Igus entwickelt recycelbaren Kunststoff-Fahrradrahmen 3,3 kg leicht und keine Schweißnähte

Auf dem Sea Otter Classic Festival hatten wir bereits das Igus RCYL-Bike vorgestellt, das aus 50 % recycelten Fischernetzen hergestellt wird. Nun präsentieren die Kölner, im Fahrradbereich unter anderem für Gleitlager bekannt, das nächste Projekt: den ersten im Spritzguss gefertigten Fahrradrahmen aus recycelbarem Composite-Material.
Titelbild

Der E-Bike-Hersteller Advanced Bikes setzt für seine zukünftige Rahmenproduktion auf Igus – gemeinsam wurde daher nun ein nachhaltiger Fahrradrahmen aus Kompositmaterial entwickelt. Dieser soll im Trekking E-Bike Reco Urban zum Einsatz kommen.

Um die Transformation zur Kreislaufwirtschaft voranzutreiben, setzt der E-Bike-Hersteller Advanced Bikes für seine zukünftige Rahmenproduktion auf Igus
# Um die Transformation zur Kreislaufwirtschaft voranzutreiben, setzt der E-Bike-Hersteller Advanced Bikes für seine zukünftige Rahmenproduktion auf Igus - links: Helge von Fugler, Gründer und Geschäftsführer von Advanced; rechts: Jan Philipp Hollmann, Head of Bike Components bei igus. Foto: igus GmbH

Igus setzt für den Rahmen einen Verbundwerkstoff in Granulatform ein, der sowohl aus Hochleistungskunststoffen als auch Carbonfasern besteht. So wiegt der zum Teil gespritzte Rahmen, der aufgrund des Fertigungsverfahrens ohne Schweißnähte auskommt, gerade einmal 3,3 kg. Weiterer Bonus des Materials: Langlebigkeit und Korrosionsbeständigkeit. Geschmiert muss dank der Gleitlager-Technik ebenfalls nichts am Rahmen, auch ein Hochdruckreiniger soll problemlos eingesetzt werden können. Igus zum Projekt:

Der Anspruch von Advanced war es, einen Rahmen aus einem Verbundmaterial mit 100 Prozent recycelbarem Kunststoff im Spritzgussverfahren zu fertigen.

Jan Philipp Hollmann, Head of Bike Components bei Igus

Der Rahmen wird vollständig in Köln gefertigt und hat noch einen weiteren Clou: Über das hauseigene Recyclingprogramm namens Chainge lassen sich künftig ausgediente Rahmen regranulieren, um das Material wieder dem Wertstoffkreislauf zuzuführen. Wie auch schon beim Sea Otter Classic 2024 kurz gezeigt, fließen die neuen Techniken von Igus in der Kunststoffverarbeitung nicht nur in Rahmen und Fahrräder ein, sondern sollen auch in weitere Komponenten zum Einsatz kommen:

In Zukunft wollen wir auch andere, recycelbare Fahrradkomponenten wie Gepäckträger, Felgen, Speichen und Sattelstützen im Spritzgussverfahren fertigen lassen.

Helge von Fugler, Gründer und Geschäftsführer von Advanced

Auch wie getestet wird, erklärt Igus in der aktuellen Pressemitteilung. Nicht nur werden die Rahmen regulären, bekannten Testzyklen im hauseigenen Testzentrum ausgesetzt, sie werden zusätzlich auch mit Computertomographie auf Lufteinschlüsse und Co. getestet. Die Garantie von Advanced Bikes: 30 Jahre.

Mehr Infos zum RCYL Bike: Sea Otter 2024 – igus RCYL Bike

Wie gefällt euch der Ansatz von Igus?

