Kenda Enduro One in Winterberg: Am 12. und 13. Mai startete die Kenda Enduro One in die neue Rennsaison. Hierfür suchte man sich den Bikepark in Winterberg aus, in dem zeitgleich auch das legendäre IXS Dirt Masters Festival stattfand. Die Streckenbauer hatten 8 Stages in den Waldboden gesteckt und jeder war neugierig darauf. Wir waren für euch am Start – hier unser Rennbericht.
Kenda Enduro One in Winterberg
Der Saisonauftakt der Kenda Enduro One fand in diesem Jahr im Bikepark Winterberg statt. Wer den Park im hochsauerländischen Teil des Rothaargebirges kennt, der weiß wie steil es hier teilweise ist. Einige Strecken starten auf der 776 m hohen Kappe und schlängeln sich, auf teils sehr ruppigem Untergrund, ins Tal. Es gibt hier ein großes Trailnetz, das gut gepflegt wird und für jede Könnerstufe passende Kilometer parat hält.
An diesem Rennwochenende haben die Streckenbauer um Frank Weckert, Freunde nennen ihn Lippe, 8 extrem geile Stages in den Waldboden gesteckt. Hier war wirklich alles dabei! Breite Jumplines, schmale Singletrails, steile Wurzelpassagen, hängende Kurven, und und und. Lippe, ein Downhiller der ersten Stunde, zeigte sich sichtlich froh darüber, dass die Sonne schien und seine Stages sehr gutes Feedback bekamen.
Auf der Homepage der Kenda Enduro One findet ihr weitere Informationen zur Rennserie.
Samstag – Training und Prolog
„Die Spezialstage war richtig geil!“
In diesem Jahr hat sich Baboons, der Veranstalter der Kenda Enduro One, etwas neues für die Starter in der E-Bike Wertung ausgedacht. Samstag wird zusätzlich zum Prolog noch eine Spezialstage mit dem E-Bike befahren, auf der der Schnellste drei Punkte und jeder weitere Finisher je einen Punkt bekommt. Diese Punkte braucht man, wenn man um die Gesamtwertung fährt.
Training:
Von 12:00 bis 14:00 Uhr waren einige Stages zum Trainieren freigegeben. Im Training durften wir die Stage 1, 2 und 8 fahren. Stage 1 startete von ganz oben und führte den Berg auf einem staubigen Trail nach unten. Hier galt es die richtigen Linien zu suchen und genau hinzuschauen, wenn ein schnellerer Fahrer eine problematische Sektion fuhr. Am Ende dieser Stage gab es hängende Kurven, die im Trockenen noch viel Spaß machten – im Regen aber sicherlich zum absoluten Massaker führen würden. Wir hofften alle darauf, dass es Sonntag nicht regnet!
Spezialstage für E-Bikes
Die Idee, eine Spezialstage für E-Bikes zu machen ist in diesem Jahr neu. Hier könnten auch fiese Uphill-Passagen enthalten sein. Niemand aus dem Starterfeld durfte vorab auf diese Stage und deshalb war die Spannung vor dem Start ziemlich hoch. Kurz nach dem Einstieg in die Stage ging es durch einen seichten Bach direkt in einen Gegenanstieg. Runterschalten! Turbomodus! 180er Puls! Dann ging es im Höllentempo auf einem schmalen Trail weiter bis es enge Kurven hinauf ging. Eine fiese Passage, denn wer aus dem Pedal musste, der verlor wichtige Sekunden. Weiter ging es über weichen Waldboden, aus dem hier und da Wurzeln herausschauten und die Räder zum Wegrutschen bringen wollten. Nach gefühlten 2 Minuten war die Stage vorbei und alle fuhren gemeinsam zurück zum Startbogen, um dort die Zeit direkt auslesen zu lassen.
Prolog:
Der Prolog durfte am Tag bereits trainiert werden und deshalb wussten alle, dass es hier eher flach durch den Wald ging. Ein wunderbarer Trail schlängelte sich um Baumstümpfe, über Wurzelfelder und durch staubige Kurven bis ganz hinunter zur Event-Area der Kenda Enduro One.
