Im Test: HARO Shift Plus I/O 9
Die blauen Farbakzente knallen ordentlich
Mit dem Shift Plus I/O 9 hat Haro Bikes ein interessantes E-Trailbike im Programm. Die Rohrformen des Rahmens sind bekannt, wurden handwerklich sehr schön verschweißt, exakt verschliffen und mit blauen Farbakzenten aufgehübscht. Die Ausstattung sieht auf den ersten Blick stimmig aus. Beim Fahrwerk setzen die Amerikaner auf Komponenten von RockShox und vertrauen hier einer leichten Revelation RC-Federgabel an der Front und dem Monarch RL-Dämpfer am Heck. Geschaltet wird elektronisch, nämlich mit Shimano XT Di2. Grip sollen 2,8″ breite Kenda Havoc-Reifen generieren – ob dies funktioniert, zeigt unser Test.
Im Stand fällt sofort die tadellose Verarbeitung des Rahmens auf. Die sanft geschwungenen Rohre sind zwar optisch nicht ganz up to date, wurden aber handwerklich auf sehr hohem Niveau miteinander verschweißt. Die geschliffenen Schweißnähte sehen beinah wie kleine Kunstwerke aus. Auch die Lackqualität und das Finish sind auf den ersten Blick hochwertig und sorgen für einen tadellosen Auftritt.
Der Preis liegt bei 4.999 € (UVP) | Bikemarkt: HARO Shift Plus I/O 9 kaufen
Geometrie
Erhältliche Rahmengrößen: XS, S, M, L, XL
Gemessene Überstandshöhe: 786 mm (Rahmengröße L)
Gewicht: 21,2 kg (Rahmengröße L)
Hier findest du die Geometriedaten des HARO Shift Plus I/O 9
Rahmengröße | XS / 14.5 | S / 16 | M / 18 | L / 20.5 | XL / 22 |
---|---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge | 368 mm | 406 mm | 457 mm | 520 mm | 559 mm |
Oberrohrlänge | 570 mm | 585 mm | 615 mm | 630 mm | 640 mm |
Lenkwinkel | 67° | 67° | 67° | 67° | 67° |
Sitzwinkel | 76° / 73° | 76° / 73° | 75.7° / 73° | 75.7° / 73° | 75.5° / 73° |
Kettenstrebenlänge | 457 mm | 457 mm | 457 mm | 457 mm | 457 mm |
Tretlagerabsenkung | 20 mm | 20 mm | 20 mm | 20 mm | 20 mm |
Radstand | 1164 mm | 1182 mm | 1213 mm | 1229 mm | 1245 mm |
Steuerrohrlänge | 100 mm | 110 mm | 120 mm | 130 mm | 140 mm |
Überstandshöhe | 760 mm | 767 mm | 767 mm | 786 mm | 810 mm |
Stack | 598 mm | 607 mm | 613 mm | 626 mm | 635 mm |
Reach | 413 mm | 427 mm | 456 mm | 463 mm | 476 mm |
Ausstattung
Frame | Rahmen | X6 Alloy 4-Bar Linkage / 140 mm |
Fork | Gabel | RockShox Revelation Boost / 150 mm |
Shock | Dämpfer | RockShox Monarch RL DB LO |
Shifter | Schalthebel | Shimano XT Di2, 11-spd |
Derailleur | Schaltwerk | Shimano XT Di2, 11-spd |
Cassette | Kassette | Shimano Deore XT M8000, 11-spd, 11-42T |
Cranks | Kurbel | Shimano E8000 38T |
Brakes | Bremse | Shimano SLX M7000 Icetec, 180 mm |
Tires | Reifen | Kenda HAVOC 27.5x2.6" TCS Folding |
Rims | Felgen | WTB i35, TCS, 27.5"x40mm DW |
Hubs | Naben | Pivit Aluminium Boost 32h VR: 110mm / HR: 148mm |
Seat | Sattel | WTB Rocket Sport |
Seatpost | Sattelstütze | TranzX Int. Dropper 100mm |
Bar | Lenker | Pivit X6 Aluminium 15mm rise |
Stem | Vorbau | Pivit Forged X6 Aluminium |
Motor | Motor | Shimano Steps E8000 |
Display | Display | Shimano |
Battery | Akku | Shimano 500 Wh |
Power | Leistung | 250 Nm |
Price (RRP) | Preis (UVP) | 4.999 € |
Motor & Akku
Der Shimano Steps E8000 schnurrt wie ein Kätzchen
Der Shimano Steps E8000, ein 2,8 Kilogramm leichter Elektromotor, gehört mit seiner kleinen Bauform und dem geringen Einbauvolumen zu den beliebten Motoren, wenn es darum geht, ein E-Bike mit kurzen Kettenstreben zu konstruieren. In der Spitze 70 Nm Drehmoment. Mit seinen Unterstützungsstufen ECO, TRAIL und BOOST deckt die Software alle erdenklichen Aufgabenfelder ab, die man an einen Motor stellt. Das Fahrgefühl ist kraftvoll, aber nicht unkultiviert.
