Fahrrad.de insolvent & 80 Onlinehändler betroffen? 150-Mio-Finanzierung bei Signa gestoppt

Fahrrad.de Investor René Benko hat der Fahrrad.de-Mutter Signa Sports United (SSU) die Finanzierung gekappt. Jetzt mehren sich Gerüchte, Fahrrad.de habe Antrag auf Insolvenz gestellt. Erste Infos hier!
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SSU in finanzieller Not – was wir wissen

Rücksendungen bei Fahrrad.de nicht möglich

Rücksendungen von gekaufter Ware können aktuell bei den Online-Stores Fahrrad.de, Campz.de, Bruegelmann.de oder Tennis-Point.de laut einer Meldung auf deren Websites „aus internen Gründen“ nicht bearbeitet werden. Was hier so kurz wie wenig aussagekräftig verkündet wird, scheint gravierende Gründe zu haben.

Fahrrad.de Rücksendungen nicht möglich
# Fahrrad.de Rücksendungen nicht möglich

Signa zieht Zusage zurück

Wie das Manager Magazin in einem Artikel vom 17. Oktober berichtet, hat die Signa Gruppe des österreichischen Investors René Benko seine Sporthändler unter dem Dach der Signa Sports United (SSU) fallen gelassen: Von einem Verkauf der Marke Sport Scheck an den britischen Sportgiganten Mike Ashley (Sports Direct) ist die Rede – und auch vom Rückzug einer festen Zusage für einen 150 Millionen Euro schweren Liquiditätskredit an den Tochterkonzern Signa Sports United, zu dem die vorgenannten Onlineshops gehören.

Welche SSU-Marken sind vom Rückzug der Finanzierungszusage betroffen?

Zu SSU gehören insgesamt 80 Online-Shops, darunter folgende Marken:

  • Addnature.com
  • Bikester.com
  • Bruegelmann.de
  • Campz.de
  • Chainreactioncycles.com
  • Cycles-for-heroes.com
  • Fahrrad.de
  • Ortler-rad.at
  • Padel-point.de
  • Probikeshop.com
  • Redcycling.de
  • Serious-Cycles.com
  • Tennis-Point.de
  • Tennispro.eu
  • Tennisexpress.com
  • Vermont-bikes.de
  • Votec.de
  • Wiggle.com (dazu gehören u.a. die Bike-Marken Nukeproof und Vitus)

Nach Berichten der Finanzpresse war der Aktienkurs der SSU seit dem von Benko forcierten Börsengang im Jahr 2021 von einem Höchstkurs von 8 US-Dollar auf zuletzt nur noch 0,017 $ pro Aktie abgestürzt, das entspricht einem Absturz von 3,2 Milliarden auf 6 Millionen US-Dollar Börsenwert.

Der Handel mit der Sportaktie wurde Mitte Oktober mit sofortiger Wirkung ausgesetzt, um den freien Fall des Wertpapiers zu stoppen. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz bittet SSU Kleinaktionäre via Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter), sich bei ihr zu melden.

Der Benko-Mutterkonzern und SSU Hauptaktionär, Signa, hatte für den Prozess einer Restrukturierung, zu dem auch das Abstoßen „nicht leistungsfähiger Vermögenswerte“ gehören sollte, per eines „Equity Commitment Letter“ eine Kapitalspritze von 150 Mio. Euro fest zugesagt – und genau der Rückzug dieser Mittel (hier die Mitteilung dazu auf der Signa Seite) soll nun Ursache der Liquiditätsprobleme sein.

Signa Sports dazu:

„Nach vielen Jahren vertrauensvoller Zusammenarbeit und zuverlässiger Finanzierung zwischen dem Unternehmen und der SIGNA Holding hat sich SSU auf die verbindliche und bedingungslose Natur des Equity Commitment Letter verlassen, um weiterhin Mittel zur Erfüllung ihrer kurzfristigen Verpflichtungen und für die Bewertung der Unternehmensfortführung des Unternehmens und seiner Tochtergesellschaften zu erhalten. Das Unternehmen hält die Kündigung des Equity Commitment Letter durch SIGNA Holding für ungerechtfertigt.“

Zu SSU gehören insgesamt 80 Online-Shops im Bereich Fahrrad, Tennis- und Outdoorsport, im Jahr 2022 verzeichnete der Gigant einen Jahresumsatz von über eine Milliarde Euro – bei zugleich 567 Mio. Euro Verlust, allein 244 Mio. davon beim britischen Sportartikelhändler Wiggle.com.

Geleakte E-Mail an Lieferanten ist offenbar echt

In einer E-Mail an Lieferanten der Internetstores GmbH, welcher der eMTB-News-Redaktion vorliegt, und deren Echtheit uns inzwischen durch eine zweite Quelle bestätigt wurde, heißt es:

Lieber Geschäftspartner,
Am gestrigen 16. Oktober 2023 hat unser Hauptaktionär SIGNA die zugesagte bedingungslose Finanzierung von 150 Mio. € (als Teil unserer IBR „Independent Business Review“) ohne weitere Erklärungen zurückgezogen.

Aufgrund dieser Umstände sind wir gezwungen, vor Gericht zu gehen und einen Insolvenzantrag zu stellen, insbesondere einen Antrag auf Eigenverwaltung.

Solange uns kein Verwalter zugeteilt ist, sind wir aktuell daher nicht in der Lage:

– Neue Liefertermine zu vergeben und Neuware anzunehmen

Aus diesem Grund bitten wir sie freundlich darum, keine Neuware an Speditionen und Paketdienstleister zu übergeben und die Ware vorerst in ihrem Lager zu behalten.

Weitere Informationen bezüglich zukünftigen Avisierungen und Abläufen werden wir in den nächsten 14 Tagen mit Ihnen teilen. Sollten Sie Fragen haben, kontaktieren Sie bitte ihren zuständigen Ansprechpartner bei der Internetstores.

Wir danken für Ihr Verständnis!

Was sagst du zu den möglichen Problemen bei so vielen Sport-Marken auf einmal?

8 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. Ach das läuft noch etwas länger. Der Herr Benko muss doch erst noch unsere Steuergelder durch staatliche Hilfspakete rausziehen. Hat doch über Jahre bei Karstadt und in Österreich mit der Möbelhauskette super funktioniert.
    ( zur Krönung war es bei karstadt noch die geniale Kombination von Investor, Vermieter und medienwirksamer Retter, so konnte der Ball lange gespielt werden)

  2. Ne, ich glaub die SSU lässt er jetzt sterben. Würde mich nicht wundern, wenn er vorher wieder die Immobilien ausgesondert hätte.
    Die SSU wird aufgelöst werden, die einzelnen Unternehmen werden wohl verkauft werden. Die bekannteren, größeren Shops wie Fahrrad.de, Wiggle, usw. werden nicht verschwinden.

  3. Was sagst du zu den möglichen Problemen bei so vielen Sport-Marken auf einmal?

    Ich brauchte ein paar Minuten, bis ich es fand:

    On October 2, 2023, SIGNA Sports United N.V. announced that its Board of Directors approved a plan to delist its ordinary shares and warrants from the New York Stock Exchange) and to terminate the registration of the Company’s securities under the Securities Exchange Act of 1934, as amended.

    Das hätte "Die Redaktion" aber vor mir auffinden können.

    Und was eine Dekotierung für die Kapitalgeber und die Firma bedeutet wissen die Wortgewaltigen hier sicher besser als ich ;-)
  4. Geiler Typ, der Investor.

    Er hat aber nicht genug Juice das seine Wikipedia-Seite sauber gehalten wird. Sehr amüsant.

    Den Kauf- Bedarf nehmen die anderen Shops gerne mit. Schade ists um Marken wie Nukeproof oder CRC. Mal sehen wie es da weitergeht.

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