Pimp My E-Bike: Heute stellen wir euch das aktuelle Weltmeister-E-Bike vor. Mit diesem Lapierre Overvolt GLP II gewann Jérôme Gilloux nicht nur die UCI Weltmeisterschaften, sondern auch den World Cup 2022. Wir haben es hiermit also mit dem schnellsten E-Bike der Welt zu tun. Wir haben uns das Lapierre Overvolt GLP II von Jérôme Gilloux einmal genauer angeschaut.
In unserer Artikelserie Pimp my E-Bike stellen wir euch immer wieder richtig heiße E-Mountainbikes vor. Umgebaut und bis auf ein Maximum individualisiert. Wer Bock auf coole E-MTBs und tunen – hiermit meinen wir nicht das illegale Motor-Tuning – und umbauen hat, findet bei Pimp my E-Bike Anregungen und echte Schätzchen.
Lapierre Overvolt GLP II – kurz & knapp
Einsatzbereich | All-Mountain, Enduro |
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Federweg | 160-170 mm/160 mm |
Laufradgröße | Mullet 29″-27,5″ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Motor | Bosch |
Akkukapazität | 500 Wh |
Rahmengrößen | S, M, L, XL |
Website | www.lapierrebikes.com |
Schon im Sommer 2022 zeigten wir euch die schnellsten E-Bikes der WM. Jetzt setzen wir noch einen drauf und möchten euch das Siegerbike der UCI E-Bike WM 2022 vorstellen. Mit diesem Lapierre Overvolt GLP II holte sich Jérôme Gilloux in Les Gets / Frankreich die Goldmedaille. Was daran speziell ist und welche versteckten Detailverbesserungen Jérôme an seinem Racebike vorgenommen hat, haben wir uns genauer angeschaut. Ernüchterndes Ergebnis: So richtig viel wurde im Vergleich zum Serienrad gar nicht verändert.
Schon als das Lapierre Overvolt GLP II im Sommer 2019 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, waren wir Feuer und Flamme. Ein derart kompromisslos auf Bestzeiten getrimmtes E-Mountainbike gab es bis dato noch nicht, denn während seinerzeit alle Hersteller das Balancing ihrer E-Bikes mit immer größeren Akkus ad absurdum führten, setzte der französische Hersteller auf einen kleinen 500-Wh-Akku. Dieser kleine Akku wurde mittig im Rad, direkt über dem Motor platziert, und sorgte damit für einen optimalen Schwerpunkt und eine extrem leichte Front. Legende Nicolas Vouilloz – begnadeter Racer, 10-facher DH-Weltmeister – ist im Produkt-Management bei Lapierre und war damals maßgeblich in die Entwicklung dieses Ausnahmebikes involviert. Auch im Test konnte das Lapierre Overvolt GLP II Team (Test gibt’s hier) als konsequentes Super-Enduro ohne Kompromisse auf dem Trail punkten.
Du willst noch mehr gepimpte E-Mountainbikes? Dann findest du sie in unserer Rubrik „Pimp my E-Bike“.
Der Preis des Serienrades liegt bei 8.699 € (UVP) | Bikemarkt: Lapierre Overvolt GLP II kaufen
Lapierre Overvolt GLP II – pimped by Jérôme Gilloux
Jérôme Gilloux ist amtierender E-Bike-Weltmeister und fährt verdammt schnell. Der sympathische Franzose hat sich schon sehr früh auf E-Racing mit dem E-MTB spezialisiert und wurde bereits 2019 bei der ersten offiziellen Weltmeisterschaft der UCI, damals noch auf Moustache unterwegs, hinter Alan Hatherly aus Südafrika Zweiter. Dass Jérôme ein absolutes Ausnahmetalent ist, stellte er auch in den darauffolgenden Weltmeisterschaften unter Beweis. 2020 holte er sich wiederholt den Vizeweltmeistertitel, 2021 und 2022 sicherte er sich eindrucksvoll den Sieg und wurde Weltmeister!
