Bereits zum dritten Mal war die Kenda Enduro One Serie zu Gast im österreichischen Wildschönau. Alpine Traumtrails warteten auf die fast 500 Teilnehmer. Das Wetter war gut und die Stimmung – wie bereits in den Jahren davor – sensationell. Hier unser Rennbericht vom Wochenende.
Kenda Enduro One in Wildschönau
Das 4.000-Seelen Dorf in den Kitzbüheler Alpen ist seit einigen Jahren fester Bestandteil und Austragungsort der Serie und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Nachdem die Stages in den letzten Jahren variierten waren wir gespannt, ob sich die Organisatoren rund um Rainer Schoner und Alex Mayr das Beste aus den vergangenen Jahren zusammenstellen und verbinden konnten. Hoffnung gab dabei die vorherige Ankündigung, Österreichs größtes MTB Enduro Rennen mit satten 1.700 Tiefenmetern realisieren zu können.
„Mit fast 500 Teilnehmern und deren Anhang haben wir einen neuen Teilnehmerrekord“, Christian Hens, Moderator der Kenda Enduro One.
In Zusammenarbeit mit dem Tiroler Hof war für die Verpflegung gesorgt. Getränke, Kuchen und saftiges Fleisch gab es reichlich bis weit nach der Siegerehrung zu einem vernünftigen Preis. Das Wetter schien die Enduro-Gemeinde zu mögen. Während der Freitag die Anreisenden mit Dauerregen und kühlen Temperaturen empfing, waren Samstag und Sonntag mit rund 20 Grad und einem guten Sonne/Wolken-Mix sehr angenehm. Pünktlich nach der Siegerehrung wurden wir mit einem leichten und warmen Sommerregen verabschiedet.
Dauerregen am Freitag machte die Reifenwahl zu einem wahren Pokerspiel: Wie weit würden Prolog und Stages bis Samstagmittag abtrocknen?
Auf der Homepage der Kenda Enduro One findet ihr weitere Informationen.
Samstag – Training und Prolog
„Da müssen die sich was Neues überlegen. Das macht keinen Spaß!“
Der Samstag begrüßte die Teilnehmer mit fröhlichen Sonnenstrahlen. Für einige begann der Samstag mit dem Rennen der Wild Childs, während andere darauf warteten mit dem Training starten zu dürfen.
Training:
Nach dem Rennen der „Kleinen“ ging es zum Training. Stage 1 (verkürzt), 5 und 6 waren zum Training freigegeben. Wir entschlossen uns zuerst Stage 5, dann Stage 1 und zum Schluss Stage 6 zu trainieren. Das war auch nötig, schließlich musste man nach den Regenfällen überprüfen, welche Reifenwahl die Richtige für Prolog und Rennen ist. Viele Fahrer hatten mächtigen Respekt vor Stage 1 und 5, gab es in den vergangenen Jahren hier doch einige, auch teilweise schwere Stürze auf ihnen. Aber das Team rund um Streckenbauer Alex Mayr hat gute Arbeit geleistet und die Trails hervorragend präpariert, während deren Charakter nicht verwaschen wurde. Verblockte, teilweise fast senkrecht fallende Wurzelfelder machten eines klar: hier wird knackiges Enduro in alpinem Gelände gefahren!
Spezialstage für E-Bikes
„Da müssen die sich was Neues überlegen. Das macht keinen Spaß!“ – sagt Johannes Hägele und schüttelt den Kopf.
Die Stage begann auf dem Prolog-Wiesenhang und führte in den nahe gelegenen Wald. Über welliges Auf- und Ab fuhren die 23 Starter der E-Bike Klasse stets knapp über der Unterstützungsstufe des Motors. Nach einer Bachdurchfahrt trennte uns ein ca 150 Meter langes, schier senkrecht den Berg hinaufführendes Wurzelfeld vom Ziel, ehe es in Sicht kam. Nur Wenige schafften es, hier hochzufahren. Wer hängen blieb, hatte keine Chance, wieder aufzustehen. Mit gefühltem Puls jenseits der 200, akuter Atemnot und die Zunge schlaff rumbaumelnd, krabbelten wir über die Ziellinie.
Unser Tipp: Die Location bietet schöne Möglichkeiten, die Stage in direkter Nähe zur Event-Area abzustecken.
Prolog:
Stage 6 war zeitgleich unser Prolog. Die Alpensonne hat ihr Soll erfüllt und so war unser Skihang weitestgehend griffig genug, es ordentlich krachen zu lassen. Wie in den Vorjahren begann sie mit einem Off-Camber Wiesenstück über einen Wallride hin zum bekannten Wildschönauer Road-Gap. Die ersten Meter waren mit Gummimatten ausgelegt, die sich anfangs noch setzen mussten, mit etwas Schwung aber guten Griff boten. Weitere gebaute Sprünge und Wallrides aus Holz ermöglichten eine Prologbestzeit von 34,58 Sek. Doch waren die Übergänge von Boden zu Wallrides so hart, dass so manches Fahrwerk und auch mancher Fahrer bis ans Maximum komprimiert wurden.
Sonntag – 6 Stages
Stage 1
Mit der Markbachjoch-Bahn ging es hinauf zur Stage 1. Nach kurzem Transfer standen wir schon vor dem Startgatter der Stage 1. Der Einstieg ging neben einer Naturtreppe ordentlich steil in die ersten Serpentinen rein. Stets über nasse und ausgewaschene Wurzeln schlängelte sich der Trail Richtung Tal. Nach einem kurzen Wiesenstück warteten noch steiler, noch gröbere Wurzeln und noch engere Kurven auf uns. Nach einem kurzen Stück über eine Forstpiste stiegen wir in den Teil der Stage ein, die wir am Vortag nicht trainieren durften. Nasser, frischer, mit etlichen Wurzeln bestückter Waldboden, durch einen Jungwald ging es hinab an Abhängen entlang, durch einen Bach und kurzen Gegenanstieg hin durchs Ziel.
„Ich liebe diese Stage. Die hat alles, was man sich wünscht. Eng, technisch, lang und anspruchsvoll. Für uns E-Biker eine echte Herausforderung. “, erzählt mir ein grinsender Johannes Hägele.
Stage 2
Nochmals ging es mit der Gondel nach oben. Von dort ging unser Transfer hinauf zum Roßkopf. Als Stage 1 aus 2017 bekannt, erwartete uns zu Beginn ein Gegenhang ehe es durch tiefe und ausgewaschene Kuhpfade in teils engen Kurven durch das Ziel ging. Wer hier aufmerksam und risikobereit war, konnte so manche Abkürzung finden. Eine wirklich schöne Stage!
Stage 3
Der Wieseneinstieg aus den letzten Jahren musste einem Schotterweg weichen. Das machte den Einstieg in die Stage noch schneller. Mit Mach5 ging es in den Wald hinein. Wer hier Mut bewies und die Bremse offen ließ konnte richtig Zeit gut machen. Mut? Ja, denn im Wald warteten große Stein- und Wurzelfelder sowie enge und nasse Kurven auf die Fahrer.
Spätestens nach dieser Stage hätten sich viele eine Verpflegungsstation gewünscht.
Stage 4
Nach sehr kurzer Transferetappe stiegen wir in die Stage 4 ein. Wir E-Biker kannten den letzten Abschnitt dieser Stage, denn wir sind diese in der E-Bike Stage hinauf gefahren. Zu Beginn hieften wir unsere Akkubomber durch enge Schotterspitzkehren bevor wir es ordentlich durch den Wald fliegen lassen konnten, über Wurzelpassagen und querlaufende Bäche. Am Ende fuhren wir das bekannte Auf- und Abstück aus der E-Bike-Stage hinunter und fuhren mitten im Dorf ins Ziel.
Stage 5
Hier kam dann endlich die Verpflegungsstation. Ob Apfelsaft für ein Rennen das richtige Getränk ist, kann man bestreiten. Der Einstieg in die 5 wurde zum Vorjahr entschärft. Durch einen Wallride und eine Gitterbrücke waren Gefahrenstellen beseitigt. Sie katapultierten einen aber auch mit Mach10 in die ersten Wurzelfelder. Wer hier im Training eine passende Line gefunden hat, war definitiv im Vorteil. Nach kurzer Tretpassage ging es nochmals über knackige und oberschenkeldicke Wurzeln. Am Ziel mussten wir an einer Aussichtsplattform vorbei und das bereitete so manchem Fahrer Schwierigkeiten. Wer hier nicht aufpasst, landete unweigerlich eine Etage tiefer im Hang oder im Elektrozaun.
Stage 6
Nach Durchquerung von Oberau durften wir uns mit Stage 6 belohnen. Die breiten Wiesenkurven, die Sprünge und das Tempo hinab durch den Zielbogen verursachten ein breites Grinsen in unseren Gesichtern. Die Anzahl der Fahrer, die den Road-Gap fahren steigt von Jahr zu Jahr und auch ich hab mich endlich im Renntempo runtergetraut. Doch eins ist uncool: Die Stage zu verändern, damit die Übergänge zu den Wallrides sanfter sind, ist super. Doch die ersten Fahrer nicht darauf hinzuweisen, ist gefährlich. Einige Fahrer verhedderten sich nach dem mittleren Sprung in den Absperrungen.
Das war das Rennen in der Wildschönau. Nach 2017 hat sich jeder gewünscht, die jetzigen Stages 1 und 2 in einem Rennen fahren zu können. Das gab dem Altbewährten noch ein weiteres „i“-Tüpfelchen. Sah man sich im Zielbereich um, erkannte man nur zufriedene und glückliche Gesichter. Die 1.700 Tiefenmeter ließen über die kleinen Verbesserungswünsche hinwegsehen.
„Das Wochenende war für uns als Veranstalter ruhig, und das war sehr gut. Denn es gab keine großen Zwischenfälle und die Bergwacht hatte wenig zu tun. Das lag aber auch an den vielen Helfern. Die Wildschönauer haben uns willkommen geheißen und unterstützen das Event. Rund 9 verschiedene Vereine haben ca 140 freiwillige Helfer organisiert, damit das Event so toll wird, wie es war.“, berichtet mir ein zufriedener Christian Hens vor den Siegerehrung.
Dem können wir nichts hinzufügen. Außer: Wir freuen uns auf 2019!
Wer jetzt richtig neugierig auf die Stages in Wildschönau ist, für den haben wir hier das Video vom Rennen:
Fazit @eMTB-News.de
Nach Roßbach lag die Messlatte hoch. Doch Wildschönau braucht sich nicht verstecken. Stages auf hohem Niveau, zahlreiche freundliche Helfer und alles, was ein (e)Bikerherz erfreut, haben dazu beigetragen, ein absolut hochwertiges Enduro-Event zu realisieren.
Wer von euch spielt mit dem Gedanken bei der E1 an den Start zu gehen?
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