eMTB-News.de

Ghost E-Riot Trail Pro im Test
Alles an Bord, was ein E-Trailbike braucht

Ghost E-Riot Trail Pro im Test: Carbon-Rahmen, Tractionlink-Technologie, Superfit-Geometrie, 150/140 mm Federweg, Bosch Performance CX Motor-System mit 625-Wh-Akku und große 29-Zoll-Laufräder – das Ghost E-Riot Trail Pro hat alles, was ein E-Trailbike braucht. Hier gibt es den ausführlichen Test des Ghost E-Riot Trail Pro. 

Steckbrief: Ghost E-Riot Trail Pro im Test

EinsatzbereichTrail, All-Mountain
Federweg150 mm/140 mm
Laufradgröße29ʺ
RahmenmaterialCarbon
MotorBosch
Akkukapazität625 Wh
Gewicht (o. Pedale)23,9 kg
RahmengrößenS, M, L, XL (im Test: L)
Websitewww.ghost-bikes.com
Preis: 6.299 Euro

Das Ghost E-Riot stellt, mit einem Federweg von 150/140 mm und großen 29-Zoll-Laufrädern, ein waschechtes All-Mountain dar, welches über einige technische Finessen und ein neuartiges Geometrie-System verfügt. Schon im November 2020 hatten wir die Gelegenheit, einen ersten Prototyp des Ghost E-Riot in Rahmengröße M kurz zu fahren. Ein gutes halbes Jahr später stellte Ghost das finale E-Riot auf der Bikestage im Video vor. Für die Saison 2022 wurde ein Nachfolgermodell – hier gibt es die Neuvorstellung Ghost E-Riot 2022 – mit Bosch Smart System angekündigt, welches aber nicht vor Frühjahr 2022 verfügbar sein wird, weshalb wir zum 2021er-Modell griffen und das durchdachte E-All-Mountain im Herbst 2021 auf Herz und Nieren getestet haben. Hierbei wollten wir der Frage nachgehen: Wie gut ist das Ghost E-Riot in der finalen Version und in der passenden Rahmengröße auf dem Trail?

Speziell am Ghost E-Riot ist der Hinterbau mit TractionLink-Technologie. Mittels einer speziellen Anlenkung und angepasster Kinematik besitzt der Hinterbau eine gleichmäßige Raderhebungskurve, verspricht immer das Maximum an Traktion und soll sehr antriebsneutral arbeiten. Bemerkenswert ist hierbei, dass die Kombination aus einteiligem Rocker (Umlenkhebel) und dem zweiten Hebel (ebenfalls einteilig), der nah am Tretlager auf der Rückseite des Sitzrohres platziert ist, aus einem fixen einen variablen Drehpunkt werden lässt. Dies sorgt für ein sehr sensibles Ansprechverhalten und eine passende, zum Ende des Federwegs hin steigende Progression des Hinterbaus. Beim Ghost E-Riot kommt in der Serie ein Luftdämpfer mit dem Einbaumaß 185 x 55 mm zum Einsatz, Stahlfederdämpfer funktionieren in diesem Hinterbau aber auch.

Der Carbon-Rahmen ist hübsch gefertigt und ist sehr servicefreundlich konzipiert. Hier verlaufen nämlich nicht alle Leitungen im Rahmen, sondern werden auf dem Oberrohr befestigt und von einem Cover verdeckt. Dies sorgt optisch für Integration, ermöglicht aber bei einer Reparatur oder Wartungsarbeiten schnellen und unkomplizierten Zugriff auf die Bremsleitung und Schaltzughüllen. Der Bosch-Akku wurde hochkant im Rahmen verbaut, was, von oben betrachtet, eine schlanke Silhouette zum Ergebnis hat. Noch ein Pluspunkt in Sachen Servicefreundlichkeit: Am Hinterbau sind großdimensionierte und haltbare Lager verbaut.

