Lapierre Overvolt GLP2 Team im Test: Wenn ein 10-facher Downhill-Champion ein E-Mountainbike entwickelt, dann kann man sicher sein, da kommt etwas ganz gaaaanz Großes bei raus. So geschehen bei Lapierre, denn das Overvolt GLP2 hat kein Geringerer als Nicolas Vouilloz mitentwickelt. Schon beim Erstkontakt 2019 bescheinigten wir diesem E-MTB extrem starke Fahreigenschaften und lechzten förmlich danach, es endlich testen zu können. 2021 war es dann endlich so weit. Wie sich das Lapierre Overvolt GLP2 Team im Test auf den Trails geschlagen hat, wieso es anders als alle anderen E-MTBs ist und ob es vielleicht das beste Performance-E-MTB überhaupt ist, erfahrt ihr in unserem Artikel.
Lapierre Overvolt GLP2 Team – Steckbrief
Einsatzbereich | All-Mountain, Enduro |
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Federweg | 170 mm/160 mm |
Laufradgröße | Mullet 29″-27,5″ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Motor | Bosch |
Akkukapazität | 500 Wh |
Gewicht (o. Pedale) | 21,1 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: L) |
Website | www.lapierrebikes.com |
Das Overvolt des französischen Herstellers Lapierre geht mit seinem Carbon-Rahmen seit jeher eigene Wege in Sachen Design und Konstruktion. Während die erste Generation des Overvolt – Test gibt es hier – das polarisierende Design noch etwas inkonsequent durchzog, machten die Designer*innen und Konstrukteur*innen beim Overvolt GLP2 keine Kompromisse mehr. Bereits 2019 stellte Lapierre das Overvolt GLP2 vor. Kein Geringerer als Nicolas Vouilloz – begnadeter Racer, 10-facher DH-Weltmeister und Mitarbeiter im Entwicklungsteam und Produkt-Management von Lapierre – stand beim Overvolt GLP2 Pate und zeichnet sich mitverantwortlich für den visionären und kompromisslosen Ansatz des Designs und der Platzierung des Akkus an diesem einzigartigen E-Mountainbike.
Angetrieben wird das Lapierre Overvolt GLP2 von einem Bosch Performance CX-Motor, der seinen Strom aus einem Bosch PowerPack-Akku mit 500 Wh bezieht. Auffällig ist, dass der Akku nicht, wie sonst üblich, mittig auf dem Unterrohr montiert wurde, sondern direkt über dem Motor im Carbon-Rahmen platziert worden ist. Dies soll den Schwerpunkt noch zentraler ins E-Bike holen und mit einer besonders leichten Front für ein außergewöhnlich gutes Handling sorgen.
Der Einsatzbereich dieses E-MTBs liegt bei Enduro, Super-Enduro und E-Racing – Nico Vouilloz holte beispielsweise bei der EWS-E in Finale/Italien 2021 den Sieg in der E-MTB-Wertung, vor Adrien Dailly und Kevin Marry, die ebenfalls auf einem Lapierre Overvolt GLP2 unterwegs sind und zum Lapierre Zipp Collective Team gehören. Im Lauf davor, in Crans-Montana (Schweiz) siegte ebenfalls Nicolas Vouilloz vor Kevin Marry auf dem 2. Platz und Antoine Rogge, der hier Bronze holte. Und auch im letzten Lauf der EWS-E 2021, der in Tweed Valley (England) stattfand, standen Nico und Kevin vom Lapierre Zipp Collective Team auf Platz 1 und 2. Antoine kam hier auf den vierten Platz und musste Sam Hill – Legende der EWS – den Vortritt lassen. Eine wahnsinnige Renngeschichte für das junge Team um Nicolas Vouilloz.