- Name Jérôme Gilloux
- Alter 28
- Team Lapierre Overvolt
- Fahrstil sehr technisch und physisch am Limit
- Sportliche Erfolge 2 x französischer Meister E-Bike XC, 2 x Weltmeister E-Bike XC, 2 x Vizeweltmeister E-Bike XC, 2 x Gesamtsieger des Weltcups E-Bike XC, 4 x Gewinner der Transvesubienne E-Bike, 2 x Gewinner der Tour du Mont Blanc und 2 x Gewinner der E-Bike World Tour.
Auf unsere Frage, wie er mit dem kleinen 500-Wh-Akku während der Rennen haushaltet, antwortet uns Jérôme:
„Der 500-Wh-Akku stört mich nicht bei XC-Rennen, das sind Rennen, die maximal 1 Stunde dauern.
Bei längeren Rennen wird es knifflig. Hier ist es notwendig, die Strecke gut zu analysieren und mit dem Akku zu haushalten. Ich bin es gewohnt, mit diesem E-Bike und diesem kleinen 500er-Akku zu fahren, ich kenne den Verbrauch gut, also versuche ich, mich so gut wie möglich anzupassen.“
Er verrät uns auch, dass er im Training fast ausschließlich mit dem E-Bike unterwegs ist. Also auch längere Einheiten spult er mit E-Unterstützung und nicht mit einem normalen Rennrad oder Mountainbike ab. Mit welchem E-Bike er 2023 an den Start geht, wollte uns Jérôme leider noch nicht verraten. Er ließ nur so viel durchblicken, dass er mit einem E-MTB an den Start geht, welches gut zu ihm passen wird …
Was wurde umgebaut?
Zugegeben, an einem Weltmeister-Bike haben wir uns mehr auffällige Umbauten und vielleicht auch mehr Bling-Bling als beim Serienbike erhofft.
Vielleicht denkt sich Jérôme aber auch ganz pragmatisch: Wieso etwas verändern, wenn es doch schon super ist?
Das Lapierre Overvolt GLP II von Jérôme ist ein reinrassiges Performance-E-MTB, das auf farbenfrohes und auffälliges Bling-Bling komplett verzichtet. Fast könnte die Frage aufkommen: Was wurde an diesem E-Bike überhaupt umgebaut? Auf den ersten Blick wenig, im Detail dann aber doch einiges. So wurde im Vergleich zum Serienmodell unter anderem die RockShox ZEB gegen eine Lyrik mit 160 mm Federweg umgebaut und die Schaltung gegen XO1 mit AXS-Technologie getauscht. Was bei genauer Betrachtung auffällt, ist der Umbau von Mullet (gemixten Laufradgrößen) zu komplett 29″, denn Jérôme fährt beide Laufräder in 29″ und nutzt hierbei sehr leichte Mavic Crossmax SL Ultimate-Laufräder, die schlanke 1340 Gramm wiegen, mit Carbonfelgen und geplotteten Aufklebern. Um die großen Laufräder kommt man im motorlosen XC nicht herum, wieso also nicht auch im World Cup und bei der WM für E-Bikes nutzen? Für den Umbau vonnöten ist ein modifiziertes Schaltauge nebst angepasstem Ausfallende.
Bei den Reifen kommen Modelle vom Sponsor Michelin zum Einsatz. Für trockene Böden werden niedrigprofilierte XC-Reifen montiert. Am Vorderrad kommt ein Michelin Wild XC (Dimension: 2.35) zum Einsatz, während am Hinterrad ein Michelin Force AM2 in 2.4 für Traktion und Grip sorgt. Die Reifen können sich natürlich, je nach Untergrund, Wetter und Zustand der Strecke auch mal ändern. So kommen bei widrigen Bedingungen mit viel Nässe und Matsch Michelin Wild MUD vorne und hinten zum Einsatz.
Weitere Umbauten sind unter anderem das Cockpit, denn hier nutzt Jérôme einen 110 Gramm leichten Carbonlenker von Lyti, an dem er, wie es gefühlt alle im Cross-Country World Cup machen, ESI Grips-Silikongriffe verbaut hat. Dazu eine SRAM XO1-Schaltung mit AXS-Technologie und SRAM G2 Ultimate-Bremsen. Um auch hier das Gewicht niedrig zu halten und wahrscheinlich auch, weil Jérôme eh nur sehr selten bremst, kommen an beiden Laufrädern 180-mm-Bremsscheiben zum Einsatz. Dazu setzt er beim Fahrwerk auf Produkte von RockShox und nutzt eine Lyrik-Federgabel und einen RockShox Deluxe-Dämpfer, beides natürlich in der Ultimate-Ausführung und jeweils das neueste Modell (hier geht es zu den 2023er-Highlights von RockShox).
Spannend sind die Reifen, die an diesem Racebike montiert sind. Während der am Hinterrad verbaute Michelin Force AM noch einiges an Profil besitzt und einiges an Traktion verspricht, kommt vorne ein dünnwandiger und niedrigprofilierter Michelin Wild XC-Reifen zum Einsatz. Ein Reifen, den wir persönlich maximal auf ein motorloses Mountainbike-Hardtail montieren würden, nicht aber auf ein E-Bike. Aber letztlich muss Jérôme ja damit zurechtkommen und der Erfolg gibt ihm letztlich recht.
Schaut man unter den Motor, entdeckt man ein weiteres spannendes Detail. Eins, was von einigen Bosch-Techniker*innen sicherlich nicht gern gesehen wird, aber durchaus Sinn ergibt, denn um ein Maximum an Frischluft und Kühlung zu gewährleisten, verzichtet man hier auf die Skidplate unter dem Motor und die Abdeckung der Kabelage. Sieht nicht sehr sexy aus, aber wenn man damit Goldmedaillen einfahren kann, bauen wir das demnächst auch weg. Apropos Wegbauen: Auch die Abdeckung am Akkuschloss wurde demontiert. Ob dies gewollt ist oder selbige einfach nur im Eifer des Gefechts mal verloren ging – wir wissen es nicht. Sieht aber irgendwie cool und prototypig aus. Ebenso wie der Schlüssel, den Jérôme am Griff modifiziert und abgefeilt hat und der immer im Akkuschloss bleibt. Schließlich muss der Akku, wenn gewechselt wird, in Windeseile getauscht werden.
Was fällt sonst noch auf, wenn man über das Lapierre Overvolt GLP II von Jérôme Gilloux schaut? Weiße Farbpunkte, die an jeder Schraube zu finden sind. Was hiermit überprüft wird? Ganz einfach: Durch diese Markierungen sieht man sehr schnell, wenn sich eine Schraube gelockert hat und nachgezogen werden muss. Dies erleichtert den Mechaniker*innen schlichtweg die Arbeit und gibt der Racerin oder dem Racer ein besseres Gefühl.
- Gabel RockShox Lyrik Ultimate 160 mm
- Dämpfer RockShox Deluxe Ultimate
- Motor Bosch Performance CX Gen4
- Akku Bosch PowerTube 500 Wh
- Schaltung SRAM XO1 AXS
- Bremsen SRAM G2 Ultimate mit 180er-Bremsscheiben
- Laufräder Mavic Crossmax SL Ultimate
- Sattel Prologo Proxim
- Reifen Michelin Wild XC 29″ x 2.35 / Michelin Force AM2 29″ x 2.4
- Besondere Umbauten 29-Zoll-Hinterrad mit gefrästem Schaltauge und geändertem Ausfallende, Skidplate und Motorcover wurden entfernt, extrem leichter Laufradsatz und Lenker aus Carbon
- Gewicht 18,9 kg
Fotostory zum gepimpten Siegerbike der UCI E-Bike WM
Meinung @eMTB-News.de
Wow! Wie pragmatisch der Umbau an einem Weltmeisterbike doch sein kann. Mit dem Lapierre Overvolt GLP II fährt der amtierende UCI E-Bike-Weltmeister Jérôme Gilloux ein erstaunlich unaufgeregt umgebautes Performance-E-MTB. Wahrscheinlich galt das Credo: Warum etwas Gutes umbauen?
Auffällig ist eigentlich nur der Umbau von Mullet-Laufrädern auf komplett 29″. Der Rest fällt, wenn überhaupt, erst auf den zweiten Blick auf. Schön zu sehen, dass es hier nicht um Bling-Bling, sondern um eine Maximierung von Performance und Funktion ging.
Wie gefällt euch das Lapierre Overvolt GLP II vom amtierenden E-Bike-Weltmeister Jérôme Gilloux?
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