Haibike XDURO AllMtn 7.0 im Test: Als Teil der Accel-Gruppe ist Haibike einer der größten E-Bike-Produzenten auf dem Markt. Sie verfügen bereits über viel Erfahrung und haben sich innerhalb der Branche einen Status als anerkannte Marke mit schicken Designs erarbeitet. Wir testeten für euch das Haibike XDURO AllMtn 7.0, welches über eine sehr traditionelle Geometrie verfügt und auf einem Bosch Motor-System basiert. Findet heraus, wie es sich auf dem Trail fährt und welche Fahrer mit diesem E-Bike Spaß haben werden.
Haibike XDURO AllMtn 7.0 – kurz & knapp
Auf dem E-Bike-Markt ist Haibike die wahrscheinlich bekannteste deutsche Marke und nach Umfrageergebnissen auch die beliebteste. Wie fährt sich die aktuelle Generation des Klassenprimus?
Mit dem XDURO AllMtn 7.0 steht ein E-Bike vor uns, dass mit seinen dicken 3.0er Plusreifen, den Rohrformen und -proportionen fast wie ein kleines Motorrad erscheint. Austattungsmäßig liegt dieses Modell mit seinem Shimano XT/SLX Mix, Magura MT5 Bremsen, Bosch CX-Performance Motor und den hauseigenen XLC-Parts in der Mittelklasse des Testfeldes.
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Haibike XDURO AllMtn 7.0 – technische Daten
Rahmendetails
Das aufwendige Rahmen- und Grafik-Design sieht stimmig aus. Alle Komponenten sind gut integriert und die grellen Farben stechen aus der Masse heraus – wie immer ein Pluspunkt für Haibike. Das Finish des Rahmens ist allerdings, ausgerechnet an den Schweißnähten, nicht so glatt und gleichmäßig, wie wir es von einem E-Bike dieser Preisklasse erwarten würden. In diversen Foren haben wir viel über die Haltbarkeit des Lackes gelesen, weshalb wir darauf ein besonderes Augenmerk haben werden.
Geometrie
Die Geometrie ist nicht so modern, wie wir es uns wünschen würden. Im Vergleich zu anderen Medium-Rädern hat Haibike mit dem XDURO AllMtn 7.0 ein relativ kurzes Bike mit einer hohen Fahrposition geschaffen. Die Sitzposition gepaart mit einem 67° steilen Lenkwinkel lassen dieses E-Bike oftmals ein wenig zappliger wirken als die Modelle der Konkurrenz.
Haibike hat oberhalb des Kettenblattes ein zusätzliches Ritzel, das sogenannte Sprocket-Wheel verbaut, wodurch Einflüsse der Kette auf das Einfederverhalten des Hinterbaues minimiert werden sollen und ein lästiges Klappern auf der Kettenstrebe verhindert werden soll. In der Theorie ist das ziemlich gut,
Rahmengröße | S | M | L | XL | |
---|---|---|---|---|---|
A | Rahmenhöhe | 42 cm | 46 cm | 50 cm | 54 cm |
D | Sitzwinkel | 73° | 73° | 73° | 73° |
E | Steuerrohrlänge | 120 mm | 125 mm | 130 mm | 135 mm |
F | Lenkwinkel | 67° | 67° | 67° | 67° |
G | Oberrohr (Horizontal) | 580 mm | 600 mm | 620 mm | 640 mm |
H | Kettenstrebenlänge | 465 mm | 465 mm | 465 mm | 465 mm |
J | Radstand | 1172 mm | 1193 mm | 1213 mm | 1234 mm |
K | Stack | 606 mm | 611 mm | 615 mm | 620 mm |
L | Reach | 395 mm | 413 mm | 432 mm | 451 mm |
M | Überstandshöhe | 79 cm | 79 cm | 81 cm | 83 cm |
Ausstattung
- Rahmen: Aluminium 6061, Gravity Casting Interface, hydroformed, Scheibenbremse PM, Federweg: 150 mm
- Gabel: RockShox Yari RC Lockout, Solo Air, 150 mm, tapered, 15 mm Boost
- Dämpfer: RockShox Monarch RT3
- Schalthebel: Shimano SLX M7000
- Schaltwerk: Shimano Deore XT M8000 Shadow Plus, 11-fach
- Kassette: Shimano Deore XT M8000, 11–46 Z
- Kettenblatt: Haibike CNC Sprocket, 16 Z, Stahl
- Bremse: Magura MT5/MT4, 203/180 mm
- Laufräder: Alexrims MD40, Aluminium
- Reifen: Schwalbe Nobby Nic Evo, 3,0″
- Naben: XLC Evo Disc, 15 x 110 mm Boost, 12 x 148 mm Boost.
