Neues Giant Trance X Advanced E+ Elite im Test
19 kg leichtes Performance-E-MTB

Giant Trance X Advanced E+ Elite 2023 im ersten Test: Ein Performance-E-MTB mit nur 19,1 kg Gesamtgewicht und Fox Live Valve-Fahrwerk? Braucht sicher nicht jeder – macht auf den richtigen Trails aber einen Höllenspaß. Wir durften den Klettermaxen bei Giants Pressetermin in der Mojave-Wüste ausgiebig über die Felsen scheuchen. In diesem Artikel erfährst du alles zum neuen 2023er Giant Trance X Advanced E+, inklusive erstem Test.

Giant Trance X Advanced E+ Elite – Neuheit 2023

Die Innovationen

✅ Fest verbauter 400-Wh-Akku mit neuem Li-Ionen-Zelltyp
✅ 200-Wh-Range-Extender optional
✅ Fox Live Valve 1.5-Fahrwerk
✅ Neuer, schlanker Carbonrahmen
✅ Verstellbares, integriertes Contact SLR Trail-Cockpit

Diashow: Neues Giant Trance X Advanced E+ Elite im Test: Das 19 kg Performance E-MTB

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Video: Giant Trance X Advanced E+ 2023 im Test

Infos und Preise

Sprechen wir mal über Kategorien: E-Mountainbikes sind als Fahrzeuggattung inzwischen erfreulich vielfältig und divers. Es gibt sie klassischerweise als Performance-E-MTB mit viel (70-90 Nm) Motorsupport, als Power-E-MTB mit SEHR viel (>90 Nm) Motorsupport – und neuerdings zunehmend auch als Light-(Support-)E-MTB mit etwas weniger (<70 Nm) Antriebspower. Während die Vorzüge besonders leistungsstarker Antriebe unmittelbar einleuchten, bestechen Light-E-MTBs weniger durch die Abwesenheit von Drehmoment, sondern vor allem durch ein natürlicheres Fahrgefühl und ein geringeres Gewicht von unter 20 kg – welches durch die Verwendung kleinerer Akkus und geringer dimensionierter, leistungsschwächerer Motoren realisiert wird. Typische Antriebe von Light-E-MTB sind Fazua Ride 60 oder TQ-HPR50.

Es kann gut sein, dass die Zukunft modernen E-Mountainbikes weniger in Light-E-MTB, sondern mehr in leichten Performance-E-MTB liegt.

Rico Haase, Chefredakteur eMTB-News.de

Mit dem Trance Advanced E+ Elite 2023 stellt Giant nun ein 85 Nm starkes Performance-E-MTB mit einem Fahrzeuggewicht von 19,1 kg vor – das bisher leichteste seiner Klasse – und wirbelt so einige der bekannt geglaubten Gesetzmäßigkeiten „leichtes Bike = leichter Support“ – nachhaltig durcheinander. Möglich wird dies durch vor allem zwei Dinge: einen neuen, erfreulich schlanken, modern gestalteten und für das „Elite“ konstruierten Carbonrahmen sowie durch einen fest im Unterrohr verbauten, neuen Akku. Da in der schlanken 400-Wh-Batterie ja bis zu volle 85 Newtonmeter Drehmoment an ca. halb so vielen Lithium-Ionen-Zellen nuckeln wie in einem aktuell üblichen 800-Wh-Akkupack, würden bisherige, marktübliche Zellen in einer solchen Konfiguration auf Kosten ihrer Lebensdauer sehr hoch belastet. Also hat Giant mit Batteriepartner Panasonic kurzerhand neue, E-Bike-spezifische Li-Ion-Zellen (Typ 22700) konstruiert, die den spezifischen Belastungen dieses E-MTBs besser gewachsen sein sollen.

Weitere gewichtsoptimierte Komponenten, wie die superflachen und flexiblen U-Profil Zipp 3Zero Moto-Laufräder (Test: Zipp 3Zero Moto) – und Giants Neuentwicklung, die integrierte Lenker-Vorbau-Kombi namens Contact SLR Trail, die um 43 % leichter sein soll als herkömmliche Giant-Cockpits, helfen, das Gewicht des leichtesten aller Performance-E-MTBs deutlich unter die magische 20-kg-Benchmark zu drücken.

