Spa-Bereich, wo ich die wilde Autofahrt erstmal abhaken wollte. Abends dann ein leckeres Essen und der erste Tag war schon Geschichte.
Freitag – Erstmal alles begutachten und abends Gänsehaut!
Freitags sind wir dann 2–3 Strecken abgelaufen. Dies war sicher sinnvoll und hätte ich mehr Zeit gehabt, wäre es von Vorteil gewesen, alle Strecken zu begutachten. Am Nachmittag ging es dann noch eine lockere Runde biken, um den Körper bei Laune zu halten. Es folgte ein Teamshooting mit allen Beteiligten, bevor es abends dann zu einem persönlichen Highlight ging.
Die Parade mit Einlauf aller Nationen. Über 200 Fahrer und Fahrerinnen aus 32 Nationen durften im Nationaltrikot bei einem großen Walk-In die Eröffnungszeremonie feiern. Hierfür gibt es nur ein Wort: Gänsehaut. Das war einer der tollsten Momente und unser Team hat für ordentlich Stimmung gesorgt.
Samstag – Das offizielle Training
Samstagmorgens ging es dann ins offizielle Training. Noch den Evoc-Rucksack gepackt und dann ordentlich Klamotten angelegt. Es war kalt und nass. Die Schneegrenze war knapp über der Ortschaft und keiner wusste wirklich, was genau uns erwartet.
Im Vorfeld wurde der komplette Kurs überarbeitet und an die miesen Bedingungen angepasst. Hier ein großes Lob an den Veranstalter und an den ortsansässigen Verein, die wirklich großartige Arbeit geleistet haben. Alle Strecken, die sehr hoch starteten, wurden verkürzt und einige komplett angepasst, um uns Fahrern eine WM möglich zu machen. Hier lief im Hintergrund sicher viel ab, damit das möglich war. Props! Auf uns warteten 9 Stages, eine Gesamtlänge von 45 km und es ging 2.662 Tiefenmeter bergab. Aufgeteilt in zwei Loops mit Akkutausch. Dabei wurde zweimal Lift gefahren. Es wird ein krasser Tag, so viel steht fest.
Im Training konzentrierte ich mich dann hauptsächlich auf Linienwahl und Streckenführung. Mein Setup war gut, der neue Maxxis Highroller vorne und hinten war vielversprechend bei diesen Bedingungen und meine Klamottenwahl war auch einwandfrei. Am Fahrwerk machte ich nur kleine Anpassungen – Rebound schneller und Compression weicher, da es so kalt war. Viel mehr wollte ich nicht ändern, da ich das Gefühl hatte ich würde mich sonst in etwas verlieren bei diesen speziellen Bedingungen. Mein Trainingstag verlief reibungslos und mit meinem Markenkollegen „Butcher“ hatte ich einen der besten Tage auf dem Bike. Mit einigen Bodenproben, vielen Linechecks und vor allem mit richtig viel BOCK.
Von 10 bis 17. Uhr trainierten wir und ich war am Ende echt gut ausgelaugt. Die Kälte und die extrem schwierigen Bedingungen zogen Energie. Zurück am Hotel habe ich dann mein Bike demontiert und gewaschen.
Mir war es sehr wichtig, das Rennen zu finishen und nicht auszufallen. Deshalb investierte ich wirklich extra viel Zeit ins Schrauben. Danach dann ein kleiner Snack und noch zu unserem Physio. Fühlte sich fast ein bisschen factory an. Nur der eigene Mechaniker fehlt. Es folgte das Abendessen und anschließend bereitete ich bis spät in die Nacht alles vor und schaute mir nochmal alle Helmkamera-Videos an.
Raceday – Sonntagmorgens 8.15 Uhr
Es ist wohl der früheste Start, den ich je hatte. Der Wecker klingelt um 6.30 Uhr und es ist dunkel und kalt. Dennoch ist meine Motivation sehr hoch und da ich eh ein Frühaufsteher bin, macht es mir sicher weniger aus als den anderen. Beim Check-in bekommen wir dann unsere Transponder und ich fahre zum ersten Mal ein neues System. Anders als sonst werden hier die Timing-Chips am Bike angebracht und nicht per Armband um das Handgelenk. Ich finde das super, da mich die Armbänder schon immer aufregen und weil man so zum Besichtigen in eine Strecke laufen kann, ohne das Armband irgendwo ablegen zu müssen.
Es geht hoch auf die Bühne, ein kurzes Interview mit dem Enduro-Papst Enrico und los geht’s! Ich fahre zusammen mit Fabien Barel – das ist ein Highlight für mich. Die Legende schlechthin und ich weiß, wenn ich mich einfach an Fabien halte, würde ich wenigstens mit den Zeiten zurechtkommen.
