Light-E-MTB mit Fazua- oder TQ-Motor?
Hersteller von Light-E-MTBs wollen zum einen eingefleischte E-Bike-Fans mit neuem Material versorgen, aber auch im Biobike-Lager wildern.
Wer kennt es nicht? Selbst im eigenen Freundeskreis gibt es noch immer skeptische Kommentare, dieses laute, seufzende „Oooch neeee“, wenn gleichzeitig Hände über dem Kopf zusammenschlagen werden, sobald es um E-Bikes geht. Selbst innerhalb unseres gesamten Redaktionsteams (hier zählen MTB-News, Rennrad-News und Nimms Rad dazu) gibt es Kollegen, die kein Interesse daran haben, mit einem E-Mountainbike über Trails zu ballern. Zugegeben, es sind nur ganz wenige, aber dennoch ist dies ein Grund genug, hier mal mit zwei E-Bikes vorbeizuschauen, um gemeinsam mit einem dieser Biobiker mit E-Unterstützung über die Trails zu ballern.
Natürlich nehme ich dazu keine Performance-E-MTBs, ich will ja nicht gleich mit dem Hammer durch die Wand. Nein, für diese Mission nutze ich zwei Light-E-MTBs, denn diese Bikes sollen laut Hersteller am meisten bei Biobike-Fans punkten. Bei diesen Testfahrten soll es um den Vergleich von Fazua Ride 60 – auf diesen Motor setzen unter anderem das Haibike Lyke oder das Ghost Path Riot – und TQ HPR50 – im Scott Lumen, Trek EXe oder Mondraker Neat zu finden – gehen. Beides Light-Support-Motorsysteme, die eine sich sehr natürlich anfühlende Unterstützung generieren und dadurch deutlich näher am motorlosen MTB sind als ein Full-Power-E-Bike.
Was bedeutet der Begriff „Biobike“?
Allen, die bei diesem Begriff an ein Fahrrad aus nachwachsenden natürlichen Ressourcen, also an ein Bike mit Holz- oder Bambusrahmen denken, sei gesagt: Das einzige „biologische“ Merkmal an einem Biobike ist der fehlende Motor. Tatsächlich ist ein Biobike das genaue Gegenteil eines E-Bikes, nämlich ein motorloses Bike.
In diesem Test geht es aber nicht um die beiden E-Bikes – Simplon Rapcon PMAX TQ und Lapierre E-Zesty –, sondern um den Vergleich der beiden Motorsysteme. Welcher gefällt in seiner Natürlichkeit, Modulation, Geräuschentwicklung und Charakteristik dem Biobiker besser und kommt damit näher an ein motorloses Mountainbike heran als der andere?
Fazua Ride 60 vs. TQ-HPR50 – die Kennzahlen
Motor | TQ HPR50 | Fazua Ride 60 |
---|---|---|
Drehmoment | 50 Nm | 60 Nm |
Max. Leistung | 300 W | 350 W bzw. 450 W im Boost (kurzzeitig) |
Unterstützungsstufen* | 3 | 4 (inkl. kurzzeitiger Boost) |
Gewicht Motor | 1,84 kg | 1,96 kg |
Akkukapazität | 360 Wh | 430 Wh |
Akku Maße (L x B x H in mm) | 370 x 64 x 50 | 365 x 75 x 50 |
Gewicht Akku | 1,8 kg | 2,2 bzw 2,3 kg |
Display | 2-Zoll-Display, im Oberrohr, mit detaillierter Anzeige | LED-Hub mit 5 unterschiedlich farbigen LEDs im Oberrohr |
Gesamtgewicht | 3,64 kg | 4,16 bzw. 4,26 kg |
* ohne Walk-Mode |
Video: Fazua Ride 60 vs. TQ-HPR50 – unser Test
Fazua Ride 60 – kompaktes Kraftpaket
Mit dem Fazua Ride 60 Motorsystem verabschiedet sich Fazua vom System, in dem Motor und Akku miteinander verbunden waren, und separiert die beiden Bauteile. Gleichzeitig werden Leistung und Akkukapazität gesteigert.
