Fox Proframe RS MTB-Helm im Test: Der neue Fox Proframe RS will mit optimierter Belüftung, geringem Gewicht, neuem Mips Integra-Schutzsystem sowie weiteren Neuerungen die Benchmark für Sicherheit und Komfort darstellen. Ob wir damit d’accord gehen, erfahrt ihr in unserem Fox Proframe RS Test.
Fox Proframe RS MTB Helm: Infos und Preise
Im Oktober 2022 hat Fox den neuen Proframe RS vorgestellt. Der Fullface MTB-Helm wurde konzipiert mit dem Fokus, schnell und sicher den Berg hinunterzukommen, diesen dabei aber entspannt und gut ventiliert wieder erklimmen zu können – also die Allzweckwaffe für den klassischen Enduro-Ausritt oder den Ausflug in den Bikepark zu sein. Natürlich will die neueste Kreation auch im Hinblick auf den gebotenen Schutz einen draufsetzen. Dafür kommt unter anderem das neue Mips Integra-Schutzsystem sowie ein praktischer Boa-Fit-Mechanismus zum Einsatz. Dabei soll das Boa-System für bestmöglichen Sitz sorgen, was bekanntlich direkten Einfluss auf die Schutzfunktion des Helmes hat. Verschlossen wird der neue Proframe RS dabei per bekanntem Fidlock-Magnetverschluss.
- Fullface-Helm für den Enduro-Einsatz
- neues Mips Integra-Split-System
- BOA-System zur individuellen Größenanpassung für optimale Passform
- Fidlock-Magnetverschluss
- in drei Positionen einstellbares Visier mit Platz für GoPro-Halterung
- Innenfutter und Wangenpolster ionisch / antimikrobiell und waschbar
- Größen Small, Medium, Large
- Belüftungsöffnungen 23
- Zertifizierung ASTM DH (1952)
- Sicherheitsfeatures MIPS Integra Split
- Farben Black, Black Lunar, Black Camo, Vintage White, Black Red, Black Yellow, Bark
- Gewicht 820 g (Größe M, Herstellerangabe) | 940 g (Größe L, gewogen)
- Verfügbarkeit ab sofort
- www.foxracing.de
- Preis 319,99 € (UVP)
Genau wie sein Vorgänger ist der Proframe RS mit 23 Belüftungsöffnungen ausgestattet. Die überarbeitete Ventilation und der geringere Oberflächenkontakt des Innenfutters soll somit für eine verbesserte Kühlung sorgen. Der abgespeckte Fullface-Helm ist in 7 verschiedenen Designs und drei Größen für 319,99 € (UVP) zu haben.
Im Detail
Neben den bereits genannten Besonderheiten und Sicherheitssystemen stellt das verstellbare Visier mit drei Positionen eine weitere Neuheit im Vergleich zum weiterhin erhältlichen Fox Proframe (ohne RS) dar. Die oberste Stellung des Visiers gibt nun genug Platz frei, um die MTB Brille oberhalb der Sichtöffnung zu platzieren – was bei der alten Version so nicht möglich war. Generell will der neue Proframe RS im Bereich All Mountain bis Enduro eingesetzt werden. Das von unserer Digitalwaage ermittelte Gewicht von 940 Gramm in Größe L könnte jedoch für weniger Bikepark-affine Fahrer*innen ein Kritikpunkt sein. Hier muss man den ausgeprägten Sicherheitsfeatures Tribut zollen, denn diese gehen nunmal mit einem gewissen Gewichts-plus einher. Ganze 2 Gramm leichter war ein analog kategorisierter luftiger Fullface-Helm: Hier gehts zum Abus Airdrop Mips im Test.
Zusätzlich verfügt der neue Fox-Helm über eine mitgelieferte GoPro-Haltung sowie zwei Sets Wangenpolster, die dabei helfen, den Helm nochmals besser an die eigene Kopfform anzupassen. Das bereits erwähnte neue Mips Integra-Split-Sicherheitsystem stellt aktuell ein Alleinstellungsmerkmal in der Welt der MTB-Helme dar. Der neue Proframe RS soll zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der einzige Helm mit diesem System sein.
