Gewicht beim E-Bike: Unterschied zwischen Light-, Performance- und Power-E-MTB

Gewicht bei E-Bike: – Light-E-MTB, Performance-E-MTB, Power-E-MTB – wir kategorisieren E-Bikes und ordnen die verschiedenen Antriebskonzepte passenden Klassen zu. Nicht das nackte Gewicht in Gramm oder Kilogramm gibt hier den Ausschlag, sondern das maximale Drehmoment und die Akkukapazität. Wir erklären den Unterschied zwischen Light-, Performance- und Power-E-MTB. Das Gewicht eines E-Bikes ist die Summe all seiner Teile. Leider wurde lange Zeit wenig Augenmerk auf eine Gewichtsreduktion gelegt und manche Hersteller präsentierten sogar mit jedem neuen Modelljahr noch schwerere Räder. Aktuell findet hier aber ein Umdenken statt und man spürt erste Tendenzen zu leichteren E-Bikes – sogenannte „Light-E-Bikes“ oder besser noch „Light-E-MTBs“. Ist es nicht an der Zeit, sich diesem Thema ausführlicher zu widmen? Wir tun dies in diesem Artikel, präsentieren euch einen Überblick und teilen E-Mountainbikes in passende Klassen auf.
Titelbild

Was bewirkt hohes Gewicht beim E-Bike?

„Mein Bikegewicht?

Voll egal!

Hab doch’n Motor …“

… genau diese Worte hören wir oft, wenn es um das Gewicht von E-Bikes geht. Die Fahreigenschaften eines E-MTBs werden allerdings durch viele verschiedenen Faktoren beeinflusst. Geometrie, Anbauteile wie Fahrwerk, Bremsen, etc. Spürbaren Einfluss haben die direkten Kontaktpunkte zum Fahrer – Griffe, Pedale und Sattel. Aber auch gerade den Reifen als Verbindung zwischen E-Bike und Boden sollt man große Beachtung schenken.

Eine aus unserer Sicht bisher sträflich vernachlässigte Komponente bei E-MTBs dabei ist das Thema Gewicht – sowohl durch die Hersteller wie auch durch uns Fahrer. Denn das Gewicht hat teilweise gravierende Auswirkungen auf das Handling unserer Sportgeräte.

Wo macht sich das Gewicht bemerkbar?

  • Schlechteres Handling Schwerere E-Bikes erfordern mehr Kraft, vor allem dann, wenn es um schnelle Richtungswechsel geht. Ein leichtes E-MTB lässt sich in technischen Passagen einfacher manövrieren, ist agiler und besitzt ein spürbar besseres Handling.
  • Höherer Akkuverbrauch Klar, wenn mehr Masse bewegt werden muss, dann bedarf es hierzu mehr Energie. Beim E-MTB gilt dies auch.
  • Längere Bremswege, mehr Reifenverschleiß Bewegte Masse die gebremst wird, legt dabei bist zum Stillstand einen gewissen Weg zurück. Je höher die Masse, desto länger der Weg, desto höher der Verschleiß bei den Bremsbelägen und den Reifen. Im Klartext: Bremst man ein schwereres E-Bike abrupt ab, dann muss die Bremse mehr leisten und der Reifengummi wird stärker abgerieben.
  • „Weiterschieben“ im steilen Gelände Wenn man technische Passagen in steilem Gelände fährt, dann muss man sich daran gewöhnen, dass ein E-Bike deutlich mehr schiebt, als ein MTB ohne Motor – teilweise ein sehr unangenehmes Gefühl. Je schwerer das E-MTB, desto mehr schiebt es.
  • Verspieltes Fahren wird erschwert Richtig schwere Brummer laden nun wirklich nicht dazu ein, an der Wurzel oder dem kleinen Hügel abzuziehen und stylisch über den Trail zu tänzeln. Hier ist eher „Panzer-Style“ angesagt, der einen auf einer vorgegebenen Schiene nach unten geleitet. Geht auch, macht aber deutlich weniger Spaß als verspieltes Fahren.

Gefühlt war bisher die Devise, dass es quasi egal sei, was ein E-MTB wiegt, denn es habe ja einen Motor. Berghoch auf Straßen und guten Forstwegen mag dies durchaus ein berechtigtes Argument sein, doch spätestens auf einer Trailabfahrt macht es sich enorm bemerkbar, ob man 28 Kilo, 24 oder sogar nur 20 kg herum wuchtet. Obige Aspekte geben einen Überblick über negative Eigenschaften von schweren Rädern. Kleiner Selbstversuch am Rande: Man nehme im Fitnessstudio einmal eine 15, eine 20 und eine 25 kg Scheibe und hebe diese mit gestreckten Armen hoch. Wer dann noch sagt, das Gewicht eines E-Bikes sei wegen des Motors egal, ist entweder Popeye oder hat kein besonders ausgereiftes Körpergefühl.