Für unseren Test wählten wir die Carbon-Version Ghost E-Riot Trail Pro, mit Fox Factory-Fahrwerk, Shimano Schaltung und Bremsen, Bosch Performance CX-Motor, Syntace-Laufrädern und diversen Ghost-Anbauteilen. Erhältlich ist das Ghost E-Riot in insgesamt vier verschiedenen Ausstattungen – das von uns getestete Modell wechselt für 6.299 € den*die Besitzer*in.

# Ghost E-Riot Trail Pro im Test – E-Trailbike mit Carbon-Rahmen und Superfit-Geometrie. - Motor: Bosch Performance CX Gen4 | Akkukapazität: 625 Wh | Federweg v/h: 150/140 mm | Gewicht: 23,9 kg (L) | Preis 6.299 € (UVP)
Diashow: Ghost E-Riot Trail Pro im Test: Alles an Bord, was ein E-Trailbike braucht
Diashow starten »

Geometrie

Bei der Geometrie geht Ghost eigene Wege und nutzt hierfür die sogenannte Superfit-Geometrie. Die Idee hinter Superfit ist es, die Proportionen des*der Fahrenden, im Prinzip ähnlich zum S-Sizing bei Specialized, stärker in den Mittelpunkt zu rücken und das E-Bike mehr über das vordere Rahmendreieck wachsen zu lassen, als über das Sitzrohr. Hiermit möchte Ghost, dass sich das E-MTB so anfühlt, als wäre es speziell auf die persönlichen Körpermaße gebaut worden, um damit noch effizienter pedalieren und ermüdungsfreier fahren zu können. Zudem möchte man hiermit auch die Bike-Kontrolle verbessern.

In unserem Fall haben wir bei einer Körpergröße von 1,83 m zu Rahmengröße L gegriffen, die mit 478 mm Reach eher zu den längeren Modellen zählt. Der Lenkwinkel beträgt 66° und der Sitzwinkel 77°. Das Cockpit kommt höher als bei anderen E-MTBs, denn das Steuerrohr misst hier 140 mm, was einen Stack von 652 mm zur Folge hat. Im Nachhinein betrachtet hätten wir wohl eher zu Rahmengröße M greifen sollen, denn L ist bei diesem Modell schon richtig, richtig lang, aber dazu weiter unten mehr.

Erhältliche Rahmengrößen: S, M, L, XL
Gemessene Überstandshöhe:
803 mm (Rahmengröße L)
Gewicht: 23,9 kg (Rahmengröße L)
Max. Systemgewicht: 120 kg (Herstellerangabe)

Rahmengröße S M L XL
Laufradgröße 27,5″ / 650B 29″ 29″ 29″
Reach 449 mm 467 mm 487 mm 516 mm
Stack 587 mm 615 mm 652 mm 670 mm
STR 1,31 1,32 1,34 1,30
Lenkwinkel 66° 66° 66° 66°
Sitzwinkel, effektiv 76° 77° 77° 77°
Oberrohr 588 mm 648 mm 683 mm 684 mm
Steuerrohr 100 mm 100 mm 140 mm 160 mm
Sitzrohr 417 mm 441 mm 465 mm 489 mm
Überstandshöhe 772 mm 800 mm 803 mm 802 mm
Kettenstreben 430 mm 450 mm 450 mm 450 mm
Radstand 1.180 mm 1.230 mm 1.266 mm 1.303 mm
Tretlagerabsenkung 25 mm 39 mm 39 mm 39 mm
Federweg (hinten) 140 mm 140 mm 140 mm 140 mm
Federweg (vorn) 150 mm 150 mm 150 mm 150 mm

🔽 Inhalte ausklappen 🔽🔼 Inhalte einklappen 🔼
# Ghost E-Riot Trail Pro mit Geometrieangaben in Rahmengröße L

Ausstattung

Das E-Trailbike Ghost E-Riot ist in vier Ausstattungen erhältlich. Für unseren Test hat uns Ghost die Version Trail Pro zur Verfügung gestellt. Auf den ersten Blick denkt man wahrscheinlich: Wow! Was für ein starkes E-MTB mit einer super Ausstattung. Beim genauen Hinsehen entdeckt man aber massive Unstimmigkeiten im Detail, denn Ghost betreibt bei diesem Modell etwas Augenwischerei: Man mixt hier Oberklasse-Parts mit günstigen Parts der Mittel- oder Einsteigerklasse.

