Wir berichteten bereits im September von der Problematik, dass Teile der beliebten Vereinsstrecken des Flowtrail Stromberg einem Friedwald weichen sollen. Anfang Oktober fand eine Stadtratssitzung statt, in der die aktuelle Lage besprochen wurde. Wie es mit der problematischen Situation weiterging, hat der Vereinsvorstand für uns zusammengefasst. Wir greifen kurz vor: Es bleibt kompliziert.
Müssen Teile des Stromberger Flowtrails einem Friedwald weichen? Darüber sollte am 06.10.2020 der Stromberger Stadtrat beraten. Vorstand und Mitglieder des Vereins Flowtrail e. V. nahmen an der öffentlichen Sitzung als Zuschauer teil – eine Anhörung fand nicht statt.
Folgende Beschlüsse wurden zur Abstimmung gestellt und auch angenommen:
1) „Der Beschluss vom 5.5. wird aufgehoben (Waldflächen 9a und 8b)“ (Zitat aus dem Protokoll der Sitzung des Stadtrates am 06.10.2020).
Wir begrüßen diesen Beschluss ausdrücklich, da die Waldflächen 9a und 8b, die Flächen auf denen sich zwei Teilstücke unseres „Wildhog“ Trails befinden, nicht weiter betrachtet werden.
2) „Der Stadtrat teilt das Ergebnis der Vorauswahl einer möglichen Fläche für einen Bestattungswald am unteren Ende des Stadtwaldes/P4.“ (Zitat aus dem Protokoll der Sitzung des Stadtrates am 06.10.2020).
Für uns bedeutet die Betrachtung der Flächen im unteren Bereich des Stadtwaldes und Prüfung selbiger für die Errichtung eines Bestattungswaldes, dass der Flowtrail weiterhin betroffen ist.
Im Gegensatz zum ersten Beschluss herrschte beim zweiten große Uneinigkeit vor (acht Ja-Stimmen, fünf Gegenstimmen und sechs Enthaltungen). Die kritische öffentliche Betrachtung der Thematik wurde von Teilen des Stadtrates aufgegriffen und die Realisierbarkeit eines solchen Vorhabens ebenso wie die Wirtschaftlichkeit mehrfach offen in Frage gestellt. Unter anderem der Sprecher der CDU-Fraktion, Herr Stefan Link, zeigte kritische Punkte auf und bezeichnete das Projekt Bestattungswald als „Prestigeobjekt, das keine Zukunft in Stromberg hat“ (Zitat aus dem Protokoll der Sitzung des Stadtrates am 06.10.2020). Zu dem im Protokoll angesprochenen Gespräch mit dem Vorsitzenden des Vereins, welches am 29.06.2020 stattgefunden hat, gibt es unterschiedliche Auffassungen, die es noch zu klären gilt.
Was heißt das nun für den Flowtrail Stromberg e. V.? Abschließend lässt sich diese Frage nicht beantworten.
Seitens der Stadt wurde uns jedoch mit Blick auf die bevorstehende Bausaison schriftlich mitgeteilt, dass der Flowtrail im Falle der Errichtung eines Bestattungswaldes betroffen sein wird. In erster Linie wäre der Rundkurs im Bereich zwischen Ende Wildhog-Trail und Ende No-Jokes-Trail tangiert und müsste weichen. Ob sich weitere Einschränkungen daraus ergeben würden, können wir noch nicht einschätzen, müssen wir aber aufgrund der räumlichen Nähe befürchten. Weiterhin hat man uns darauf hingewiesen, dass die Parkplätze P3 und P4 dem Friedwald, beziehungsweise dem Schwimmbad zur Verfügung gestellt werden sollen. Eine Verlegung der Parkflächen für den Flowtrail habe der Stadtrat in Arbeit.
„Wir sind froh, dass der Stadtrat das Thema so lebhaft diskutiert hat. Die jetzt betrachteten Flächen betreffen den Verein jedoch weiterhin. Entgegen der Aussagen, mit denen die Stadt im Nachgang unserer letzten Pressemitteilung zitiert wurde, befindet sie sich der geplante Friedwald nicht „in erheblicher Entfernung“ zum Flowtrail, sondern quert diesen an mehreren Stellen.
Sascha Marchert, Vorsitzender des Vereins
„Wir akzeptieren den im Stadtrat gefassten Entschluss. Wir bedauern jedoch, dass es nun Corona-bedingt immer noch zu keinem Gespräch mit uns kam. Wir werden unabhängig davon aber alle Mitglieder des Stadtrates zu einem offenen Austausch mit dem Vereinsvorstand einladen. Wir erhoffen uns hier gute Gespräche zum weiteren Betrieb der Strecke, wie auch zu Möglichkeiten der Fortentwicklung unseres Vereins.“
Nicole Hipp, stellvertretende Vorsitzende des Vereins
Meinung @eMTB-News
Lebhafte Diskussionen und Signale einer sinnvollen Lösung ohne Friedwald? Zumindest laut Protokoll klingt der Ausgang der Stadtratssitzung mehr positiv denn negativ, da die Wirtschaftlichkeit eines möglichen Friedwaldes gleich mehrfach in Frage gestellt wurde. Dennoch bedeutet der zweite Beschluss, dass auch hier noch keine Einigung erzielt ist und seitens des Vereins weiterhin keine Planungssicherheit für eine kommende Saison herrscht.
Für uns ist die Sache klarer: Auf der einen Seite eine weit über die Grenzen des Bundeslandes heraus bekannte, wirtschaftliche Strecke mit florierender Vereinsstruktur im Hintergrund, auf der anderen Seite eine planerische Idee, die auf mehr als wackeligen Beinen steht und ein nachhaltiges Natursport-Projekt stark beschädigen würde. Wir wünschen dem Verein weiterhin viel Erfolg beim Erhalt der Strecke.
Wie seht ihr den aktuellen Stand der Lage in Stromberg?