Der Eco-Modus reduziert die Power, erhöht aber dafür die Reichweite. Mit dem progressiven Trail-Modus kommt Dynamik ins Spiel, denn dieser Modus liefert nicht stoisch 60 % der maximalen Power, sondern liefert die passende Power zur jeweiligen Anforderung. Die Software analysiert die Leistung des Fahrers und gibt genau die passende Unterstützung dazu, wie gerade benötigt wird. Im Boost-Modus gibt der Motor die volle Leistung frei – hier kann der Motor aber schon einmal überhitzen.
Das smarte Display ist klein, robust, wertig verarbeitet und geschützt hinter dem Lenker angebracht, genau so muss das sein! dank der knackigen Schärfe in Kombination mit den satten Farben ist es jederzeit möglich alle Informationen schnell zu erfassen und abzulesen. Die dynamische LCD-Anzeige zeigt an, in welchem Gang man sich befindet und macht mit unterschiedlichen Farben schnell erkennbar, welcher Unterstützungs-Modus gerade gewählt wurde. Mittels Smartphone-App und Bluetooth lassen sich diverse Einstellungen auf den jeweiligen Geschmack anpassen. Beim Display gibt es eigentlich nur ein Wort zu sagen und das richten wir direkt an die Entwickler bei Shimano: Chapeau!
- Motor: Shimano Steps E8000
- Akku: Shimano BT-E8010 (extern) / 504 Wh
- Leistung: max. 250 Watt
- Display: Shimano SC-E8000
Tatsächliche Reichweite
35,9 km / 747 hm
1 h 29 min
Laborwerte sind gut und schön, aber in der Realität sieht es leider oftmals anders aus. Deshalb fahren wir einen ganz eigenen Testzyklus für euch. 35,9 km / 747 hm – diese Daten ermittelten wir in Testfahrten, bei denen wir immer in der maximalen Unterstützungsstufe fahren bis der Akku komplett leer ist. Bitte beachtet, dass diese ermittelten Werte nur als Richtwert zu verstehen sind und in keinster Weise die Ergebnisse aus einem genormten Labortest widerspiegeln. Wenn dieses E-Bike in niedrigeren Unterstützungsstufen gefahren wird, erhöht sich die Reichweite deutlich.
Hier gibt es die genauen Details der Testrunde.
Auf dem Trail
Uphill
Gewichtsverlagerung lautet hier das Zauberwort!
Der Motor schiebt gut mit, wenn es hinauf geht. Die aufrechte Sitzposition ist Fluch und Segen zugleich, wenngleich die Vorteile im Uphill eindeutig überwiegen. Der Vorteil der zentralen hohen Körperposition liegt darin, dass man in technischen Sektionen selten den Überblick verliert und die Fahrt sehr gut kontrollieren kann. Nachteilig wirkt sich die Sitzposition allerdings an steilen Auffahrten aus, da das Vorderrad mitunter den Bodenkontakt verlieren kann, wenn man sich nicht weit genug nach vorne lehnt und genug Druck auf das Vorderrad ausübt. Hat man sich daran gewöhnt, dann klettert das HARO Shift I/O 9 zuverlässig die Anstiege hinauf, die sich ihm in den Weg stellen.
Downhill
Schneller Downhill? Nee, lass mal lieber.
Die Kombination aus relativ steilem Lenkwinkel (67°), einem Reach von 463 mm und dem 60 mm langem Vorbau ist nicht ganz State of the Art und wirkt etwas altmodisch. Bei hohen Geschwindigkeiten fehlt es dem HARO Shift I/O 9 leider etwas an Fahrstabilität, was schnelle Piloten frühzeitig zu den Bremsen greifen lässt. Dazu kommen die Havoc-Reifen von Kenda, die neben einem flachen Profil leider auch wenig Seitenhalt bieten. Die Reifen walken teilweise undefiniert zur Seite und rutschen mitunter unvermittelt weg. Als weiterer Punkt wären die unterdimensionierten Bremsscheiben zu bemerken, die mit einem Durchmesser von 180 mm nichts an einem E-Mountainbike zu suchen haben. Unser Tipp: Schnelle Downhill-Passagen einfach etwas ruhiger angehen.
