Wer sich für die Entwicklung von Motor, Skybeamer und Remote-Einheit interessiert, der findet in unserem Teil 2 alle Informationen dazu.
„Jeder hatte richtig
Bock drauf!“
Am Anfang nur eine vage Idee
Der Start für das Projekt „Flyon“ erfolgte bereits auf der Eurobike 2014. Haibike wollte schon damals eine Alternative zu bestehenden Motor-Systemen haben und ein vollkommenen neues E-Bike erschaffen. Bei der Suche nach einem Partner war neben ausreichenden Kapazitäten auch die Möglichkeit der Mitgestaltung am System entscheidend. Das Ziel lautete, ein harmonisches uns in sich stimmiges Gesamtpaket zu schnüren und einen Haibike-Motor entwickeln. Zudem wurde bei ersten Sondierungsgesprächen abgetastet, ob die Chemie zwischen den möglichen Partnern stimmt und ob auch der Gegenüber „Bock drauf hat“. Zu guter Letzt suchte man verlässliche Partner, die ein hohes Maß an Know-how in den eigenen Reihen mitbrachten. Mit TQ Systems fand der Hersteller aus Schweinfurt die richtige Firma, um ein derartiges „Customized System“ zu entwickeln.
„Das Flyon ist unser BMW M8! Integration, Design, Leistung und innovative Features wie die ergonomische Remote-Einheit, das große transflektive Display, die integrierten Lichter in den Sitzstreben oder der 5000 Lumen helle Skybeamer an der Front zeigen was technisch machbar ist, wenn alle im Projekt-Team so „richtig Bock“ darauf haben.
Flyon ist mehr als ein E-MTB mit neuem Motor und viel Leistung – Flyon ist ein komplettes, miteinander verwobenes Konzept! Für dieses Produkt haben wir neben dem eigentlichen E-MTB zusätzliche Servicestrukturen geschaffen, einen passenden Werkzeugkoffer kreiert, Mitarbeiter geschult und eine stimmige Marketingkampagne gestaltet“
— Ingo Beutner, Head of Engineering | Global Innovation Center Sports | Accell Group N.V.
In diesem Video stellt uns Ingo das Haibike Flyon während der Eurobike 2018 vor.
Doch bevor man sich der Konstruktion, dem Design oder den technischen Finessen zuwenden konnte, musste das Lastenheft ausgefüllt werden. Hier die wichtigsten Punkte aus dem internen Memo:
- Motor muss kultivierte Leistung liefern
- Anti-Tuning, damit Manipulation ausgeschlossen ist
- gute Reichweite und Schnellladefunktion
- integrierte Lichtanlage
- saubere Optik und eigenständiges Design
- Akku-Integration
- stimmige Proportionen
- Motor mit deutlich mehr Leistung als alle Mitbewerber
- ergonomische, neuartige Remote-Einheit
- eConnect muss an Bord sein
Nach reichlicher Diskussion der einzelnen Punkte selektierte man in „umsetzbar“, „später umsetzbar“, „nicht umsetzbar“. Der letzte Punkt hing mit den damaligen technischen Möglichkeiten zusammen und verschob einige interessante Ansätze in die Zukunft.
Anna, Britta, Claire – vom Prototyp zur Serie
Der erste Prototyp entstand Ende 2015. Hierfür flexte ein Ingenieur von TQ System kurzerhand das Gravity Casting aus einem normalen Haibike Sduro heraus und schweißte eine Motoraufnahme für den zylindrischen Motor von TQ Systems ein. Der bestehende Akku wurde auf das Unterrohr montiert und schon konnten erste Testfahrten beginnen.
A-Serie
Die optisch auffälligen, sorgfältig abgeklebten Prototypen der ersten Serie trugen allesamt Namen mit dem Anfangsuchstaben A: Angie, Alina, Aurelia tauchten auf dem Computer-Bildschirm auf, wenn die Daten des jeweilige E-Bikes ausgelesen wurden. Es handelte sich um umkonstruierte Sduro-Rahmen, an denen der bestehende Akku befestigt wurde. An diesen Aluminium-Rahmen waren auch noch viele Kleinserien-CNC-Teile verbaut.