Das Integra-Split-System stellt die neuste Entwicklung von Mips in Bezug auf Sicherheit auf dem Mountainbike dar. Dabei wird die energieabsorbierende Schale aufgeteilt, indem die reibungsarme Schale zwischen die sich bewegenden Schalen eingepasst wird. So soll ein innenliegender EPP-Liner mit der außen liegenden EPS-Schale eine relative Bewegung der Helmschalen von 10 bis 15 mm erreichen können. Schädliche Rotationskräfte, die bei einem Sturz auftreten können, können laut Mips demzufolge besser kompensiert werden. Dazu wurde der Proframe RS nach ASTM F1952 Downhill-Standard zertifiziert.
Laut Fox gibt es insgesamt 624 Passformkombinationen. Als Multiplikatoren fungieren hier die drei Helmgrößen, eine vierfach verstellbare Halterung an der innen liegenden Rückseite des Helmes, sowie 52 Klicks am Boa-Rädchen. Damit kann der Sitz des Boa-Systems bzw. die Höhe der am Hinterkopf ansetzenden Halterung feinjustiert werden. Final kann aus den zwei mitgelieferten Wangenpolster in unterschiedlicher Dicke gewählt werden.
Trotz der stattlichen 23 Belüftungsöffnungen will ein Helmpolster mal gewaschen werden. Glücklicherweise hat man hierfür an eine waschbare, antimikrobielle Polsterung gedacht. Das Boa-System sorgt zusammen mit dem überarbeiteten Innenpolster dafür, dass weniger direkte Kontaktpunkte zum Kopf entstehen und stattdessen mehr Luft zirkulieren kann. Geschlossen wird der Helm komfortabel und unkompliziert mit einem Fidlock-Magnetverschluss.
Auf dem Trail
Also ausgepackt und aufgesetzt? Halt, stopp! Denn zuvor sollte man sich erst einmal mit der Einstellung und Handhabung des Boa-Fit-System auseinandersetzen. Hier wählt man im ersten Schritt eine der vier Positionen der Boa-Abstützung am Hinterkopf, mit der die Höhe eingestellt wird und die Halterung schlussendlich am Kopf ansetzt. Wenn zusätzlich noch die passende Dicke der Wangenpolster gewählt und sich für eine der drei Stufen des Helmvisiers entschieden wurde, kann es losgehen. Ich hatte mich mit meinen 59 cm Kopfumfang vorab für die Größe L entschieden, da ich ausgehend vom Fox Rampage Downhill Helm (hier trage ich XL) eine sehr straffe Passform erwartet hatte und ich mit meinem Kopfumfang wieder mal Grenzgänger bin zwischen M und L (Größe M = 55 – 59 cm | Größe L = 59 – 63 cm). Die Rechnung ging nicht ganz auf, sodass ich den Boa-Verschluss recht weit zudrehen musste, um einen festen und noch angenehmen Sitz zu erzeugen.
Was beim ersten Aufsetzen sofort auffällt: Es kommt tatsächlich viel Luft an die Kopfhaut. Der reduzierte Oberflächenkontakt in Kombination mit den 23 Belüftungsöffnungen sind damit deutlich spürbar. Dennoch macht der Helm – auch aufgrund seines Gewichts – einen soliden und sicheren ersten Eindruck. Einzig das Aufziehen selbst ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Denn das Boa-System neigt dazu, etwas nach innen zu fallen. Hilfreich ist es, den Helm am Drehmechanismus samt Halterung zu packen und dann von hinten nach vorn aufzusetzen, statt wie gewohnt von vorn nach hinten überzustülpen.