Positiv überrascht waren wir vom recht hohen maximalen Systemgewicht des Elite: Bei insgesamt erlaubten 156 kg und den nur rund 19 kg Fahrzeuggewicht ergibt sich eine mögliche Zuladung von 137 kg – das ist ein Wert, den zurzeit nur wenige andere E-MTBs erreichen, obgleich sich bei schwereren Fahrenden natürlich der konzeptionell gering dimensionierte Akku wohl entsprechend auf die Gesamtreichweite des Systems auswirken dürfte.

Erhältlich ist das Giant Trance Advanced E+ Elite 2023 auf dem deutschen Markt in insgesamt drei verschiedenen Ausstattungen – das von uns in Utah getestete Modell geht für 12.999 € (UVP) über die Ladentheke. Das sind 4.200 € mehr, als man für ein ebenfalls mit Fox Live Valve ausgestattetes und mit 22,6 kg ebenfalls – nach herkömmlichen Maßstäben – recht leichtes Giant Trance X E+ in der Ausstattungsvariante „0“ hinzublättern hätte: Choose your warrior!

Für Frauen stellt Giant-Tochter Liv außerdem termingleich das Liv Intrigue X Advanced E+ vor, eine auf die Physiognomie und Anforderungen von Frauen optimierte Version dieses Bikes.

• Rahmenmaterial Carbon
• Federweg 150 mm (vorn) / 140 mm (hinten)
• Laufradgröße Mullet-Wheels (29″ vorn, 27,5″ hinten)
• Besonderheiten fest verbauter Akku, Fox Live Valve
• Gewicht 19,1 kg (Größe M, Herstellerangabe)
• Max. Systemgewicht* 156 kg
• Rahmengrößen S, M, L, XL
• Motor Giant Syncdrive Pro 2, 85 Nm
• Akkukapazität 400 Wh, +200 Wh-Range Extender optional
• Verfügbar ab April 2023
• www.giant-bicycles.com
• Preis (UVP) ab 6.799 € | Bikemarkt: Giant Trance X Advanced E+ Elite kaufen

Giant Trance X Advanced E+ Elite 2023 Preis (UVP)

Giant Trance X Advanced E+ Elite 0 12.999 € | Giant Trance X Advanced E+ Elite 1 9.999 € | Giant Trance X Advanced E+ Elite 2 6.799 €

Geometrie

„Nimble and agile“ will das neue Trance X Advanced E+ Elite sein, flink und agil! Giants Global Category Manager, Joost Bakker, schwärmt in seiner Präsentation von der Kombination eines leichten, besonders wendigen E-MTBs mit der vollen Power eines 85-Nm-Antriebs.

Hinsichtlich der Fahrposition entspricht das neue Elite zunächst im Wesentlichen dem bekannten Giant Trance X Advanced E+ (Test: Giant Trance X Advanced E+ 2022). Das Hinterrad des Elite federt ebenfalls mithilfe von Giants gewohnt vorzüglich arbeitendem „Maestro“ Virtual-Pivot-Hinterbau, der sich – auch das kennen wir von anderen Modellen aus dem Hause Giant – via FlipChip in der Sitzstrebe verstellen lässt und so, neben mehr Bodenfreiheit unter dem Tretlager, die gesamte Bike-Geometrie um 0,7° steiler stellt. Der Lenkwinkel des Elite entspricht mit 65,8° (bzw. 66,5°) ebenfalls dem des „großen“ Trance X Advance E+ und steht für Trailbike-typische Wendigkeit.

Es finden sich aber ein paar wesentliche und recht interessante Unterschiede zum bekannten Fuhrpark: Das Giant Trance X Advanced E+ Elite 2023 ist ein Mullet-Bike, hat also, anders als sein Geschwister, hinten ein kleineres 27,5″-Laufrad. Das erlaubt eine mit 447 mm um beachtliche 26 mm kürzere Kettenstrebe, was für ein ordentliches Plus an Agilität und Wendigkeit auf dem Trail sorgt. Selbst die hauseigene Mullet-Abfahrtsmaschine Giant Reign E+ kommt da nicht ran.

Wusstet ihr eigentlich, dass ihr im Geometrics – unserer Datenbank für Fahrrad-Geometrien – viele aktuelle E-Bikes miteinander vergleichen und auf den ersten Blick die Unterschiede sehen könnt? Probiert’s mal aus!