Das Fazua Ride 60-Motorsystem ist ein modernes Gesamtsystem mit soliden Fahreigenschaften und einer kraftvollen Unterstützung. Mit bis zu 450 W Leistung schiebt dieser Kraftzwerg die Berge hinauf und lässt sich mühelos über den Trail pedalieren. Die Unterstützungsstufen können mittels Ring-Control ausgewählt werden und ein LED-Hub zeigt mit fünf farbigen LED den Ladezustand des Akkus und die angewählte Unterstützungsstufe.
Das Fazua Ride 60 System ist leicht, leistungsstark und wird von einem 430-Wh-Akku mit Strom versorgt. Der hocheffiziente Motor leistet 60 Nm max. Drehmoment. Das System kann mit leistungsstärkeren E-Bikes mithalten, während es gleichzeitig merklich kleiner und leichter ist.
Fazua Smartphone-App downloaden
Die Modulation der einzelnen Unterstützungsstufen lässt sich über die Fazua-App individuell abstimmen und in einem gewissen Umfang den eigenen Vorlieben anpassen.
Was leistet der neue Fazua Ride 60?
- Maximales Drehmoment 60 Nm
- Maximale Leistung 350 W (im Boost-Modus kurzzeitig bis max. 450W)
- Nenndauerleistung 250 W
Viele interessiert das Geräusch, das der Motor während der Fahrt von sich gibt. Auf diversen Testfahrten haben wir festgestellt, dass der Fazua Ride 60-Motor nicht vollkommen geräuschlos arbeitet. Der Motor pfeift, allerdings ganz leise. Dies hört sich in etwa so an, wie wenn man die Seitenscheibe einer Autotür während der Fahrt nur zu 99 % geschlossen hat und der Wind ein leises Pfeifen erzeugt, wenn man mit 100 über die Autobahn cruist. Fährt man mit dem Testbike auf losem Untergrund, wie Schotter, Kies oder auf Trails, muss man schon sehr genau hinhören, um das marginale Pfeifen zu hören.
- Motor Fazua Ride 60
- Akku Fazua Energy 430
- Akkukapazität 430 Wh (zzgl. optionalem Range Extender mit 210 Wh)
- Nenndauerleistung 250 Watt
- max. Leistung 450 W (kurzeitiger Boost-Modus)
- Max. Drehmoment 60 Nm
- Display Fazua LED-Hub
Die Unterstützungsstufen lassen sich bequem mit der Ring-Control auswählen. Diese neuartige Remote-Einheit ist minimalistisch, genial, aber auch etwas lavede oder lömmelig. Um die Unterstützungsstufen muss man den Ring ein kleines Stück nach oben oder unten bewegen, hält man den Hebel etwas länger nach oben, also in Fahrtrichtung, gedrückt, dann wird der Boost-Modus aktiviert, der einige Sekunden bis zu 450 Watt liefert. Erkennbar ist dieser Modus an a) deutlich mehr Kraft und b) den blinkenden LEDs in der Kontrolleinheit, die im Oberrohr sitzt. Über diese Kontrolleinheit können im übrigen auch Updates via USB-C-Port aufgespielt werden.
Lömmelig fühlt sich die Ring-Control an, wenn man den Taster nach rechts drückt, um den Walk-Modus zu aktivieren. Wir gehen davon aus, dass Fazua das System ausgiebig getestet hat und es in Benutzung lange hält, aber auf den ersten Blick wirkt es hier, als hätte man auf die richtig guten Materialien verzichtet. Die Ring-Control fühlt sich einfach nicht so hochwertig an wie der Rest des Ride 60-Motorsystems und wir sind gespannt, wie lange die Remote-Einheit auf dem Trail, bei Wind und Wetter funktioniert.
Der Fazua Ride 60 verfügt über drei andauernde und zwei temporäre Unterstützungsstufen. Die Modi Breeze, Rive und Rocket werden angewählt und können dauerhaft genutzt werden. Die zwei weiteren Modi Boost und Walk funktionieren immer nur kurzzeitig. Boost für einige Sekunden und Walk nur so lange, wie der Button auf der Ring-Control gedrückt wird. Mit der Boost-Funktion kann die Unterstützung kurzfristig auf 450 Watt erhöht werden, unabhängig davon, in welchem Modus man fährt. Natürlich lassen sich beim Fazua Ride 60 die Unterstützungsstufen mittels Smartphone-App individualisieren und den eigenen Vorlieben anpassen.
Fazua bietet beim Ride 60 drei dauerhafte Unterstützungsstufen:
- Breeze Sanfter und konstanter Rückenwind auch bei geringer Tretleistung.