Per Gondel geht es zur Stage 1 – TITANS
Ich mache mich vor der Stage gut warm, aber die Kälte und der gefrorene Boden ziehen sofort wieder alles aus mir raus. Auf der Strecke ist der gefrorene Boden dann aber geil, denn man hat guten Grip. Ich fahre sehr vorsichtig und bin viel ausgeklickt. Es liegen Tausende Wurzeln frei und die Löcher sind gefühlt 50 cm tief. Mein Körper kommt langsam auf Temperatur und ich bin jetzt doch zu dick angezogen. Meine Strategie ist es, lieber etwas langsamer zu fahren und sauber durchzukommen. Es gibt viele hakelige Stellen und ich muss oft aus Kurven wieder komplett von Null raustreten. Das ist immer kein gutes Zeichen. Ich rede mir immer wieder ein, dass es den anderen bestimmt genauso geht und ziehe mein Ding durch. Ohne großen Fehler, dafür aber mit einer langsamen Zeit beginnt für mich der Tag.
Per Gondel zur Stage 2 – Powerstage
Ein sehr kurzer Transfer und wir sind an der ersten Uphill-Stage. Diese wird sogar zweimal gefahren und mit noch einer zusätzlichen Bergauf-Stage hat das gesamte Rennen somit drei spezielle E-Bike-Stages – sehr geil! Ich lasse vor jeder dieser Stages meinen Reifendruck auf 0,6 bar ab, um mehr Grip zu generieren. Anschließend muss die Luft per Pumpe oder CO2-Kartusche wieder rein für die Bergab-Stages. Um uns herum liegt Schnee und mir ist wieder saukalt. Die Bedingungen sind verdammt schwierig, denn man will sich dick anziehen für die Transfers und Wartezeiten, ist dann aber in den Trails am kochen, weil es so anstrengend ist. Generell sind die Strecken alle sehr physisch und ich merke auch den langen Trainingstag von gestern.
Zurück zur Stage 2. Ich treffe zu Beginn der Stage eine weiche Stelle und muss direkt absteigen und schieben. Schöne Schei*e. Normalerweise sind die E-Bike-Stages meine Stärke, aber ich muss feststellen, heute geht nichts. Die Beine sind müde und mein Kopf ist einfach viel zu langsam. Am Ende eine eher schlechte Stage. Dann folgt der nächste Dämpfer. Fabiens, meine und die Zeit des Fahrers nach mir fehlen. Ich hasse es!
Hier wird dieses Mal nicht einfach die Stage für alle Fahrer gestrichen, sondern es wird für uns drei eine Average Zeit berechnet und uns einfach eingetragen. In meinem Fall sicher von Vorteil, weil meine Performance eher semi war. Unterm Strich aber eine sehr wilde Lösung …
Stage 3 – Glühwein
Ein kurzer Transfer zur nächsten Stage. Für mich die wohl schwierigste Stage des Rennens. Sie wirkt relativ frisch und der Boden ist hier richtig abgesoffen. Wieder liegen unzählige Steine und Wurzeln frei. Es ist eine einzige Rutschpartie. Ich starte gut in die Stage und treffe fast alle meine Linien. Ab der Mitte fange ich dann an meinen Flow zu verlieren und muss immer wieder Füße setzen. Das kostet Zeit und Kraft. Am Ende eine schlechte Zeit und ich muss definitiv anfangen besser Rad zu fahren!
Stage 4 – Tutti Frutti into Fassa and Furious
Ein langer und technischer Transfer. Jetzt kommt auch langsam der Körper auf Temperaturen. Oben am Start liegen gute 5–10 cm Schnee und der Track war im Training richtig rutschig. Hier gibt es unzähligen Linien und man muss wirklich überall auf den Zentimeter genau fahren, um die Wurzeln zu meiden. Ich komme oben richtig gut los und es fühlt sich endlich mal nach Fahrradfahren an, wie ich es möchte. Mit dem Flow steigen auch der Speed und das Selbstvertrauen. Ich merke, dass es nicht mehr ganz so rutschig ist wie im Training und versuche, noch einen Gang hochzuschalten. Eine richtig geile Stage mit eigentlich allem, was das Enduro-Herz höher schlagen lässt. Steil, technisch, schnell, flach, Sprünge, Steilstücke und wirklich mega viele Linienoptionen. Im Ziel bin ich endlich auf Temperatur und ich habe das Gefühl, dass ich jetzt wirklich am Start bin.
