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Craft Bike Days 2019 – Interview mit Christoph Walter / Quantor
„Wir stehen für Leicht, nicht für Leichtsinn.“

Im Rahmen der Craft Bike Days 2019 haben wir die Chance genutzt, uns auch mit noch eher kleineren und unbekannteren Firmen auszutauschen. Hier steht euch Christoph Walter von der Firma Quantor Rede und Antwort und nennt viele spannenden Aspekte aus dem Alltag einer kleinen Bikeschmiede. 

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Craft Bike Days 2019

MTB-News und DT Swiss haben eingeladen und einige der spannendsten deutschsprachigen Mountainbike- und Rennrad-Firmen sind dem Aufruf gefolgt: In diesem Jahr fanden im nordrhein-westfälischen Münsterland zum ersten, aber sicherlich nicht zum letzten Mal die Craft Bike Days statt. Im Fokus standen dabei Kleinhersteller, die trotz ihrer geringen Größe und dank ihrer Innovationskraft immer wieder auf sich aufmerksam machen und viel Ansehen in der Mountainbike-Branche genießen.

# DT Swiss und MTB-News haben Anfang November erstmals zu den Craft Bike Days 2019 eingeladen - diesem Aufruf sind einige der spannendsten deutschsprachigen Kleinhersteller aus dem Mountainbike- und Rennrad-Segment gefolgt.
# Der Schauplatz für die ersten Craft Bike Days war das Kabelwerk B64 im Münsterland.
# Die imposante Halle war der perfekte Ort, um in entspannter Atmosphäre über Bikes jeglicher Art zu fachsimpeln.

Ausführliche Infos zu den Craft Bike Days 2019 gibt’s auf MTB-News.de: Craft Bike Days 2019

Interview mit Christoph Walter von Quantor

„Tests gehen oft

am Kunden vorbei.“ Christoph Walter

eMTB-News.de: Hi Christoph, stell dich doch bitte mal kurz vor!

Christoph Walter: Ich bin der Christoph Walter von der Firma Quantor und wir stellen seit 2012 eigene Räder her. Wir haben uns spezialisiert auf MTB, danach auf Trekking, Tourenräder und seit über fünf Jahren auch auf E-Bikes. Wir sitzen in Denkendorf bei Stuttgart, dort haben wir ein Ladengeschäft sowie unsere Produktion und das Lager. Wir vertreiben unsere Räder nur direkt, stationär oder online.

# Wir haben Christoph Walter von Quantor bei den Craft Bike Days 2019 getroffen - im Interview erzählt er uns Interessantes über seine E-Bikes.

Wie kamst du darauf, eine Fahrradmarke zu starten?

Ich war schon immer nach Fahrrädern verrückt, schon als Kind. Ich selbst bin auch Dirt und DH gefahren, so kam ich auch während meiner Ausbildung dazu, eigene Rahmen herzustellen. Mit einem Kumpel zusammen habe ich gedreht und geschweißt. Das hatte ich ja in meiner Ausbildung zum Industriemechaniker gelernt. Leider haben wir relativ schnell festgestellt, dass das für uns nicht das Wahre wird und sich so noch kein Geld verdienen lässt. Damals haben wir aus Geldnot einen Radladen übernommen und angefangen, die Teile zu verkaufen. Das habe ich dann neben der Berufsschule gemacht, als ich 21 Jahre alt war. Während des Studiums in Heidelberg habe ich den Bruder von einem Freund getroffen, der selber aktiv MTB-Rennen gefahren ist und wir haben festgestellt, dass es die Bikes, die wir selbst gerne hätten, nicht gibt. Aus diesem Grundgedanken heraus ist dann Quantor entstanden.

Wo kommt der Name Quantor her?

