Giant Full E+ 0 SX Pro – kurz & knapp
Giant überarbeitet seine Full E+ Reihe gründlich und setzt über seine gesamt Fully-Modellpalette auf sein eigenes Maestro Federungssystem mit virtuellem Drehpunkt. Auch das Giant Full-E+ 0 SX Pro ist hier keine Ausnahme. Die 140 mm Federweg am Heck werden nun vom RockShox Super Deluxe RC3 Dämpfer, in den neuen metrischen Abmaßen, im Zaum gehalten. An der Front arbeitet eine RockShox Lyric RCT3, welche man von 160 auf 130 mm absenken kann. Unterstützung erfährt der Fahrer vom neuen Giant SyncDrive Pro Motor der Firma Yamaha – Giant war jedoch für die Abstimmung verantwortlich – mit 250 W Leistung und 80 Nm Drehmoment. In Verbindung mit den voluminösen 2,6″ Maxxis Reifen und bissigen SRAM Guide RE Bremsen ergibt dies ein Rad, das unter allen Bedingungen Spaß und Sicherheit vermittelt. Das Giant Full-E+ 0 SX Pro ist ein sehr guter Allrounder mit grandiosen Klettereigenschaften und sehr guten Abfahrtsqualitäten, das dabei jedoch keinen Fahrer überfordert.
Preis: 5.999,90 €
Geometrie
S | M | L | XL | |
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Oberrohr | 565 mm | 590 mm | 610 mm | 635 mm |
Steuerrohr | 125 mm | 125 mm | 140 mm | 160 mm |
Lenkwinkel | 67° | 67° | 67° | 67° |
Sitzwinkel | 73° | 73° | 73° | 73° |
Kettenstrebenlänge | 463 mm | 463 mm | 463 mm | 463 mm |
Radstand | 1143 mm | 1168 mm | 1190 mm | 1217 mm |
Reach | 378 mm | 403 mm | 419 mm | 438 mm |
Stack | 610 mm | 610 mm | 624 mm | 642 mm |
Ausstattung
- Rahmen: AluxX SL Aluminium, 140 mm Maestro, Boost, OverDrive Steuerrohr, interne Zugverlegung, integrierter Kettenstreben-Protektor
- Dämpfer: RockShox Super Deluxe RC3, DebonAir, Metric Trunnion Mount
- Gabel: RockShox Lyrik RCT3, Dual Position Air: 160 – 130 mm, 27,5″, 15 mm Boost
- Schalthebel: SRAM EX1 8-fach
- Schaltwerk: SRAM EX1 8-fach
- Kurbel: Giant by FSA Aluminium, Kettenblatt 36 Z
- Kassette: SRAM EX1, 8-fach, Abstufung 11-48 Z
- Kette: SRAM EX1
- Bremsen: SRAM Guide RE, 200 mm Scheiben
- Felgen: Giant GE35 Disc Laufradsatz
- Naben: Giant by Formula Tracker Boost Disc
- Reifen: Maxxis Minion DHF 27,5″ x 2,60″
- Sattel: Giant Contact SL Neutral
- Sattelstütze: Giant Contact SL Switch-Remote, 125 mm
- Lenker: Giant Contact SL DH, 19 mm Rise, 800 mm Breite
- Vorbau: Giant Contact
- Motor: Giant SyncDrive Pro powered by Yamaha
- Akku: 496 Wh
- Leistung: 250 W
- Gewicht: ca. 19,3 kg (Herstellerangabe)
- Preis: 5.999,90 € (Herstellerangabe)
In der Hand
Detaillierte Informationen dazu findet ihr in unserem Artikel zur Neuvorstellung des Giant Full E+ 0 SX Pro.
Test Video
Auf dem Trail
Uphill
E-Bikes im Allgemeinen fordern auf eine spaßige Art und Weise zum bergauf Fahren auf. Das Giant Full E+ 0 SX Pro enttäuscht trotz seiner Enduro-Gene hierbei nicht. Das Maestro Federungssystem mit seinem virtuellen Drehpunkt sorgt zuverlässig dafür, dass das Hinterrad auch unter Last konstant Bodenkontakt behält und sorgt somit für herausragende Traktion. Unserer Erfahrung nach resultiert das Yamaha PW-X Motorsystem, in Verbindung mit dem SRAM EX1 Antrieb und Giants eigenem Tune, in Klettereigenschaften die denen einer Bergziege um nichts nachstehen. Mit dem Giant Full E+ 0 SX Pro hatten wir das Gefühl einfach alles mühelos erklimmen und auch unter schwierigen Bedingungen leicht anfahren zu können. Das bedeutete, dass wir auch hügelige Trails geschmeidiger bewältigen konnten und mehr Spaß hatten, als wir es zuvor mit Yamaha-Systemen erlebt haben – auch der Vergleich mit unserem kürzlich durchgeführten Gruppentest lässt das Giant in einem guten Licht stehen. Durch das konstant zur Verfügung gestellte Drehmoment erhält man, auch in Anstiegen in denen die Trittfrequenz nach oben schnellt, weniger Totpunkte.