Jeder der schon einmal ein E-Bike ohne Motorunterstützung durch den Wald gescheucht hat, der weiß was dies bedeutet. Und ich weiß es nun auch, denn leider hielt der Magnet für den Speedsonsor nicht und ich war gezwungen vollkommen ohne Motor über den Prolog zu pedalieren. In jeder Kurve keuchte ich den jubelnden Zuschauern zu: „Ich habe – keuch – keinen Stroooom.“ Mit gefühltem 190er Puls kam ich durchs Ziel und war erst einmal bedient.
Sonntag – 8 Stages
„Ich würde mir mehr Stages wie die 1 wünschen!“
Früh am Morgen wurde als aller erstes der Wetterbericht gecheckt. Bleibt es trocken? Diese Frage interessierte jeden. Wir sollten Glück haben, wenn die Meteorologen Recht hatten. Kurz nach 9:30 Uhr starteten wir und fuhren einen kleinen Bogen über die Wiese und dann den Schildern hinterher auf den Berg.
Wer die gesamte Runde der Kenda Enduro One in Winterberg sehen will, für den haben wir die Daten auf Strava hochgeladen.
Stage 1
Diese Stage kannten wir aus dem Training. Ich bin schon in einigen Bikeparks unterwegs gewesen und würde mir jemand diese Stage als Downhill-Strecke verkaufen, dann würde ich das sofort glauben.
Steil ging es über Steine und oberschenkeldicke Wurzeln, wer hier viele Runs im Training absolviert hat oder gar ein Dauergast im Park ist, der war eindeutig im Vorteil, denn die gesamte Strecke wimmelte von Shortcuts und idealen Linien, die einen – wenn man sie kannte – extrem schnell machten. Ich hatte diese Stage im Training genau ein mal gefahren und kannte keine einzige Ideallinie. Deshalb ist es auch kaum verwunderlich, dass meine gewählte Linie über ein Wurzelfeld von einem hohen Drop jäh gestoppt wurde. Hier war Fahrkönnen angesagt. Am Ende dieser Stage warteten offene Kurven die einen steilen Hang traversierten und jedes E-Bike tief hinunter zogen. Zum Glück war es trocken!
Am Ende dieser Stage sagte uns Helmut Jäger, vom Team Capgo & Friends, dass er sich mehr Stages diesen Kalibers wünschen würde. Na warten wir mal auf Wildschönau oder den Ochsenkopf.
Stage 2
Auf diese Stage freute ich mich sehr. Leichtes Gefälle, weicher Waldboden, enge Kurven, Wurzeln – alles dabei, was ich mag. Wir starteten von einem Feldweg aus hinein in den Wald. Schnell einen Gang runterschalten und gib ihm! Pedalieren und schnell um die Kurven zirkeln, um keine Zeit zu verlieren. Nach knapp der Hälfte kam ein Forstweg, den es einige Meter hinauf ging und den man dann nach rechts wieder verlassen musste. Ein dicker Baumstumpf stand hier mitten im Weg und zwang zur Kurve, wenn man nicht den Mumm hatte und beherzt drüberfuhr. „Voll easy!“ rief ich laut zu mir selbst und rollte flüssig weiter.
Stage 3
Diese Stage konnte von jedem, der genau hinsah, extrem gekürzt werden. Der Trail schlängelte sich flowig durch den Wald. Gefälle? Fehlanzeige! Im Renntempo konnte man die geschwungenen Kurven fast alle cuten und gerade durchfahren. Das sparte viel Zeit, trieb den Puls enorm in die Höhe und sorgte für weiche Oberschenkel. Doch Vorsicht beim cutten der Kurven, in manchen Sträuchern standen nämlich fiese Baumstümpfe, die erst spät zu sehen waren und nur mit einem kraftvollen Bunny Hop überwunden werden konnten.
Stage 4
Auch diese Stage hatte feinste Singletrails für uns parat, war flowig und forderte aufgrund des geringen Gefälles alles, was die Fitness hergab. Man musste ständig pedalieren, bremsen, sprinten, bremsen, abziehen, treten, bremsen … in Summe eine ziemlich schöne Stage, deren Ende auf einer Wiese lag.
Nach dieser Stage gab es eine Verpflegungsstation, die Bananen, Energieriegel und kühle Getränke bereithielt.
Stage 5
Diese Stage war, sorry liebe Veranstalter, gefährlich! Eine gebaute Jumpline, die sich auf einer 4 meter breiten Schneise durch den Wald wälzte. Extrem große Anlieger-Kurven und ein geleckter Boden luden zum Top-Speed ein, bis die Wellen kamen. Diese Wellen waren selbst von Freaks nur schwer zu überspringen. Die Landungen waren nicht einzusehen und um die Wellen einfach wegzudrücken waren sie schlichtweg zu hoch. Nach der ersten Welle wußte ich, dass ich vor jedem Hügel kräftig bremsen musste, damit ich nicht ins Flat fliege. Diese Technik beherzigte ich bis zum Ziel, dass ich somit Sturz-frei erreichte.
Stage 6
„Mensch, hier muss doch Flatterband hin!“
Wieder eine flache Stage durch einen Laubwald. Besonderheiten hier, waren diverse Northshore-Elemente die man aufgebaut hatte. Nach einer uneinsichtigen 90° Rechtskurve – die ich zu schnell passierte – war eine schmale Brücke aufgebaut, die ich mal um satte 90 Zentimeter verfehlte. Ich kam im Graben zum Stehen und schob das eMTB schnell zurück hinauf auf den Trail. Einklicken, rein treten, weiter gehts!
Das Ende dieser Stage war leider ziemlich gefährlich, denn man knallte mit Vollgas im spitzen Winkel auf einen Forstweg, der auch zum Transfer diente. Da das Ziel der Stage keine 2 Meter vor dem Transferweg lag, war es fast unmöglich hier hart zu bremsen und langsam auf den breiten Weg zu fahren. Zum Glück gab es keinen Unfall, aber für die Zukunft sollten solche Punkte besser abgesichert werden.
Stage 7
Diese Stage war uns eBikern bereits vom Vortag bekannt, denn genau hier war unsere Spezialstage. Heute als Stage 7 im Programm, durften wir die verkürzte Strecke noch einmal fahren. Der Veranstalter hatte kurzerhand die fiesen Uphill-Sektionen aus der Stage genommen und übrig blieb eine schnelle, sehr flowige Stage.
Stage 8
Die finale Stage war der Prolog vom Vortag. Diesmal mit Strom aber müden Beinen – irgendwas ist ja immer, dachte ich mir grinsend. Die schmale Strecke durch den Wald war gesäumt von Zuschauern, die jeden vorbei rasenden anfeuerten. Mit ordentlich Motorschub konnte ich aus den teilweise engen Kurven gut heraus beschleunigen und flüssig in die nächste Sektion ballern. Nach ganz genau 1 Minute und 40 Sekunden war ich im Ziel und der Renntag für mich vorbei. Cooles Rennen!
Moritz Brüggemann, von Specialized Europe, war zum erstem Mal am Start der Kenda Enduro One und sagte im Ziel begeistert: „Yes, das war mal richtig geil! Ich glaube, ich werde mich gleich mal für alle weiteren Rennen anmelden.“
Hier haben wir noch ein kleines Video für euch:
Fazit @eMTB-News.de
Die Auftaktveranstaltung der Kenda Enduro One 2018 war in Sachen Trails und Stages ein voller Erfolg. Im Bikepark Winterberg warteten 8 Stages, die von echten Könnern in den Waldboden gesteckt wurden auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die sinnvoll abgeflatterten, flowigen Strecken boten viel Abwechslung und mit Stage 1 war endlich auch ein Abschnitt im Rennen enthalten, der die Freunde des Downhills zum Grinsen brachte. Mit mehr als 40 Startern in der E-Bike-Wertung wurde das Rennen extrem spannend und zeigt eindeutig, dass das Interesse an dieser jungen Sportart weiter wächst.
Ob es sinnvoll ist, ein Enduro-Rennen, das bekanntlich auf Sicht gefahren wird, in einem Bikepark zu veranstalten, möchten wir kritisch hinterfragen. Die Möglichkeit, dass hier Locals vor Ort immer auf der Strecke trainieren können und dadurch einen enormen Vorteil gegenüber dem restlichen Starterfeld haben, erscheint uns sportlich nicht sehr fair.
Die Frage, ob die Rechnung aufging, dieses Rennen an ein bestehendes Event anzudocken können wir aus neutraler Sicht nicht bejahen. Beide Events waren räumlich zu weit weg voneinander und aufgrund der besseren Animation auf dem IXS Dirt Masters Festival war in der Event-Area der Kenda Enduro One leider oftmals gähnende Lehre angesagt.
Leider hat das Wetter ab dem frühen Nachmittag mit Starkregen für einen unerwarteten Rennabbruch gesorgt, weshalb es keine Siegerehrung an diesem Tag gab. Diese wird in Roßbach nachgeholt.
Na, wer von euch ist in diesem Jahr bei der Kenda Enduro One am Start?
Alle Artikel über die Enduro One findest du hier:
- Rennbericht: Enduro One – 3. Rennen am Dünsberg
- Rennbericht: Enduro One #4 – Ochsenkopf im Fichtel
- Enduro One – Ulrich Hanus im Interview: Alles zur Rennserie mit E-Wertung!
- Rennbericht: Enduro One #1 – Saisonauftakt in Frammersbach
- Rennbericht: Enduro One #2 – Neuland erkunden in Aschau
- Rennbericht: Enduro One #3 – Wildes Land in Wildschönau
- Rennbericht: Enduro One #4 – Ochsenkopf, du gezähmter Berg
- Rennbericht: Enduro One #5 – Wipperfürth, flach aber gut
- Enduro One: Serien-Einschreibung für 2018 beginnt am Montag
- Enduro One 2018: Die E1-Tour steht
- Kenda Enduro One 2018: Gewinne einen Serienstartplatz!
- Kenda Enduro One in Winterberg: Ist Winterberg zu hart für ein Enduro-Rennen?
- Kenda Enduro One in Roßbach: Härter, länger, geiler – das beste E1 Rennen seit langem
- Kenda Enduro One in Wildschönau: Geht Altbewährtes noch besser?
- Kenda Enduro One in Wipperfürth: „Hömma, du fährst glei uff de Felje heem.“
- Kenda Enduro One am Ochsenkopf: Rennen Nr. 5 – hart aber fair
- Kenda Enduro One in Aschau: Saisonabschluss am Fuße der Kampenwand
- Kenda Enduro One 2019: Termine für 2019 stehen fest
- Kenda Enduro One: Monster Energy als neuer Sponsor an Bord
- Kenda Enduro One: Wintereinbruch in den Bergen – Saisonstart wird verschoben
- Kenda Enduro One: Auftaktrennen bei den Dirtmasters in Winterberg
- Kenda Enduro One in Winterberg: Teilnehmerrekord beim Saisonauftakt
- Kenda Enduro One in Roßbach: Vollgas im Spessart
- Kenda Enduro One in Aschau i.Ch.: Heißes Rennen bei Temperaturen über 30 Grad
- Kenda Enduro One: Die Rennserie gastiert in Kirchberg in Tirol
- Kenda Enduro One in Kirchberg/Österreich: Ganz nah an der „Streif“
- Kenda Enduro One in Frammersbach: Zurück im Spessart
- Kenda Enduro One in Frammersbach: Sensationelle Trails im Spessart
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