- River Progressiver und sehr sportlicher Modus. Die Stärke der Unterstützung folgt präzise der Tretleistung: je kräftiger der Tritt, desto stärker die Unterstützung des Motors.
- Rocket Kraftvolle Unterstützung, die auch bei moderater Tretleistung hilft, die steilsten Anstiege zu bewältigen.
Zusätzlich gibt es zwei weitere Modi, die sich kurzzeitig aktivieren lassen:
- Boost Hier schiebt der Motor mit kraftvollen 450 W.
- Walk Eine Schiebehilfe wird über Drücken und Halten der Ring-Control aktiviert.
Fazua Ride 60 – was ist neu?
Das Motorsystem Fazua Ride 60 wurde komplett neu konstruiert und kann mit einer ganzen Reihe an technischen Innovationen aufwarten. So gibt es beispielsweise eine vollkommen neuartige Remote-Einheit und zwei Akkus mit 430 Wh Kapazität, die sich in Länge und Volumen unterscheiden. Der entnehmbare Akku ist mit LEDs – die den Ladezustand des Akkus anzeigen und durch ein kurzes hin- und herbewegen des Akkus aktiviert werden – und gummiertem Ver-/Entriegel-Griff ausgestattet. Der andere, deutlich kompaktere und 100 Gramm leichtere Akku, ist so konzipiert, dass die Hersteller ihn fest im Rahmen verbauen können. Hiermit können noch leichtere E-Bikes entwickelt und konzipiert werden.
Neben dem neu konstruierten Mittelmotor mit kompaktem Akku verfügt das Motorsystem Ride 60 über einige weitere Innovationen:
✅ neuartige Remote-Einheit „Ring-Control“
✅ LED-Hub fürs Oberrohr
✅ Control-Hub
✅ 430-Wh-Akku, entnehmbar oder fix verbaut
✅ Range Extender mit 210 Wh
✅ Boost-Modus (kurzzeitig 450 Watt)
✅ Walk-Modus (Schiebehilfe)
Fazua Ride 60 in Zahlen
- Drehmoment 60 Nm
- Maximale Leistung 450 W
- Gewicht 1,96 kg
- Schnittstellen ANT+ / Bluetooth (BLE) / USB-C
- Konnektivität Fazua-App
- Fahrmodi 3
- Schiebehilfe Ja
Der Akku kann bequem am Bike geladen werden. Hierzu gibt es einen Charge Port, der mit einer magnetischen Verschlussklappe versehen ist und sich, dank Magnetstecker, leicht und intuitiv bedienen lässt. Lademöglichkeit bis zu 3A Ladestrom.
Ausführliche Infos zum Fazua Ride 60 Motorsystem gibt’s hier: Fazua Ride 60 – Neuheit bei den Mittelmotoren
Weitere Details und den Test zum Fazua Ride 60 Motorsystem gibt es hier: Fazua Ride 60 im Test
Stärken
- 60 Nm max. Drehmoment
- Akkukapazität 430 Wh
- homogene, kraftvolle Modulation
- kurzzeitig bis zu 450 W Leistung
Schwächen
- „lömmelige“ Ring-Control
- Ende 2023 – kein Range Extender verfügbar
- LED-Hub wirkt nicht sehr modern
TQ-HPR50 – der flüsterleise Motor
Technisch gesehen ist der TQ-HPR50 aktuell Benchmark. Flüsterleise und extrem homogen unterstützt er während der Fahrt.
Erst vor Kurzem waren wir zu einem Hausbesuch bei TQ Systems und haben uns selbst davon überzeugt, welche Hightech-Produkte hier entstehen. Der zylindrische HPR50 ist technisch gesehen in unseren Augen aktuell absolut Benchmark, denn die hier verwendete Technologie hat sonst kein Mitbewerber. Vorteil der Konstruktion ist ein geringes Gewicht – der Motor ist mit 1,8 kg der leichteste seiner Klasse – und ein kleines Einbauvolumen, was die Arbeit bei der Rahmenkonstruktion erleichtert.
Die unterschiedlichen Unterstützungsstufen werden mit einer kleinen Remote gewechselt und diverse Fahrdaten lassen sich auf einem modern anmutendem Display ablesen.