Technisch anspruchsvolle Bergauf-Passagen waren ebenfalls spaßiger als wir gedacht hätten: Der mittellange Radstand des Giant Full-E+ 0 SX Pro lässt ausreichend Spielraum, um das Rad auf dem Trail in die richtige Position zu bringen. Für den Fahrer bedeutet dies, dass man selbst enge Serpentine, infolge der anhaltenden, über den von uns bevorzugten SRAM EX1 Antrieb ans Hinterrad übertragenen Leistung, souverän bewältigen kann. Addiert man dazu nun die absenkbare RockShox Lyrik RCT3 Federgabel, die es erlaubt die für steile Anstiege negativen Effekte einer hohen Front zu kompensieren sowie das tiefgezogene Oberrohr, dank dem man sein Gewicht weit nach vorne verlagern kann, so erhält man ein Rad, mit dem man beinahe überall hinauf fahren kann.
Downhill
Die Ausstattung des Giant Full E+ 0 SX Pro ist definitiv auf schnelle Abfahrten ausgerichtet. Das Rad fährt sich dabei jedoch nicht besonders eigen, in dem Sinne, dass es zwangsweise eines hohe Skill-Levels bedarf: Im Gegenteil, das Giant ist, durch seinen ausgewogenen Aufbau und sein in Downhills sehr stabiles Verhalten, für jeden Fahrer geeignet. Der, mit 160 mm bemessene und sensibel ansprechende, Federweg regelt auch gröbere Fahrfehler und trägt im wesentlichen dazu bei, dass dieses E-Enduro sowohl harte als auch schnell aufeinanderfolgende Schläge gut absorbiert.
Dem Full-E+ 0 SX Pro Maxxis Minion 2,5″ Reifen zu spendieren, war ein kluger Schachzug von Giant: In Verbindung mit den 35 mm breiten Giant Felgen vermitteln sie in den allermeisten Bedingungen ein sehr zuverlässiges Gefühl. Um, trotz des Zusatzgewichts des E-Bikes, auf den felsigen Trails in Korsika, wo dieser Test durchgeführt wurde, ausreichend Pannensicherheit zu haben, fuhren wir vergleichsweise harte 2,0 bar Luftdruck in den Reifen. Zusätzlich zur Pannensicherheit beigetragen hat unser Tubeless-Setup.
Fiel der Trail mal wirklich steil ab, war unsere Zuversicht in die Fähigkeiten des Rads mittel bis hoch. Die SRAM Guide RE Bremsen mit ihren 200 mm Scheiben verrichteten sehr gute Arbeit und stoppten uns präzise, ohne dass jemals Fading auftrat – es freut uns, dass immer mehr Räder mit diesen Bremsen ausgestattet sind.
Bei extremen Abfahrten fiel uns jedoch ein Schwachpunkt auf: Die Giant Contact SL Sattelstütze hatte für unseren Geschmack etwas zu wenig Verstellweg – um in seiner Fahrposition wirklich weit herunterzukommen, hätte man vor der Abfahrt die Sattelklemme öffnen und die Stütze bis zum Anschlag reinschieben müssen. Dies ist ein eher kleiner Mangel, der aggressiven Fahrern jedoch auffallen dürfte.
Großen Gefallen fanden wir am Lenker- und Cockpit-Setup: Alles ist sinnvoll angeordnet und nicht zu vollgestopft. Der breite Lenker verleiht viel Kontrolle und das Oberrohr lässt Bewegungsspielraum zu, ohne dass der Fahrer sich zu weit strecken muss – hier gibt es nichts zu bemängeln. All dies mündet in ein leicht zu beherrschendes Bike, das gut in der Spur bleibt und geschmeidig um Kurven zirkelt. Der Maestro Hinterbau tut das seinige und sorgt für ordentlich Traktion. Tatsächlich stellten wir fest, dass das Rad sogar in extrem rauem Gelände sehr ruhig bleibt und kleine wie große Schläge sehr gut absorbiert. Hinterbau-System und Motor zu kombinieren war scheinbar ein zu lösendes Konstruktions-Problem, von dem Giant jedoch wusste, dass es einen großen Unterschied im Fahrverhalten machen würde.
