Kurz & Knapp
Um ein gutes E-Bike-Video zu produzieren, sind insbesondere wackelfreie Aufnahmen von großer Wichtigkeit. GoPro hat zusammen mit der Hero 5 Kamera eine digitale Bildstabilisation vorgestellt, die zwar relativ gut ist, allerdings funktioniert nichts so gut wie ein ordentlicher, physischer Stabilisator. Dieser ist extern, beschneidet somit die Videoaufnahmen nicht und verfügt zudem über eine größere Bandbreite an Optionen. Für diese Anwendung hat GoPro mit dem Karma Grip ein Mainstream-Produkt veröffentlicht, das die Bildstabilisation für POV-Aufnahmen am Fahrer oder Bike massiv verbessert.
Der GoPro Karma Grip wird sowohl separat, als auch zusammen mit der GoPro Karma Drone verkauft. Da die Drone bald in den Läden erhältlich sein wird, sendete GoPro uns noch vor Verkaufsstart einen der Karma Griffe zu, um ihn einem tiefgreifenden Test zu unterziehen.
Spezifikationen
- kompatibel zur GoPro Befestigung
- kompatibel zur GoPro Karma Drone
- kompatibel zum GoPro Karma Verlängerungskabel
- Abmaße Karma Stabilisator – Länge: 149 mm, Breite: 109 mm, Höhe: 83 mm, Gewicht: 242 g
- Abmaße Karma Griff – Länge: 205 mm, Breite: 43 mm, Höhe: 43 mm, Gewicht: 244,6 g
- Batterielaufzeit: max. 1 Stunde 45 Minuten
- Spannung: 5–15 V, Strom: 3 A
- Ladedauer Supercharger: 1 Stunde 50 Minuten
- Ladedauer Standard 1-A-Ladegerät: 6 Stunden
- Kompatibel mit: Hero 5, Hero 4 Black und Silver (Gurt wird separat verkauft)
- Volle Kontrolle über alle Kamerafunktionen am Griff
- Preis: 349,99 € (UVP)
GoPro Karma Grip in der Hand
Bereits beim ersten Betrachten des GoPro Karma Grips wird deutlich, wie übersichtlich und einfach zu bedienen die verschiedenen Tasten sind. Der rote Button startet eine Aufnahme oder löst ein Foto aus, abhängig davon in welchem Modus man sich befindet, und der An-/Aus-Button bedient sowohl die Kamera, als auch den Griff. Die Funktion des Modus- und An-/Aus-Knopfs ist dabei dieselbe wie an der Kamera und erlaubt es, sich durch die verschiedenen Modi zu klicken. Zusätzlich gibt es einen “Tag”-Button, mit dem man eine Aufnahme hervorheben kann und einen Button zur Positionierung der Kamera.
Setzt man die GoPro beim Biken ein, besteht das klassische Problem der störenden, hochfrequenten Vibrationen. Der GoPro Karma Grip konnte hier, in jeder Position, in 99 % der Fälle, Abhilfe schaffen und ließ das Video sehr smooth wirken.
Auch beim Laufen oder Rennen auf dem Trail, mit der Kamera, sorgte das Stabilisations-Feature dafür, dass die Kamera immer eben und ruckelfrei blieb. Will man jedoch die Kameraausrichtung in der Vertikalen ändern, muss man den Griff lediglich sacht in die gewollte Richtung drehen und die Kamera schwenkt mit. Die Bedienung war sehr einfach und lief bereits nach kurzer Zeit intuitiv ab.
Eine übliche Beschwerde vieler GoPro-Nutzer ist die geringe Akkulaufzeit. Der GoPro Karma Grip verbessert dieses Problem, denn er versorgt nicht nur den Stabilisator, sondern lädt auch die Kamera. Unserer Erfahrung nach hielt die Batterie, bei eingeschaltetem Griff und leichtem Ruckeln in der Hand, mindestens 3 Stunden. Beim Fahren über ruppiges Terrain, wenn der Stabilisator mehr zu leisten hatte, reduzierte sich dieser Wert. Wenn wir den GoPro Karma Grip ab und an, immer wenn es mal etwas zu filmen gab, nutzten, war die Batterielaufzeit außergewöhnlich, denn sie hielt den ganzen Tag. Brauchten wir mal zusätzlichen Saft um den letzten Clip des Tages zu filmen, steckten wir einfach eine USB-Powerbank an. Im Grunde fanden wir die Akkulaufzeit bei normalem Betrieb – also ausgeschaltet, wenn man ihn nicht wirklich braucht – problemlos. Auf dem Griff befinden sich zudem LEDs, die in 25 % Schritten den Akkuladestand anzeigen. Ist man bei 0 % angelangt, dauerte es mit dem Supercharger etwa zwei Stunden, den Griff komplett zu laden, mit dem normalen Ladegerät deutlich länger. Allerdings lässt sich der interne Akku nicht selbst wechseln, hierfür muss man den Karma Grip zu einem GoPro Service schicken.