Erhältliche Rahmengrößen S, M, L, XL
Überstandshöhe 741 mm (Rahmengröße L)
Gewicht 19,1 kg (Rahmengröße M, Herstellerangabe)
Max. Systemgewicht* 156 kg

Ausstattung

Giants Trance X Advanced E+ Elite 2023 ist in drei Ausstattungen erhältlich. Das von uns getestete Topmodell mit der klangvollen Bezeichnung „0“ verfügt über ein Fox Factory-Fahrwerk mit Live Valve Version 1.5 und eine Fox Transfer Factory-Variostütze, die bissigen SRAM Code-RSC-Bremsen mit einem erfreulichen 220 mm großen Rotor vorn und schicken Oilslick-Schrauben an den Bremssätteln. Eine elektronische SRAM X01-Eagle-AXS-Schaltung und die bereits erwähnten Zipp 3Zero-Moto-Carbonlaufräder in der flachen und flexiblen U-Profil-Bauweise runden das exklusive Paket ab. Diesem Setup hat Giant zudem Quarg TyreWiz-Ventile spendiert, die den Reifendruck drahtlos auf der SRAM AXS-App anzeigen. Ferner wird beim TyreWiz per LED direkt am Ventil angezeigt, ob der Reifendruck im voreingestellten Bereich (grün) oder außerhalb dessen (rot) liegt. Dazu muss man das System nur durch kurzes Bewegen des E-MTBs aufwecken.

Giants integriertes und superleichtes „Contact SLR Trail“ genanntes, Downhill-zertifiziertes Cockpit konnten aufmerksame Beobachtende bereits beim Trance X Advanced E+ LTD entdecken. Sein Clou: Vorbauseitig erlaubt ein Langloch in Verbindung mit verschiedenen Spacern und Adaptern eine Verstellung zwischen 40/45/50 mm Vorbaulänge sowie eine Neigung des gesamten Cockpits um +3/0/-3 Grad.

Wer dies möchte, kann sich ein Topcap mit Garmin- oder Gopro-Mount auf das Steuerrohr schrauben und löst so die Befestigung eines Fahrradcomputers, einer Actioncam oder einer Frontleuchte – am Lenker selbst besteht diese Möglichkeit nur mit Einschränkungen, da dieser kein kreisrundes Profil aufweist.

Die Züge, Leitungen und Kabel vom Cockpit werden äußerst elegant sowie effektiv gegen Schmutzeintrag abgedichtet oberhalb des Steuerlagers in den Rahmen geleitet: Da haben wir schon weitaus schlechtere Lösungen gesehen! Das Bike wäre vorn damit wirklich schön und minimalistisch aufgeräumt – wenn nicht die komplette Egal-Haltung der reichlichen Kabelage am Fox Live Valve das bis dahin unschlagbare Gesamtbild nach Kräften zu verschandeln suchte.

Was ist Fox Live Valve?

Was zunächst durch etliche, kaum zu ordnende Kabel an Gabel, Front und Dämpfer auf sich aufmerksam macht, ist Live Valve, das elektronische Wunderkind aus dem Hause Fox: An einem hardwareseitig ansonsten normalen Fox Factory-Fahrwerk sitzen Sensoren, die eine zentrale, in das Oberrohr des Elite teilintegrierte zentrale Recheneinheit mit Fahrdaten (Neigung und Untergrund) versorgen, welche laut Hersteller 1000 Mal pro Sekunde Regelventile in den Druckstufen von Gabel und Dämpfer so einstellt, dass das Fahrwerk am Trance X Advanced E+ Elite immer, wirklich immer live optimal auf jegliche Fahrsituationen eingestellt ist: Fährt man auf ebenem Untergrund geradeaus oder bergauf, ist das Elite hart wie ein Brett und liefert immensen Gegenhalt am Hinterbau – was sich besonders auf dem steil-felsigen Untergrund der Trails in Utah äußerst angenehm bemerkbar macht – und dort oft genug den Unterschied bedeutet zwischen abheben und hochschieben müssen.

Bei Schlägen oder bergab öffnet die Dämpfung blitzschnell, fängt Stöße und Landungen butterweich ab. Das alles funktioniert so zuverlässig, schnell und unauffällig, dass man das Live Valve als solches überhaupt nicht bemerkt. Lediglich der Zuwachs an Effizienz beim Pedalieren oder Felsen-Hochkraxeln ist sehr deutlich zu spüren. Flink und agil! Per Fox Live-Valve-App kann das System gemäß der eigenen Vorlieben und diversen Ereignisparametern nach Herzenslust angepasst, verschiedene Presets angelegt und Firmware-Updates eingespielt werden. Ein Game-Changer!