Der hübsche, gut verarbeitete Carbon-Rahmen rollt auf stabilen Syntace-Laufrädern, dazu kommt ein optisch auffälliges Fox Factory-Fahrwerk – mit orangefarben lackierter Federgabel und goldbraun schimmernder Kashima-Beschichtung – der absoluten Oberklasse. Geschaltet wird mit einem Shimano XT-Schaltwerk, passendem XT-Schalthebel und einer XT-Kassette. Das ist der Part, bei dem man auf den ersten Blick: „Wow!“ denkt.

Auf den zweiten Blick, also beim genaueren Hinsehen, erkennt man dann aber einen Produkt-Mix und die Wahl günstigerer Parts. Ghost setzt hier beispielsweise auf Shimano SLX-Bremsen der unteren Mittelklasse, WTB-Sattel und -Griffe und günstige Aluminium-Parts von Ghost beim Lenker, Vorbau und der Teleskop-Sattelstütze.

Preis (UVP) 6.299 €

ModellGhost E-Riot Trail Pro
RahmenCarbon-Rahmen mit Tractionlink-Hinterbau und 140 mm Federweg
GabelFox 36 Float Factory FIT4 eMTB+ 150 mm
DämpferFox Float DPX2 Factory 140 mm
SchalthebelShimano XT
SchaltwerkShimano XT
KassetteShimano XT CS-M8100 10-51
Kurbele*thirteen e*spec Plus 34T
BremseShimano SLX
LaufräderSyntace V30
VorderreifenMaxxis Minion DHF 3C MaxxTerra Exo+ 2.5
HinterreifenMaxxis Minion DHR II 3C MaxxTerra Exo+ 2.4
SattelWTB Koda
SattelstützeGhost Alpha 1 34.9 mm 125 (S) 150 (M) 170 (L/XL)
LenkerGround Fiftyone Dia
VorbauGround Fiftyone Dia
MotorBosch Performance CX Gen4
DisplayBosch Purion
Akkukapazität625 Wh
Max. Drehmoment85 Nm
Gewicht23,9 kg
Preis (UVP)6.299 €

# Beim Ghost E-Riot Trail Pro handelt sich um ein E-Trailbike mit dem Hang zum All-Mountain.
# Der Carbon-Rahmen spricht eine klare ...
# ... Designsprache, die mit passendem Dekor akzentuiert wurde.
# Ghost E-Riot Trail Pro 2022 im Test DSC 9769
# Ghost E-Riot Trail Pro 2022 im Test DSC 9767
# An der Front verfügt das Ghost E-Riot Trail Pro über 150 mm Federweg, der von einer Fox 36 generiert wird.

# Ghost E-Riot Trail Pro 2022 im Test DSC 9772
# Ghost E-Riot Trail Pro 2022 im Test DSC 9770

# Am Heck stehen 140 mm Federweg zur Verfügung. - Dank der speziellen Tractionlink-Technologie arbeitet der Hinterbau überaus sensibel und komfortabel.

# Ghost verpasst dem E-Riot Trail Pro ...
# ... eine lupenreine Shimano XT-Schaltung.

# Selbst die 12-fach-Kassette stammt aus der hochwertigen Shimano XT-Familie.

# Bei den Bremsen wurde allerdings gespart, denn ...
# ... hier kommt nur Shimano SLX zum Einsatz.

# Haltbar und stabil: V30-Felgen von Syntace.

# An Front und Heck rollen ...
# ... Reifen von Maxxis.

# Der Steuersatz stammt von acros.

🔽 Inhalte ausklappen 🔽🔼 Inhalte einklappen 🔼

Motor & Akku

Also Motor-System entschied man sich bei Ghost für Bosch Performance CX Gen4. Hierbei hat man dem 85 Nm starkem Motor einen, hochkant eingebauten, Bosch PowerTube-Akku mit 625 Wh zur Seite gestellt. Also Bedien-Einheit bzw. Display fungiert ein Bosch Purion-Display, welches zwar super funktioniert, aber mittlerweile gegenüber einem Bosch Kiox-Display etwas veraltet anmutet.