Stage 5 – Ciasetes
Ein Schmuckstück, diese Stage. Hier sind die besten Bodenbedingungen und es liegt nirgends Schnee. Die frischen Stücke sind richtig lose und man kann gut laufen lassen. Ich versuche gleich Zeit gutzumachen, indem ich ein bis zwei Highlines anfahre und auch gut Speed aus den Kurven mitnehmen kann. Es läuft! Kurz vor dem Ziel wurde dann ein komplett neues Stück eingebaut, was es wirklich in sich hat. Viele Löcher, am Hang bergauf und dann richtig steil in grobem Gelände bergab. Ich komme leider nicht gut hoch und muss mit einem Fuß mitschieben. Dafür geht es mit umso mehr Hass in das Steilstück und mir haut es dermaßen den Lenker bis zu den Ohren. Es hatte sich ein so großes Loch gebildet, das ich nicht auf dem Schirm habe. Gescheit festhalten und weiter geht’s. Den Ausgang des Stückes treffe ich auch gut und kann für mich zufrieden sein. Sprung ins Ziel und somit endet unser erster Loop.
Kurze Pause
Zwischen Loop 1 und 2 haben wir 20 Minuten Zeit, um alles zu checken, etwas zu essen und um den Akku zu tauschen. Da die Zeiten bisher eher großzügig waren, lasse ich mir etwas mehr Zeit und checke wirklich jede Schraube etc. Ich ziehe mich sogar um, da ich mit Regenhose gestartet bin. Ich hatte den ganzen Morgen das Gefühl, ich wäre eingeengt und will unbedingt mehr Freiheit haben. Also lasse ich auch noch den Rucksack zurück und fahre nur noch mit Weste. Kalt war es sowieso immer, sobald man nicht auf den Stages war und auf den Stages wurde mir immer zu warm. Auf dem Weg zur Stage 6 merke ich dann, dass ich die Zeit vielleicht doch nicht so hätte schleifen lassen sollen und verfalle in Panik. Es ist der weiteste Transfer des Rennens und wie schon 2 bis 3 mal zuvor sind die Wegschilder eher bescheiden platziert.
Ich merke, dass auf einmal Fahrer um mich sind, die sonst 10 Minuten hinter mir starten und ich fange an kräftig zu pushen. 160er-Herzschlag und der Transfer bringt richtig Temperatur. Dann muss ich feststellen, ich hab mich auch noch verfahren … Ich drücke richtig aufs Gas, finde dann wieder auf den richtigen Transfer und komme knapp 5 Minuten vor Startzeit an der Stage an. Ich bin erleichtert und froh, dass ich es rechtzeitig geschafft habe.
An der Stage kommen dann die Fahrer aus allen Richtungen. Jeder hatte ähnliche Probleme. Einige sind sogar aus Versehen mit dem Lift hochgefahren. Kontrolliert wurde dies wohl nicht, denn alle Fahrer waren am Ende ohne Zeitstrafe. Schwache Leistung und auch unfair. Aber naja, ich fokussiere mich auf mein Race und es geht weiter.
Stage 6 – Powerstage (die gleiche Stage wie 2)
Ich komme dieses Mal gut unten weg und schaffe es zumindest weiter als beim ersten Versuch. Ich merke schnell, dass ich körperlich wirklich fertig bin und kann weder pushen noch treffe ich meine Linien, so wie ich will. Alles läuft halbwegs rund und das letzte Stück schiebe ich auf Anhieb, um so weniger Zeit zu verlieren. Am Ende drei Sekunden schneller als meine erste Zeit. Dennoch weit zurück und hier könnte man leicht 20–30 Sekunden schneller fahren. Heute nur leider nicht.
Stage 7 – Infinity
Die eigentliche Queenstage des Wochenendes. Jedoch auch verkürzt, aber dadurch keineswegs einfacher. Es ist oben eine richtige Bikepark-Strecke, wo man gut laufen lassen kann und geht dann in sehr technische Abschnitte über. Hier muss man wieder genau auf oder um jede Wurzel fahren. Ich verpasse zwei enge Auffahrten, da ich deutlich zügiger unterwegs bin als im Training. Hier lasse ich ein paar Sekunden liegen. Jetzt geht es über in ein komplett frisches Stück, am Hang in der Wiese, mit Spitzkehren. Hier bin ich im Training einige Male hochgeschoben, da es nicht wirklich geklappt hat. Jetzt im Rennlauf läuft es. Ich nehme etwas raus und komme sauber um die Spitzenkehren – hat sich das Training zu Hause doch noch gelohnt. Ich bin sehr angespannt und etwas verkrampft, aber ich halte den Lauf zusammen. Unten dann nochmal zwei richtig enge und ekelige Spitzkehren. Diese klappen auch besser als im Training und ich bin echt happy mit dem Run.
Stage 8 – Powerstage³
Diese Stage befindet sich direkt neben der Event-Area. Sogar der Streckensprecher war am Start und es gab Live-Kommentar, sehr cool gemacht!