Der neue kleine TQ-Antrieb feierte seine Premiere im Sommer 2022 im Light-E-MTB Trek Fuel EXe. Er ist genau wie sein Vorfahr, der 120 Nm starke TQ HPR120S, konzentrisch um seine Tretlagerwelle konstruiert, aber so kompakt, dass er hinter einem herkömmlichen Kettenblatt vollständig verschwindet. Der Antrieb liefert bis zu 50 Newtonmeter Drehmoment bei 300 Watt und ist zur Zeit der wohl leiseste und kompakteste E-Bike-Mittelantrieb am Markt.
Wer wissen möchte, wie es bei TQ Drives hinter den Kulissen aussieht, für die oder den haben wir hier einen Hausbesuch: Hausbesuch bei TQ Drives
TQs Alleinstellungsmerkmal ist das kuriose hauseigene Harmonic Pin Ring Getriebe, kurz HPR, bei dem durch die ineinander liegenden Zahnräder auf viele bewegliche Teile und damit viele Quellen von Geräusch, Verschleiß – und Raumbedarf verzichtet werden kann. Der Motor lässt sich deshalb so kompakt bauen, weil, anders als bei einem herkömmlichen Getriebe, die Ritzel nicht nebeneinander, sondern, ähnlich wie in einem Zykloidgetriebe, die drei relevanten Getriebezahnräder wie in einer Matrjoschkapuppe ineinander liegen. Daher enthält der HPR50 so gut wie keine Hohlräume und kommt mit beeindruckend wenigen beweglichen Teilen aus.
Ein weiterer entscheidender Vorteil: Beim HPR-Getriebe sind deutlich mehr Zähne zugleich im Eingriff, sodass auch vergleichsweise zarte Zahnräder große Lasten übertragen können. Um Gewicht, Abrieb und Geräuschkulisse zu minimieren, sind zwei der drei Zahnräder aus Hochleistungs-Kunststoff, eine Materialwahl, die nur dank der speziellen Bauform funktionieren kann: TQ hat den HPR50 für eine Laufleistung von 20.000 km ausgelegt.
Die TQ-Systems GmbH ist ein deutsches Unternehmen und bietet Antriebs- und Automatisierungslösungen sowie eingebettete Module und Systeme an. Die Mutterfirma TQ-Group GmbH hat ihren Hauptsitz im oberbayerischen Gut Delling/Seefeld bei München und an 13 weiteren Standorten.
Technische Daten
- elektr. Höchstgeschwindigkeit: 25 km/h
- TQ Harmonic Pin Ring-Getriebe
- Rotationssymmetrische Bauform
- minimalistische Remote-Einheit
- Smartphone-Kopplung durch ANT+ und Bluetooth
- Made in Germany
- Max. Drehmoment 50 Nm
- Max. Leistung 300 W
- Gewicht (Motor) 1850 g
- Akku 360 Wh
- Display OLED S/W
- weitere Informationen www.tq-ebike.com
Der neue kleine TQ fährt sich wie Butter: Sein Support kommt unmittelbar, kultiviert und fühlt sich dabei immer natürlich an. Der Nachlauf ist angenehm kurz und das Betriebsgeräusch nur in langsamer Fahrt auf weichem Untergrund wahrnehmbar. Der TQ-HPR50 fährt sich auch im abgeschalteten Zustand unauffällig – der Reibungswiderstand scheint, wenn überhaupt, kaum über dem eines herkömmlichen Tretlagers. Das helle, kontrastreiche und übersichtliche Display des TQ-HPR50 wird im Oberrohr platziert und die winzige TQ-Remote ist dezent, robust und funktional. Der 360 Wh „große“ Akku zum TQ-HPR50 wiegt (von uns gewogene) 1,96 kg und soll laut Hersteller das höchste Energie-zu-Volumen-Verhältnis am Markt aufweisen.
Auf der Eurobike 2022 haben wir uns die Funktionsweise des TQ-HPR50 erklären lassen. Die Details gibts in diesem Video: Wie funktioniert der TQ-HPR50?
Hier findest du noch mehr Informationen zu aktuellen E-Bike-Motoren.