Wenn man diese kleine Hürde genommen hat – welche schnell in Fleisch und Blut übergangen sein sollte – kann es auf den Trail gehen, oder besser gesagt erst einmal in den Uphill. Der Testzeitraum gab leider keine wirklich sommerlichen Temperaturen mehr frei. Dennoch konnten wir den Helm bei Wärmegraden zwischen -2 und +17° erproben. Die Sauerstoffzufuhr im Uphill ist wirklich ausgezeichnet und lässt keinerlei Verlangen nach einer Halbschale aufkommen. Bei frischen Temperaturen rund um den Gefrierpunkt war der Helm sogar fast etwas zugig ohne zusätzliches Merino-Mützchen oder Ähnliches.
Das Sichtfeld beim Fox Proframe RS ist großzügig geschnitten und lässt so ziemlich jede MTB Google zu. Probiert habe ich die aktuelle Fox Vue X Stray, Smith Squad MTB sowie die 100% Accuri Goggle. Alle haben ohne Einschränkungen in den dafür vorgesehen Helm-Ausschnitt gepasst. Denn erst mit waschechter Fullface-Brille kommt so richtig Abfahrtsfeeling auf, welches vom Proframe RS in keiner Weise getrübt wird. Ab den ersten Metern wird man mit einem soliden Sicherheitsgefühl versorgt und scheut sich nicht davor, voll auf die Tube zu drücken. Aber auch im Trail-Modus ohne Goggle überzeugt der Helm mit seinem großen Sichtfeld und dem für mein Empfinden noch moderatem Gewicht. Für kleinere, leichtere Fahrer*innen könnte das Gewicht jedoch einen Tick zu hoch sein, vor allem wenn der Fokus auf All Mountain-Touren steht.
Im Vergleich
Wenn man den Vergleich zum fast identisch schweren Abus Airdop Mips zieht, dann haben beide Helme kleine Nachteile im Zusammenhang mit dem An- oder Ausziehen, was jeweils mehr oder weniger direkt im Zusammenhang mit deren Verstellsystem am Hinterkopf steht. Abseits davon unterscheiden die Helme sich auch im Kinnverschluss: Während Abus auf den klassischen Doppel-D-Verschluss setzt, verfügt der Fox über den praktischen und weitverbreiteten Fidlock-Magnetverschluss. Insgesamt eher eine Geschmackssache, denn beide Varianten haben sich bewährt. Die Belüftung ist bei beiden Helmen ausgezeichnet, jedoch würde der Fox hier nach Punkten leicht vorn liegen. Auch bei den neusten Sicherheitsfeatures muss sich der Abus dem Fox geschlagen geben: Hier sticht das neue Mips Integra-Split-System den altbekannten Mips-Standard. Preislich unterscheiden sich die Helme um ca. 20 €, was sich im Straßenpreis wohl nicht mehr bemerkbar machen wird.
Fazit – Fox Proframe RS
Der neueste Fullface-Helm von Fox will sich nochmals über dem bisherigen Proframe (ohne RS) platzieren – sei es durch das neuste, aktuell noch exklusive Mips-Integra-Split-System oder den Boa-Verstellmechanismus. Der neue Proframe RS geht in die Vollen, leider aber auch beim Gewicht. Denn er packt nicht nur Sicherheit, sondern damit auch Gewicht oben auf. Mit gewogenen 940 Gramm in Größe L ist der Proframe RS kein Leichtgewicht. Jedoch vermittelt er nicht zuletzt deswegen ein sehr sicheres und solides Gefühl. Sobald man sich mit der etwas speziellen Aufzieh-Methode angefreundet hat, wird er schnell zum treuen Begleiter auf Enduro-Touren oder im Bikepark. Für gemäßigte Trail-Runden oder weniger kräftige Fahrer*innen könnte trotzdem eine leichtere Fullface-Variante à la Smith Mainline oder Endura MT500 mehr Sinn ergeben. Bezüglich Belüftung und Sichtfeld macht dem Proframe RS jedoch so schnell keiner etwas vor. Hier platziert er sich weit oben in der Rangliste.