Trail
Flowig über den Trail cruisen – klappt super!
Man sitz sehr weit „auf“ dem E-Bike und weniger „im“ E-Bike. Dies stellt für technisch weniger versierte Fahrerinnen und Fahrer ein Plus dar, denn hier oben hat man alles im Blick und verliert auch in technischem Terrain nicht so schnell den Überblick. Wer mit dem komfortablen HARO Shift I/O 9 gemütlich über den Trail cruist, der hat seine wahre Freude. Das RockShox-Fahrwerk schluckt die meisten Unebenheiten weg und gibt selten Stöße bis zum Sattel oder an die Handgelenke weiter und die Shimano XT Di2-Schaltung schaltet butterweich und sehr geschmeidig. Dieses eMTB ist ein, verzeiht uns diesen Vergleich, SUV auf zwei Rädern. Es hat das Zeug fürs Gelände, möchte dabei aber im moderaten Bereich bleiben.
Wer ein komfortables E-Bike für die gediegene Tour sucht, der findet im HARO Shift I/O 9 den idealen Begleiter. Sportliche Fahrer werden mit einem anderen Modell mit einer moderneren Geometrie mehr Spaß haben.
Das ist uns aufgefallen
- Kenda Havoc-Reifen verlieren schnell an Grip – diese Reifen würden wir direkt gegen Modelle mit gröberen Stollen und einer festeren Karkasse austauschen.
- Lange Kurbeln – an unserem Testbike waren 175 mm lange Kurbeln montiert. Da man mit dem eMTB im Uphill immer pedalieren kann und muss, dürfen die Kurbeln hier gern kürzer sein. Aktuell bevorzugen wir Kurbeln mit 160 Millimeter Länge.
- Unterdimensionierte Bremsscheiben mit 180 mm Durchmesser – gehören einfach nicht an ein E-Mountainbike. Hier empfehlen wir 200 mm große Scheiben, dass erhöht Sicherheit und Bremsleistung enorm.
eMTB-News-Fazit: HARO Shift Plus I/O 9
Mit dem HARO Shift Plus I/O 9 kommt ein E-Bike auf den Markt, dass bei Komfortsuchenden Trailpiloten – die gerne ausgedehnte Touren abspulen – punkten kann. Dank der aufrechten hohen Sitzposition behält man auch in schwierigem Terrain den Überblick und muss keine Rückenschmerzen wegen einer zu gestreckten Sitzposition befürchten. Die kompakte Geometrie mit der zentralen Sitzposition verleitet zum gemütlichen Cruisen und generiert viel Fahrspaß auf technisch nicht zu anspruchsvollen Trails.
In gröberem Gelände kommt das HARO Shift Plus I/O 9 leider recht früh an seine Grenzen, denn die Kenda Havoc-Reifen bieten wenig Seitenhalt und drehen frühzeitig durch.
Das HARO Shift Plus I/O 9 ist ein komfortables E-Bike, dass gutmütig seine Trailrunden dreht und den Piloten – wenn er in moderatem Gelände bleibt – niemals überfordert.
Pro / Contra
Stärken
- tolle Verarbeitung
- gefällige Optik
- nur 21 kg schwer
- Komfortabel
Schwächen
- Kenda-Reifen bieten wenig Grip
- etwas angestaubte Geometrie
- lange Kurbeln
- kleine Bremsscheiben mit Ø 180 mm
Wie findet ihr das E-Mountainbike von HARO? Hattet ihr als Kind ein BMX dieser Marke?
Testablauf
Auf den Testrunden fahren wir fast ausschließlich mit der maximalen Unterstützungsstufe. Mindestens einmal fahren wir den Akku komplett leer und dokumentieren dies auf unserem Strava-Account.
Unsere Testrunden haben alles, was ein E-Bike braucht:
- enge Uphill-Trails mit dicken Wurzeln, Steinen und losem Waldboden
- flache Trails mit kleinen Gegenanstiegen
- kurvige, flowige Downhills
- lange Schotterpisten bergauf und bergab
Jedes E-Bike wurde mehrfach auf dieser Runde gefahren und im Anschluss sorgfältig beurteilt.