Da haben wir lange überlegt, ein passender Name ist ja immer schwer zu finden. Besonders da viele Namen geschützt sind wegen Autos, die sich im selben Gelände bewegen wie Fahrräder. Wir hatten zuerst etwas Ähnliches, das war aber schon geschützt. Der Name Quantor selbst kommt aus der Mathematik. Wir wollten etwas international Taugliches nehmen und etwas, das man auch noch nicht kennt. So ist in unserem Radnahmen nichts drin, was mit Fahrrad oder Velo zu tun hat. Bei den Modellnamen sind wir allerdings bei deutschen Namen geblieben – Triebwerk, Dampfhammer…

# „Der Name Quantor kommt aus der Mathematik.“ - erklärt uns Christoph

Wie ging es dann los bzw. weiter?

Unser erstes Modell war ein Carbon-Hardtail mit Kettenschaltung. Relativ schnell haben wir dann mit Pinion-Rädern angefangen, die ja bei uns im gleichen Gewerbepark sind. Über Nicolai wurde unser erster Alu-Rahmen gebaut – so kam es dann auch, dass wir verschiedene Bikes mit Pinion-Getriebe angeboten haben. Aufgrund der Nachfrage kamen dann auch Modelle mit dem Go Swiss E-Bike-Antrieb. Seit zwei Jahren haben wir ein Carbon-Hardtail mit Shimano-Mittelmotor, verschiedene Pinions-Fullies und Racefullies aus Carbon. Diese werden von zwei Rahmenkonstrukteuren entwickelt, die für uns arbeiten (Stefan Stark und Max Sistenich, Anm. der Redaktion.)

Was ist das Besondere am Triebwerk hier?

Erst einmal ist es ein klassisches Hardtail – 120 mm Federweg, 29-Zoll-Laufräder, es wiegt je nach Ausstattung 14,5 – 18 kg. So wie es hier steht: etwa 16,7 Kilo. Dieses Gewicht aber ohne irgendwelche Schandtaten! Sprich keine superleichten Reifen oder ähnliches. Durch dieses geringe Gewicht fährt sich das Triebwerk wie ein ganz normales Fahrrad – es wiegt ja ungefähr gleich viel wie ein aktuelles Enduro-Fully. Das ist fahrtechnisch natürlich schon ein gewisser Unterschied. Und trotz des geringen Gewichts bestätigen alle Rahmenprüfungen die Stabilität.

Das Gewicht ist auch einer der Gründe, warum der Akku außen liegt. Als wir angefangen haben, wollten wir den eckigen Shimano-Akku integrieren – der war aber viel zu groß und folglich zu schwer. Wir haben dann versucht, diesen optisch zu integrieren und Gewicht zu sparen. Ein Unterrohr-Akku wiegt bei einem Carbonrad etwa 600 Gramm mehr und fast 1,5 kg bei einem Alumodell. Also ist Gewicht sparen der Grund für den außenliegenden Akku.

# Quantor Triebwerk – E-Hardtail mit schickem Carbon-Rahmen - ausgestattet mit Shimano Steps E8000-Motor, 120-mm-Federgabel an der Front und 16,7 kg leicht.
# An der Front sorgt eine leichte Federgabel von DT Swiss für Komfort.
# Gebremst wird das Quantor Triebwerk mit Shimano XT-Bremsen.
# Anbauteile wie Lenker, Vorbau und Sattelstütze stammen von Ritchey.
# Leichte Silikongriffe runden das Bild ab.
# Der Shimano-Akku besitzt 504 Wh Kapazität und wurde auf dem Unterrohr montiert.
# Neben dem Motor und der Bremsanlage kommt auch die Schaltung von Shimano.
# 120 mm Federweg generiert die leichte Federgabel von DT Swiss.
# Wer ein richtig leichtes E-Hardtail sucht, der sollte sich das Quantor Triebwerk einmal genauer anschauen.

Was ist die Zielgruppe von einem E-Hardtail?

Eine breite – wir verkaufen mittlerweile unser Hardtail am besten. Und das, obwohl wir zuerst unser Fully auf den Markt gebracht haben.