- Sattel: XDURO Light MTB
- Sattelstütze: XLC AllMtn, Remote, Teleskop, 31,6 mm
- Lenker: Haibike Components TheBar Gravity, 35 mm Klemmung, 780 mm Breite
- Vorbau: Haibike Components TheStem Gravity, 35 mm Klemmung
- Motor: Bosch Drive Unit Performance CX Cruise, 75 Nm
- Display: Bosch Purion Display
- Akku: Bosch 500 Wh
- Leistung: 250 W
- Gewicht: 22,9 kg
- Preis: 4.699 € (UVP)
Motor & Akku
Motor: Bosch CX Performance Line
Akku: 500 Wh
Leistung: max. 250 W
Display: Bosch Purion
Das Bosch-System ist beim XDURO AllMtn 7.0 wirklich sehr gut integriert. Der Akku bildet mit dem Unterrohr eine Einheit die dank gut platziertem Dekor optisch miteinander verschmilzt. Gute Bedienbarkeit und ein aufgeräumtes Cockpit, damit glänzt das kleine Purion-Display von Bosch. An ein sportives E-Trailbike gehört ein Purion-Display, das sehen die Macher bei Haibike wohl auch so und haben diese Remote-Einheit verbaut. Bosch scheint eine gut funktionierende Standardabstimmung zur Verfügung gestellt zu haben. Allerdings würden wir uns ein sanfteres, SRAM EX1-artiges Schaltgefühl wie am Cube Stereo Hybrid 160 wünschen. Shimano-Schaltung und Bosch-Motor funktionieren in der Praxis zwar gut miteinander, aber eine Schaltharmonie wie die Verbindung zwischen Bosch-Motor und SRAM EX1 Schaltung generiert, ist kaum zu übertreffen.
Die Reichweite des 500 Wh Akkus war erwartungsgemäß hoch, zudem konnte die Reichweite des Haibike XDURO AllMtn 7.0 auf dem Bosch Purion Display abgelesen werden. Dies ist insbesondere für schwere Fahrer, die auf ihren ersten Fahrten erst lernen müssen wieviel Akkuladung sie verbrauchen, nützlich. Die meiste Zeit nutzten wir die Sport- und Turbo-Modi. Allerdings fuhren wir auch mit allen Systemen ausgeschaltet, um eine leere Batterie zu simulieren: Wir würden es vorziehen, dieses Szenario zu vermeiden, da das aktuelle Bosch-System einiges an Tretwiderstand hat.
Haibike XDURO AllMtn 7.0 – in der Hand
Die von Haibike getroffene Produktauswahl ist solide und auf den ersten Blick unauffällig, das Gesamtpaket kommt laut Hersteller auf 22,9 kg. Unser Testmodell hatte jedoch einige – für diese Preisklasse – überraschende Anbauteile, wie z. B. gemixte Magura Bremsen, vorne eine MT5 hinten eine MT4, dazu viele hauseigenen Parts (Lenker, Vorbau, Griffe, Sattelstütze, Sattel) und 3,0″ breite Schwalbe Nobby Nic Reifen. Da dieses E-Bike die Zielsetzung hat komfortabel zu sein, hätten wir auf höherwertige Bremsen und Reifen gehofft. Auch einen anderen Sattel hätten wir uns bei diesem Schwerpunkt und in dieser Preisklasse gewünscht.
Haibike XDURO AllMtn 7.0 – auf dem Trail
Uphill
Bergauf zu fahren war mit dem Haibike XDURO AllMtn 7.0 sehr angenehm, durch die aufrechte Körperhaltung und das ruhige Fahrverhalten vermittelt das E-Bike viel Kontrolle. Das E-Bike pedalierte sich auf allen Anstiegen, die wir damit gefahren sind, wirklich gut. Gangwechsel erfolgten akzeptabel und die Power wurde gut an das Hinterrad übertragen. Beim Pedalieren bemerkten wir, dass die Umlenkrolle auch zur Geräuschentwicklung des Antriebs beiträgt. Abgesehen davon beförderte uns das Haibike in allen Bedingungen, ohne größere Probleme zum Gipfel.