Download der Fox Live Valve App

• Fox Live Valve im App Store
• Fox Live Valve in Google Play Store

Motor & Akku

Hardwareseitig entspricht Giants SyncDrive Pro2-Mittelmotor dem Yamaha PW-X3, er läuft jedoch in Bikes des taiwanesischen Giganten auf einem eigenen Betriebssystem und kann mittels Giants RideControl-App konfiguriert, personalisiert und ausgelesen werden. Die besonderen Charakteristika des 2,8 kg schweren Mittelmotors mit der nur 128 mm kurzen Pedalachse sind seine geringe Geräuschkulisse sowie seine Durchzugsstärke, welche reichlich Drehmoment über einen angenehm breiten Trittfrequenzbereich zur Verfügung stellt.

Am Pedal kann das im Stand manchmal etwas hibbelig sein, ist aber gerade in wilderen Fahrsituationen bei nutzungsseitig vielleicht nicht optimaler Gangwahl durchweg von Vorteil.

• Motor Giant Syncdrive Pro2
• Leistung 250 Watt
• Max. Drehmoment 85 Nm
• Akku Giant
• Akkukapazität 400 Wh (plus 200 Wh Range Extender)
• Display Giant RideControl GO

Auch beim Display hat sich Giant bei diesem E-MTB für den bereits vom Trance X Advanced E+ bekannten, minimalistischen Ansatz entschieden: Integriert im Oberrohr zeigt die kompakte RideControl-GO-LED-Konsole über dem On-/Off-Button Infos zu Ladestand und gewählter Unterstützungsstufe, am Lenker wird mit der beidseitig montierbaren und in die Griffgummis integrierten RideControl Ergo3-Fernbedienung die Antriebsunterstützung hoch- oder heruntergeregelt oder mit der mittig angebrachten dritten Taste die Schiebehilfe aktiviert. Wer mehr Infos und Fahrdaten sehen möchte, kann sich wahlweise das eigene Smartphone, einen kompatiblen Radcomputer oder ein optional erhältliches Giant Ridedash-Evo-Display auf die dafür vorgesehene Steuerkopf-Kappe des Contact SLR-Cockpits bauen.

Der neu konstruierte Akku des Elite hat eine Kapazität von 400 Wh und ist fest im Unterrohr verbaut. Das spart Gewicht, gestaltet aber je nach Rahmenbedingungen das Aufladen und eine sachgerechte Lagerung, zum Beispiel über den Winter, komplizierter. Wer sich eine höhere Kapazität wünscht, kann den optional erhältlichen Range Extender in den Flaschenhalter clippen und hat so zusätzliche 200 Wh zur Verfügung. Dieser wiegt 1,8 kg, soll laut Herstellerinformation 599 € (UVP) kosten und ab Ende April 2023 verfügbar sein. Wie bereits beschrieben, hatte Panasonic speziell für dieses E-MTB neue Akkuzellen des Typs 22700 erdacht, welche die vergleichsweise hohe Stromentnahme eines starken Motors aus einem schlanken Stromspeicher besser dauerhaft wegstecken sollen als bislang marktübliche Li-Ionen Zellen. Erwähnenswerte Randnotiz: Diese Akkus werden, laut Giant, vollständig klimaneutral hergestellt.

Eine Gelegenheit für eine Reichweitenfahrt mit dem Elite ergab sich für uns auf der Pressereise leider nicht. Klar ist: Mit einem Akku dieser Größe wird das Elite hinter der Reichweite des 625-Wh-Akkus im „großen“ Giant Trance X Advanced E+ zurückstecken müssen. Dieses hatten wir mit knapp 45 km und 1.200 hm gemessen.

Giant Trance X Advanced E+ Elite 2023 im Test

Biken in Utah fühlt sich an wie eine wilde Mischung aus einer Marsmission, „Red Dead Redemption“ – aber ohne Pferd – und Bouldern in Fontainebleau. Das Giant Trance Advanced E+ Elite ist hier das ideale Werkzeug: Flink und agil erklimmen wir rote Sandsteinfelsen und kurven durch Kakteen.

Eine Reise nach Utah fühlt sich in mancherlei Hinsicht an wie eine Expedition auf einen fremden Planeten: Utah sieht sehr anders aus, Utah klingt anders, riecht anders und – verdammt! – in Utah ist Mountainbiking eine wirklich andere Nummer, als sich in kurzen Worten beschreiben ließe. Das liegt zum einen an der Mojave-Wüste und ihrer schieren Weite, die Aufmerksamkeit einfordert und den Blick oft wie magnetisch vom Trail abschweifen lassen will. Arthur Morgan lässt grüßen!