Wenn der Griff auf einem Helm oder am Körper montiert war, fanden wir die GoPro Sprachbefehle extrem nützlich: Man kann nach Bedarf befehlen, Aufnahmen zu starten oder Fotos zu machen. Die meiste Zeit über war dies die beste Methode, den GoPro Karma Grip zu bedienen. Hält man ihn am gestreckten Arm, kann in manchen Fällen der Stabilisator den Bildschirm verdecken. Allerdings ist dies kein großes Problem, da man mit der GoPro, aufgrund ihres starken Weitwinkels, die meisten Dinge, mit etwas Übung, gut einfängt. Der GoPro Karma Grip erlaubte es uns, viele verschiedene Kamerafahrten durchzuführen, für die wir zuvor alle möglichen merkwürdigen Aufbauten gebraucht hätten, um es smooth aussehen zu lassen.
Alles in allem ist der Griff gut verarbeitet: Obwohl wir ihn ein paar mal fallen ließen, hat er immer perfekt funktioniert. Wir haben ihn nicht in Regen oder Matsch getestet, aber er widerstand normalem Trail-Staub und -Dreck gut. Leider haben wir keine Informationen über seinen IP-Wert gegen Feuchtigkeit. Grundsätzlich würden wir bei feuchten Bedingungen zur Vorsicht raten. Sollte uns GoPro nicht noch die Möglichkeit geben den Karma Grip im Regen zu testen, können wir hier keine weiteren Anmerkungen dazu machen. Die Bewegung des Stabilisators wirkt sehr robust, was uns vermuten lässt, dass er nicht allzu harten Schlägen gut widerstehen würde. Immerhin handelt es sich um ein GoPro-Produkt.
Video-Beispiele des GoPro Karma Grip
Unserer Meinung nach gibt es sechs gute Stellen, um den GoPro Karma Grip zu montieren. Hier stellen wir sie vor, zeigen in einigen Fällen Beispiele damit möglicher POV-Aufnahmen und erläutern unsere Meinung dazu. Der GoPro Karma Grip wird über die mitgelieferte Ringbefestigung montiert, welche den Griff recht weit oben, aber unterhalb des Stabilisators klemmt. Mit verschiedenen GoPro Adaptern war es uns möglich, die Kamera in so ziemlich jede gewünschte Richtung zeigen zu lassen.
Das Testvideo zeigt eine Auswahl an POVs, entweder am Bike, am Körper oder in der Hand. Jedes mal sind die Aufnahmen super stabil und fliegen oder schwenken smooth vorbei.
In der Hand halten
Die ideale Art und Weise den GoPro Karma Grip zu nutzen, wenn man Leute oder Bikes filmen will, denn man kann sich frei bewegen und die Aufnahmen sind sehr smooth.
Am Helm
Zum Fullface-Helm greift man vor allem, wenn man aggressiv fahren möchte. Man kann den GoPro Karma Grip über die Ringbefestigung, nach vorne oder hinten schauend, auf dem Helm montieren. Wer einen starken Nacken hat, kann es auch an der Seite des Helms versuchen. Wir fanden hierfür den Leatt DBX Helm ideal, da er sehr eng und komfortabel sitzt.
Ist der GoPro Karma Grip, wie in unserem Testvideo, nach vorne schauend auf dem Helm montiert, wird das Video absolut beeindruckend. Es wirkt fast, als ob man den Trail nochmals hinunter fliegen würde und auch wenn man einem anderen Fahrer folgt, sehen die Aufnahmen fantastisch aus. Rückwärts ausgerichtet ergibt dies, wenn man auf einen Rucksack verzichtet, ebenfalls tolle Aufnahmen der Fahrer hinter einem. Die Kamera an der Seite zu montieren ist ideal, um den Fahrer oder das Bike einzufangen und man kann sich besser in die Situation hineinversetzen. Der Griff ist relativ schwer, aber sehr ruhig, deshalb können sich Fahrer mit einem starken Nacken gut daran gewöhnen.
