Bereits zum 20. Mal fand in Trieb der Franken-Bike-Marathon statt. Wir haben den Selbstversuch gestartet und haben Tommy Umbreit mit dem E-Bike auf die Strecke geschickt. Die Organisation war perfekt und die Strecke hat uns richtig Spaß gemacht. Hier gibt es den Rennbericht von Tommy Umbreit, dem Sieger in der E-Bike-Wertung.
Der Franken-Bike-Marathon mit dem eMTB
29,3 km – 820 hm – 1:03:44 h Fahrzeit – 178er Durchschnittspuls
Vorletztes Wochenende ging es für unseren Blogger Tommy nach Trieb. Mit der 20. Ausgabe feierte der RVC Trieb seinen Jubiläumsmarathon, an welchem 677 begeisterte Mountainbiker teilnahmen. Neben den klassischen Wertungen Kurz-, Mittel- und Langdistanz (19, 48, 87 km) gab es wie auch schon letztes Jahr eine extra Wertung für Enduro (48 km) und E-Bike (29 km). Die E-Bike-Wertung war es dann letztendlich auch, an der Tommy gemeinsam mit seinem Vater teilnahm. Lest hier die erste Ausgabe der eUmbreits und was die Herausforderungen an das Format eMarathon sind.
Sonntag morgens, Wetter war perfekt: Nicht zu warm, nicht zu kalt. Regen hatte sich angekündigt, jedoch blieb dieser aus. Ich machte mich bereits zum zweiten Mal auf den Weg nach Trieb, denn auch schon letztes Jahr bin ich den Marathon in der Enduro-Wertung mitgefahren. Die in jeder Hinsicht perfekt organisierte Veranstaltung, auf deren Strecke es mit schätzungsweise 70 % Trail-Abfahrtsanteil wirklich spaßig zur Sache geht, ist immer eine Reise wert. Keine Angst, die Abfahrten sind mit S0 (Singletrailskala) wirklich für jeden machbar.
Doch wie kam es zur Entscheidung, das Rennen in Trieb auf dem E-Bike mitzufahren? Nachdem ich letztes Jahr in der Endurowertung bereits mitgefahren bin und ich für einen Marathon extrem viel Spaß auf den Downhills hatte, war es eigentlich fast klar, dass ich auch dieses Jahr wieder am Start bin. Und da ich seit Mitte Mai 2017 offizieller E-Bike-User bin, dachte ich mir, probierst du das gleich mal auf einer Rennveranstaltung aus. Zudem wollte ich in einer Extremsituation das Verhalten eines E-Bikes kennenlernen, um Erfahrungen zu sammeln, was cool ist und was eben (noch?) nicht an Rennveranstaltungen mit E-Bike taugt. Sicherlich haben viele von Euch diese Erfahrung bereits gemacht, umso mehr wurde es Zeit, dass auch ich mir ein paar Eindrücke verschaffte.
Welche Unterstützung? Immer 100 %!
Auf der Anfahrt noch meinen Kollegen Rico Haase von eMTB-News.de kontaktiert und den Schlachtplan gecheckt. Rico beschäftigt sich als Online-Redakteur auf oben erwähnter Plattform täglich mit dem Thema E-Biken und kann durch seine Teilnahmen an diversen E-Enduro-Rennen auf einen soliden Schatz an Erfahrung zurückgreifen. Die Frage war eigentlich nur, ob die 29 km komplett mit 100 % Unterstützung gefahren oder die Unterstützung aufgrund von begrenzter Akkukapazität sinnvoll gewählt und dosiert werden sollte. Rico meinte nur: “100 % – immer Vollgas!!!”. “Puuh”, dachte ich mir. Und was ist, wenn ich am Ende keinen Saft mehr habe. 22 Kilo ohne Unterstützung durch die Gegend fahren kann ziemlich zeitfressend sein. Ich entschied, am Anfang zwischen 70 % und 100 % zu wechseln, um zu sehen, wie sich der Ladezustand des Akkus entwickelt. So viel mal vorweg genommen: Rico sollte Recht behalten.
In Trieb angekommen hieß es anmelden und die Räder zur technischen Abnahme bringen. Entgegen dem letzten Jahr wurden die Räder diesmal vernünftig auf die Kriterien gecheckt. Bei den Enduro-Bikes auf Mindestfederweg und Mindestgewicht, bei den eBikes auf Maximalgeschwindigkeit. Auch die entsprechenden Komponenten wurden entsprechend versiegelt, um einem Tausch vorzubeugen. Alles unter entsprechender Aufsicht zweier Kontrolleure. Der RVC Trieb ließ auch hier seinen Anspruch auf Weiterentwicklung der Abläufe und Organisation erkennen.