Es liegt an so profanen Dingen wie einer Armada von Kaktusdornen, die sich in deinen Reifen bohren, weil du nur einmal knapp neben dem Trail unterwegs warst. Es liegt aber vor allem an den Felsen: Die Trails, die wir fahren, führen zum überwiegenden Teil über Sandstein und dessen Geröll. Sandstein, von längst verschwundenem Wasser rund geschliffen und zerfurcht, Sandstein mit schier unendlichem Grip – und Trails, die das ständig schamlos ausnutzen: Alle paar Meter geht es steiler hinauf, als wir je für fahrbar gehalten hätten, nur um sofort wieder einen steilen Drop oder Roller ein paar Meter hinab in die nächste Rinne zu shredden.

Hier also sollen wir Giants neues Spielzeug für technisches Terrain und enge Kurven ausprobieren. Welch eine Herausforderung. Welch ein Spaß!

Schaut man das Giant Trance X Advanced E+ Elite an, fallen zunächst sein schlankes Unterrohr und die weich-organische Linienführung vom Steuerkopf Richtung Tretlager auf, die Giants bekannte Formensprache sowohl fortsetzen als auch angenehm modernisieren. Der Syncdrive Pro2 wurde schlüssig in diese Geometrie eingefügt und wirkt im Bike weder groß noch klobig. Im vorderen Bereich stören lediglich die Kabel des Fox Live Valve den sonst makellos aufgeräumten Gesamteindruck, den die clevere Zugintegration und das futuristische neue Contact SLR integrated Cockpit erwecken. Ästhetisch passend sind dazu auch die minimalistische, beidseitig montierbare RideControl Remote am Lenker sowie das in das Oberrohr integrierte LED-Display für Akkustand und Unterstützungsstufe.

Schon in der Präsentation wurde verraten, dass Giant für uns Journalisten die Serienbereifung – vorn ist eigentlich ein Maxxis Dissector 29×2.40″, TLR, EXO, hinten der Maxxis Rekon 27.5×2.4″, TLR, EXO+ verbaut – gegen einen Minion DHF 3C TR 29×2,5″ vorn und am Hinterrad gegen einen Maxxis Dissector Exo TR 120 tpi getauscht hatte. Damit legt das Test-Bike bereits ein gutes Pfund Gewicht in beängstigender Nähe zur 20-kg-Marke, zu. Ob einem Kunden die leichtere Serienbereifung Freude machen wird, steht besonders beim kleinprofiligen Maxxis Rekon am Hinterrad wohl durchaus zur Diskussion.

So sehr die Findung der persönlich optimalen Einstellung an Giants neuer Contact SLR-Lenker-Vorbau-Kombination sicherlich etwas für Puzzlefans sein dürfte, wirkt das fertig montierte Cockpit modern, formschlüssig und im Einsatz sportlich steif, mit Carbon-typischem Flex in der Senkrechten gegen allzu arge Vibrationen in den Handgelenken. Wir gehen davon aus, dass auch der spezifische Flex der Zipp-Laufräder hilft, Vibrationen nicht allzu arg in die Hände und Arme zu leiten. Wer sich mit dem Kauf des Giant Trance X Advanced E+ Elite liebäugelt, sollte diesen Umstand bei der Entscheidung zwischen der hier getesteten Ausstattung „0“ und der günstigeren Version „1“ mit den dort verbauten, vermutlich statischeren TRX Hookless Clincher-Laufrädern nicht aus dem Blick verlieren.

Bereits beim flachen Rollen im Zuge des Bike-Setup fällt auf, wie ultrasteif und rennradmäßig direkt das Fox Live Valve-Fahrwerk in Geradeausfahrt alle Federung komplett annulliert. Die ersten Trailmeter bringen Erleichterung: Dem Bike kann man sich auch im Gelände anvertrauen. Überall dort, wo Federweg vonnöten ist, wird auch welcher zur Verfügung gestellt. Das Trance X E+ Elite ist wirklich nie ein gemütliches E-MTB, macht aber mit seinem straffen Fahrwerk sowie dem steifen Rahmen und Cockpit umso mehr Spaß überall dort, wo man es bewusst und aktiv fahren will. Bald ist das Live Valve komplett vergessen, obwohl es bergan wieder genauso knallhart ist, wie auf dem Parkplatz am Basecamp: Gegenhalt am Hinterbau en masse, kein Durchsacken, kein Einfedern. Gefühlt 100 % Muskelkraft und Motorpower stehen zum Klettern zur Verfügung. Geil!

