Helme mit Systemen, die Rotationskräfte bei einem Sturz reduzieren sollen, gibt es viele. Nun geht Lazer einen eigenen Weg und präsentieren die Kineticore-Technologie, bei der erstmals ein Schutzsystem gegen Rotationskräfte direkt in die EPS-Schale integriert ist. Wir haben alle Infos zu den neuen Lazer Kineticore-Helmen.
Um effektiv Rotationskräfte, die bei vielen Stürzen auftreten und negative Folgen für das Gehirn haben können, zu bekämpfen, gehen die belgischen Sicherheits-Experten von Lazer nun einen eigenen Weg und präsentieren die Kineticore-Technologie. Bei dieser ist der Rotationsschutz nun erstmals direkt in die EPS-Schale des Helms integriert. Das soll laut Lazer einige Vorteile bieten und unterscheidet das System beispielsweise vom verbreiteten MIPS-Ansatz aus Schweden. Zum Launch der Kineticore-Technologie bietet Lazer insgesamt sechs verschiedene Modelle für die Bereiche Urban, Road und Mountainbike an.
Wie(so) sollen Rotationskräfte reduziert werden?
Moderne MTB-Helme sollen bequem sein, viel kühlen Fahrwind an den Kopf lassen, leicht sein, gut aussehen – aber vor allem natürlich das menschliche Gehirn bei einem Aufprall so gut es geht schützen. Seit einigen Jahren bieten die meisten Helme nicht nur einen Schutz gegen direkte Aufpralle, auf die sich typischerweise auch Prüfstand-Tests beziehen, sondern wollen auch die bei einem Aufprall entstehenden Rotationskräfte effektiv reduzieren. Solche Rotationskräfte treten bei nahezu jedem Sturz auf, lassen sich jedoch schlecht bis unmöglich auf einem (realitätsnahen) Prüfstand abbilden. Der Konsens innerhalb der Fahrradhelm-Industrie ist jedoch, dass durch einen Aufprall entstehende Rotationskräfte schädlich sein können und deshalb reduziert werden müssen. Ergebnisse von Studien untermauern diese Annahme.
Um Rotationskräfte zu reduzieren, setzen zahlreiche Helm-Hersteller vor allem auf die schwedische MIPS-Technologie. Bei dieser sorgt eine dünne Plastik-Schicht zwischen den Helmpolstern und der Schale des Helms dafür, dass die Polster, die direkt am Kopf sitzen, bei einem Sturz in gewissem Maße gegen die Helmschale rotieren können. Zu erkennen ist die MIPS-Technologie, die das Gewicht des Helms minimal erhöht, oftmals am typisch gelben Design und einem kleinen Sticker an der Rückseite des Helms. Mitunter setzen Hersteller auch auf Abwandlungen des MIPS-Ansatzes wie beispielsweise Giro mit der MIPS Spherical-Technologie (die Helmschale ist zweigeteilt und kann gegeneinander rotieren) oder POC, die beim Kortal Race MIPS Enduro-Helm eine noch besser integrierte Version des MIPS-Ansatzes verbauen.
Lazer Kineticore: So funktioniert die Technologie
Auch Lazer hat in der Vergangenheit auf den gelben MIPS-Liner gesetzt, geht ab sofort aber einen eigenen Weg. Zukünftig wird in den Helmen der Belgier die sogenannte Kineticore-Technologie verwendet. Bei dieser ist der Schutz gegen Rotationskräfte direkt in die EPS-Schale des Helms integriert. Es kommt also keine zusätzliche Schicht zum Einsatz. Stattdessen ist die Helmschale von vornherein darauf ausgelegt, beim Sturz eine Rotation zwischen Schädel und Helm zu ermöglichen.
Das will Lazer erreicht haben, indem kleine Blöcke aus der EPS-Schale herausgeschnitten worden sind. Diese sollen wie eine Art Knautschzone aus dem Automobil-Bereich funktionieren und bei einem Sturz auch Rotationskräfte effektiv abbauen. „Controlled Crumple Zones“ nennt Lazer dieses konstruktiven Kniff.
Die Vorteile der Kineticore-Technologie sind laut Lazer vielfältig. So muss anders als beim klassischen MIPS-System keine zusätzliche Lage, die sich nachteilig auf die Belüftung auswirkt, in den Helm integriert werden. Stattdessen ist der Rotationsschutz direkt in die Schale eingebaut, sodass Platzierung und Größe der Belüftungsöffnungen optimiert werden können. Durch das Wegfallen der beweglichen Plastik-Schicht kann Lazer außerdem ebenjenes Plastik einsparen – das freut die Umwelt. Außerdem kann das Gewicht der Helme deutlich reduziert werden, da die Plastik-Schicht und auch ein Teil der EPS-Schale gespart werden konnten. Last, but not least werden die Helme günstiger – so kostet der Lazer Jackal Kineticore nun 189 €, was einer leichten Reduktion im Vergleich zum Jackal MIPS (199 €) entspricht.
