Tipps & Tricks Ghetto-Tubeless – Hält dicht!

In unserer Artikelserie Tipps & Tricks findet ihr regelmäßig Anleitungen mit Tipps für die Werkstatt. In Bild und Video zeigen euch Profis, wie Teile am Rad montiert, demontiert oder gewartet werden. Heute zeigen wir euch, wie man einen Reifen mit der sogenannten Ghetto-Tubeless-Methode montiert. Was braucht man dazu und warum ist es für manche Felgen die letzte Rettung? Hier die Anleitung, die euch Zeit und Geld spart!
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In unserer Reihe Tipps & Tricks haben wir immer wieder nützliche Hinweise und sinnvolle Anregungen, wie ihr eure E-Bikes verbessern könnt. Heute möchten wir euch zeigen, wie ihr mit einem kleinen und vergleichsweise sehr kostengünstigen Trick die Bremskraft und Standfestigkeit der Scheibenbremse am E-Bike verbessern könnt.

Ghetto-Tubeless: Was ist das überhaupt?

Wer seine Reifen das erste Mal tubeless montiert, ist mit einigen Besonderheiten konfrontiert. Die meisten Felgen sind nicht direkt mit dieser Methode kompatibel und es benötigt neben der Tubeless-Milch auch ein entsprechendes Felgenband. Dieses deckt die Bohrungen für die Speichennippel ab und verhindert ein Austreten der Luft. Zusammen mit dem Schlauch entfernt man natürlich auch das Ventil. Hierfür benötigt man ein sogenanntes Tubeless-Ventil, welches über Gummidichtungen auch diese Bohrung in der Felge abdichtet. Soweit die Basics. Wie genau der Umbau auf ein reguläres Tubeless-Setup funktioniert, haben wir für euch in diesem Artikel ausgiebig beleuchtet.

Bei der sogenannten Ghetto-Tubeless-Methode verzichtet man auf ein spezielles Tubeless-Ventil und das Felgenband. Man schaut stattdessen in die Grabbelkiste und sucht sich einen alten Schlauch – möglichst ohne Löcher. Dieser Schlauch wird der Länge nach aufgeschnitten und ersetzt das Felgenband. Damit es dicht hält, montiert man den Reifen innerhalb des Schlauchs und lässt diesen über das Felgenhorn austreten. Keine Sorge: das klingt komplizierter als es tatsächlich ist! Wir führen euch Schritt für Schritt durch diese Methode und nennen euch die Vorteile.

Die Bezeichnung Ghetto-Tubeless ist in der Mountainbike-Szene seit vielen, vielen Jahren etabliert. Wir sind uns bewusst, dass dieser Begriff unter Umständen zu Irritationen führen kann. Da die Bezeichnung aber in diesem Zusammenhang gängig ist, halten wir in dieser Anleitung am Begriff Ghetto-Tubeless fest. 

Was brauche ich?

  1. Schlauch mit französischem Ventil
  2. Schere (optional ein Seitenschneider)
  3. Tubeless-Milch
  4. ölfreier Lappen
  5. gute Handkraft oder sehr viel Gefühl mit einem Reifenheber
  6. Pumpe
Ghetto-Tubeless: Das braucht ihr für den Umbau!
# Ghetto-Tubeless: Das braucht ihr für den Umbau!

Im Idealfall nimmt man hierfür einen Schlauch, der eine bis zwei Laufradgrößen kleiner ist als die Felge, auf die ich ihn montieren möchte. Autoventile passen nicht mehr durch die meisten Felgen. Diese Schläuche könnt ihr nicht verwenden. Die Schere sollte scharf sein. So tut ihr euch leichter, am Ende das überstehende Material abzuschneiden. Ein ölfreier Lappen hilft euch alles sauber zu bekommen. Ohne Milch gehts natürlich nicht. Letztendlich benötigt ihr noch eine Pumpe, um den Reifen wieder aufzufüllen.

Diashow: Tipps & Tricks: Ghetto-Tubeless – Hält dicht!
Kleiner bleibt faltenfrei
Talkum
Sauber sollte es sein
Was übrig bleibt
Einmal füllen bitte
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Wie geht das?

Hier findet die Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Ghetto-Tubeless-Umbau. Neben etwas Geduld und Handkraft solltet ihr euch ein paar Flüche bereitlegen … Ich glaube ja, dass das hilft für das letzte Stück Reifen.