Die meisten E-Biker sind vermutlich mit einem Halbschalen-Helm unterwegs. Wir haben den GoPro Karma Grip an einem sehr stabilen Modell ausprobiert, doch obwohl die Aufnahmen gut waren, war es sehr unangenehm zu tragen und wir würden es vermeiden, den kompletten Griff auf einer Halbschale zu befestigen. Möglicherweise würde dies mit dem Verlängerungskabel besser funktionieren.
Am Rucksack
Montiert man den GoPro Karma Grip an den Rucksackgurten, ergibt dies, vorausgesetzt sie sind ordentlich am Fahrer festgezogen, eine sehr coole Perspektive, ähnlich der einer super geschmeidigen Chesty-Cam. Diese Perspektive gestattet es, die Geschwindigkeit und das Gefühl der Fahrt später wieder zu erleben, selbst wenn es sehr ruppig war.
Auch zu Fuß, ohne Bike, sind die Videos – sogar beim Treppe Hoch- und Runterlaufen – wirklich gut.
Am Lenker
Montiert man eine normale GoPro Hero auf den Lenker eines eMTBs, kann das Video sehr verwackelt und somit verwirrend werden. In Kombination mit dem GoPro Karma Grip ist das Video smooth, allerdings bleiben – bei ausgeschaltetem digitalen Stabilisator – minimale Vibrationen erhalten.
Am Lenker, den Fahrer filmend
Wir nutzen diese Position nur sehr selten, für den Test haben wir es dennoch probiert. Obwohl das Video sehr geschmeidig ist, fanden wir die Perspektive eher witzlos, da sich der Fahrer beim harten Offroad-Fahren, im Vergleich zur Kamera, einfach zu schnell bewegt, was das Ganze etwas unnatürlich wirken lässt.
Am Rahmen
Als letzte Position möchten wir die Montage am Rahmen vorstellen. In unserem Fall zeigte die Kamera nach vorne und ließ, bei durchdachter Montage, genug Raum, um nicht an den Beinen zu stören. Man kann so zwar sehr schön die Gabel arbeiten sehen, allerdings halten wir es für keine ideale dauerhafte Position. Das Video ist auch hier sehr smooth, mit einigen kleinen Vibrationen, und zeigt anschaulich die Federgabelbewegung und den Trail zusammen in einer Einstellung. Bei dauerhafter Montage am Rahmen könnten die ständigen Vibrationen im Gelände sich jedoch negativ auf die Langlebigkeit der Komponenten auswirken.
Video editieren
Beim Kauf des GoPro Karma Grip ist ein USB-C Kabel inbegriffen, das sich an einen normalen USB-Port anschließen lässt, um die Videos auf den PC zu ziehen. Bei der Benutzung eines Macs hatten wir ab und an Probleme mit der Erkennung der Kamera: Sie wird nicht als normaler Datenträger erkannt, sondern man muss eine spezielle Software, wie z. B. Finalcut, Lightroom oder Photos benutzen, um die Daten rüber zu kopieren. An einem normalen PC ist das nicht der Fall und man kann die Kamera wie ein normales Laufwerk öffnen und die Dateien auf den PC ziehen. Eine andere, von uns bevorzugte, Möglichkeit ist, die Hülle zu öffnen, die SD-Karte aus der Kamera zu entnehmen und sie in einen Kartenleser zu stecken.
Zum Editieren des Videos kann man selbstverständlich auf die gesamte normale GoPro-Software zurückgreifen. Wer möchte, kann die GoPro mit einer Smartphone-App verbinden und so Aufnahmen direkt mit anderen teilen.
Meinung @eMTB-news.de:
Unserer Meinung nach ist der GoPro Karma Grip ein verblüffend guter Zusatz zur GoPro Hero Kamera. So verblüffend sogar, dass wir eigentlich nicht mehr ohne filmen wollen. Wer einmal daran gewöhnt ist, derart stabile Videos davon aufzunehmen, wie er durch mit Freunden durch den Wald heizt, wird realisieren, dass er nicht mehr darauf verzichten möchte. Auch wenn man zu Fuß seine Freunde filmt und den Griff in der Hand hält, ist das Video, selbst wenn man springt, prinzipiell immer seidenweich. Zudem mussten wir uns auf unseren normalen, ca. 2 h langen, Ausfahrten absolut keine Sorgen um die Akkulaufzeit mehr machen.