Lazer Jackal Kineticore: Infos und Preise
Wir hatten vorab die Möglichkeit, den Trail- und Enduro-Helm Jackal mit der neuen Kineticore-Technologie unter die Lupe zu nehmen. Die MIPS-Version des Lazer Jackal konnten wir bereits ausgiebig testen (zum Artikel: Lazer Jackal MIPS Helm-Test), weshalb wir die beiden Modelle auch direkt miteinander vergleichen konnten. Nicht nur hinsichtlich des Rotationsschutzes hat Lazer den Jackal nun überarbeitet.
- Mountainbike-Helm für den Trail- und Enduro-Einsatz
- inklusive neuen Lazer Kineticore Rotations-Schutzsystem
- Goggle-kompatibles, großzügig verstellbares Visier
- Advanced Turnfit-Einstellsystem
- Magnet-Verschluss
- inklusive Actioncam-Halterung
- 19 Belüftungsöffnungen
- kompatibel mit Lazer Universal LED
- Größen S / M / L
- Farben Mattschwarz / Mattblau / Mattblau-Grün / Dunkelgrün / Dunkelgrau / Hellblau / Türkis / Schwarz-Weiß
- Gewicht 340 g (Größe M)
- www.lazersport.com
- Preis 189,95 € (UVP) | Bikemarkt: Lazer Jackal kaufen
Rein äußerlich sieht der neue Jackal Kineticore seinem Vorgänger zum Verwechseln ähnlich. Allerdings hat Lazer einige Neuerungen implementiert. Das Kineticore-System haben wir bereits erwähnt. Die damit einhergehende Gewichtsreduktion ist beachtlich: Mit 340 Gramm ist der Jackal 54 Gramm leichter als der ohnehin nicht besonders schwere Vorgänger.
Im Bereich der Stirn und Brille sind die Belüftungsöffnungen überarbeitet worden. Insgesamt wurde die Belüftung laut Lazer signifikant optimiert, weil nun die zusätzliche MIPS-Schicht wegfällt. Lazer spricht von einer Erhöhung der Cooling Efficiency von 78 % (Lazer Jackal MIPS) auf 85 % (Lazer Jackal Kineticore).
Ein weiterer Punkt, den die Belgier angegangen sind, ist die Passform im Bereich des Hinterkopfes. Auch in unserem Test der MIPS-Version haben wir störende Druckstellen am Hinterkopf beklagt – hier hat Lazer die Passform überarbeitet, was unserem ersten Eindruck nach auch zum gewünschten Effekt geführt hat.
Ein kleines, aber feines Detail ist die Kompabilität mit der Lazer Universal LED. Am Drehverschluss an der Rückseite lässt sich bei den neuen Lazer-Helmen nun eine kleine LED-Lampe befestigen, sodass man bei Dunkelheit besser wahrgenommen wird. Dieses Feature ist vor allem für die Urban-Helme relevant, doch auch am Mountainbike-Helm freuen wir uns über solche Details. Nach wie vor mit an Bord ist außerdem die integrierte Halterung für Action-Kameras. Erhältlich ist der neue Lazer Jackal Kineticore genauso wie die fünf anderen Lazer-Modelle mit Kineticore-Technologie ab sofort.
Lazer Jackal Kineticore: Erster Eindruck
Inwiefern die Kineticore-Technologie Rotationskräfte wirklich effektiv reduziert, können wir aktuell nicht zuverlässig beurteilen – hier müssen wir uns auf die Angaben von Lazer verlassen. Die 5 Sterne-Bewertung von Virginia Tech für alle Kineticore-Helme ist aber ein sehr guter Indikator für die Sicherheit des Systems im Speziellen und des Helms im Allgemeinen. Die Änderungen vor allem hinsichtlich Passform, Gewichtskur und Plastik-Reduktion sind definitiv zu begrüßen. Und auch die Tatsache, dass ein neues Produkt im Jahr 2022 günstiger als der Vorgänger ist, fällt auf. Für alle Trailbiker und Enduristen dürfte der neue Lazer Jackal Kineticore eine sehr interessante Option darstellen.
Mehr Schutz für den Schädel dank in die EPS-Schale integriertem Schutz: Was sagst du zum Kineticore-Ansatz von Lazer?