Es ist die wohl technischste E-Bike Stage, die ich bisher gesehen habe. Am Anfang eine richtig steile Rampe über Steine. Hier wurde noch mit dem Flatterband ein Zickzack eingespannt. Ich komme ganz gut hoch, muss nur mit einem Fuß etwas mitschieben, aber komme eigentlich nie zum Stehen. Danach geht es aus der Steigung über eine gut 25 cm hohe Steinstufe zwischen Baumstämmen hindurch. Hier entscheide ich mich für die B-Line, da ich mir nichts am Bike kaputtfahren wollte. Auch hier komme ich gut drüber und hole tief Luft für das flache Stück, das Trial-Charakter hat. Steine, Felsen, Baumstämme und alles im Sekundentakt. Ich fahre, anders als im Training, sogar die A-Linie über die Steinrampe und komme wirklich gut durch. Am Ende geht es 90 Grad um die Kurve hoch über einen gut 2–3 Meter hohen Felsen. Hier ist wirklich kein Platz für Fehler und auf der anderen Seite geht es so steil und holprig runter, dass sogar die 29″ hängen bleiben. Ich nehme mir meine Zeit, meistere auch diese Schlüsselstelle und kann sogar noch ins Ziel pushen. Das war gefühlt gut. Leider haben einige Fahrer direkt von Anfang an geschoben bzw. ihr Bike getragen und hatten damit sogar bessere Zeiten als ich. Was ein Reinfall. Am Ende ist diese Stage mein bestes Einzelergebnis, aber meine Zeit mit 57 Sekunden doch eher langsam. Abhaken und ich bin einfach happy, dass ich so gut durchgefahren bin.
Stage 9 – Finale (Nochmal Ciasetes)
Nachdem es beim letzten Transfer doch nochmal etwas knapper wurde mit den Startzeiten, befinden wir uns schon an der letzten Stage. Es ist eine lockere Stimmung bei uns 7–8 Fahrern, die oben sind und wir können nochmal genießen. Ich schaue aufs Livetiming und stelle fest, dass mir nur 12 Sekunden in die Top 30 fehlen. Attacke nochmal auf der letzten Stage! Auf den ersten drei Kurven verliere ich dann gefühlt viermal die Kontrolle meines Bikes und komme mit nur kleineren Stehern davon. Ich plane um und fahre safe nach Hause, keinen Bock mich jetzt auf der letzten Stage nochmal einzubauen und im Ernstfall nicht finishen zu können. Ich komme unten dieses Mal besser durch und habe auch das tiefe Loch auf dem Schirm. Vorher kurz leicht machen und dann super smooth abfedern. Geht doch. Auf den letzten Metern stehen schon einige Zuschauer bereit und ich komme ohne einen einzigen Crash ins Ziel.
Im Ziel
Am Ende Platz 32 mit den 12 Sekunden zur Top 30. Zu Beginn definitiv nicht wirklich in die Gänge gekommen, konnte ich zum Ende hin doch noch etwas Zeit gutmachen. Natürlich befinde ich mich am unteren Ende des Starterfeldes, wie Anfangs gedacht. Dennoch ist es gut zu sehen, wie die prozentualen Rückstände sind. Tatsächlich habe ich am meisten Zeit auf den Powerstages verloren. Eigentlich war der Plan hier Zeit gut zu machen. But that‘s racing …
Nachdem wir im Ziel fertig sind, dusche ich mich gleich warm und schaue dann bei den Enduro-Pros zu. Durch das Re-Seeding an der letzten Stage war es wirklich sehr spannend und am Ende konnte Frankreich vier von vier Goldmedaillen gewinnen. Wahnsinn!
Im Anschluss gehen wir noch was leckeres essen und trinken ein paar Drinks, bevor es auf die inoffizielle Afterparty geht. Ein geiles Wochenende neigt sich dem Ende und Montagmorgen sitzen wir im Auto auf dem Weg zurück nach Deutschland. Zum Glück dieses Mal ohne Schneechaos.
Fazit
Es war ein einmaliges Erlebnis, hier bei der ersten UCI Enduro & E-Bike-WM dabei zu sein. Team Deutschland hat wirklich alles gegeben und am Ende konnten alle Fahrerinnen und Fahrer trotz der schwierigen Bedingungen finishen. Es war ein grandioser Zusammenhalt und man merkt, dass Enduro in Deutschland einfach lebt!
Danke an alle Personen, die dieses Rennen möglich gemacht haben und es für mich zu einem unvergesslichen Wochenende machten. Danke an alle Sponsoren, die diese anfangs schwierige Saison doch noch zu einem Happy-End gewendet haben. Ich bin unglaublich dankbar den geilsten Sport der Welt auf diesem Niveau zu erleben.
Over and out.
Habt ihr die Enduro- und E-Enduro-Weltmeisterschaften verfolgt?