Neben der Leistung der Athleten ist hierbei spannend, dass ihre E-MTBs alle auf den Zipp 3Zero Motor-Laufrädern rollen. Gerade für kompromisslose Runs gegen die Uhr, egal ob Uphill oder Downhill, scheint dieses E-MTB von Lapierre entwickelt worden sein. Mit knapp 21 Kilogramm, gemixten Laufrädern, Carbon-Rahmen und 170/160 mm Federweg scheint es geradezu prädestiniert dafür zu sein, sich gegen Modelle der Konkurrenz behaupten zu können.
Erhältlich ist das Lapierre Overvolt GLP2 in insgesamt vier verschiedenen Ausstattungen – das von uns getestete Modell Lapierre Overvolt GLP2 Team wechselt für 7.999 € den Besitzer.
Geometrie
Lapierre bietet das Overvolt GLP2 in den Rahmengrößen S, M, L, XL an. Mit modernen Abmessungen – lange 484 mm Reach und 634 Stack bei Rahmengröße L – verspricht dieses E-MTB viel Platz über dem Hauptrahmen. Bei den Winkeln gehen die Entwickler*innen aber keinen allzu progressiven Weg, denn mit 65° Lenkwinkel und 76° Sitzwinkel fallen diese Kennzahlen für ein modernes E-Mountainbike beinah schon moderat aus.
Erhältliche Rahmengrößen: S, M, L, XL
Gemessene Überstandshöhe: 730 mm (Rahmengröße L)
Gewicht: 21,1 kg (Rahmengröße L)
Max. Systemgewicht: 125 kg (Herstellerangabe)
Rahmengröße | S | M | L | XL |
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Laufradgröße | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 |
Reach | 425 mm | 454 mm | 484 mm | 515 mm |
Stack | 615 mm | 625 mm | 634 mm | 647 mm |
STR | 1,45 | 1,38 | 1,31 | 1,26 |
Lenkwinkel | 65° | 65° | 65° | 65° |
Sitzwinkel, effektiv | 79° | 76° | 76° | 76° |
Oberrohr (horiz.) | 578 mm | 610 mm | 642 mm | 676 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 110 mm | 120 mm | 135 mm |
Sitzrohr | 390 mm | 430 mm | 460 mm | 500 mm |
Kettenstreben | 440 mm | 440 mm | 440 mm | 440 mm |
Radstand | 0 mm | 0 mm | 0 mm | 0 mm |
Tretlagerabsenkung | 15 mm | 15 mm | 15 mm | 15 mm |
Federweg (hinten) | 160 mm | 160 mm | 160 mm | 160 mm |
Federweg (vorn) | 170 mm | 170 mm | 170 mm | 170 mm |
Ausstattung
Das Lapierre Overvolt GLP2 ist aktuell in vier Ausstattungen erhältlich. Die Team-Variante (bei uns im Test) stellt die Topversion dar und kommt mit allem, was die Herzen schneller Pilot*innen höher schlagen lässt. Beim Fahrwerk kann man sich auf die Performance von RockShox verlassen, im Detail sieht es so aus: An der Front sorgt eine RockShox Zeb Ultimate mit 170 mm Federweg für Komfort und am 160-Millimeter-Heck ein dazu passender RockShox Super Deluxe Select+ RT, der sich einfach abstimmen lässt und gut mit der Kinematik des Hinterbaus harmoniert. Gebremst wird mit einer Code-R-Bremsanlage von SRAM, geschaltet werden die 12 Gänge mit SRAM X01. Griffe, Vorbau, Sattel, und Teleskopstütze kommen direkt von Lapierre. Abgerundet wird die hochwertige Ausstattung durch einen Carbon-Lenker von Race Face und Carbon-Kurbeln von e*thirteen.
Bei den Laufrädern vertraut Lapierre am Team-Modell auf Lapierre eAM+ mit Carbon-Felgen, die mit Maxxis-Reifen bestückt sind. Leider hat die Felge des Hinterrades auf unserer letzten Testfahrt den Geist aufgegeben – dazu dann weiter unten im Artikel mehr.