Ein weiterer Grund, dieses Jahr diese Veranstaltung mitzunehmen, lag darin, dass ich auch meinen Dad dazu motivieren konnte, mal mit mir ein Rennen zu fahren. Als 11-jähriger DDR-Meister auf der Bahn war es endlich mal wieder Zeit, die Knochen an “damals” zu erinnern und etwas Adrenalin durch die Blutbahnen zu fördern. Doch von Adrenalin oder Nervosität bei eUmbreit Senior keine Spur. Recht entspannt bereitete er sich auf das Rennen vor. Da juckte es ihn auch wenig, dass seine Hinterradbremse aufgrund von Fehlreinigung mit Gabeldeo anstatt Bremsenreiniger (durch Fachpersonal eines Radladens!!!) wenig bis gar nicht funktionierte. Wir waren uns auf jeden Fall einig, dass er zumindest den ersten Downhill sehr vorausschauend mit früh gewählten Bremspunkten angehen sollte, um die Bremskraft durch hoffentlich etwas verdampfendes Öl zumindest ein wenig zu verstärken. Gesagt, NICHT getan. Der Startschuss fiel und das Feld mit sagenhaften 11 E-Bikern setzte sich in Bewegung. Wir eUmbreits gaben von vorne weg richtig Gas. Der Unterschied zwischen uns beiden war, dass meine Hinterradbremse funktioniert, die von eUmbreit Senior eben nicht. Wie aus früheren Zeiten gewohnt, gab er jedoch gleich richtig Gas und so kam es, wie es kommen musste. Nachdem der erste Uphill geschafft war und es nun bergab ging, verging nicht viel Zeit, bis die erste Kurve auf sich wartete. Eine Linkskurve, welche für nicht funktionierende Bremsen zu links war. eUmbreit Senior viel zu schnell, trieb in Richtung Kurvenäußeres ab. „Ouu“, dachte er, das wird nichts. Abflug! Nun musste eine Entscheidung gefällt werden. Bodenlandung mit negativen Ausgang auf großen Sandsteinblöcken oder Zaunlandung mit ungewissen Ausgang. Er zog es vor, mit dem Rücken vorweg in einen Zaun zu hechten anstatt sich in die großen, im Gras liegenden Steine zu retten. Diese Entscheidung sollte sich später als die gesündere Variante herausstellen. Denn außer einen heftig verbogenen Sattel fehlte eDad nicht wirklich viel. Auch die Bremse funktionierte von diesem Zeitpunkt an immer besser. Somit konnte er die Runde mit leichter Seitenhaltung auf dem Sattel zu Ende fahren und sein erstes E-Bike-Rennen finishen.
Mal von einem möglichen schlimmeren Ausgang abgesehen war das eine ziemlich filmreife Aktion, die eigentlich videodokumentiert gehört hätte. Danke Dad, dass du dabei warst. Es war mir eine riesen Freude. Und nein, ich werde Mum nichts von deinem Sturz erzählen.
178er Durchschnittspuls – das tut schon weh in den Beinen
Bis auf dieses Malheur, war es ansonsten eine spaßige, aber auch sehr schweißtreibende Sache. Mit einem Durchschnittspuls von 178 bpm (beats per minute, Schläge pro Minute) bei Rico Haase und 168 bpm auf meiner Uhr kann man nicht unbedingt von Grundlagenradeln sprechen. Die Fights an den Anstiegen und das permanente Antreten gegen das Abregeln der Unterstützung lassen wenig Erholung zu. Auch gewonnene Zeit auf den Abfahrten mit vermeintlichen Zeitpuffern für entspannteres Fahren am nächsten Uphill waren Fehlanzeige. Konnte ich mich in den ersten beiden Downhills immer wieder klar absetzen, gab es einen Teilnehmer in der Gruppe, welcher mit seinen 55 kg Fahrergewicht an den Anstiegen immer wieder aufschließen konnte. Und das, obwohl ich bereits 100 % unterstützt fuhr. Respekt an dieser Stelle für die Leistung des 63-jährigen Mitstreiters.
Dies sollte jedoch einer dieser Aha-Momente sein, wegen derer ich E-Bike-Racing mal ausprobieren wollte. Fazit: Die Kombination aus geringem Fahrergewicht und fortgeschrittener Fähigkeiten im Downhill würden hier für klare Vorteile sorgen. Da müsste es schon dementsprechend technische Trails aufwärts geben, um diesen Vorteil durch cleverere Linienwahl im Uphill etwas zu eliminieren.
Am Ende standen 820 Höhenmeter, 29,3 km und eine Restakkukapazität von 42 % auf der Uhr. Hier findet ihr die genaue Strecke. Die Frage nach der richtigen Taktik wäre somit geklärt. Meine Wechsel zwischen 70 % und 100 % Unterstützung am Anfang des Rennens hätte ich mir sparen können. Diese hatte ich bis Höhenmeter 500 fleißig durchgeführt, um die Reichweite abzuschätzen bzw. den Akku einzuteilen. Von Anfang an 100 % Unterstützung fahren hätte der 504 Wh Akku also locker mitgemacht.
Hier könnte man für nächstes Jahr eventuell in Erwägung ziehen, die Distanz für E-Bikes auf 48 km zu erhöhen. Diese würde etwas Taktik hinsichtlich Reichweite des Akkus zulassen bzw. erfordern.
Fazit
Einen riesen Dank an den RVC Trieb, dass er diese Klasse eingeführt und nach letztem Jahr auch beibehalten halt. Je nach Ansicht des Veranstalters hinsichtlich Zielgruppe des eMarathon wird sich zeigen, wie das Format im nächsten Jahr aussehen wird. Ich fand es wie bereits erwähnt auf jeden Fall auch dieses Jahr wieder sehr spaßig. Ich hatte sowohl im letzten Jahr auf dem Enduro als auch dieses Jahr auf dem E-Bike viel Freude. Die Abfahrten machen ziemlich viel Spaß. Mal schauen, auf welchem Rad ich nächstes Jahr mitfahren werde …
Was haltet ihr von einem CrossCountry-Marathon mit dem eMTB? Reizt euch sowas?
Weitere Informationen
Webseite: www.frankenbikemarathon.de
Text: Tommy Umbreit
Bilder: Guido Rudloff
19 Kommentare