Stärken
- Technisch gesehen absolute Benchmark
- Ultrakompakte Bauform
- wertiges, gut lesbares Display
- Modulation nah am MTB
Schwächen
- Modulation nah am MTB
- Support für schwere Fahrer und Fahrerinnen etwas mau
- Akkukapazität nur 360 Wh
Lapierre eZesty, Simplon Rapcon PMAX TQ – unsere Testkandidaten
Für unseren Test haben wir uns zwei Light-E-MTBs ausgesucht, die sich gut vergleichen lassen. Beide spielen in der Kategorie Trailbike, haben leichte Carbonrahmen und eine vergleichbare Geometrie. Aber um die Fahreigenschaften der einzelnen Bikes soll es hier gar nicht gehen.
Folgende Modelle haben wir ausgewählt:
Fazua Ride 60 vs. TQ-HPR50 – unser Test
Um bei einem eingefleischten Biobiker mit dem E-Bike punkten zu können, brauchen wir coole Trails und eine passende Topografie. Hierfür haben wir uns die Kammtrails bei Alzenau ausgesucht. Hier können wir auf breiteren Forstwegen den Berg hochpedalieren und – natürlich nur zu Testzwecken – kurze Trailpassagen auch hinauffahren, damit wir einen umfassenden Eindruck beider Motoren bekommen.
Schaut man auf die nackten Zahlen, weiß man direkt, dass man mit diesen Light-Support-Aggregaten keinen Uphillfow à la Bosch CX oder Brose Drive S Mag erwarten kann. Muss man aber auch nicht, denn beide Konzepte unterscheiden sich in der anvisierten Zielgruppe. Bikes mit Fazua Ride 60 oder TQ-HPR50 wollen viel eher bei ambitionierten Umsteigerinnen und Umsteigern, als bei eingefleischten E-Bike-Nutzenden punkten. Wer sich hiermit die Berge hinaufchauffieren lassen will, ohne selbst kräftig in die Pedale zu treten, hat sich schlichtweg für das falsche Produkt entschieden.
Aber kommen wir zum Test auf dem Trail. Damit ein E-Bike bei einem Biobiker punkten kann, sollte es am besten so leise sein, dass man gar nichts vom E-Motor hört und – im besten Fall – optisch kaum oder gar nicht von einem normalen MTB zu unterscheiden sein. Hier punktet der TQ-HPR50. Die zylindrische Bauform, das geringe Einbauvolumen und der kompakte Akku machen es möglich, Rahmen zu konstruieren, die sich kaum von einem motorlosen Modell unterscheiden lassen. Geht man einige Meter weg, kneift die Augen leicht zusammen oder sieht so ein E-Bike auf dem Trail in Action, ist kein Unterschied mehr zu sehen. Dazu kommt der leise, unauffällige Klang, der auch unter Last nicht laut oder aufdringlich wird.
Der Fazua Ride 60 ist hingegen minimal lauter und hat, konstruktionsbedingt, ein größeres Einbauvolumen nebst längerem Akku. E-Bikes mit diesem Motorsystem verstecken die E-Unterstützung zwar extrem gut, aber sichtbar bleibt sie dennoch. Ein Fakt, der wahrscheinlich nur für Biobikende interessant ist, aber wir wollen es erwähnt haben.
Mein persönlicher Favorit im Mini-Motorenvergleichstest ist der TQ-Motor. Die dezente Optik, die geringe Lautstärke, die sich natürlich anfühlende Unterstützung sowie die schicke und funktionale Integration der Bedienelemente haben mir richtig gut gefallen. Vor allem das ins Oberrohr eingelassene Display, das auskunft über selbst geleistete und vom Motor beigesteuerte Wattz liefert ist spitze. Allerdings würde ich mich definitv nicht beschweren wenn der TQ-Motor etwas mehr Bumms unter der Haube hätte. In Sachen Power hat der Fazua-Motor spürbar die Nase vorn. Außerdem ist die Boostfunktion des Fazuas ein wirklich cooles Gadget für steile technische Rampen.
Arne Koop, Tester von MTB-News.de
Welches Kriterium dürfte für unseren Biobiker noch interessant sein? Die Pedalierbarkeit? Die Pedalierbarkeit! Hier nehmen sich beide Motorsysteme nichts. Egal, ob Fazua Ride 60 oder TQ-HPR50 – beide Motoren lassen sich einwandfrei pedalieren, egal ob mit oder ohne Unterstützung. Auf dem Trail könnte hier ein Bike mit TQ-Motor aber die Nase vorn haben, denn da das System leichter ist, können damit auch leichtere E-MTBs gebaut werden. Und wir wissen ja alle, Handling und Agilität sind bei einem leichten Bike immer besser als beim schwereren Pendant.