Da der GoPro Karma Grip relativ groß ist, werden wir noch ausprobieren, ihn mit dem Verlängerungskabel zu benutzen. Möglicherweise wird er damit auch kompatibler zu einem Halbschalen-Helm. Auf einem Fullface-Helm war das Zusatzgewicht, unserer Meinung nach, bei Weitem die tollen Aufnahmen wert, die man damit erhält.
Im Test fanden wir, dass die Chesty-Cam, die Montage auf dem Fullface-Helm und das Halten in der Hand die besten Möglichkeiten sind, den GoPro Karma Grip beim Biken zu benutzen.
Sollte dies GoPros erster Versuch sein, einen Stabilisator zu entwickeln, dann sind wir schwer beeindruckt. Fahrer, die ihre Fahrten gerne aufnehmen und später anschauen wollen, um sie ein weiteres Mal zu erleben, wird der GoPro Karma Grip diesem Erlebnis in unseren Augen am nahesten bringen. Wir arbeiten beinahe jeden Tag mit Actioncams und wir können einfach nicht genug von diesem Stabilisator bekommen. Dies gilt insbesondere, wenn unsere Freunde und Kollegen uns damit den Trail hinunter jagen, das sieht im Video später einfach nur cool aus.
Hier ein Beispielvideo, das komplett mit dem GoPro Karma Grip für einen lokalen Bikeshop gefilmt wurde:
Nutzt ihr Actioncams bei euren Fahrten? Wäre der GoPro Karma Grip etwas für euch?
Weitere Informationen
Website: www.gopro.com
Text & Redaktion: Alex Boyce | eMTB-News.de
Bilder: Alex Boyce, Johannes Herden
3 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumGoPro revolutionierte das Aufnehmen von Action-Fotos und -Videos, als sie ihre erste GoPro Hero Kamera auf den Markt brachten, die sich an allen möglichen Orten befestigen ließ und so neue Möglichkeiten eröffnete, sich beim Fahren oder wo auch immer zu filmen. Mit dem GoPro Karma Grip stellen die US-Amerikaner nun einen vielseitig einsetzbaren Stabilisator vor. Wir konnten ihn bereits gründlich mit dem eMTB testen, erfahrt die Details im Artikel.
→ Den vollständigen Artikel "GoPro Karma Grip im Test: Stabilisator für super geschmeidige POVs" im Newsbereich lesen
Na ja alles schön und gut …die haben es erfunden und bestens vermarktet, haben sich aber viel zu lange auf den Lorbeeren ausgeruht und nur in die Werbung Investiert. Die Qualität vom Bildmaterial hinkt der Konkurrenz schon seit einem Jahr eklatant hinterher und in dieser schnelllebigen Zeit ist sowas fatal.
GoPro entläßt 15% seiner Mitarbeiter
Nach schlechten Quartalsergebnissen und Problemen mit dem neuen Heilsbringer, der Karma Drohne, hat GoPro jetzt die Entlassung von 15% seiner Mitarbeiter (rund 200 Stellen) bekanntgegeben. Gestrichen wird auch die Entertainment Sparte, die mit den von User gemachten Videos größere Projekte starten sollte. Der Schritt soll die Betriebsausgaben auf 735 Millionen Dollar senken und wurde mit einem Anstieg der GoPro Aktie von 5% von der Börse belohnt (allerdings hat die GoPro Aktie dieses Jahr schon 50% an Wert verloren).
https://www.slashcam.de/news/kurz/GoPro-entlaesst-15--seiner-Mitarbeiter-1350.html
http://www.it-times.de/news/gopro-s...e-firmenchef-kundigt-neue-produkte-an-123189/
Ich bau mir sicher nicht so einen Knüppel an den Helm.....in Canada vielleicht ganz hilfreich, da kann man dann den Knüppel nach dem Bären werfen...
Du scheinst dich auszukennen. Ich überlege gerade meine Hero4 Black zu verkaufen und eine ActionCam mit integriertem Bildstabilisator zu erwerben. Hast du eine Empfehlung für mich ?
Den teuren Knüppel werde ich für meine GoPro trotz überzeugender Videos nicht kaufen. Mir sind die Videos ehrlich gesagt auch fast schon zu smooth. Dadurch wirken manche Videos langweilig.
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: