Kenda Enduro One in Aschau: Am vergangenen Wochenende ging es für uns ein letztes Mal in dieser Saison in den Wettkampfmodus. Die Kenda Enduro One lud zum Saisonfinale ins malerische und voralpine Aschau im Chiemgau ein. Auf fast 400 Fahrer warteten knackige Trails und einiges an Neuland.
Kenda Enduro One in Aschau
Im oberbayerischen Aschau war die Kenda Enduro One zum zweiten Mal zu Gast. Schon Wochen vor dem Event haben diverse News zu einigen Diskussionen im Fahrerfeld geführt. Die angekündigten neuen Stages gerieten dabei schon fast in den Hintergrund. Zum ersten Mal erhob der Veranstalter eine Gebühr für die Campingfläche an der Eventarea. Nach dem Event nun können wir aber voller Überzeugung sagen: Wir bezahlen gerne 10 € pro Fahrzeug, wenn wir so viele warme und funktionierende Duschen, so viele saubere WCs und Strom im Fahrerlager haben. Wenn die Helfer am Parkplatz, Samstag Abend alle Camper ansprechen und fragen, ob alles in Ordnung ist und ob wir uns noch etwas wünschen und dies sofort auf dem LapTop notieren, ist das ein Service und ein Miteinander, das wir sehr lobend erwähnen möchten!
Das Team rund um Georg Blenk und Mario Mittermayer-Weinhandl haben aus der Premierenveranstaltung 2017 gelernt und so bei der einen oder anderen Stelle sehr sinnvolle und gute Änderungen vorgenommen. Gimmicks, wie das Film Festival am Freitag, die große Verlosung am Samstagabend und der aufgebaute Pumptrack sorgten für große Freude abseits des Rennens bei den großen und kleinen Racern, sowie bei dem mitgereisten Anhang. Das gesamte Wochenende versprühten Veranstalter und Helfer eine Freude und waren so nahbar, dass die bei allen im Fahrerlager eine super Atmosphäre entstand. Eine wahre Wohltat! Georg Blenk und Mario Mittermayer-Weinhandl haben jederzeit aktiv den Kontakt zu uns Fahrern gesucht und Verbesserungswünsche mit Freude entgegengenommen. Das finden wir super und würden es uns von allen Veranstaltern der Serie wünschen.
Häufiger Regen in der Woche zuvor und auch am Samstagmorgen haben den Stages eine zusätzliche Würze gegeben und so hat das Orga-Team kurzer Hand die zu trainierenden Stages den Witterungsbedingungen angepasst. In Ausnahme zu den meisten anderen Events der Serie durfte man den Prolog nur im Trackwalk besichtigen und nicht trainieren.
Auf der Homepage der Kenda Enduro One findet ihr weitere Informationen.
Samstag – Training und Prolog
„Das ist mir fahrtechnisch zu schwierig. So viele rutschige Steine!“
Zum Training waren die Stages 1, 3 und 4 freigegeben. Die Stages 5 und 7 konnten besichtigt werden. Die Premiere in der Enduro One fanden wir auf Stage 1 – ein Urban-Downhill mit nassen und kurvigen Treppen, die teils unangenehme Absätze hatten. „Wow – ich komm auf diese Treppen nicht klar”, hörte man nach dem Training im Fahrerlager häufiger. Gut, dass diese Stage zum Training freigegeben war. Auch die Stages 3 und 4, bekannt vom Vorjahr, warteten mit einem ordentlichen Highspeedmix aus Wurzel- und Steinfeldern auf die Racer. Die rutschigen Steine waren fahrtechnisch sehr anspruchsvoll. Sehr cool: Schon heute kamen wir am Verpflegungspunkt vorbei und es gab Getränke.
Spezialstage für E-Bikes
Nach dem Training gingen alle Elektro-Piloten zur Sonderprüfung an den Start. Auf einem breiten und feuchten Schotterweg bergauf beginnend, wurde dieser immer steiler und der Schotter mutierte zu kleinem, nassem Geröll. Am höchsten Punkt folgte ein stetiges Auf und Ab auf einfachen und losen Trails. Doch Achtung! Fühlte man sich zu sicher und fuhr nicht vorausschauend genug, stand man plötzlich vor einer Spitzkehre, nach der es ordentlich bergauf ging. Wer hier weitsichtig schaltete und die richtige Linie wählte, konnte eine gute Zeit erzielen.
„Eine echt schöne Stage. Einzig mehr technischere Trails bergab würde ich mir hier wünschen“, sagt Darius, Serienstarter auf dem E-Bike.
Prolog:
Mittlerweile war es trocken und die Sonne schien, doch: Der Prolog hatte es in sich! Ein frisch erstellter Trail mit losem, weichen Waldboden, gespickt mit quer laufenden Wurzeln und Steinen, die mit jedem Fahrer weiter aus dem Boden ragten. Wer sich diese Stage nicht vorher angeguckt hatte, dachte sich spätestens nach 10 Sekunden: Verdammt, hätte ich es mal lieber gemacht! Super steile Passagen auf feuchtem Waldboden, die offcamber den Hang entlang führten und nur durch enge verwurzelte Kurven unterbrochen wurden, endeten auf einer Almwiese, die mit mehreren hängenden Kurven ins Ziel führte. Die vielen verschiedenen Linien im Wald und die schwierigen Bodenverhältnisse machten den Prolog zu einem wahren HotSpot für Zuschauer und Athleten – Wild Childs, Teilnehmer und Mitgereiste, sie alle versammelten sich auf der Alm und im Wald und machten richtige Bombenstimmung! Wenn der Prolog dann noch in der Eventarea enden würde, blieben keine Wünsche mehr offen.
Sonntag – 7 knackige Stages
Stage 1
Es ist 9:30 Uhr, unsere Motoren summen. Alles ist bereit für das letzte Rennen der Saison 2018. Von der Eventarea geht’s nur kurz hinauf zum Schloss Hohenaschau. Dort beginnt Stage 1. Vom Training noch bekannt, beginnt sie ohne Anlauf direkt mit einer Treppe, ehe 2 Treppen kommen, die je 4 Treppeneinheiten zu je 2 Stufen beinhalten, mit je einer halben Radlänge Abstand dazwischen. Jeder stellte sich die gleichen Fragen: Wie fahre ich diese beiden Treppen, einfach überspringen und im Flat landen, langsam und kontrolliert drüber oder hab ich mir vielleicht eine anderen Line ausgeguckt? Und dann gab’s ja noch die Treppenkurven. Wie viel Griff haben die trockenen Treppen im Vergleich zum nassen Zustand beim Training oder mit wie viel Risiko kann ich fahren?
Stage 2
Zur 2. Stage ging es den langen und steilen Weg Richtung Kampenwand hinauf. Zur Mitte erreichten wir zum ersten Mal den Verpflegungspunkt. Nach emtb-news Motto „Lächeln statt Hächeln“ sagt Seriensieger Johannes Hägele „Den Weg hier hoch stell ich mir ohne Motor unerträglich vor.“ Stage 2 war neu und wir mussten sie auf Sicht fahren. Ein ca. 2 Meter breiter Wanderweg ging zunächst dem Tal entgegen, wurde aber schnell sehr ruppig, einem ausgetrocknetem Flussbett ähnelnd. Ein fast durchgehendes Steinfeld wurde nur durch ein kurzes Stück Schotterweg mit Slalom unterbrochen, ging bis zum Ziel weiter und wurde immer gröber und verblockter. Zwischen teils 60 Zentimeter hohen Steinformationen und Stufen mussten wir uns die richtige Linie aussuchen. Erschwerend kam hinzu, dass ein Gebirgsbach für ca. 300 Meter den Trail kreuzte und die Steine unter uns Spiegelglatt machte. Für eine auf Sicht zu fahrende Stage ordentlich technisch.
Johannes Hägele: „Ohne Motor ein wirklich unerträglicher Anstieg zur Stage 2!“
Stage 3
Auf der Verbindungsetappe zur 3 kamen wir wieder an der Verpflegungsstation vorbei. 3 freundliche und sehr sympathische Mädels empfingen uns mit Iso, Obst und Hipp Powerpacks. Bekannt aus dem Training war sie am Sonntag besser zu fahren, waren Steine und Boden trockener als zum Training. Stage 3 und 4 aus dem Vorjahr waren nun zusammengelegt worden. An taktisch cleveren Ecken wurde der Weg verengt und Schikanen eingebaut, sodass man mit einem kontrollierten und sicheren Tempo in grobe Steinfelder einbog. Der Charakter der Stage ist jedoch geblieben. Sie ist rau, mit kleinen Sprintbereichen versehen, doch zunehmend mit größeren und verblockteren Steinfeldern. Wer hier die richtige Linie fand und die Bremse offen hielt, konnte einiges an Zeit gutmachen, vorausgesetzt das Material hat auch durchgehalten. Wie im vergangenen Jahr fanden nach dieser Stage viele Reparaturen statt. Super viele Platten, zerstörte Kettenglieder und sogar zweigeteilte Carbonfelgen waren dieses Jahr Resultat dieser Stage.
Darius Steinhoff: „Da ist mir die Carbonfelge einfach unter mir weggebrochen. Verdammt, habe ich viel Zeit dadurch verloren!“
Stage 4
Wie im letzten Jahr fing nach nur wenigen Metern Transfer Stage 4 an. Ein schöner Trail entlang des Hangs mit 2 Serpentinen als Schlüsselstellen. Dazwischen hieß es Treten, treten, treten. Einige blinde Kurven um große Felsen boten einige Risiken. Meist mit Fangzäunen abgesichert, gab es leider eine ohne, wodurch einige Fahrer haarige Situationen erlebten. Gut, dass dies nicht übel endete. Hier wünschen wir uns an jeder blinden Kurve eine Sicherung, wo es sonst metertief hinabginge.
Stage 5
Direkt nach Stage 4 begann die 5. Wir kannten sie vom Prolog. Nach fast 400 Fahrern am Samstag können wir festhalten: sie wurde nicht leichter.
Stage 6
Nach kurzem Transfer um das Schloss Hohenaschau begann die vorletzte Stage des Jahres. Wir Elektro-Trucker kannten diese noch von der E-Bike Stage. Am höchsten Punkt der E-Bike Stage ging es los. Über breite Trails fanden wir ein flowiges Auf und Ab vor. Eng vorbei an so manchem Baum, fuhren wir auf 3 Spitzkehren zu, hinter denen es ordentliche Gegenanstiege hoch ging. Vorausschauend fahren, früh schalten und die richtige Linienwahl war hier entscheidend.
Stage 7
Da war sie nun, die letzte E1-Stage für 2018. Ein geschotterter Weg schlängelte sich in Serpentinen den Schloss Hohenaschau-Hang hinab in die Eventarea. Durch Slalom und eng abgesteckte Kurven zusätzlich erschwert, endete sie nach einer Wegkreuzung im 90 Grad Knick neben dem Pumptrack. Die Fans holten alles raus, was Lärm macht – Darius feuerte mit seiner 2-teiligen Carbonfelge, andere mit Lenkern, Kuhglocken und Lufthörnern an. – Ein würdiger Abschluss für die Saison.
Hier gibt es noch ein Video zu allen Stages
Fazit @eMTB-News.de
Neben Roßbach, Wipperfürth und Wildschönau reite sich das Event in Aschau in die Riege der schönsten Enduro-Veranstaltungen in diesem Jahr ein. Schöne und knackige Alpenstages gepaart mit cleveren Gimmicks und einem perfekten Gesamtpaket lassen uns auf weitere Events an dieser Location hoffen und freuen.
Änderungen für 2018 bei E-Bike Stage und Prolog gehen in die richtige Richtung, auch wenn die Würze und der Anreiz, bei der E-Bike Stage Vollgas zu geben, dadurch etwas verloren ging. Die abgesteckten E-Bike Stages werden immer besser und entsprechen immer mehr den Anforderungen, haben teilweise aber auch noch Luft nach oben.
Themen der Tuning-Kontrollen und der getrennten Geschlechter-Wertung sind jedoch nach wie vor offen und werden vom Veranstalter stoisch ignoriert – spricht doch die Anzahl der Disqualifizierungen bei der E-Bike DM eine deutliche Sprache und machen die Kontrollen absolut notwendig, um glaubwürdigen Sport bieten zu können.
Na, verspürt ihr langsam Lust auf E-Bike-Rennen? Spielt jemand mit dem Gedanken 2019 an den Start zu gehen?
Alle Artikel über die Enduro One findest du hier:
- Rennbericht: Enduro One – 3. Rennen am Dünsberg
- Rennbericht: Enduro One #4 – Ochsenkopf im Fichtel
- Enduro One – Ulrich Hanus im Interview: Alles zur Rennserie mit E-Wertung!
- Rennbericht: Enduro One #1 – Saisonauftakt in Frammersbach
- Rennbericht: Enduro One #2 – Neuland erkunden in Aschau
- Rennbericht: Enduro One #3 – Wildes Land in Wildschönau
- Rennbericht: Enduro One #4 – Ochsenkopf, du gezähmter Berg
- Rennbericht: Enduro One #5 – Wipperfürth, flach aber gut
- Enduro One: Serien-Einschreibung für 2018 beginnt am Montag
- Enduro One 2018: Die E1-Tour steht
- Kenda Enduro One 2018: Gewinne einen Serienstartplatz!
- Kenda Enduro One in Winterberg: Ist Winterberg zu hart für ein Enduro-Rennen?
- Kenda Enduro One in Roßbach: Härter, länger, geiler – das beste E1 Rennen seit langem
- Kenda Enduro One in Wildschönau: Geht Altbewährtes noch besser?
- Kenda Enduro One in Wipperfürth: „Hömma, du fährst glei uff de Felje heem.“
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