Info und Fotos: Pressemitteilung Igus

22 Kommentare

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  1. Nur das die Materialeigenschaften nicht komplett erhalten bleiben. Was wiederum zu der nötigen Angabe führt wie hoch der Materialverschleiss ist und daraus folgernd der Anteil an zwingend benötigtem "Frischmaterial" - wenn man keine Produkte niedrigerer Materialgüte fertigen möchte. (Im Kunstoffrecycling leider sehr verbreitet - siehe TPU Rohrrecycling)
    Das ist richtig, es wird immer nur ein bestimmter Anteil an recycelten Materialien zugesetzt. Damit die ursprünglichen Eigenschaften halbwegs erhalten bleiben. Aber das ist aktuell stand der Technik, ob bei Metallen, Kunstoffen oder mineralischen Stoffen.
  2. Wie gefällt euch der Ansatz von Igus?

    Ob daraus irgendwann eine richtiges Geschäft wird?

    Vor einigen Jahren habe ich mir was von igus gekauft. Das Sortiment war damals schon vielfältig, aber auf die Industrie ausgerichtet. Mit Veloteilen (Laufräder und so) und Velorahmen suchen die nach einem neuen Geschäftsfeld. Für Kleinserien-Hersteller könnte das interessant sein, weil in Asien kaum jemand für 100 Kurbeln eine Maschine anwirft, in Köln schon eher.

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  3. Dann erklär doch mal wo das Greenwashing ist, nur so aus Interesse.
    Es war vielleicht etwas unpräzise ausgedrückt ... was ich meine, ist folgendes:

    Viele werben heute mit Labels wie "recycled" ... oft erweist sich das bei näherem Hinsehen dann als schlichtweg unwahr oder eben nur marginal. Es klingt halt gut und verkauft sich vermeintlich besser.
    Aber was steckt - abgesehen von der Frage ob es stimmt - wirklich dahinter?
    Mich erinnert das immer ein bisschen an die "Light" - Produkte ... etwas kalorienärmer vielleicht, als das Originalprodukt, aber bei näherer Betrachtung trotzdem schlecht für die Gesundheit.
    Oder halt gleich "light- Cigaretten" ... ohne Worte ...
    So auch oft bei "grünen" Industrien.
    Auch grünes Wachstum bleibt Wachstum ... auch ein Rahmen aus recyceltem Material benötigt Energie (und auch Rohstoffe) zu seiner Herstellung, verbraucht Fläche für die Fertigung, etc.
    Es ärgert mich, dass das dann als "grün" dargestellt wird und der Verbraucher sich auf "der richtigen Seite" wähnt.

    Denn wirklich nachhaltig wäre es, wenn wir Produktionszyklen verlangsamen würden und allgemein weniger konsumieren, weniger reisen, nachhaltiger leben würden.
    Setzen wir weiter auf Wachstum, auf ein ewig steigendes BIP, wird immer mehr Energie verbraucht, es werden weitere Flächen versiegelt, das Wachstum schafft weiter steigenden Lebensstandard, der wiederum Tribute von der Umwelt fordert. Das kann man drehen und wenden wie man möchte, die Welt retten wir so nicht.
    Sieht man ja ... trotz bisheriger Bemühungen, liegt unser pro Kopf - CO² Ausstoß beim Vierfachen dessen, was nötig wäre, um das 2° Klima-Ziel zu erreichen. Hoffnungslos.

    Um zum ursprünglichen Thema zurückzukommen: ernstgemeiner, integerer Umweltschutz würde im Bezug auf Fahrräder meiner Ansicht nach so aussehen, dass uns die Industrie nicht ständig zum Neukauf animiert (und sei dieser auch noch so sehr aus "Meeresplastik" und ähnlichem Unsinn hergestellt), sondern beispielsweise mein Levo mich die nächsten 20 Jahre begleitet und nicht (wie aktuell mein "altes" HT) mittels neuer App nach 4!! Jahren unbrauchbar gemacht wird.