Downhill
Im Test fuhren wir eine breite Auswahl an Abfahrten, von Singletrails bis zu breiten Schotterpisten. Verglichen mit dem Cube Stereo Hybrid oder dem Scott E-Genius mit seinem sehr langen Radstand, die beide ebenfalls mit einem Bosch-System ausgestattet sind, war das Haibike XDURO AllMtn 7.0 jedes mal das nervöseste Rad. Auf einem Singletrail und in mittleren Geschwindigkeiten stellt dies kein noch Problem dar, auf Schotterabfahrten mit Geschwindigkeiten von über 50 km/h würden wir uns jedoch mehr Stabilität wünschen. Die breiten Reifen gaben ihr übriges zu diesem Fahrgefühl dazu. Ein 2,6″ oder 2,8″ breiter Reifen würde jedoch ein präziseres Fahrgefühl vermitteln.
Gröbere Steinfelder und enge Kurven stellen für das Fahrwerk keine Probleme dar, mühelos rollt das E-Bike gen Tal. Das RockShox Fahrwerk arbeitet tadellos, obwohl sich der Dämpfer etwas danach anfühlt eine feinere Abstimmung zu vertragen. Wer sich allerdings vom Fahrwerk ein High-Performance-Feedback wünscht, wird enttäuscht – das Schlüsselwort bei diesem eMTB heißt “Komfort”. Man hängt tief im Sag und bügelt über alle Arten von Hindernissen drüber. Die RockShox Yari Gabel verrichtet bereits in der Werkseinstellung einen guten Dienst, muss aber für schwerere Fahrer mittels Token feiner abgestimmt werden.
Die Magura MT5/MT4 Bremsen sind zwar solide konstruiert, hatten aber im Downhill mit ihren 200er/180er Bremsscheiben zu wenig Power. Dies machte sich insofern bemerkbar, dass wir des Öfteren am Hebel pumpen mussten, um den gewünschten Druckpunkt zu erhalten. Wir haben die Bremse nicht geöffnet, theoretisch sollte jedoch keine Luft im System gewesen sein.
Geht es darum auf einem Singletrail enge Kurven zu attackieren, ist das Haibike XDURO AllMtn 7.0 tatsächlich eines der schnellsten Bikes. Da es vergleichsweise kurz ist, kann es geradezu in die Kurve geworfen werden und reagiert sehr schnell. Umgekehrt stellten wir fest, dass wir auf Schotterstraßen vorsichtiger in Kurven fuhren, was größtenteils am geringen Seitenhalt der Reifen lag.
Der Laufradsatz war absolut problemlos und ließ sich gut in die Kurve drücken, die Speichenspannung nach dem Test war ebenfalls absolut in Ordnung. Insgesamt handelt es sich um einen solide aufgebauten Laufradsatz mit breiten Felgen, um verschieden breite Reifen aufzuziehen, sollte der Fahrer hier experimentieren wollen.
Der Lenker und alle Bedienelemente waren gut montiert, allerdings mochten einige unserer Tester die Griffe nicht – moderne Griffe haben eine gleichmäßigere Form. Das Bosch Purion-Display fand jedoch überall großen Anklang, insbesondere da die hier installierte Version sogar die Reichweite angezeigt hat. Ein Tester schlug vor, dass die Fernbedienung der Sattelstütze besser auf der linken, als auf der rechten Seite angebracht sein sollte, da sie so etwas zu eng am Schalthebel saß. Beim Cockpit hat jedoch jeder sehr persönliche Vorlieben, also wäre eine solche Anpassung leicht im Radladen umsetzbar.
Trail
Der Meinung unserer vier Tester nach, ist das Haibike XDURO AllMtn 7.0 etwas Motocross-mäßig: Ein kurzes, komfortables E-Bike, das sich ziemlich leicht in die vorgesehene Richtung bewegen lässt.
Beim Fahren eines E-Bikes hängt viel davon ab, wie gut der Motor funktioniert und wie gut das Gesamtsystem in das Bike integriert ist. Der Bosch-Motor leistet hier ohne Zweifel sehr gute Arbeit und bietet bis zur 25 km/h Grenze ein Turbo-artiges Erlebnis. Von dort an wird es jedoch schwer schneller zu fahren. Dies ist ein Standard-Punkt des Bosch-Motors und ist auch beim Haibike vorhanden.