- Federgabel RockShox Zeb Ultimate (170 mm)
- Dämpfer RockShox Super Deluxe Select+ RT (160 mm)
- Schaltung SRAM X01 12fach
- Bremsen SRAM Code R
- Motor Bosch Performance CX Gen4
- Akku/Kapazität 500 Wh
- Display Bosch Kiox
- Reifen Maxxis Assegai & Minion DHR II
- Cockpit Race Face SIXC Carbon (785 mm) / Lapierre (45 mm)
- www.lapierrebikes.com
- Preis (UVP) 7.999 €
Modell | Lapierre Overvolt GLP2 Team 2021 |
Rahmen | Carbon-Rahmen mit 160 mm Federweg | Mullet |
Gabel | RockShox Zeb Charger 2.1 RC2 Ultimate 29″ Boost 15x110 |
Dämpfer | RockShox Super Deluxe Select+ RT |
Schalthebel | SRAM X01 12s |
Schaltwerk | SRAM X01 12s |
Kassette | SRAM GX Eagle Powerlock |
Kurbel | e*thirteen E-spec+ Carbon |
Bremse | SRAM Code R |
Vorderrad | Lapierre eAM+ Carbon 29" |
Hinterrad | Lapierre eAM+ Carbon 27,5" |
Vorderreifen | Maxxis Assegai |
Hinterreifen | Maxxis Minion DHR II |
Sattel | Lapierre |
Sattelstütze | JD Dropper |
Lenker | Race Face SIXC Carbon |
Vorbau | Lapierre |
Motor | Bosch Performance CX Gen4 |
Display | Bosch Kiox |
Akkukapazität | 500 Wh |
Max. Drehmoment | 85 Nm |
Gewicht | 21,1 kg (L) |
Preis (UVP) | 7.999 € |
Motor & Akku
Beim Motor setzt Lapierre auf den bewährten Bosch Performance CX der vierten Generation. Mit 85 Nm maximalem Drehmoment, progressivem eMTB- und Tour-Plus-Modus besticht dieser Motor mit guter Kraftentfaltung bei angenehmer Modulation und Charakteristik.
Der Akku, ein Bosch PowerPack mit 500 Wh Kapazität, wurde direkt über dem Motor in der Mitte des E-Bikes verbaut und lässt sich nach links aus dem Carbon-Rahmen entnehmen. Mit 500 Wh ist die Kapazität nicht gerade üppig, passt aber gut in das Gesamtkonzept des Lapierre Overvolt GLP2.
Daten der Fahrt, wie Geschwindigkeit, Streckenlänge oder Reichweite, lassen sich auf dem Bosch Kiox-Display ablesen, welches neben dem Vorbau montiert wurde und gut lesbar ist.
- Motor: Bosch Performance CX Gen4
- Akku: 500 Wh
- Leistung: max. 250 Watt
- Max. Drehmoment: 85 Nm
- Display: Bosch Kiox
Lange wurde auf einen Nachfolger des beliebten Bosch Performance CX gewartet, zwischenzeitlich wurde wild spekuliert und jetzt ist er endlich da. Der neue Bosch Performance CX-Motor ist leichter, kompakter und besser! Der vollkommen neu konstruierte Mittelmotor hat ein max. Drehmoment von 85 Nm und drückt mit seinem modernen Magnesiumgehäuse das Gewicht unter die Marke von drei Kilogramm – genau sind es 2,9 kg. Damit wiegt der neue CX rund 25 % weniger als sein Vorgänger. Mit seinem verringerten Einbauvolumen von minus 48 % ist er zudem nur noch knapp halb so groß wie das eiförmige Vorgänger-Modell. Wie klar zu erkennen ist, verzichtet der neue Motor auch auf das kleine Kettenblatt und erlaubt gängige Zähnezahlen. Wichtig für eine stimmigere Integration und bessere Kinematiken am E-Mountainbike ist die Platzierung der Antriebswelle. Diese rückt nämlich bei der neuen Konstruktion weit nach außen und erlaubt – wenn man dies möchte – kürzere Kettenstreben und damit agilere Geometrien.