Auch wenn die Leistung des TQ-HPR50 eher lau ausfällt, so kann dieser Motor beim Fahrverhalten mit einer feinfühligen Sensorik, extrem natürlichen Charakteristik und stimmigen Modulation punkten, und zwar bei Bio- und E-Bike-Fans! Der kompakte Motor fadet butterweich und homogen aus, wenn man die 25-km/h-Schallmauer durchbricht, und setzt ebenso feinfühlig wieder ein. Chapeau, so muss sich ein Motor anfühlen! Was dieser Motor allerdings nicht mag, sind Gegenanstiege, bei denen nicht frühzeitig in den passenden Gang geschaltet und die Trittfrequenz entsprechend hochgehalten wird. Auch in technischen Uphillsektionen hat der TQ-HPR50 dem Fazua Ride 60 gegenüber das Nachsehen. Die Leistung reicht hier schlichtweg nicht aus, um in steilen, technischen Passagen souverän zu bleiben.
Beim Fahrverhalten punktet aber auch der Fazua Ride 60, denn auch die Software dieses Motors lässt die Unterstützung sanft Aussegeln. Beim wieder Einsetzen der Unterstützung arbeitet das System allerdings nicht ganz so harmonisch wie der TQ-HPR50. Hier ist der Einsatz deutlicher zu spüren. Auch dieser Motor mag es, in einer höheren Trittfrequenz gefahren zu werden, denn nur so kann er sein volles Potenzial ausschöpfen. Tut man dies, bekommt man eine kraftvolle Unterstützung, die sich, bei Bedarf, sogar kurzzeitig erhöhen lässt. Hier kommt tatsächlich eine Art Uphillflow auf und auch steilere Passagen, lassen sich hiermit erklimmen!
Wer ein E-Bike sucht, das ganz nah am normalen MTB ist, dürfte mit dem TQ-HPR50 happy werden. Die Unterstützung fühlt sich sanft und geschmeidig an, überfordert nie und schiebt dennoch spürbar mit. Weiterer Vorteil: Dieser Motor ist extrem leise. Auch bei einer hohen Trittfrequenz verrichtet er leise, kaum hörbar seinen Dienst und schont auch unter Volllast den Akku.
Mir persönlich gefallen beide Motoren gut, aber der Fazua Ride 60 etwas besser. Dies liegt vorrangig an der etwas kraftvolleren Unterstützung und dem Mehr an Bums.
Rico Haase, Chefredakteur von eMTB-News.de
Schwerere Fahrerinnen und Fahrer werden sich wahrscheinlich auf einem Bike mit Fazua-Motor wohler fühlen, denn hier liegen 350 Watt Leistung an, die kurzzeitig sogar im Boost-Modus zu 450 W maximiert werden können. Damit lassen sich steilere Rampen einfacher bewältigen als mit einem TQ-Bike, dessen HPR50-Motor maximal nur 300 Watt leistet.
Das Entwicklungs- und das Software-Design-Team haben sich alle Mühe gegeben, damit sich das Fahrgefühl des TQ-HPR50 so natürlich wie möglich anfühlt. Dies ist ihnen vollends gelungen. Daraus resultiert ein Merkmal, der für uns sowohl Pro, als auch Contra darstellt: die Modulation nach am MTB. Biobikende wird es freuen und sie werden sich mit der Charakteristik der Unterstützung – dieser leichten Brise Support – wohlfühlen, denn sie verleiht schon den Punch, als hätte man die letzten Wochen gut trainiert und starke Beine. Leuten, die oft auf dem E-Bike sitzen, wird der Support, selbst bei maximaler Unterstützung, vielleicht nur als laues Lüftchen vorkommen und sich kaum nach E-Biken anfühlen, deshalb ist die Modulation hier auch ein Contra.
Fazit: Fazua Ride 60 vs. TQ-HPR50
Tja, Fazua Ride 60 oder TQ-HPR50? Wir würden sagen: beide! Beide Motoren sind ideal für ein Light-E-MTB. Für den Fazua spricht das Etwas-Mehr an Leistung, für den TQ die absolute Nähe zum normalen MTB, optisch, als auch vom Charakter.