Sauber sollte es sein
# Sauber sollte es sein - Zieht das geklebte Felgenband ab und entfernt mögliche Klebe- und Dichtmilchreste.
Kleiner bleibt faltenfrei
# Kleiner bleibt faltenfrei - Man sollte einen Schlauch verwenden, der im Durchmesser kleiner ist. Die Spannung verhindert Falten und drückt ihn ins Felgenbett.
Ventil einschrauben ohne Reifen
# Ventil einschrauben ohne Reifen - Natürlich kann man den Schlauch auch vorher der Länge nach aufschneiden. Leichter fällt es, wenn er auf der Felge aufgespannt ist.
Mutwilliges Loch
# Mutwilliges Loch - Unterwegs hat man oft eher einen Seitenschneider als eine Schere im Auto. Der Schnitt muss nicht ganz gerade sein. Man setzt gegenüberliegend dem Ventil an.
Einmal rundherum
# Einmal rundherum - Auf dem Schlauch befinden sich diverse Linien. An ihnen kann man sich orientieren, um nicht eine Spirale in den Schlauch zu schneiden.
Aufgefaltet
# Aufgefaltet - Nach dem Aufschneiden wird der Schlauch zentriert auf der Felge ausgerichtet.
Talkum
# Talkum - In den meisten Schläuchen befindet sich etwas Talkum. Wischt es mit dem Lappen ab.
Recyceln oder neu
# Recyceln oder neu - Rüstet ihr einen Reifen um, den ihr bereits gefahren seid, könnt ihr die alte Milch nochmal verwenden. Optional bringt neue ein.
Latexreste und Milch für Flutsch
# Latexreste und Milch für Flutsch - Wer notgedrungen am Trail umbaut und kein Wasser zur Verfügung hat, sollte wenigstens grob die Latexreste am Reifenwulst entfernen. Etwas Dichtmilch zwischen Schlauch und Reifen hilft beim Reinflutschen.
Der heikle Part
# Der heikle Part - Ein Reifenheber ist nicht unbedingt die erste Wahl beim Aufziehen des Reifens. Zu leicht macht man ein Loch in den Schlauch zwischen Heber und Felge. Es gilt: Reifen tief ins Felgenbett ziehen und mit kräftigen Daumen das letzte Stück reindrücken.
Einmal füllen bitte
# Einmal füllen bitte - Es reicht im Notfall zumeist auch eine kleine Handpumpe. Bequemer ist natürlich die Standversion.
Drinnen auch ohne Plopp?
# Drinnen auch ohne Plopp? - Fahrt den Druck zuerst etwas höher, damit der Reifen sich setzt. Der Schlauch trägt etwas auf im Felgenhorn und macht es dem Reifen schwerer ans Felgenhorn zu wandern.
Weg mit dem Flatterband
# Weg mit dem Flatterband - Mit einer leicht geöffneten und scharfen Schere lässt sich bequem am Reifen und der Felge entlangfahren, um den überschüssigen Reifenrest abzutrennen. Vorsicht! Verkratzt euch nicht die Felge und stecht nicht in den Reifen.
Was übrig bleibt
# Was übrig bleibt - Knapp zwei Drittel vom Schlauch hat man am Ende übrig. Somit ist diese Methode zwar minimal schwerer als ein Tubeless-Band, aber deutlich leichter als ein Schlauch.
Als Hinweis bleibt ein Streifen
# Als Hinweis bleibt ein Streifen - Der umfunktionierte Schlauch zeigt sich zwischen Felge und Reifen. (Nicht nur) Rennfahrer, die auf diese Methode setzen, erhoffen sich zusätzlich noch ein Quäntchen mehr Pannenschutz durch die Dämpfung zwischen Felgenhorn und Schlauch.

Was sind die Vorteile und was die Nachteile?

Wer gerne niedrige Reifendrücke fährt und/oder seine Aluminium-Felgen gerne mal durch Steinfelder jagt, ohne vor potenziellen Kaltumformungen (Beulen) Angst zu haben, der kennt das Problem: Ab einem gewissen Punkt ist es nicht mehr möglich, die Luft im Reifen zu behalten. Durch eingedellte Felgenhörner blubbert die Tubeless-Milch munter heraus, aber dicht hält es einfach nicht mehr. Nun kann man mit viel Gefühl und einer Parallelzange versuchen, alles wieder ein wenig geradezubiegen. Aber auch hier sind Grenzen gesetzt. Endstation Schlauch oder Umspeichen auf eine neue Felge? Nicht mit Ghetto-Tubeless!

In dunklen Ecken auf Mountainbike-Rennen erzählt man sich Mythen von Mechanikern, welche zusätzlich Vulkanisierungsmasse einbringen.

