Mountainbike-Profis, ob mit oder ohne Motor, kennen keine Pausen. Nach dem langen Winter in Schwung zu kommen kann sich im Frühling etwas harzig anfühlen. Oftmals sind die Erwartungen zu hoch und die Fitness ist nicht auf dem Level, wie man es gewohnt ist. Das Einzige das hilft, ist Geduld mit sich selber zu haben und sich bei den ersten Ausfahrten nicht darauf zu konzentrieren wie fit man ist, sondern wie gut einem die Bewegung und die Natur tut, dann bedeutet das Frühlingserwachen pures Glück. Nathalie Schneitter – ehemalige UCI E-MTB Weltmeisterin – nimmt uns, an einem der ersten warmen Tage im Jahr, mit auf eine Tour in einer grandiosen Landschaft.
Mountainbike-Profis, ob mit oder ohne Motor, kennen keine Pausen. Ich kenne das Business bestens: Elf Jahre war ich als Profi im Cross Country Weltcup unterwegs, bis ich den Job an den Nagel hängte und wieder Radfahrerin aus Leidenschaft wurde. Radfahren macht glücklich, das ist mir heute wieder klar.
Profisportler sind Planungsfanatiker. Im Herbst wird die Saison geplant und schon ist Gewissheit, was in jeder einzelnen Woche des nächsten Jahres ansteht. Wochenenden zu Hause sind seltene Highlights und Nächte in Hotelzimmer fast so normal wie das Zähneputzen vor dem ins Bett gehen.
Genauso wichtig wie Pläne zu schmieden, ist es aber flexibel zu bleiben. Denn Pläne sollen zu Zielen führen. Ändert sich Ausgangslage, oder gar das Ziel, muss auch der Plan angepasst werden. Ein gutes Beispiel dafür sind auch jegliche Corona-bedingten Unsicherheiten.
Wahrscheinlich werden öfters Zukunftspläne auf den Kopf gestellt, als umgesetzt. Als Athletin weiß ich, dass bei Krankheiten, Verletzungen und vielen anderen Stolpersteinen eine Kursanpassung der einzige Weg vorwärts ist. Ein gutes Körpergefühl und eine offene Kommunikation sind dabei entscheidend. Weder Coach noch Teamchef können besser beurteilen, was es zum Erfolg braucht. Der Athlet ist und bleibt der beste Experte der eigenen Leistungsfähigkeit.
Um im Sport vorwärts zu kommen braucht es Ziele. Ziele, die herausfordern und motivieren. Zudem müssen die gesetzten Ziele auf einer persönlichen Ebene so wichtig sein, dass sich der eigene Mikrokosmos darum drehen kann. Immerhin gilt es tagtäglich Schweiß und Wille aufzubringen, während dem man gleichzeitig den Spaß nicht verlieren darf – ein Spagat sondergleichen! Verliert man das Interesse an den eigenen Zielen, ist das ein guter Indikator, dass diese entweder zu klein oder zu groß gesteckt sind, Teilziele auf dem Weg fehlen, oder sie einem nicht wichtig genug sind. Eine Kursanpassung ist notwendig, wenn man trotz klaren gesteckten Zielen orientierungslos zurückbleibt. Auch nach der Profikarriere wird sich so mancher Athlet dabei ertappen, dauernd das Leben mit neuen Plänen vollzupacken. Man hat es ja nie anders gelernt.
Da genau in den Wintermonaten die Basis für die Saison gelegt wird, ist Winterzauber ist für die meisten Radprofis ein Fremdwort. Die Winterflucht bedeutet einerseits unendliche sonnige Stunden im Rennrad-Sattel, andererseits aber auch viel Monotonie. Die Erkenntnis, dass man im Winter das Rennrad auch mal ein paar Wochen im Keller stehen lassen kann, sich polysportiv durchschlägt, oder aus purer Freude mit dem Mountainbike im Matsch spielen geht, ist neu. Neu ist auch, dass man einfach nach Hause geht, wenn man kalte Füße kriegt, oder es ab und zu okay ist einen Sonntag auf dem Sofa zu verbringen. Nur wer das eine kennt, kann das andere schätzen.
Wenn im Frühjahr die Tage länger werden, die Vöglein im Wald zwitschern und die Sonne die Herzen wärmt, dann ist die Vorfreude auf die Bike-Saison am Größten. Diese Frühlingsfreude ist für viele Ex-Profis neu. Das Frühjahr bedeutete früher ausgebrannt sein vom vielen Grundlagentraining und ein innerer Zwiespalt zwischen Erleichterung und Angst, dass die Rennsaison losgeht. Hat man den Rennfahrerjob an den Nagel gehängt, gewinnt so mancher die Liebe zum Radfahren zurück. Nichts macht glücklicher, als mit dem Mountainbike über Trails zu heizen, mit dem Gravel-Bike stundenlang durch die Wälder zu cruisen, oder mit dem E-Mountainbike neue Touren entdecken.
Im Frühling wieder in Schwung zu kommen ist aber natürlich plötzlich etwas harziger. Das Einzige das hilft, ist die eigenen Erwartungen herunterzuschrauben und Geduld mit sich selber zu haben. Konzentriert man sich bei den ersten Ausfahrten nicht darauf wie fit man ist, sondern wie gut einem die Bewegung und die Natur tut, dann bedeutet das Frühlingserwachsen nur Glücksgefühle. Zum Glück hilft mir heute das E-Mountainbike in diesem Moment den Spaß zu behalten. Der Fitnessgewinn wird zur Begleiterscheinung – Radfahren macht glücklich, das ist ein Fakt.