Wer jetzt die Augen rollt, weil die Akkukapazität „nur“ 625 Wh beträgt, den*die können wir beruhigen, denn der kleinere Akku verleiht dem E-MTB zum einen genug Reichweite und trägt beim Gewicht – der 625er wiegt 3,5 kg – nicht ganz so auf, wie beispielsweise der 750-Wh-Akku (Gewicht 4,4 kg) aus dem aktuellen Bosch Smart System.

# Ghost verbaut im aktuellen E-Riot Trail Pro einen Bosch Performance CX-Motor.
# Am Display sieht man gut, dass hier kein Bosch Smart System verbaut wurde. - Hier kommt ein Bosch Purion zum Einsatz.

Lange wurde auf einen Nachfolger des beliebten Bosch Performance CX gewartet, zwischenzeitlich wurde wild spekuliert und jetzt ist er endlich da. Der neue Bosch Performance CX-Motor ist leichter, kompakter und besser! Der vollkommen neu konstruierte Mittelmotor hat ein max. Drehmoment von 85 Nm und drückt mit seinem modernen Magnesiumgehäuse das Gewicht unter die Marke von drei Kilogramm – genau sind es 2,9 kg. Damit wiegt der neue CX rund 25 % weniger als sein Vorgänger. Mit seinem verringerten Einbauvolumen von minus 48 % ist er zudem nur noch knapp halb so groß wie das eiförmige Vorgänger-Modell. Wie klar zu erkennen ist, verzichtet der neue Motor auch auf das kleine Kettenblatt und erlaubt gängige Zähnezahlen. Wichtig für eine stimmigere Integration und bessere Kinematiken am E-Mountainbike ist die Platzierung der Antriebswelle. Diese rückt nämlich bei der neuen Konstruktion weit nach außen und erlaubt – wenn man dies möchte – kürzere Kettenstreben und damit agilere Geometrien.

Leistungsdaten des neuen Bosch Performance CX

  • Max. Support 340 %
  • Max. Drehmoment 85 Nm
  • Gewicht 2,9 kg

Sowohl außen wie im Inneren hat sich beim Bosch Performance CX eine Menge getan. Der kraftvolle Motor verfügt jetzt über ein leichtes Magnesiumgehäuse und wurde sehr kompakt gestaltet – er ist nur noch halb so groß wie sein Vorgänger. Die Modulation der Unterstützungsmodi ist den Software-Entwickler*innen und Ingenieur*innen von Bosch extrem gut gelungen. Der Motor klebt am Pedal und folgt sehr sensibel jedem Quäntchen Druck, das wir ins Pedal geben. Sehr interessant finden wir dieses „Gummiseil-Feeling“, bei dem man im Turbo langsam pedalierend mit schleifenden Bremsen auf ein Hindernis zufahren kann und beim Kontakt einfach die Bremsen öffnet. Jetzt schnellt das E-MTB nach vorne, quasi so, als würde es von einem Gummiband angezogen werden. Dies hilft in technischen Passagen ungemein und macht enorm viel Spaß.

Besonders positiv fällt der Übergang von Motor- zur Muskelunterstützung auf. Dank der neuen Konstruktion im Inneren „segelt“ der Motor förmlich aus der Unterstützung hinaus und lässt sich absolut frei mit Muskelkraft auf hohe Geschwindigkeiten beschleunigen. Schnelle Sprints – früher ein wahrer Graus mit dem Bosch-Motor – gelingen heute mit einem vollkommen natürlichen Fahrgefühl.