Der Schlauch zwischen Felge und Reifen hilft euch, alles wieder abzudichten. Er überbrückt durch seine Flexibilität die Dellen und dichtet zwischen Reife und Felge ab. Eure Tubeless-Milch reagiert an diesen Stellen zusätzlich. So verklebt der Reifen und der Schlauchstreifen etwas miteinander, was zusätzlich Burping in zackig gefahrenen Kurven vorbeugt. Kommt euch das vielleicht bekannt vor? In diversen Ausprägungen des Rennrad-Sports, aber auch beim Cross Country gibt es sogenannte Schlauchreifen. Es ist nicht ganz das gleiche, aber das Prinzip geht in diese Richtung.

Möchte man einen neuen Reifen montieren, sollte man sich wieder ein paar Flüche bereitlegen. Hier kämpft man eben genau damit, dass der Reifen jetzt sehr gut auf der Felge sitzt. Im schlechtesten Fall muss man ihn mit einem guten Seitenschneider herunterzwicken.

Fazit: Ghetto-Tubeless – Wenn sonst nichts mehr hilft oder auch vorher!

Wer seine Reifen nicht ständig wechseln möchte und gerne hart in Kurven reinhält, sollte die Ghetto-Tubeless-Methode ausprobieren. Reifen halten dichter und Luftverlust durch Burping wird vorgebeugt. Zusätzlich ist diese Methode oft die letzte Rettung für eine verdellte Felge, die sonst Luft nur noch in Kombination mit einem regulären Schlauch halten würde.

Sitz, wackelt nicht und hält Luft
# Sitz, wackelt nicht und hält Luft - Wer gerne seine Reifen bei Kurvenfahrten in Falten legt, sollte diese Tubeless-Methode probieren. Deutlich weniger Burping und eine etwas erhöhte Pannensicherheit für schmales Geld!

Kennt ihr diese Technik und wenn ja, habt ihr sie schonmal benötigt?


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11 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. Weil alles auf Dauer einfach langweilig wird.

  2. Ich fand den Artikel auch interessant muss ich gestehen. Hatte davon vorher noch nie was gehört.

    Bisher bin ich noch nie Tubeless gefahren, weil ich eh super selten mal ne Panne hatte und selbst wenn, es nicht als störend empfunden habe, mal eben den Schlauch zu wechseln (ich fahre eh nicht bei -2° und Graupelschauer).

    Aber bevor ich diese Methode hier anwenden würde, würde ich eher normal umrüsten. Ich habe keine alten, kleinen Schläuche zu Hause rumfliegen, die ich verwenden könnte und kaufe auch dafür nicht extra zu kleine Schläuche. Wobei das immer noch deutlich günstiger wäre, als sich einen Kompressor für die normale Tubelessumrüstung kaufen zu müssen. Das war bisher immer noch mein Hauptargument, nicht umzurüsten (und natürlich das ich weiß, dass ich zu Beginn erst mal ne riesen Sauerei anrichten und 12 Flaschen Dichtmilch benötigen würde, bevor es funktioniert.)

  3. Tja mein Vorderrad hat schon nen Ventil drinstecken, also extra ausbauen um Schlauch reinzuziehen?
    Auch doof oder?
    Aufpumpen geht ja auch teils so ohne Kompressor. Auf dem Trail mit Taschenpumpe gings ja auch wieder drauf.
    (Passiert ist übrigens nix schlimmes)

  4. Tja mein Vorderrad hat schon nen Ventil drinstecken, also extra ausbauen um Schlauch reinzuziehen?
    Auch doof oder?

    ...ein Rändelrad aufdrehen, und das Ventil heraus drücken ist Alles. Das ist die gleiche Arbeit wie bei einem Schlauchwechsel.
    Zudem muss bei tubeless im Falle einer Panne ja der Ventileinstz heraus gedreht werden um neue Milch einzufüllen. Der Arbeitsaufwand ist beim Schlauch insgesamt geringer.
    Doch die Diskussion erübrigt sich, denn mit tubeless hat man ja angeblich keine Reifenpanne.
  5. Ist mir schon klar das man es entfernen kann. ;-)
    Obs danach nochmal dicht wird bei tubeless ist die Frage. bzw ob man unbedingt Schlauch fahren will wenn schon alles vorbereitet ist. ;-)

    Im Fall einer Panne, wenn von innen geflickt werden muss, eine Seite abziehen, Stelle abputzen, kleben, Reifen aufziehen und aufpumpen. Abfahrt. Oder nach Bedarf gleich Milch reinkippen, je nachdem wieviel noch drin ist.

    Pannen kann man eh so oder so haben, macht was euch Spaß macht.

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