Leistungsdaten des neuen Bosch Performance CX
- Max. Support 340 %
- Max. Drehmoment 85 Nm
- Gewicht 2,9 kg
Sowohl außen wie im Inneren hat sich beim Bosch Performance CX eine Menge getan. Der kraftvolle Motor verfügt jetzt über ein leichtes Magnesiumgehäuse und wurde sehr kompakt gestaltet – er ist nur noch halb so groß wie sein Vorgänger. Die Modulation der Unterstützungsmodi ist den Software-Entwickler*innen und Ingenieur*innen von Bosch extrem gut gelungen. Der Motor klebt am Pedal und folgt sehr sensibel jedem Quäntchen Druck, das wir ins Pedal geben. Sehr interessant finden wir dieses „Gummiseil-Feeling“, bei dem man im Turbo langsam pedalierend mit schleifenden Bremsen auf ein Hindernis zufahren kann und beim Kontakt einfach die Bremsen öffnet. Jetzt schnellt das E-MTB nach vorne, quasi so, als würde es von einem Gummiband angezogen werden. Dies hilft in technischen Passagen ungemein und macht enorm viel Spaß.
Besonders positiv fällt der Übergang von Motor- zur Muskelunterstützung auf. Dank der neuen Konstruktion im Inneren „segelt“ der Motor förmlich aus der Unterstützung hinaus und lässt sich absolut frei mit Muskelkraft auf hohe Geschwindigkeiten beschleunigen. Schnelle Sprints – früher ein wahrer Graus mit dem Bosch-Motor – gelingen heute mit einem vollkommen natürlichen Fahrgefühl.
Wenn es um die Charakteristik eines E-Bike-Motors geht, sind die Meinungen sehr unterschiedlich. Dem einen ist die maximale Power wichtig, während der andere auf ein möglichst widerstandsfreies Fahren über 25 km/h Wert legt. Beides ist mit dem Bosch Performance CX möglich. Die 85 Nm max. Drehmoment fühlen sich immer nach Genug an und wie eben erwähnt, macht dieser Motor auch jenseits der 25 km/h extrem viel Spaß.
Beim Display setzt man vermehrt auf das kompakte Bosch Kiox, welches als Trainingspartner fungieren kann und dank seiner Qualitäten in Sachen Vernetzung aus dem normalen E-Mountainbike ein smartes E-Mountainbike macht.
Wie sieht es mit der Geräuschentwicklung aus? Ist er lautlos? Nein, sicher nicht. Unter realen Bedingungen auf dem Trail pfeift der neue Bosch Performance CX hochfrequent und deutlich hörbar. Unter Last kann er auch etwas lauter werden. Subjektiv betrachtet, reiht er sich zwischen Shimano und Brose ein.
Hier findest du alle weitere Details zum Bosch Performance CX.
Noch Unklarheiten über diesen Motor? In diesem Artikel beantworten wir die 10 häufigsten Fragen zum Bosch Performance CX Gen4.
Lapierre Overvolt GLP2 Team – Reichweite
43,7 km
988 hm
1 h 48 min
Hier gibt es die genauen Details der Testrunde: Lapierre Overvolt GLP2 Team Reichweite
Laborwerte sind gut und schön, aber in der Realität sieht es leider oftmals anders aus. Deshalb fahren wir einen ganz eigenen Testzyklus für euch. 43,7 km / 988 hm – diese Daten ermittelten wir in Testfahrten, bei denen wir immer in der maximalen Unterstützungsstufe fahren, bis der Akku komplett leer ist. Bitte beachtet, dass diese ermittelten Werte nur als Richtwert zu verstehen sind und in keinster Weise die Ergebnisse aus einem genormten Labortest widerspiegeln. Wenn dieses E-Bike in niedrigeren Unterstützungsstufen gefahren wird, erhöht sich die Reichweite deutlich.