Hier haben wir das HARO Shift Plus I/O 9 getestet
- ORT: Auf den Trails rund um Bamberg und Bad Kreuznach / Deutschland.
Hier gibt es schmale, enge Trails die mit Wurzeln und Steinen gespickt sind, steile technische Uphills und flowige Downhills
I ride everything: E-Enduro, E-Trailbikes, hardtails, downhill, road – I enjoy it all, whether it’s E-assisted or not. I’ll admit that I do quite like having a motor on the uphills though. There’s lots to love about flowing trails; natural or built. The only thing I hate – switchbacks. I am 1.83 m tall and ride in 99% of cases frame size L – my sweet spot is between 470 and 480 mm Reach.
- Fahrstil / Riding style
- Verspielt und flowig / Flowing and playful
- Ich fahre hauptsächlich / I mainly ride
- E-Enduro, E-Trailbike, aber auch XCO, DH und Road / E-Enduro, E-Trailbike but also XCO, DH and road
- Vorlieben beim Fahrwerk / Preferred suspension setup
- Straff und schnell – ich möchte wissen, was unter mir passiert / Firm and reactive – I like feedback from the trail
- Vorlieben bei der Geometrie / Preferred geometry
- Langer Reach, kurzer Vorbau, breiter Lenker / Long reach, short stem, wide bars
Steckbrief zum HARO Shift Plus I/O 9
HARO Shift Plus I/O 9
- XC:
- 0 bis 120 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- Trail:
- 100 bis 150 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- All-Mountain:
- 120 bis 150 mm Federweg (Full-Suspension)
- Enduro:
- 150 bis 180 mm Federweg (Full-Suspension)
- Downhill:
- über 180 mm Federweg (Full-Suspension)
7 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDas Bike deckt mit Sicherheit einen Großteil dessen ab, was die Mehrzahl der Fahrer sucht. Ich finde es gelungen. Dann lese ich: Systemgewicht 115kg. Rico wiegt 90kg, das Bike 21,2kg. Dazu noch die Ausrüstung und das Maximum ist erreicht. Mir unverständlich, wie man sowas konstruieren kann? Das ist doch in jedem Forum eine oft geäußerte Kritik.
Ich hatte gestern die Gelegenheit, das Rad ausgiebig zu testen. Firma Haro am neuen Standort bei Bielefeld gibt sich enorm viel Mühe mit Testbikes und geführten Touren. Ich fange mal mit dem Zitat aus dem Beitrag oben an:
"Das Bike deckt mit Sicherheit einen Großteil dessen ab, was die Mehrzahl der Fahrer sucht." Kann ich bestätigen.
Als altmodisch empfinde ich die Geometrie nicht, den Trend zu immer flacheren Winkeln kann ich nicht ganz verstehen. Lokal haben wir es hier mit S2 bis max. S3 Trails zu tun, das dürfte dann "moderat" sein, für sicher 75 % der Biker die Wohlfühlzone in der das Bike bewegt wird. Getestet wurden das 5er, 7er und 9er. Da es ziemlich trocken war, gab es keine Traktionsprobleme, ich würde tendenziell ein trailorientiertes E-MTB immer mit möglichst breiten und gripstarken Reifen fahren wollen. Die Uphill-Performance scheitert sicher nicht am solide schiebenden Motor, auch nicht an der Sitzposition. Es lassen sich problemlos bei trockenem Boden Rampen fahren, die man ohne Motor kaum schiebend passieren kann. Allerdings fände ich einen kürzeren ersten Gang hilfreich, das 36 Blatt vorn macht technisches bergauffahren unter 10 km/h schwierig. Lösbares Problem. Der Preis ist attraktiv, Haro offeriert auch recht ordentliche Rabatte.
Bzgl. Systemgewicht konntest Du nichts in Erfahrung bringen? Denn wenn das Rad an sich 140kg ab kann und das niedrige Systemgewicht bspw. nur an den Laufrädern hängt, dann kann man sowas einordnen und ggfs. Abhilfe schaffen.
Ich kann mich verhört haben, aber der Marketing-Mann sprach von 150 kg Systemgewicht, so steht es auch bei einigen Tests online.
Es ist ein amerikanisches Bike, eigentlich schwer vorstellbar, dass man im Mutterland der Produkthaftung so enge Grenzen setzt. Ich wiege aufgerödelt 95 kg und hätte die 115 somit bereits geknackt.
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