Pro / Contra
Pro
- gute Verarbeitung
- hervorragende Belüftung
- hohes Sicherheitsgefühl
- neuste Mips-Technologie großer Einstellbereich für alle Kopftypen
Contra
- Boa-System verhindert leichtes Aufziehen etwas
- Gewicht könnte für manche zu hoch sein
- keine solide Helmtasche im Lieferumfang
Preisvergleich Fox Proframe RS
Warum MTB-News Helme nicht auf dem Prüfstand testet
Jeder Helm muss verschiedene Tests und Normen bestehen, bevor er auf dem europäischen Markt verkauft werden darf. Die Praxisrelevanz dieser Normen, bei denen die Helme nach einem standardisierten Verfahren auf einem Prüfstand getestet werden, wird teilweise kontrovers diskutiert. Um eine Verkaufserlaubnis für den europäischen Markt zu erhalten, müssen Fahrradhelme bestimmte Standards erfüllen.
Hierzulande besonders relevant ist die Prüfnorm DIN EN 1078. Bei dieser Norm fällt der Helm – inklusive Prüfkopf, dessen Masse zwischen 3,1 und 6,1 kg beträgt – zunächst aus einer Höhe von etwa 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte. Anschließend fällt der Helm aus einer Höhe von circa 110 cm auf ein dachförmiges Ziel. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt hier 16,5 km/h. Im Prüfkopf befindet sich ein Sensor, der die Beschleunigung misst. Liegt diese unter 250 g, gilt der Test als bestanden und die Norm ist erfüllt.
Die Hersteller der Helme kommunizieren nur, wenn der Helm den Test bestanden hat – nicht jedoch mit einem konkreten Prüfergebnis. Die schwedische Versicherung Folksam hat 2015 mit einem aufwändigen Versuchsaufbau mehrere Helme auf dem Prüfstand getestet und anschließend die Ergebnisse veröffentlicht. Studien aus dem American Football zeigen, dass Gehirnerschütterungen ab einer Einwirkung von 60 bis 100 g auftreten können. Bei einer Einwirkung von 250 g – also dem Höchstwert, den ein Helm bei der DIN EN 1078 aufweise darf – liegt ein 40-prozentiges Risiko für eine Schädelfraktur vor.
Bei unserem MTB Helm Test haben wir uns gegen einen Test auf dem Prüfstand entschieden. Dieses Thema haben wir vorab redaktionsintern diskutiert und uns dabei unter anderem folgende Fragen gestellt:
- Simuliert man auf dem Prüfstand nur die beiden Situationen, die auch für die Erfüllung der DIN EN 1078-Norm relevant sind?
- Wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Und wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 110 cm auf ein dachförmiges Ziel für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Sollte man nicht auch die auf den Kopf einwirkenden Rotationskräfte messen?
- Wie simuliert man im Labor einen bei einer Trailfahrt typischen Sturz?
- Müsste man nicht mehrere Ausführungen ein und desselben Helmes auf dem Prüfstand testen, um eine Serienstreuung auszuschließen?
- Wie, wo und wann testet man?
- Wie viel Schutz bietet ein Helm, der im Labor hervorragend funktioniert, in der Praxis aber schlecht auf dem eigenen Schädel sitzt?
- Wie viele Helme müsste uns eigentlich jeder Hersteller zuschicken, damit wir jedes Modell sinnvoll im Labor und auf dem Trail testen können?
Die Antwort auf die Frage, weshalb wir die Helme nicht im Labor auf dem Prüfstand getestet haben, ist also komplexer, als man zunächst annehmen würde. Unter idealen Bedingungen hätten wir natürlich gerne jeden Helm auch hinsichtlich seiner konkreten Schutzwirkung möglichst objektiv, reliabel und valide getestet. Generell begrüßen wir es, wenn die Hersteller der Helme den Fokus vor allem auf sicherheitsrelevante Aspekte legen und würden uns eine praxisrelevante Überarbeitung der aktuell für Trail- und Enduro-Helme notwendigen DIN EN 1078 wünschen.
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