Fahrverhalten
Wir sind bereits längere Räder als das Giant Full E+ 0 SX Pro gefahren, die auf der Geraden zwar sehr schnell sind, sich jedoch deutlich schwerfälliger um Kurven bewegen lassen. Das Giant ist ein guter Kompromiss zwischen Stabilität und Manövrierbarkeit – auch wenn es mal wild wird, sollte es nicht schlagartig ausbrechen. Gibt man in der Kurve Druck, reagiert es sehr sensibel und gibt ausreichend Feedback um sicher herum zusteuern.
Antrieb
Unserer Meinung nach ist der PW-X SyncDrive Motor das größte Verkaufsargument für das neue Giant Full E+ 0 SX Pro. Beim ersten Aufsteigen konnten wir schon den vergrößerten Drehmomentbereich des Motors und die klasse Art und Weise, in der er seine Power abgibt feststellen. Die Leistungsabgabe erfolgt sehr sacht und die hervorragend ausgelegte Motorabstimmung lässt einen schnell anfahren, ohne dabei das Hinterrad durchzudrehen. Da Giant die Rechte an der Firmware und Abstimmungs-Software gehören, kann man dieses System nirgendwo anders finden. Der Motor ist dadurch aggressiver, selbst im Stand kann man mit einem leichten Druck aufs Pedal die Bereitschaft des Motors spüren, vorwärts zu schießen.
Im Vergleich zur vorherigen Version konnte die Reaktionszeit des Motors deutlich verbessert werden, indem das gesamte System mit Elektronik mit schnelleren Reaktions- und Verarbeitungszeiten ausgestattet wurde. Dadurch fühlt sich die Unterstützung gleichmäßiger an, als bei jedem anderen, uns bekannten Motor dieser Leistungsklasse. Man kann zwischen 5 Unterstützungs-Modi wählen: Die Top 3 Modi bieten ein Unterstützungsverhältnis von 360 %, dies bedeutet, dass der Motor das 3,6-fache der Leistung des Fahrers hinzugibt. Das maximale Drehmoment entwickelt er bei 120 U/min. Laut Giant konnte die Reaktionszeit durch all diese kleinen Verbesserungen um das 9-fache verkürzt werden.
An einer starken Steigung aus dem Stand anzufahren, ohne das Hinterrad durchzudrehen, war auch an Stellen möglich, an denen wir mit anderen Systemen Probleme hatten. Zu erwähnen ist auch, dass sich das System beim Überschreiten der 25 km/h sehr sanft ausklinkt, sodass wir nicht das Gefühl hatten vor eine Wand zu fahren. Der Übergang zu reiner Muskelkraft ist sehr gut gelungen.
Eine weitere Neuerung ist der Q-Faktor, der nun dem Abstand einer 168 mm breiten Shimano XT Kurbel entspricht. Zudem ist der Motor nun 380 g leichter und 13 % schmaler, mit einer dreimal schnelleren Eingriffszeit. Dies macht sich insoweit bemerkbar, dass sich das Rad nun mehr nach einem normalen Enduro und weniger nach einem E-Bike anfühlt als zuvor. Das Gewicht konnte zwar reduziert werden, jedoch nicht in einem Maße, dass es sich für den Fahrer bemerkbar machen würde.
Beim Display handelt es sich um Giants eigenes Design, es verfügt über alle nötigen Anzeigen. Es ist nicht an unserer Lieblingsstelle befestigt, jedoch groß genug um es angenehm lesen zu können, ohne leicht beschädigt zu werden. Die Fernbedienung ist eines unserer Lieblingsmodelle, sie ist sehr solide, einfach zu benutzen und an ihrer Position als Teil der Griffklemmung kaum kaputt zu kriegen. Das Display hat außerdem Bluetooth und kann über einen Anschluss andere USB-Geräte laden. Zum Test war keine App oder sonstige Schnittstelle verfügbar.
Die 500 Wh Batterie kann ein- oder ausgebaut geladen werden. Die Reichweite war sehr vergleichbar mit allen anderen von uns getesteten Systemen.
Fazit – Giant Full E+ 0 SX Pro
Giant haben hart daran gearbeitet ein eMTB zu herauszubringen an dem alle Typen von E-Bikern Gefallen finden können. Wir sind überrascht darüber, wie gut es ihnen gelungen ist das Yamaha Motorsystem derart anzupassen, dass es wohl zu den besten aktuell auf dem Markt verfügbaren Designs gehört. Da es in Sachen Technologie zu den neusten Systemen gehört, konnte man zwar Verbesserungen erwarten, mit dem geschmeidigen Eingreifen der Unterstützung, wie es Giant hier gelungen ist, haben wir dennoch nicht gerechnet. Insbesondere die Fähigkeit bergauf, selbst auf steilen Trails, aus dem absoluten Stillstand anzufahren ist hervorzuheben.