Dich interessieren auch die Reichweiten anderer E-Mountainbikes und E-Bikes? Dann empfehlen wir dir unsere ausführliche Reichweitentabelle: Übersicht: E-Bike Reichweite
Lapierre Overvolt GLP2 Team Test
Uphill
So genial die Gewichtsverteilung beim Ballern ist, so ungewohnt und neu fühlt sie sich beim Uphillen an. Leute, die bereits Erfahrung mit E-Mountainbikes im Uphill haben, müssen sich in steilen Sektionen massiv umstellen, denn die leichte Front steigt ungewohnt früh.
Ganz klar, wo viel Licht, da ist auch immer Schatten. Beim Lapierre Overvolt GLP2 Team ist dies die Uphill-Performance. Zwar schiebt der Bosch Performance CX-Motor mit bis zu 85 Nm im progressiv arbeitenden eMTB-Modus kultiviert und homogen an, dennoch gelingen steile Rampen nur mit massiver Gewichtsverlagerung weit nach vorn über den Lenker. Manchmal muss man auch aus dem Sattel gehen, um – weit nach vorne gelehnt – Stufen hinaufzuklettern. Alles kein Drama, moderate Anstiege kommt man natürlich locker hoch, aber eine Bergziege ist dieses E-Mountainbike halt nicht.
Downhill
Downhill-Sektionen, egal wie krass sie sind, meistere ich mit dem Overvolt GLP2 mühelos. Das RockShox-Fahrwerk arbeitet fabelhaft und der Carbon-Rahmen, welcher nicht ultrasteif ist, folgt willig der verwindungssteifen Zeb Ultimate von RockShox. Das E-MTB „schlängelt“ sich förmlich durch unwegsames Terrain und bleibt dabei irre schnell und beherrschbar.
Einzig die gebrochene Carbon-Felge am Hinterrad hinterlässt einen faden Beigeschmack. Ob es an zu wenig Reifendruck, einer zu weichen Karkasse oder einfach unglücklicher Linienwahl lag – darüber lässt sich nur orakeln.
Im Downhill blüht das Lapierre Overvolt GLP2 Team so richtig auf. Mit 170 mm an der Front und 160 mm am Heck kann es dieses Mullet-E-Bike mit so ziemlich jedem Terrain aufnehmen. Mir persönlich gefiel das agile Handling der leichten Front. Ein kurzer Zug am Lenker und schon hob das Vorderrad willig vom Boden ab und ließ sich einfach über dicke Wurzeln oder Steinbrocken manövrieren.
Dazu die Torsionssteife RockShox Zeb-Federgabel, die jeder Lenkbewegung blitzschnell folgt und die Fahrt extrem präzise macht. Im Bikepark am Ochsenkopf fuhr ich unzählige Male durch diverse Steinfelder und freute mich darüber, dass sich dieses E-MTB ein wenig so anfühlte, als tanze man über und um die Steine herum. Das Handling ist einfach genial.
Bei langen Abfahrten hätte ich mir aber, anstelle der montierten SRAM Code R, eine SRAM Code RSC gewünscht, denn die Druckpunktverstellung habe ich über viele Abfahrten hin lieben gelernt.
Ärgerlich, dass meine letzte Abfahrt ein jähes Ende fand, als ich unsanft über einen Stein krachte und dabei die Carbon-Felge am Hinterrad den Dienst quittierte. Zwar kollabierte sie nicht restlos und ich konnte noch entspannt zurück zum Auto rollen, aber ärgerlich war es dennoch.