Tuningpotential
Da die verbauten 3.0er Reifen zum einen für den schmalen Hinterbau grenzwertig sind und für ein korrektes Lenkmanagement nicht gut sind, empfehlen wir dünnere Plusreifen aufzuziehen. Eine Reifenbreite von maximal 2.8″ würde dem E-Bike mehr Leben und Fahrdynamik einhauchen.
Leider haben wir nach den Testfahrten bemerkt, dass an einigen Stellen der Lack abgescheuert war und sich als nicht sehr haltbar zeigte. Ob es sich hier um einen Einzelfall handelt oder die Lackqualität generell nicht sehr haltbar ist, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.
Test-Fazit zum Haibike XDURO AllMtn 7.0
Verglichen mit den anderen E-Bikes in unserem Test, würden wir sagen, dass das Haibike XDURO AllMtn 7.0 auf einer etwas veralteten Geometrie und Setup-Auslegung basiert.
Preislich liegt es etwa im Mittelfeld, die Komponentenauswahl liegt jedoch im unteren Bereich für ein Rad dieser Klasse. Am deutlichsten würden wir uns bessere Bremsen wünschen, dann wäre der Preis, der Komponentenauswahl von Haibike, angemessen.
Das Haibike XDURO AllMtn 7.0 war sehr spaßig zu fahren, wenn man es eher gelassen angeht und nicht an sein Limit geht. Für Fahrer auf die dies zutrifft und die zudem Wert auf ein schickes Design und eine solide Konstruktion legen, wurde dieses Rad geschaffen. Es wird lange halten und sich ohne viel Aufhebens fahren lassen. Sucht man jedoch nach etwas mehr Sportlichkeit, würden wir empfehlen woanders im Angebot der Schweinfurter zu schauen. Die Daten der neuen Geometrie, bei Haibike EVO genannt, klingen da sehr vielversprechend.
Stärken
- Kraftvoller Bosch-Motor
- Breiter Lenker
- Bosch Purion Display
- Coole Optik
Schwächen
- Magura Bremsen hatten keine Leistung
- Unbequemer Sattel
- Recht kurz und zu hoch
Testablauf
In Punta Ala / Toskana waren wir zu Gast im Punta Ala Trailcenter. Vom Campingground ging es ca. 1,5 km auf der Straße bis zum Trail. Unsere Testrunde war ca. 15 km lang und hatte 460 hm. Am Anfang ging es erst einmal auf den Berg und dann auf der Rückseite wieder runter. Diese Testrunde hatte alles, was ein eTrailbike braucht:
- enge Uphill-Trails mit dicken Wurzeln, Steinen und losem Waldboden
- flache Trails mit kleinen Gegenanstiegen
- kurvig, flowige Downhills
- kleinere Steinfelder und rutschige Steinplatten
- lange Schotterpiste bergab
Jedes Bike wurde mehrfach auf dieser Runde von unterschiedlichen Testern gefahren und beurteilt.
Testerprofil
Testername: Rico Haase
Körpergröße: 183 cm
Gewicht (mit Riding-Gear): 90 kg
Schrittlänge: 86 cm
Armlänge: 61 cm
Oberkörperlänge: 62 cm
Fahrstil: Flowig und verspielt
Was fahre ich hauptsächlich: Enduro, XCO, DH, Roadbike
Vorlieben beim Fahrwerk: straff und schnell
Vorlieben bei der Geometrie: langes Oberrohr, kurzer Vorbau, breiter Lenker
Testername: Alex Boyce
Körpergröße: 183 cm
Gewicht (mit Riding-Gear): 95 kg
Schrittlänge: 88 cm
Armlänge: 69 cm
Oberkörperlänge: 67 cm
Fahrstil: weich, gerne mit Sprüngen, jedes Terrain, Uphill im Turbo-Modus
Was fahre ich hauptsächlich: E-Bike, Enduro, Gravel.
Vorlieben beim Fahrwerk: gutes Ansprechverhalten und direkte Lenkung, Plusreifen
Vorlieben bei der Geometrie: breiter Lenker (800 mm), langer Hauptrahmen, mittellange Kettenstreben
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Was haltet ihr vom Haibike XDURO AllMtn 7.0, seid ihr es bereits gefahren?
Weitere Informationen
Webseite: www.haibike.com
Text & Redaktion: Alex Boyce | eMTB-News.de
Bilder: Johannes Herden, Sebastian Beilmann
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