An dieser Stelle kommt ein kleines „aber“ – die Füchse unter unseren Leser*innen werden es bereits geahnt haben – mit den kurzen Kettenstreben des Trance X E+ Elite muss Motorleistung, wo immer es steil wird – und das wird es in Utah verflixt häufig – wohldosiert eingebracht werden, um mit dem Fliegengewicht keinen Rückwärtssalto zu riskieren. Die volle Unterstützung von 85 Nm ist auf diesen Trails oft zu viel des Guten; die Wahl einer mittleren Unterstützungsstufe macht das Fahren insgesamt beherrschbarer – und tut dabei zudem der Reichweite des kleinen Akkus gut.

„OK“, könnte man nun einwenden, „aber warum verbaut man dann überhaupt einen Performance-E-MTB-Antrieb in einem derart leichten und spritzigen E-MTB? Wäre an selber Stelle nicht ein Light-E-MTB in hoher Unterstützungsstufe genauso performant?“ Die Antwort auf diese Frage ist zweiteilig, denn zum einen funktioniert ein vergleichsweise kleinerer Antrieb wie zum Beispiel der TQ HPR50 in einem engeren Kadenzbereich als der stärkere Giant Syncdrive Pro2, verzeiht also merklich weniger Fehler bei der Gangwahl. Zum anderen hat man beim Giant – immer dann, wenn es eben passt – die Möglichkeit, eine höhere Unterstützung zu wählen als dies bei einem Light-E-MTB-Antrieb möglich wäre. Im Regelbetrieb punktet der Syncdrive Pro2 durch Laufruhe und Durchzugsstärke. Das für diesen Antrieb typische Klappern hören wir bei unserem Testbike nie.

Dank seiner kurzen Kettenstreben und dem geringen Gewicht ist das Trance X Advanced E+ Elite gerade auf engeren, verwinkelten Trailpassagen eine ausgezeichnete Wahl. Mühelos lässt es sich auch in kleine Kurvenradien zwingen und wirkt dabei nie sperrig oder gar störrisch.

Bergab und wenn es schneller und rumpelig wird, ist das Giant mit seinen trailbikig-kurzen Federwegen wie zu erwarten deutlich straff, aber nie unterdimensioniert unterwegs. Das Fahrgefühl ist ein angenehm direktes und gibt den Fahrenden jederzeit gute Rückmeldung vom Untergrund.

In Ermangelung langer Downhill-Passagen auf unseren Test-Rides können wir hinsichtlich der Bremsperformance nur auf die längst bekannten Leistungsdaten der exzellenten SRAM Code RSC verweisen. Die große 220-mm-Bremsscheibe vorn sorgt für zusätzliche Reserven und thermische Standfestigkeit.

Fazit: Giant Trance X Advanced E+ Elite 2023

Mit dieser Bergziege gibt es nix zu meckern! Das Giant Trance X Advanced E+ Elite 0 2023 ist ein ziemlich hoch technisiertes, sportliches Leichtbau-Performance-E-MTB mit edler Ausstattung, exklusivem Look und einem recht speziellen Einsatzspektrum.
Der Remix von Giant-Kassenschlagern wie dem Maestro-Hinterbau mit besonders kurzen Kettenstreben und dem Performance-Antrieb Syncdrive Pro2 bei radikaler Gewichtseinsparung darf als gelungen gelten. Das Design vom Rahmen und dem neuen Contact SLR-Cockpit ist modern, leichter und eleganter als das seiner Vorgänger und wirkt insgesamt stimmig, ausgewogen und aufgeräumt.

Wer sein Herz an motorunterstütze Kletterpartien auf engen, steilen, technischen Trails und kunstvolles Kurvenräubern verloren hat, wird mit dem Giant Trance X Advanced E+ Elite richtig viel Spaß haben. Für Fans maximaler Reichweite gibt es hingegen etliche andere tolle Räder: Es lebe die Diversität!

Pro / Contra

Pro

• 85 Nm max. Drehmoment bei ca. 19 Kilogramm
• bemerkenswertes Kletterverhalten
• hohes zulässiges Gesamtgewicht
• leistungsfähige Bremsanlage mit großer 220er-Scheibe vorn
• optisch wegweisendes Cockpit und Zugverlegung

Contra

• 400 Wh Akkukapazität
• fest verbauter Akku
• unschöne Kabelage am Fox Live Valve

Was denkt ihr: Performance-E-MTBs unter 20 kg – ist das die Zukunft?

Hier haben wir das Giant Trance X Advanced E+ Elite getestet

Testinfos kompakt