Trail
Leute! Leichtfüßiger geht’s kaum! Schon vor der ersten Fahrt vermutete ich bei diesem E-MTB ein agiles Handling, durch den zentral-tiefen Schwerpunkt und den leichten Akku. In der Realität auf dem Trail wurde dies dann um einiges übertroffen. Ich habe noch nie ein Performance-E-MTB gefahren, was so leicht in der Front und agil im Handling ist. Jeder Impuls, den man ins Cockpit gibt, wird direkt und willig umgesetzt. Schnelle Runs auf den Hometrails wurden zum Standard. Für mich stellt das Lapierre GLP2 aktuell das beste Performance-E-MTB für Racer*innen dar.
Schon nach wenigen Metern wird klar: Das Lapierre Overvolt GLP2 ist ein reinrassiger Vollblut-Hengst. Was die Ingenieur*innen aus Frankreich da auf die Beine, äh, die Räder gestellt haben, sucht aktuell seinesgleichen. Die Agilität dieses E-MTBs gibt dem Entwicklungsteam absolut recht, an ihrem visionären und kompromisslosen Design festgehalten zu haben, und ein derartiges Race-E-Bike zu entwickeln.
Mit knapp 21 Kilogramm gehört dieses E-MTB zu den Leichtgewichten der Performance-Klasse und überzeugt auf dem Trail mit einer leichten Front und einer schnellen Geometrie. Ich würde mir, für meinen Geschmack, noch einen Lenker mit mehr Rise montieren, aber das sind Feinheiten. In Summe gefällt mir dieses E-Mountainbike überaus gut und macht auf dem Trail richtig viel Spaß.
Klar, Reichweiten-Junkies – unsere umfangreiche Reichweiten-Tabelle gibt’s hier – entlockt der 500-Wh-Akku nur ein müdes Lächeln, aber hey, im Falle einer großen Tour kann man locker einen Ersatzakku in den Rucksack packen, denn a) ist dieser nicht so schwer und b) auch kleiner als ein Akku mit 700 oder mehr Wattstunden.
Das ist uns aufgefallen
- Vollblut-Race-Rakete mit fantastischem Fahrwerk Das RockShox-Fahrwerk, bestehend aus Zeb Ultimate-Gabel und Super Deluxe Select+ RT-Dämpfer, verfügt über 170/160 mm Federweg und funktioniert perfekt. Egal, welche Downhillpiste sich vor einem auftut, hiermit muss sich niemand fürchten. Schon 2020 wollten wir mit diesem E-Mountainbike bei diversen Rennen teilnehmen, leider war kein Modell verfügbar und letztlich fanden auch nur wenige Rennen statt. 2022 vielleicht …
- Komfortabel und leicht Touren-Fans, die ihre ausgedehnten Unternehmungen auch mit einem 500-Wh-Akku absolvieren können, werden mit Komfort und agilem Handling belohnt. Zwar ist die Sitzposition eher auf der sportlichen Seite, aber dennoch kommt an Lenker und Sattel einiges an Komfort an.
- Bremse ohne Verstellmöglichkeiten Die verbaute SRAM Code R ist eine standfeste Bremse, die auch lange Abfahrten und harte Bremsmanöver nicht scheuen muss. Wir würden uns aber am Topmodell auch bei der Bremse ein Topmodell wünschen, wie die SRAM Code RSC.
- Akkukapazität 500 Wh Der kleine Akku wurde für den Einsatzzweck bewusst gewählt. In Sachen Gewicht und Handling wollte Lapierre hier einfach keine Kompromisse eingehen und verzichtet, zugunsten eines agileren Fahrerlebnisses, auf Wattstunden und Reichweite. Uns gefällt’s!
- Etwas weicher Hinterbau Die Carbonfasern am Hinterbau sind so verlegt, dass der Hinterbau weicher ist als bei anderen Herstellern. Lapierre setzt hier auf Fahreigenschaften, die wir als „typisch französisch“ bezeichnen möchten. Hierbei ist der Rahmen nicht ultrasteif gehalten, was den Vorteil hat, dass man auch in ruppigstem Gelände nicht so einfach abgeworfen wird. Das E-Bike „schlängelt“ sich quasi zwischen den Brocken hindurch und schont die Kraftreserven des*der Pilot*in.