Das Giant Full E+ 0 SX Pro gehört mit einem Preis von 5.999,90 € (UVP) in die Kategorie der High-End-Bikes. Im Vergleich zur Konkurrenz ist dieses E-Bike entsprechend gut ausgestattet, wie man es von einem Rad dieser Kategorie auch erwartet.
Ein gutes e-Bike ergibt sich aus der Summe seiner Komponenten. Giant hat es geschafft, aus einigen unserer aktuell verfügbaren Lieblingskomponenten, ein gut ausgestattetes E-Bike auf die Beine zu stellen, dass, egal ob es bergauf oder bergab geht, jedem, der es fährt stundenlang Spaß bereiten wird.
Testerprofil
Testername: Alex Boyce
Körpergröße: 183 cm
Gewicht (mit Riding-Gear): 95 kg
Schrittlänge: 88 cm
Armlänge: 69 cm
Oberkörperlänge: 67 cm
Fahrstil: weich, gerne mit Sprüngen, jedes Terrain, Uphill im Turbo-Modus
Was fahre ich hauptsächlich: E-Bike, Enduro, Gravel.
Fahrwerk: gutes Ansprechverhalten und direkte Lenkung, Plusreifen
Geometrie: breiter Lenker (800 mm), langer Hauptrahmen, mittellange Kettenstreben
Wie findet ihr das neue Giant Full E+ 0 SX Pro mit dem brandneuen Yamaha PW-X Motor?
Weitere Informationen
Website: www.giant-bicycles.com
Text & Redaktion: Alex Boyce | eMTB-News.de
Bilder: Alex Boyce, Giant Bicycles
4 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumFür das Modelljahr 2017 hat Giant seine Full E+ Reihe gründlich überarbeitet. Neben dem neuen metrischen Dämpfermaß kommt auch der, in Kollaboration mit Yamaha entwickelte, Giant SyncDrive Motor zum Einsatz. Wir haben mit dem Giant Full E+ 0 SX Pro bereits eines der Top-Modelle auf Herz und Nieren überprüfen können. Ob die Frische-Kur Wirkung gezeigt hat, erfahrt ihr in unserem Test.
Den vollständigen Artikel ansehen:
Giant Full E+ 0 SX Pro im Test: Was kann der neue SyncDrive Motor?
Mich würde das gemessene Gewicht interessieren
Das Gewicht stimmt auf keinen Fall, da selbst das Topmodell über 22 kg wiegt.
Beim Gewicht bin ich auch dafür das hier zur Herstellerangabe immer das selbst gewogene angegeben gehört.
Der Test ist wirklich hervorragend und entspricht genau meinen Erfahrungen. Ich habe noch kein anderes Rad gefunden mit dem ich so steile Strecken fahren kann. Das Levo ist von der Geometrie auch gut, der Motor aber zu schwach. Für mich entscheidend ist das Handling bei extremen Steigungen. Ich fahre oft 30%-35% - wirklich gemessen. Mit Testbikes von Merida eOne 800 und und RockMountain konnte ich an vielen Stellen schieben, die das Full-E stabil hochfährt.
Die maximal fahrbare Steigung lässt sich übrigens noch steigern: Continental Mud King mit Black Chili fährt noch, wenn Maxxis schon lange wegrutscht. Der Unterschied ist sehr gross und absolut eindeutig.
Ich fahre viel. Daher kommt SRAM nicht in Frage. Ich brauch 1-2 Ritzelpakete und 3-4 Ketten / Jahr. Da sind Shimano Bremsen und Shimano Schaltung schon aus Kostengründen die einzige bezahlbare Lösung.
Die Schiebehilfe ist bei steilen Strecken sehr viel besser als die von Shimano. Obwohl die Shimano E8000 Schiebehilfe im Laden auf der Ebene stärker erscheint.
Vorteile Full-E sind damit:
- beste Steigfähigkeit für extrem steile Stellen >30%
- beste mir bekannte Schiebehilfe
- bestes und sensibelstes Anfahren an extrem Steilen Stellen. (Shimano ist hier je nach Länge der Pause mal bereit mal wieder nicht)
- mehr Höhenmeter: Mit mehr Unterstützungsstufen kann man besser sparen. Die 22 Gang Version macht es möglich mehr ohne Motor zu fahren. Damit habe ich mit einem Akku bis 2500 hm geschafft.
- wenig Widerstand beim fahren ohne Motor (kein Getriebe wie beim Bosch das mitbewegt werden will)
- Kosten: Das Full-E ist auch mit bezahlbaren Shimano Komponenten zu bekommen.
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