Höchste Zeit also, sich diesem Thema genauer zu widmen! Dafür werfen wir zuerst einmal einen genaueren Blick auf den aktuellen E-MTB-Markt, mit besonderem Augenmerk auf das Gewicht, bevor wir in einem Fazit unsere Schlussfolgerungen ziehen und einen kleinen Blick in die Zukunft werfen.

Gattungen moderner E-Mountainbikes

Light-E-MTB

Performance-E-MTB

Power-E-MTB

Möglichst viel Federweg, satte Motorleistung, extrem hohe Akkukapazität – dies alles bei einem Gewicht von weit unter 20 Kilogramm. So, oder so ähnlich, wünscht man sich das optimale E-Mountainbike. Das dies mit dem aktuellen Stand der Technik nicht zu machen ist, dürfte jedem klar sein. Doch was ist denn aktuell möglich? Wir haben die aktuellen Modelle der Hersteller analysiert und drei Gruppen konstruiert, die in etwa den derzeitigen Markt widerspiegeln.

Wir separieren E-MTBs in folgende Kategorien: Light-/Performance-/Power-E-MTB
# Wir separieren E-MTBs in folgende Kategorien: Light-/Performance-/Power-E-MTB - Grundstein für diese Klassifizierung ist die Akkukapazität und das maximale Drehmoment des Motors.

Light-E-MTB

30 – 70 Nm

200 – ca. 600 Wh

Als das erste E-Mountainbike mit Fazua-Motor auf den Markt kam, ging ein Raunen durch die Reihen. Wie sich dieser Motor wohl im Gelände fährt? Sieht so das perfekte E-Enduro aus? Diese und unzählige andere Fragen wurde dazu bereits gestellt. Fakt ist, dass wir in diversen Tests die aktuellen Light-E-MTBs dieser Gattung als spannend, aber irgendwie anders empfanden. Oftmals kam in uns der Gedanke auf, dass sich so kein richtiges E-Bike anfühlt und dass wir es hier mit einer Art Support-E-Bike zu tun haben. Spannend sind Light-E-MTBs aber dennoch, denn wenn es der Industrie gelingt, das Gewicht zu reduzieren und die Leistungsmodulation zu verbessern, dann werden Light-E-Bikes das nächste große Ding!

Jan Talavasek antwortet auf unsere Frage, weshalb es in Zukunft leichtere E-Bikes geben muss:

Man meint ja immer, nur weil man einen Motor hat, spielt das Gewicht keine Rolle, aber das Gegenteil ist der Fall! Die Fahrperformance auf dem Trail ist so viel besser, wenn man ein «leichtes» E-Bike fährt. Wir haben mit dem Turbo Levo gezeigt, dass die 20 kg-Schallmauer zu knacken ist. Und wir werden auch in Zukunft diesem Thema sehr hohe Priorität geben. Schließlich wollen wir ja Trail-Performance und Fahrspass!

Jan Talavasek, E-Bike Entwicklungsleiter bei Specialized

Typische Vertreter dieser Gattung

Aktuell gibt es noch sehr wenige potente E-Bikes dieser Klasse. Die populärsten sind zum Beispiel: Specialized Levo SL, Orbea Rise C oder das Lapierre eZesty (bei uns im Test) oder das Focus Raven² (den Test gibt es hier) – Letzteres fuhr sogar schon Nonstop über die Alpen und konnte dabei mit seiner Charakteristik, dem geringen Verbrauch und der homogenen Modulation der Unterstützung punkten.

Wir haben das neue Lapierre eZesty AM in der LTD Ultimate-Variante mit Carbon-Laufrädern für euch getestet.
# Wir haben das neue Lapierre eZesty AM in der LTD Ultimate-Variante mit Carbon-Laufrädern für euch getestet. - Motor: Fazua Evation | Akkukapazität: 252 Wh | Federweg v/h: 160/150 mm | Gewicht: 18,2 kg | Preis: 7.599 € (UVP)

Hier das Fazit und unseren umfangreichen Test:

Mit dem Lapierre eZesty AM LTD Ultimate geht der französische Hersteller vollkommen neue Wege und präsentiert ein E-Enduro, das mit geringem Gewicht, agilem Handling und sicherem Fahren aufwarten kann. Die Systemintegration ist absolut gelungen, das Design ansprechend modern und sehr attraktiv. Das eZesty ist eine Art Hybrid zwischen den Welten der motorlosen Mountainbikes und derer mit Elektromotor. Der Fazua-Motor kann nicht mit der Charakteristik anderer E-Bike-Aggregate mithalten, punktet aber bei sportlich ambitionierten Piloten mit super Fahreigenschaften, seidenweichem Lauf, geringem Gewicht und der Möglichkeit, auch weit über 25 km/h problemlos pedalieren zu können. Die Kinematik verleiht dem eZesty leider ein lineares Heck – für Komfortsuchende ein Traum, für Raceorientierte eher nicht. Letzteren empfehlen wir eine Anpassung des Dämpfers, damit der Hinterbau progressiver wird.

Eine wichtige Randnotiz noch am Ende: All jene, die gern in einer Gruppe motorloser Mountainbiker unterwegs sind, werden mit dem Lapierre eZesty ihre wahre Freude haben, denn das Mehr an Motorleistung fällt hier nicht so arg ins Gewicht. Interessenten, die sich allerdings in einer Clique E-Biker bewegen, werden schnell an ihr Limit kommen und unglücklich, da sie außer Atem den Berg hinauf hinterherhecheln.

Lapierre eZesty im Test

Focus Raven² 9.9
# Focus Raven² 9.9 - Motor: Fazua Evation | Akkukapazität: 252 Wh | Federweg (v): 100 mm | Gewicht: 15,4 kg | Preis: 6.999 € (UVP)

Hier das Fazit und unseren umfangreichen Test:

Wunderschön, zeitlos und richtig schön zu pedalieren – dies beschreibt unseren Eindruck zum Focus Raven² 9.9 mit wenigen Worten. Der formschöne Carbon-Rahmen mit der atemberaubenden Lackierung ist ein wahres Schmuckstück. Dank Fazua Motor-System macht auch das Pedalieren jenseits der 25 km/h mächtig viel Spaß und das geringe Gewicht täuscht ein wenig darüber hinweg, dass man es hier mit einem E-Bike zu tun hat.

Mit dem Focus Raven² 9.9 holt man sich allerdings ein E-Bike ins Haus, das sich etwas zwischen den Welten bewegt. Wir würden es als „Support-Hybridbike“ bezeichnen, denn im Uphill unterstützt es den Nutzer zwar ein wenig mit Elektropower, richtiges E-Bike-Feeling kommt damit jedoch nicht auf. Wer seinen Fitness-Level im Blick hat und auf harte Trainingseinheiten ohne extreme Belastungsspitzen steht, dem können wir dieses E-MTB wärmstens empfehlen. Jemand, der mit Motorunterstützung seinen Heiland im Uphillflow sucht, dem raten wir von diesem Modell ab.

Focus Raven² im Test


Performance-E-MTB

70 – 90 Nm

Mindestens 500 Wh

E-Bikes dieser Gattung sind aktuell am meisten auf den Trails und in den Wäldern unterwegs. Meistens sind sie mit Bosch-, Brose-, Yamaha- oder Shimano-Motoren ausgestattet und haben ein maximales Drehmoment von 70 bis 90 Nm. Hier gibt es vom E-Hardtail mit starrem Rahmen bis zum 200 mm E-Downhiller alles, was ein E-Mountainbiker so brauchen könnte. Beim Akku finden wir hier Kapazitäten ab 500 Wh.

Typische Vertreter dieser Gattung

Typische Vertreter gibt es hier wie Sand am Meer, deshalb möchten wir nur zwei Modelle exemplarisch nennen. Zum einen das Specialized Levo (bei uns im Test) – bei den eMTB-News User Awards zum E-MTB des Jahres 2018 gewählt und das Ghost SL AMR X (hier der ausführliche Test), welches mit viel Mut sehr kompromisslos konzipiert wurde, sich prima auf dem Trail fährt und ein niedriges Gewicht von 21 kg – mit Shimano Steps E8000-Motor und 500er-OnTube-Akku – besitzt.

Specialized Turbo Levo Expert FSR
# Specialized Turbo Levo Expert FSR - Motor: Specialized Custom 2.1 / Brose Drive S Mag | Akkukapazität: 700 Wh | Federweg v/h: 150/150 mm | Schaltung: SRAM X1 11fach | Gewicht: 21,1 kg (L) | Preis: 8.199 € (UVP)

Hier das Fazit und unseren umfangreichen Test:

Kann das Specialized Turbo Levo Expert FSR wirklich alles besser? Ja und nein … Wer optisch etwas Extravagantes sucht, auf stylische Carbon-Rahmen steht, mit seinem E-Mountainbike richtig hart über die Trails brettern will oder einfach nur lange Trailtouren mit höchstem Genuss machen möchte – mit dem Specialized Turbo Levo Expert FSR kann man praktisch nichts falsch machen. Das 150 mm RockShox-Fahrwerk lässt sich leicht abstimmen und kann auf dem Trail, egal bei welchem Untergrund, vollends punkten. Die großen 29″-Laufräder rollen über so ziemlich jedes Hindernis und die grobstolligen Specialized Butcher-Reifen bieten viel Traktion. Dazu der seidenweiche, leise Lauf des Brose-Motors und die enorme Reichweite mit dem 700 Wh Akku. Turbo Levo, auch wenn der Preis etwas heftig ist, wir wollen dich!

Mit Abstand holt sich das Specialized Turbo Levo den Titel „Sexiest E-Bike alive“ und gewinnt im Ranking „Tipp der Redaktion“ aufgrund der fantastischen Allround-Qualitäten.

Specialized Turbo im Test

Ghost SL AMR X
# Ghost SL AMR X - Gewicht 21,0 kg | Preis 6.499 €

Hier das Fazit und unseren umfangreichen Test:

Mit dem Ghost HybRide SL AMR X stellt der Hersteller aus Deutschland ein E-Trailbike vor, das in seiner kompromisslosen Art bahnbrechend ist. Hier merkt man eindrucksvoll, was es bedeutet, wenn jemand mit Herzblut beim Thema ist und an seine Vision glaubt.

Dieses E-Mountainbike ist ein E-Trailbike der Oberklasse. Zwar ist die Abstimmung des Coil-Dämpfers von RockShox etwas kompliziert – man muss die Stahlfeder austauschen – aber hat man sein Setup gefunden, dann arbeitet das Fahrwerk extrem sensibel und feinfühlig. Dank des Laufradkonzeptes, ein Mix aus 29″ vorne und 27,5″+ hinten, ist das Ghost HybRide SL AMR X spurtreu, agil, sprintstark und hat Grip ohne Ende.

Auch beim Design wurden keinerlei Kompromisse gemacht. Die Dimensionen des Rahmens variieren von extrem haltbar und großvolumig bis hin zu filigran und stark verjüngt. Futuristische Rohrformen, Ecken und Kanten, wunderbare Übergänge – liebe Ghost-Ingenieure, hier ist euch ein Meisterwerk gelungen.

Egal ob ruppig, smooth, flowig, Uphill oder Downhill – das Ghost HybRide SL AMR X geht einfach überall wie ein heißes Messer durch die Butter.

Ghost SL AMR X im Test


Power-E-MTB

Mehr als 90 Nm

Mindestens 600 Wh

Leistung satt – genau das haben Power-E-MTBs. Meist mit dem TQ 120S-Motor von TQ Systems, selten auch mit Bafang-Motor ausgestattet, leisten diese E-Mountainbikes beachtlichen Vortrieb. Laut surrend, fährt man mit diesen oftmals sehr gewichtigen Boliden die Berge hinauf und wieder hinunter. Spaß machen diese Modelle, aber das Thema Ressourcen sollte hier nicht außer Acht gelassen werden. Denn wo viel Leistung, da auch mehr Verschleiß und mehr Verbrauch.

Typische Vertreter dieser Gattung

Also typische Vertreter der Gattung Power-E-MTB möchten wir das Haibike Flyon (hier gibt’s den Test) und das M1 Spitzing (Testartikel) nennen. Beide wiegen weit über 26 Kilogramm, sind mit dem Motor von TQ System ausgestattet, der ein maximales Drehmoment von 120 Nm liefert und jeweils einen großen Akku an Bord. Beim M1 Spitzing sind es sagenhafte 880 Wh! Ein besonders leichter Vertreter dieser Gattung wäre das Powerplay von Rocky Mountain, welches – trotz großer Akkukapazität über 600 Wh – deutlich unter 25 Kilogramm wiegt, aber ein max. Drehmoment von 108 Nm leistet.

Haibike Xduro Nduro 10.0 Flyon
# Haibike Xduro Nduro 10.0 Flyon - Motor: TQ 120S | Akkukapazität: 630 Wh | Schaltung: SRAM EX 1 | Federweg v/h: 180/180 mm | Gewicht: 27,3 kg | Preis: 8.999 € (UVP)

Hier das Fazit und unseren umfangreichen Test:

Das Haibike Xduro Nduro 10.0 Flyon ist ein ausgewachsenes E-Enduro, das seinem Nutzer viel Motorpower und Technik bereitstellt. