Fahrradparkhäuser gibt es viele – und eins der mit Abstand imposantesten ist sicher das vor Kurzem vorgestellte neue Konstrukt in Amsterdam. Dass allerdings auch in Deutschland manchmal richtig geklotzt wird, beweist die Stadt Eberswalde in Brandenburg. Wir haben uns das Leuchtturmprojekt genauer angeschaut.
Eberswalde – in Sachen Mobilität schon immer anders
Dass Eberswalde in Sachen Mobilität in manchen Dingen anders denkt, haben die Brandenburger bereits vor vielen Jahrzehnten bewiesen. So gab es bereits vor über 120 Jahren den ersten Oberleitungsbus Deutschlands in Eberswalde, heute ist die Kreisstadt eine von drei verbliebenen Städten, die die Bustechnologie mit Oberleitung einsetzen. Eingesetzt werden soll sich allerdings insbesondere in Sachen Mobilitätswende – und auf Basis dessen wurde im vergangenen Jahr das neue Fahrradparkhaus Eberswalde eröffnet. Seit dem vergangenen Juli ist das Fahrradparkhaus in Betrieb.
Warum hat man dieses riesige Gebäude gebaut? Ein „Statement für ökologisches Verantwortungsbewusstsein, nachhaltiges Handeln und moderne Mobilität“ solle es laut der Stadt sein – und wenn man sich die vorherigen, etwas traurigen Fahrradunterstände anschaut, wirkt der Neubau absolut nachvollziehbar. So habe das Fahrradparkhaus das Ziel, dass der Anteil des motorisierten Individualverkehrs reduziert und eine klimafreundliche Fortbewegung – wie das Fahrrad – unkomplizierter und attraktiver gestaltet werden soll. Dass dies auch überregional beachtet wird, zeigen zwei Preise, die das Parkhaus schon erhalten hat: So gab es bereits den Deutschen Verkehrswendepreis der Allianz pro Schiene als eines von fünf Leuchtturmprojekten in Deutschland, außerdem gab es auch eine Auszeichnung des Deutschen Ingenieurbaupreises.
Ladestationen, abschließbare Boxen und Platz für Lastenräder
Das Fahrradparkhaus verfügt über viele interessante Funktionen und Eigenheiten: So ist es nicht nur einfach ein Fahrradparkhaus für klassische Fahrräder, sondern ist hochfunktional auf verschiedenste Arten und Möglichkeiten eingepasst: 604 Fahrradstellplätze verteilen sich auf zwei Etagen, dabei können die Räder in zwei Etagen eingeladen werden. Dabei kann der zweite Stock entweder über die Treppe mit Radschiebespur oder über eine breite, mittige Auffahrt erreicht werden.
Wer sein Rad möglichst sicher verwahrt haben will, kann die Möglichkeit einer abschließbaren Fahrradbox nutzen, von denen es einige Dutzend gibt; teilweise sogar mit Lademöglichkeit für E-Bikes! Wer seinen Akku entnehmen kann, kann sein Fahrrad auch regulär abschließen und nur den Akku in einem Schließfach mit Stromversorgung laden, während das Fahrrad parkt. Zusätzlich besonders bemerkenswert: Sämtlicher benötigter Strom wird über die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach produziert, die sich zur bienenfreundlichen Dachbegrünung gesellt.
Und es kommt noch besser: Auch Besitzer:innen von Lastenrädern und Anhängern gucken nicht in die Röhre – auch hierfür gibt es separate Stellplätze. Ebenfalls extra ausgewiesen sind etwa Stellplätze für Räder von Senioren und Eltern-Kind-Parkplätze nah am Ausgang.
Last, but noch least, gibt es auch zwei Werkzeugstationen samt Pumpen, an denen, überdacht, kleine Reparaturen am Bike durchgeführt werden können. Zum Schluss die offensichtlichste Besonderheit: Die markante, aber dennoch leichtfüßig aussehende Bauweise aus Holz. Verwendet wurden dabei rund 230 Kubikmeter Lärchenholz, lediglich Rampe und Gründung bestehen aus Beton. Die Gesamtkosten des Baus beliefen sich auf 2.3 Millionen € – unterstützt durch Fördermittel vom Land und der EU.
Fahrradparkhaus Eberswalde – Zahlen
- zweigeschossiges Bauwerk in Holzbauweise, Rampe und Gründung aus Beton
- Dach-, Fassaden- und Trägerkonstruktion aus Lärchenbrettschichtholz, insgesamt ca. 230 m3 Lärchenholz, verbaute Schrauben für Holzkonstruktion:
- 20.604 Vollgewindeschrauben
- 5.650 Teilgewindeschrauben
- 23.395 Holzschrauben
- Eigenstromversorgung durch 18 Photovoltaik-Module auf dem Dach
- 604 Fahrradstellplätze: u.a. in Doppelparkern, an Anlehnbügeln, in abschließbaren Boxen (teilweise mit Strom für E-Bikes), Stellplätze für Lastenräder, Anhänger, usw.
- Edelstahl-Seilnetz-Fassade ca. 800 m²
- Leuchten im Bereich der Parker in Ober- und Untergeschoss mit 103 LED-Leuchten
- Taubenschutz: 245 m Spikes, 135 m Schutznetz
- auf 645 m² Dachfläche bienenweidefreundliche Begrünung
- Gesamtkosten: rund 2,3 Mio €
Meinung @Nimms-Rad
Imposant und nachvollziehbar: Das Fahrradparkhaus Eberswalde sieht toll aus und besticht nicht nur durch hunderte Parkplätze, sondern auch durch viele Funktionen, neue Ideen und Feinheiten, die das Radfahrleben leichter machen. Das wünschen wir uns von mehr Kommunen – ein tolles Leuchtturmprojekt! Und dass das ankommt, zeigt die spontane Stichprobe an einem Mittwochnachmittag – der Großteil der Stellplätze war besetzt.
Wie gefällt euch das Radparkhaus?
Wenn ihr Lust auf alle möglichen Fahrradthemen habt, dann schaut gern mal bei unserer Partnerplattform nimmsrad.de vorbei, denn hier geht es um Mobilität mit dem Fahrrad oder E-Bike im urbanen Raum. Also, wer Infos zu Lastenrädern, stylischen Cityflitzern oder Verkehrsthemen sucht, der wird auf Nimms Rad fündig.
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