    Auch E-Bikes allgemein tragen bei näherer Betrachtung eher wenig zum Umweltschutz bei. Relevante Strecken werden weiterhin mit dem PKW zurückgelegt, Rückzugsgebiete von Tieren werden durch Befahren gestört und eine riesige Industrie "rund ums Bike" tut ihr Übriges, um der Umwelt weiteren Schaden zuzufügen.
    Da sind recycelte Materialien leider nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

    Das alles wissen die Hersteller mindestens ebenso gut wie ich - daher halte ich das "grüne Getue" einfach nur für eine Masche - bzw. Geschäftsidee ohne wirklichen Idealismus dahinter. Jedenfalls in den meisten Fällen ...

    Es ist eine Modeerscheinung (wie FFF) ... ein "auf der richtigen Seite stehen wollen" ... mich spricht das nicht an.
    Ich für meinen Teil werde versuchen, mein Zeugs möglichst lange zu nutzen ... das halte ich schon lange so und merke, dass mich mein bescheidener werdender Konsum kein bisschen unglücklicher macht.

    Ich hoffe, ich konnte dein Interesse befriedigen und mir ist es komplett wurscht, wie und aus was ein Fahrradrahmen hergestellt wird ...
    smilie
  4. Neo
    Dabei seit 12/2015
    Ich hoffe, ich konnte dein Interesse befriedigen
    Vollkommen.
  5. ... Denn wirklich nachhaltig wäre es, wenn wir Produktionszyklen verlangsamen würden und allgemein weniger konsumieren, weniger reisen, nachhaltiger leben würden.
    Setzen wir weiter auf Wachstum, auf ein ewig steigendes BIP, wird immer mehr Energie verbraucht, es werden weitere Flächen versiegelt, das Wachstum schafft weiter steigenden Lebensstandard, der wiederum Tribute von der Umwelt fordert. Das kann man drehen und wenden wie man möchte, die Welt retten wir so nicht.
    Sieht man ja ... trotz bisheriger Bemühungen, liegt unser pro Kopf - CO² Ausstoß beim Vierfachen dessen, was nötig wäre, um das 2° Klima-Ziel zu erreichen. Hoffnungslos.
    ...
    Auch E-Bikes allgemein tragen bei näherer Betrachtung eher wenig zum Umweltschutz bei. Relevante Strecken werden weiterhin mit dem PKW zurückgelegt, Rückzugsgebiete von Tieren werden durch Befahren gestört und eine riesige Industrie "rund ums Bike" tut ihr Übriges, um der Umwelt weiteren Schaden zuzufügen.
    Da sind recycelte Materialien leider nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
    ...
    Ich hoffe, ich konnte dein Interesse befriedigen und mir ist es komplett wurscht, wie und aus was ein Fahrradrahmen hergestellt wird ...
    smilie

    Ich stimme dir hier in so vielen Punkten zu!
    Nur als Beispiel, mein altes Stahl-RR (Dancelli aus dem Jahr 1985) fährt mit mir als Fahrer noch immer gute 30km/h im Schnitt, es wird nur immer schwieriger Verschleißteile (Kette, Kassette, usw.) zu finden. Ich werde es aber fahren, bis es auseinander fällt oder ich vererbe es den Kindern smilie
    Das gleiche mit meinem Mtb, Baujahr 2004, Fully und auch noch absolut gut fahrbar und mit 10,2kg recht leicht.

    Was mich hier am Artikel jedoch interessiert, wie denn der Vergleich mit anderen Werkstoffen aussieht?
    3,3kg ohne nix klingt nicht nach leicht (mein Fully Alu Rahmen mit Dämpfer wiegt 2,8kg)
    Ist den der Kunstoff besser zu recyceln als Alu oder Stahl (siehe Urwahn bikes)?

    Und wer keine Schweißnähte mag, Alu sowie Stahlrahmen gibt es auch aus dem 3D Drucker

    Es tut mir Leid, aber ich sehe nur "neues Produkt, mit viel Entwicklungsleistung, d.h. teuer" mit dem Stempel "recycelbar" fürs Gewissen (oder besser gesagt, etwas Motivation um das teure Zeug doch zu kaufen)
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