Wenn es um die Charakteristik eines E-Bike-Motors geht, sind die Meinungen sehr unterschiedlich. Der einen ist die maximale Power wichtig, während der andere auf ein möglichst widerstandsfreies Fahren über 25 km/h Wert legt. Beides ist mit dem Bosch Performance CX möglich. Die 85 Nm max. Drehmoment fühlen sich immer nach Genug an und wie eben erwähnt, macht dieser Motor auch jenseits der 25 km/h extrem viel Spaß.

Beim Display setzt man vermehrt auf das kompakte Bosch Kiox, welches als Trainingspartner fungieren kann und dank seiner Qualitäten in Sachen Vernetzung aus dem normalen E-Mountainbike ein smartes E-Mountainbike macht.

Wie sieht es mit der Geräuschentwicklung aus? Ist er lautlos? Nein, sicher nicht. Unter realen Bedingungen auf dem Trail pfeift der neue Bosch Performance CX hochfrequent und deutlich hörbar. Unter Last kann er auch etwas lauter werden. Subjektiv betrachtet, reiht er sich zwischen Shimano und Brose ein.

Hier findest du alle weitere Details zum Bosch Performance CX.

Noch Unklarheiten über diesen Motor? In diesem Artikel beantworten wir die 10 häufigsten Fragen zum Bosch Performance CX Gen4.

Ghost E-Riot Trail Pro – Reichweite

43,3 km

976 hm

1 h 54 min

# Ghost E-Riot Trail Pro – Reichweitenfahrt - 43,3 km | 976 hm | 1 Std 54 Min

Hier gibt es die genauen Details der Testrunde: Ghost E-Riot Trail Pro Reichweite mit 625-Wh-Akku

Laborwerte sind gut und schön, aber in der Realität sieht es leider oftmals anders aus. Deshalb fahren wir einen ganz eigenen Testzyklus für euch. 43,3 km / 976 hm – diese Daten ermittelten wir in Testfahrten, bei denen wir immer in der maximalen Unterstützungsstufe fahren, bis der Akku komplett leer ist. Bitte beachtet, dass diese ermittelten Werte nur als Richtwert zu verstehen sind und in keinster Weise die Ergebnisse aus einem genormten Labortest widerspiegeln. Wenn dieses E-Bike in niedrigeren Unterstützungsstufen gefahren wird, erhöht sich die Reichweite deutlich.

Dich interessieren auch die Reichweiten anderer E-Mountainbikes und E-Bikes? Dann empfehlen wir dir unsere ausführliche Reichweitentabelle: Übersicht: E-Bike Reichweite

Ghost E-Riot Trail Pro – Test auf dem Trail

Uphill

Stark! Die Sensibilität, mit der der Tractionlink-Hinterbau den Boden abtastet und für extremste Traktion sorgt, eröffnet ungeahnte Möglichkeiten im Uphill.

Im Uphill kann das Ghost E-Riot Trail Pro mit starken Kletterkünsten beeindrucken. Der Grip und die Traktion schieben einen förmlich den Trail hinauf. Hier passen auch die etwas gestreckte Sitzpoition und der lange Hauptrahmen. Die Lastverteilung ist ideal zum Klettern und der Hinterbau mit Tractionlink-Technologie sorgt mit seinem sensiblen Ansprechverhalten für ein Maximum an Komfort gepaart mit Traktion.

Um Uphill-Sektionen gut hochzukommen, ist ein ununterbrochenes Pedalieren beinah unumgänglich. Genau deshalb stiegen vor einiger Zeit die meisten Hersteller auf kürzere Kurbeln mit 165 oder 160 mm Länge um. Das Aufsetzen der Pedale wird damit merklich reduziert. Ghost geht hier einen Eigenweg und verbaut auch 2022 noch lange Kurbeln mit 175 mm Länge. Einen Vorteil sehen wir hier nicht, im Gegenteil, die langen Kurbeln sorgen für ständige Pedalaufsetzer in technischen Uphills.

# Steile Rampen stellen für das Ghost E-Riot Trail Pro keine Hindernisse dar. - Stoisch und mit viel Traktion am Heck schiebt das E-MTB den Hang hinauf.