Gründe dafür sind sicherlich die geringeren Preise – das Hardtail fängt ab 4000 € an, das Fully ab 5500 €. Und viele Kunden fahren einfach zur Arbeit oder entspannte Wege, wo ein Hardtail einfach die klügere Wahl ist. Außerdem haben wir jetzt auch die Größe XS, sodass auch die kleineren Leute mit sehr kurzen Beinen fündig werden können, die für ein S zu klein sind. Die Randgrößen laufen sehr gut bei uns, da es die fast nirgendwo sonst gibt. Klassisch gibt es eben Größen nur bis XL. Leute die größer als 1,90 m sind, tun sich dann schon schnell schwer.

Erzähl doch mal noch etwas zu diesem Modell.

Das Ding ist komplett aus Carbon, selbst das Schaltauge. Nur ein paar Schrauben nicht. Hinten dran sind Schrauben für Schutzbleche. Wir haben ja auch eine Urban-Variante mit Schutzblechen und Gepäckträger, auf diese gehen 8 Kilo Gepäck drauf. Z. B. Schwimmsachen. Als Urban-Version mit Licht, Gepäckträger und Schutzblech hat das Rad 15,5 Kilo – für ein solches Rad ein sehr akzeptables Gewicht!

Welche Ausstattung verbaut ihr?

Wir verbauen eine 120-mm-Carbon-Gabel von DT-Swiss. Eine sehr leichte Gabel. Damit ist das Rad bis 95 Kilo freigegeben. Mit anderen Komponenten sogar bis 105 kg. Wir brauchen aufgrund unseres sehr geringen Gesamtgewichts keine schweren E-Bike-Komponenten und können so Gewicht sparen. Für schwerere Fahrer bieten wir aber auch noch stärkere Komponenten an, etwa eine Fox 34. Bei Bremsen und Schaltung verwenden wir komplett die Shimano XT 1×12-fach-Gruppe. Durch das 10er Ritzel kannst du damit ohne Probleme 40 km/h und mehr fahren. Und trotzdem reicht der kleinste Gang für die Berge. Laufräder verwenden wir die DT Swiss XR 1501. Ein Flaschenhalter ist auch dran.

Welche Räder fährst du selbst?

Ich fahre das Brennstoff-Carbonfully mit 120 mm und auch ein Triebwerk, gerade mit Kinderanhänger. Übrigens mit 160-mm-Bremsscheibe und 40-Kilo-Anhänger. Und da habe ich noch nie was kaputtgemacht. Ich persönlich fahre es in einer ganz ähnlichen Ausstattung wie hier. So komme ich auf 14,5 Kilo, also das perfekte Kinderanhänger-Rad.

Ihr habt noch nicht so viel Konkurrenz im Leicht-E-MTB-Bau oder?

„Wir stehen für Leicht,

nicht für Leichtsinn.“ Christoph Walter

Ja genau. Das war eine bewusst gewählte Sparte. Allerdings gilt bei uns leicht und nicht Leichtsinn. Das Radgewicht ist einfach sehr entscheidend bei einem Sportrad. Das Segment ist natürlich bisher noch sehr schwach besetzt. Durch Bosch war das sowieso erst einmal gar nicht möglich, erst als der leichte Shimano-Motor kam, konnte man loslegen. Wir haben bewusst den Shimano-Motor gewählt und nicht etwa den Fazua. Denn wir wollten ein richtiges E-Bike haben. Unsere Fullies gehen bei 17,2 kg los. Damit kann man dann aber schon richtig Spaß haben. Mit dem Fazua ist die Power berghoch natürlich einfach sehr überschaubar.

Diashow: Craft Bike Days 2019: „Tests gehen oft am Kunden vorbei“ – Christoph Walter von Quantor im Interview
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Gibt es irgendwas in der Komponentenentwicklung, was du dir wünschst?

Die Integration von Leitungen in Rahmen und Lenker – das ist sicherlich ein Thema. Bei Shimano ist es super, dass e-system und Schaltung vom selben Hersteller kommen. Bei den 11-fach-Gruppen verkaufen wir gerade eigentlich nur noch elektrische Shimano-Parts. Nächstes Jahr kommt aber überall 12-fach, da das einfach besser geht – das hätten wir selber nicht gedacht, aber die Bandbreite und die Schaltungsqualität ist super.