- Kabel klappern im Rahmen Nichts ist nerviger als das Klappern von Zügen im Rahmen. Im Carbon-Rahmen des GLP2 klappert es hin und wieder. Hier empfiehlt es sich, eine Ummantelung zu montieren und Züge da, wo es geht, mit Kabelbindern zu verzurren.
- Kein integrierter Speedsensor Während viele Hersteller den Speedsensor im Ausfallende verstecken und auf bestmögliche Integration setzen, sichern die Ingenieur*innen von Lapierre den Speedsensor-Magneten, der wie gewohnt in den Speichen sitzt, nur gegen Verdrehen.
- Sattelstütze mit anpassbarem Hub Konstruktionsbedingt ist die Einstecktiefe im Sitzrohr minimiert. Um dem entgegenzuwirken, lässt sich die JD Dropper-Teleskop-Sattelstütze werkzeuglos im Hub um 30 mm verstellen.
- Gebrochene Carbon-Felge Nach einer unsanften Landung auf einem Brocken – in etwa so groß wie ein Pflasterstein –, der keine scharfen Kanten hatte, brach die Felge am Hinterrad. Komplett kollabiert ist sie nicht, wir konnten noch zurück zum Parkplatz rollen. Ob es der Reifendruck, die dünne Karkasse oder schlichtweg Pech bei der Landung war, können wir nicht beurteilen.
- Reifen vielleicht schmaler? Für einen derartig potenten Vollgas-Boliden könnten wir uns vorstellen, dass etwas schmalere Reifen mit einer stabileren Karkasse die Performance noch weiter verbessern würden.
- Lager am Hinterbau können sich lösen Der Carbon-Hinterbau ist, ebenso wie der Carbon-Hauptrahmen, nicht das allersteifste Modell seiner Art. Wenn es aber anfängt, bedrohlich am Hinterbau zu wackeln, dann könnte dies an den sich lösenden Lagersitzen liegen, denn das tun sie gern mal. Auch Schraubensicherung hat nicht immer funktioniert. Hier hilft also nur ein regelmäßiger Check. Achtung: Linksgewinde!
- Einsatzbereich sehr „Core“ Das Design ist kompromisslos und konsequent. Lapierre verzichtet zugunsten eines besseren Handlings auf einen großen, schweren Akku und platziert den 500-Wh-Akku direkt über dem Motor. Für Fans genussvoller Tages-Touren ist die geringe Akkukapazität vielleicht etwas hinderlich, aber Racer*innen und alle, denen Handling und Performance am wichtigsten sind, werden mit diesem E-MTB happy werden.
Fazit: Lapierre Overvolt GLP2 Team
Wow! Mit dem Lapierre Overvolt GLP2 Team hat der Hersteller aus Frankreich ein ausgezeichnetes E-Mountainbike für Kurvenräuber*innen und Fans schneller Runs, egal in welchem Terrain, im Programm. Dieses erstklassige Sportgerät ist zwar kein reiner Uphill-King, aber ein wieselflinker Kurvenräuber und ein kompromissloses Race-E-Bike für sportliche Pilot*innen. Durch die leichte Front und den zentralen Schwerpunkt lässt sich das Lapierre Overvolt GLP2 Team schnell und agil über die Trails hämmern, total egal, welche Brocken sich einem in den Weg stellen. Manchmal ist es vom Handling und den daraus resultierenden Fahreigenschaften sogar näher an einem motorlosen MTB als an einem E-MTB.