Downhill

Für schnelle Downhill-Sektionen fühlt sich die Geometrie zu XC-lastig und irgendwie etwas lahm an. Es fehlt einfach an Spritzigkeit.

Vom Namen her erwartet man beim Zusatz „Trail Pro“ echte Performance auf dem Trail – egal ob auf moderaten Trails, auf denen es hoch- und runtergeht, oder aber im Downhill. Der Name suggeriert beste Performance im Gelände. Leider ist das hauseigene Geometrie-Konzept namens Superfit hier möglicherweise irreführend, weil nicht kompatibel mit den Rahmengrößen anderer Hersteller und somit wächst ein Modell in Rahmengröße L zu einem langen Frachter heran, der zwar mit einem stoischen Geradeauslauf und höchster Laufruhe punkten kann, aber in engen kniffligen Passagen sehr viel Kraft erfordert, um die engen Kurzen schnell zu durchfahren.

# Für richtig enge Kurven war mir die Rahmengröße L einfach zu groß.
# Zwar hatte das E-MTB so einen sehr guten Geradeauslauf, forderte in technischem Terrain aber viel Körpereinsatz.

Das Fox Factory-Fahrwerk, mit 150 mm an der Front und 140 mm am Heck, arbeitet ausgewogen und ist gut abgestimmt. Am Heck tastet der sensible Hinterbau, der in seiner Konstruktion überaus steif und durch große Lager sehr haltbar ist, den Boden förmlich ab und saugt Unebenheiten geradezu auf. Durch die Tractionlink-Technologie fühlen sich die 140 mm am Hinterrad immer nach mehr an. Für schnelle Downhills fehlt mir die Spritzigkeit, aber in Summe bietet dieses E-MTB viel Komfort.

Etwas bissigere Bremsen würden wir uns bei einem Modell mit einem Preis von über 6.000 € wünschen. Zwar bremsen die Shimano SLX-Bremsen gut und kraftvoll, aber in dieser Preisklasse dürften auch gern Modelle der XT-Serie verbaut sein.

# Highspeed-Passagen machen mit dem Ghost E-Riot Trail Pro viel Spaß.
# Ghost E-Riot Trail Pro 2022 im Test action-1356

Trail

Ich persönlich wurde mit den Abmessungen nicht auf Anhieb warm. Der Hauptrahmen war mir auf engen Trails zu lang und meine Sitzposition war etwas zu gestreckt. Dieses E-MTB erinnerte mich öfters an ein XC-Bike und weniger an ein E-Trailbike mit 150/140 mm Federweg.

Um es gleich zu sagen: Das Ghost E-Riot Trail Pro fühlt sich auf ausgedehnten Trailtouren pudelwohl! In kupiertem Gelände mit leichten Gegenanstiegen und langgezogenen Kurven lädt es zum Cruisen ein. Hierbei sorgt der Komfort an Front und Heck für ein ausgewogenes und entspanntes Fahrvergnügen.

Wer auf lange Touren steht, sollte aber die WTB-Griffe und den Sattel vorher ausprobieren. Mir persönlich passte der Sattel nicht wirklich und die Griffe mit dem markanten Block-Design besaßen mir zu wenig Eigendämpfung und waren etwas unbequem.

# Ghost E-Riot Trail Pro 2022 im Test action-1412
# Ghost E-Riot Trail Pro 2022 im Test action-1444
# Ghost E-Riot Trail Pro 2022 im Test action-1462

Wie im Abschnitt Geometrie schon erwähnt, baut das Ghost E-Riot in Rahmengröße L sehr lang. Der Reach beträgt hier stolze 487 mm. Um es auf dem Trail quirlig zu bewegen, bedarf es der passenden Körpergröße. Ich bin 1,83 m groß – mein Sweetspot liegt zwischen 470 und 480 mm Reach –, und ich fahre in 99 % der Fälle Rahmen der Größe L, so auch beim Ghost. Rückblickend betrachtet und auf Nachfrage bei Ghost, hätte ich eher ein M fahren sollen, damit es quirlig ist und besser zu meiner Größe passt. Fakt ist, dass mir dieses Beispiel wieder zeigt, wie wichtig gute Beratung im Fachhandel ist und dass es sinnvoll ist, das Objekt der Begierde vor dem Kauf in zwei Rahmengrößen kurz mal Probe zu fahren, vor allem wenn der Hersteller eigene Wege in Sachen Geometrie geht. Mein nächstes Testrad von Ghost, welches auf die Superfit-Geometrie setzt, werde ich sicher in M ordern.

# Das Ghost E-Riot Trail Pro fühlt sich auf moderaten Trails am wohlsten.

Das ist uns aufgefallen

# Extrem servicefreundlich! Sämtliche Leitungen und Züge ...
# ... verlaufen außerhalb des Rahmens und werden von einem Cover abgedeckt.
# Für über 6.000 € darf man ein höherwertigeres Cockpit erwarten. - Bei Lenker und Vorbau kommen Aluminium-Produkte, die von Ghost gelabelt wurden, zum Einsatz.
# Der Hinterbau ist steif und arbeitet, dank Tractionlink, überaus sensibel.
# Leider verbaut Ghost am E-Riot Trail Pro Kurbeln mit 175 mm Länge.

Fazit: Ghost E-Riot Trail Pro

Wer auf der Suche nach einem gutmütigen Allrounder ist, der wird beim Ghost E-Riot Trail Pro fündig. Der Federweg ist für ein E-Trailbike ideal und passend abgestimmt. Dazu sorgt der Tractionlink am Hinterbau für extrem viel Traktion und Grip, bei einer sehr hohen Sensibilität und spürbar viel Federweg. In Summe verfügt dieses E-MTB über ein komfortables Setup und ist ein echter Kletterkünstler.

Ghost setzt auf die hauseigene Superfit-Geometrie, bei der die Körpergröße des*der Biker*in im Mittelpunkt steht. In Rahmengröße L wird das Ghost E-Riot allerdings sehr lang und dadurch auch etwas behäbig. Zwar überzeugt es mit gutem Geradeauslauf und hoher Laufruhe, erinnert im Handling und der Sitzposition aber eher an ein XC-Bike und weniger an ein quirliges E-Trailbike. Wir empfehlen hier unbedingt, unterschiedliche Rahmengrößen vor dem Kauf auszuprobieren.

Pro / Contra

Pro

  • TractionLink-Technologie
  • servicefreundlich
  • souveräner Kletterkünstler

Contra

  • 175 mm lange Kurbeln
  • SLX-Bremsen
  • 120 kg zul. Gesamtgewicht
# Ghost E-Riot Trail Pro – gutmütiger Allrounder für moderate Trails

Wie gefällt euch das E-Riot von Ghost? Habt ihr bereits Erfahrungen mit E-Bikes der Marke Ghost?


Testablauf

Auf den Testrunden fahren wir fast ausschließlich mit der maximalen Unterstützungsstufe. Mindestens einmal fahren wir den Akku komplett leer und dokumentieren dies auf unserem Strava-Account.

Unsere Testrunden haben alles, was ein E-Bike braucht:

  • enge Uphill-Trails mit dicken Wurzeln, Steinen und losem Waldboden
  • flache Trails mit kleinen Gegenanstiegen
  • kurvige, flowige Downhills
  • lange Schotterpisten bergauf und bergab

Jedes E-Bike wurde mehrfach auf dieser Runde gefahren und im Anschluss sorgfältig beurteilt.

Hier haben wir das Ghost E-Riot Trail Pro getestet

  • Bamberg/Bad Kreuznach, Deutschland: Hier gibt es schmale, enge Trails, die mit Wurzeln und Steinen gespickt sind, steile technische Uphills und flowige Downhills.