Alle Prototypen der A-Serie waren mit Dataloggern ausgestattet. Diese zeichneten während der Testfahrten viele Daten auf. Die spätere Auswertung dieser Daten war unerlässlich bei der Abstimmung des Systems. Über ein Jahr lang nahmen sich Haibike und TQ Systems Zeit, das Bike zu perfektionieren. In diesem frühen Stadium wurde ebenfalls schon an der neuen Remote-Einheit gewerkelt. Ein offenliegendes Mainboard mit Computerchips, Knöpfen, Drehreglern und einem aufgeschraubten Display wurde kurzerhand auf eine 20 Zentimeter breite Platte geschraubt und zum Testen mittig auf dem Lenker platziert.
B-Serie
Britney, Beyoncé, Britta – dies waren einige der Namen der 20 Prototypen der zweiten Serie. In diesem Stadium hatte das Haibike Design Center München (HDCM) die Formensprache und das Industriedesign des Rahmens bereits ausgestaltet. Die Proportionen von Interface, Unterrohr und Steuerrohr-Bereich passten hier bereits zusammen. Der Rahmen erhielt ein spezielles Gravity Casting für den TQ-Motor. Der zusammen mit BMZ entwickelte Akku war nun auch einsatzbereit. Es war nun möglich die finalen Vorserien-Rahmen fertigen zu lassen. Diese wirken auf den ersten Blick schon wie ein Serienrahmen, bestehen allerdings noch komplett aus Aluminium. Die Fertigung der Rahmen-Prototypen verschlang einen hohen fünfstelligen Betrag, sie ermöglichten nun aber die finale Abstimmung und das letzte Fitting des Haibike Flyon.
C-Serie
In der C-Serie folgten insgesamt zehn Mockup-Carbon-Rahmen, die in Europa handgefertigt wurden und auf Namen wie Claire oder Charlotte hörten. Diese Rahmen waren nicht fahrbereit und verfügten teils über 3D-gedruckte Rahmenteile. Sie entsprechen aber optisch exakt dem Design der Serienmodelle. Bei diesen Prototypen konnten alle Beteiligten das erste Mal die echten Proportionen, das Design und Artwork auf den Rahmen begutachten und bewerten. Diese Modell-Bikes wurden übrigens auf der Eurobike der Öffentlichkeit vorgestellt.
Meinung @eMTB-News.de
Beeindruckend mit welcher Euphorie man uns bei Haibike über die Entwicklung des Flyon-Systems informiert hat. Jeder der Anwesenden brannte förmlich für das Thema und man spürte den Stolz der aus den Gedanken erwächst, hier etwas vollkommen Neues erschaffen zu haben.
In unseren Augen ist das Haibike Flyon das erste „komplett fertige“ E-Mountainbike der Schweinfurter, das ein schickes Design bietet und bis ins kleinste Detail durchdacht ist. Mit diesem E-Bike legt der Premium-Hersteller die Messlatte der Technik erneut ein Stück höher.
Was haltet ihr vom Haibike Flyon? Interessiert euch das neuartige Gesamtsystem und der Motor mit 120 Nm?
61 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumWäre das Teil nicht so unsagbar hässlich beim Steuerrohr würde Ich mir eins holen,fahre ja schon ein Hai.
Es wird halt immer ein stärkeres Bike geben, irgendwie muss man es ja schaffen ne 30° Steigung mit 25km/h hochzukommen. lol
Ob man aus 250W Dauerleistung längere Zeit 120Nm zaubern kann?
Rechnet mir das mal einer vor?
Die 120Nm liegen immer nur sehr kurz an, da die 250w schnell erreicht sind und dann abgeregelt wird. Merkt man beim CX.
Die "120NM" sind wie ein Teaser zu einem neuen Rammsteinvideo: Sie lösen eine beabsichtigte Reaktionen aus, diese sind aber völlig in die Irre geleitet - denn erst wer das ganze Video gesehen hat, kann urteilen. So ist es auch bei "120NM"
Die "120NM" liegen irgenwo im Motorengehäuse; über die Glaubwürdigkeit der Werbeaussage habe ich schon geschrieben. Hier geht ganz offensichtlich vergessen, dass nicht mit der Tretlagerwelle sondern mit der Hinterachsnabe angetrieben wird. Und dazwischen liegt .... das Getriebe!
Wieviel Kraft bringt der Motor nun auf's Hinterrad?
Diese Frage ist an viele Faktoren geknüfpt, die Anwort noch komplexer als bei Rammstein. Schaut rein!.
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