Fragt man uns, wie wir uns ein leichtes E-Bike der Performance-Klasse vorstellen, wäre die Antwort wahrscheinlich: Genau so stellen wir uns ein Performance-E-MTB vor! Das Design geht keine Kompromisse ein und die Ausstattung passt gut zum anvisierten Einsatzzweck.
Leider scheint das Konzept mit leichtem 500-Wh-Akku aber in Zeiten der allgemein grasierenden Reichweiten-Angst und immer größeren Akkukapazitäten ein Nischen-Produkt zu bleiben, was wir persönlich sehr schade finden und diesem phänomenalen E-Mountainbike in keinster Weise gerecht wird.
Manchmal liegt der Ärger im Detail. Ohne die gebrochene Hinterrad-Felge hätte dieses E-Mountainbike von uns einen klaren Kauftipp bekommen.
Pro / Contra
Pro
- agiles Balancing mit zentralem Schwerpunkt und leichter Front
- knappe 21 Kilogramm Gewicht
- fantastisches Fahrwerk
- kompromissloses und konsequentes Design
Contra
- braucht viel Nachdruck in steilen Uphills
- Akkukapazität 500 Wh
- Carbonfelge gebrochen
- Lager am Hinterbau können sich lösen
Jetzt mal Butter bei die Fische, wie gefällt euch das Lapierre Overvolt GLP2? Cooles Konzept für Racer*innen oder eher ein hässliches Entlein und mit zu wenig Akkukapazität ausgestattet?
Testablauf
Auf den Testrunden fahren wir fast ausschließlich mit der maximalen Unterstützungsstufe. Mindestens einmal fahren wir den Akku komplett leer und dokumentieren dies auf unserem Strava-Account.
Unsere Testrunden haben alles, was ein E-Bike braucht:
- enge Uphill-Trails mit dicken Wurzeln, Steinen und losem Waldboden
- flache Trails mit kleinen Gegenanstiegen
- kurvige, flowige Downhills
- lange Schotterpisten bergauf und bergab
Jedes E-Bike wurde mehrfach auf dieser Runde gefahren und im Anschluss sorgfältig beurteilt.
Hier haben wir das Lapierre Overvolt GLP2 Team getestet
- Bamberg/Bad Kreuznach, Deutschland: Hier gibt es schmale, enge Trails die mit Wurzeln und Steinen gespickt sind, steile technische Uphills und flowige Downhills.
- Bikepark am Ochsenkopf: Die Downhill-Strecke ist für ihre groben Steinfelder bekannt.
I ride everything: E-Enduro, E-Trailbikes, hardtails, downhill, road – I enjoy it all, whether it’s E-assisted or not. I’ll admit that I do quite like having a motor on the uphills though. There’s lots to love about flowing trails; natural or built. The only thing I hate – switchbacks. I am 1.83 m tall and ride in 99% of cases frame size L – my sweet spot is between 470 and 480 mm Reach.
- Fahrstil / Riding style
- Verspielt und flowig / Flowing and playful
- Ich fahre hauptsächlich / I mainly ride
- E-Enduro, E-Trailbike, aber auch XCO, DH und Road / E-Enduro, E-Trailbike but also XCO, DH and road
- Vorlieben beim Fahrwerk / Preferred suspension setup
- Straff und schnell – ich möchte wissen, was unter mir passiert / Firm and reactive – I like feedback from the trail
- Vorlieben bei der Geometrie / Preferred geometry
- Langer Reach, kurzer Vorbau, breiter Lenker / Long reach, short stem, wide bars
Testinfos kompakt
Lapierre Overvolt GLP2 Team
60 – 90 Nm
≥ 500 Wh
- XC:
- 0 bis 120 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- Trail:
- 100 bis 150 mm Federweg (Hardtails und Full-Suspension)
- All-Mountain:
- 120 bis 150 mm Federweg (Full-Suspension)
- Enduro:
- 150 bis 180 mm Federweg (Full-Suspension)
- Downhill:
- über 180 mm Federweg (Full-Suspension)
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