Tester-Profil: Rico Haase
Körpergröße 183 cm
Schrittlänge 86 cm
Oberkörperlänge 62 cm
Armlänge 61 cm
Gewicht 95 kg
E-Enduro, E-Trailbike, Hardtail, Downhiller, Rennrad – mir macht jedes Bike Spaß. Egal ob mit oder ohne Motor, außer ich muss damit unendlich bergauf fahren – da mag ich Motorunterstützung schon sehr. Flowige Trails, gern auch gebaut, liebe ich. Ach ja, eins noch, ich hasse Spitzkehren. Ich bin 1.83 m groß und fahre in 99 % der Fälle Rahmen der Größe L – mein Sweetspot liegt zwischen 470 und 480 mm Reach.
I ride everything: E-Enduro, E-Trailbikes, hardtails, downhill, road – I enjoy it all, whether it’s E-assisted or not. I’ll admit that I do quite like having a motor on the uphills though. There’s lots to love about flowing trails; natural or built. The only thing I hate – switchbacks. I am 1.83 m tall and ride in 99% of cases frame size L – my sweet spot is between 470 and 480 mm Reach.
Fahrstil / Riding style
Verspielt und flowig / Flowing and playful
Ich fahre hauptsächlich / I mainly ride
E-Enduro, E-Trailbike, aber auch XCO, DH und Road / E-Enduro, E-Trailbike but also XCO, DH and road
Vorlieben beim Fahrwerk / Preferred suspension setup
Straff und schnell – ich möchte wissen, was unter mir passiert / Firm and reactive – I like feedback from the trail
Vorlieben bei der Geometrie / Preferred geometry
Langer Reach, kurzer Vorbau, breiter Lenker / Long reach, short stem, wide bars

Tester-Profil: Julian Huber
Körpergröße 180 cm
Schrittlänge 82 cm
Oberkörperlänge 64 cm
Armlänge 62 cm
Gewicht 84 kg
Da ich am Fuße des Schwarzwalds beheimatet bin fahre ich alles was das Umfeld hier zu bieten hat, am liebsten jedoch mit den E-Trailbike oder dem E-Enduro die vielen Flowtrails in der Umgebung. Bergauf gerne mit sportlichem Anspruch bei kleiner Unterstützungsstufe. E-Mountainbiken bedeutet für mich Freiheit, Sport und Spaß unabhängig von vitalen oder zeitlichen Faktoren.
Since I am at home at the foot of the Black Forest, I ride everything the surroundings have to offer, but I prefer to ride the many flowtrails in the surroundings with the E-Trailbike or the E-Enduro. Uphill with sporty demands and low support level. E-Mountainbiking for me means freedom, sport and fun independent of vital or temporal factors.
Fahrstil / Riding style
Schnelle, flüssige Linien bergab, gerne darf es dabei etwas ruppiger zugehen. Bergauf auch mal langsam und gemütlich. / Fast, fluid lines downhill, it can be a bit rougher. Uphill also slow and comfortable.
Ich fahre hauptsächlich / I mainly ride
Trails und Touren. / Trails and tours.
Vorlieben beim Fahrwerk / Preferred suspension setup
Im Sommer satt und schnell, im Winter weich verspielt. / Full and fast in summer, soft and playful in winter.
Vorlieben bei der Geometrie / Preferred geometry
Eine gute Balance aus Motorkraft und Rahmenarchitektur mit dazu passender Kettenstrebe und tiefem Schwerpunkt. / A good balance of engine power and frame architecture with a matching chainstay and low centre of gravity.

Text: Rico Haase / Fotos: Rico Haase & Moritz Zimmermann

Weitere Artikel im Rahmen dieses Vergleichstests findest du hier:

Testinfos kompakt

Steckbrief

Einsatzbereich

XC
★★☆☆☆☆☆☆☆☆ (2/10)
All-Mountain
★★★★★★★★☆☆ (8/10)
Trail
★★★★★★★★★☆ (9/10)
Enduro
★★★★★★★★☆☆ (8/10)
Downhill
★★★★★★☆☆☆☆ (6/10)

Motor + Akku

Hersteller
Bosch
Akkukapazität

Reichweite

Die mobile Version verlassen