Wenn für einen selbst der Hauptbestandteil vom natürlichen MTB-Feeling eine besonders homogene Modulation mit sanfter, unauffälliger Unterstützung bei gleichzeitig leisem Motorgeräusch ist, dann hat der TQ-HPR50 die Nase einen Tucken vorn.
Wie ist eure Meinung zu diesen beiden Motorsystemen? Habt ihr vielleicht Erfahrung mit Light-E-MTBs, die von einem dieser Motoren angetrieben werden? Wenn ja, postet sie doch mal in den Kommentaren.
156 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumSchwierig. Wer hat schon alle Motoren gefahren (ausser der Redaktion)?
Den Shimano bin ich mal kurz im Orbea Rise gefahren.
Den Brose mehrere Jahre im Levo.
Bosch kenn ich aus diversen Bikes.
Nur den Fazua bin ich noch nicht gefahren, aber nach den Tests und Videos müsste sich die 1. Version mit wenig Nm ähnlich anfühlen wie der TQ, nur lauter.
Ausschlaggebend waren für mich natürliches Fahrgefühl, fast nicht zu hörende Geräusche und die unauffällige Optik.
Farbe ist zweitrangig; bin doch kein Mädchen ... 🙃
Sorry, aber was ist das für ein Blödsinn!
Hm.
Ich hab das Simplon Rapcon TQ – und ich bin relativ begeistert (siehe Erfahrungsbericht).
Wieso ein Light-Assist? Im Voralpenland zum "Trainieren" (oder halt Radeln) nehm ich mein altes HT mit Gravel-Reifen ("Bio" oder besser: analog). Da kann ich mir auch je nach Tagsform Wege raussuchen, die mal steiler und mal flacher sind.
Aber ich bin Ü50, Bürohocker und über das Jahr sehr unterschiedlich fit. Und wie gerade an den 4 Tagen Vinschgau auch nicht jeden Tag gleich fit. Trotzdem will ich - egoistisch wie ich bin - Trails mit 1000+ HM fahren können. Grad in den Alpen oft für mich schon aufgrund der Steilheit nicht machbar, 18 oder 20% komm ich einfach nicht mehr als 10m bergauf. Bin selber abar auch ned grad "light".
Ich hab auch keinen Turbo-Modus mehr, sondern den Eco in 3 Stufen so eingestellt, dass ich wie bei der Schaltung immer ca. 80er Kadenz fahren kann. Je nach Steigung schalte ich dann hoch und runter (doch, das geht beim TQ) und habe fast nie ein schlechtes Gewissen, dass ich mit Turbo shuttle. Ich finds relativ absurd, wie manche mit Full-E den Berg rauffahren, aber das ist natürlich meine persönliche Meinung. Ich mags in den Bergen gerne ruhig (darum Levo 1.1 gegen TQ getauscht), will meine Freude (Leistung zweitrangig) und ich mags, moderne Technologien zu nutzen. Ich mag auch mal 4 Tage am Stück ohne Lift Bergradeln können, ich mag das "leichte" Feeling auf den Trails bergab, und ich mag das Bike auch noch übern Zaun heben können, wenn ich mich mal wieder von Komoot verfahren lassen hab. Spricht alles für TQ, wobei ich Fazua oder SX nicht gefahren bin. Allein der Geräuschpegel in den Videos schreckt mich ab.
Was ich nicht mag am TQ: der Rangie ist sauteuer und hat offenbar eine andere Zellstruktur als der Hauptakku, so dass er immer zuerst und vollständig entladen wird, bevor dann (nach 2 Sekunden Pause, was auch manchmal ziemlich sch... ist) auf den Hauptakku umgeschalten wird. Das kann nicht gut sein für den Akku, jedesmal voll auf 0 entladen zu werden. Die App ist im Vergleich zum Levo SL sehr... minimal. Und ich hab ein böses Knacken aus der Kurbel/Antriebsgegend, das jetzt mal über den Händler weg muss und hoffentlich auch weg geht.
Begrenzender Faktor ist für mich also null die Leistung, sondern eher die Reichweite. Wie man am neuen Rise sieht, geht die Akkutechnik aber ja munter voran, so dass ich schon auf bessere Akkus hoffe irgendwann. Ich befürchte nur, dass es die nicht zum Nachrüsten / Tauschen gibt. Wieso es da nicht wenigstens ein einheitliches Ladekonzept gibt ist mir eh ein Rätsel.
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