Integration ist also sicherlich das große Thema und wird weiter an Gewicht zulegen. Gerade bei den Schaltungskomponenten. Wundert mich, dass Shimano das bei Trekkingrädern noch nicht macht, mit einer E-Schaltung.

Wenn die Räder entwickelt sind, wie läuft euer Test-Procedere ab?

Alle unsere Räder werden geprüft. Je nachdem, wo sie gebaut sind, werden sie dann in Asien oder Deutschland geprüft. Bei Carbon wird zudem hier noch einmal geprüft. Bisher haben immer alle unsere Modelle bestanden. Generell ist das ein wichtiges Thema für uns, dass unsere Rahmen sehr robust sind und halten. Wir könnten uns das als kleine Firma gar nicht leisten, große Ausfälle zu haben. Wir sind ja nur fünf Leute, auch wenn wir mehr werden.

Wo möchtest du mit deiner Marke in 10 Jahren hin?

Also verkaufen möchte ich nicht, dafür macht es mir zu viel Spaß. Größer werden wollen wir, gerne aber auch im hochwertigen Segment bleiben. Wir haben zwar jetzt auch ein Einsteigerrad gebaut, das regional verkauft werden soll, quasi an Laufkundschaft in unserem Laden. An die Leute, die jetzt nicht gleich für 5.000 Euro ein Rad kaufen wollen. Damit haben wir jetzt also noch eine gute Alternative. Wir werden noch mehr tun im E-Segment, allerdings wollen wir auch die normalen Räder nicht vernachlässigen. Wir wollen keine reine E-Bike-Marke sein.

Jetzt würde ich doch gerne einmal wissen, wie sich euer Rad fährt. Sollten wir mal testen!

Na unbedingt. Wir hatten das mal im Test bei der bike, das fährt sich schon gut, muss man sagen. Das Hardtail auf jeden Fall. Bei den Fullies kam das bisher nicht so an. Die Tester suchen nur geile Trailbikes, mit Fox 36 … das ist aber nicht so unser Anspruch. Unsere Fullys liegen zwischen 5.500 – 12.000 €, da wird nicht das getestet, was unsere Kunden eigentlich wollen.

Sprich: Eure Räder werden eher auf Forstwegen bewegt?

Es gibt schon auch bei uns die Freaks, die über die Wurzeltrails schießen, aber das ist natürlich nur eine Minderheit. Viele Räder fahren mit einem Haufen an Federweg rum und werden nicht so bewegt. Es ist ja nett, die Räder auf Downhill auszulegen, aber das ist oft am Kunden vorbei.

Können eure Räder konfiguriert werden oder kommen sie fertig?

Bei uns gibt es sechs

Rahmengrößen,

von XS bis XXL!

Generell sind manche vorkonfiguriert, jedes Rad wird aber auf individuelle Bestellung gebaut. Für E-Bikes gibt es dabei natürlich gewisse rechtliche Vorgaben. Es gibt sechs Rahmengrößen, von XS-XXL. Das brauchst du schon, um der großen Spannweite gerecht zu werden. Besonders kleine Männer tun sich aufgrund der kurzen Beine sehr schwer, etwas Passendes zu finden. Farblich ist alles möglich. Alu-Modelle werden pulverbeschichtet. Carbon kann auch lackiert werden, als Standard kommt es in schwarz und weiß. Theoretisch geht auch neongelb mit grünen Punkten … Gibt farblich bei uns nichts, was es nicht gibt!

Farben sind eh ziemlich wichtig bei uns, die kommen gut an. Individuelle Wünsche kosten 300 € Aufpreis. Das machen wir nicht, um etwas zu verdienen, aber um ein ansprechendes Angebot für unsere Kunden zu haben. Früher haben wir viel schwarz verkauft, jetzt wünschen sich die Kunden viele Farben. Das ist das Schöne: Jeder kann es so haben, wie er mag.

Danke dir für das Gespräch!

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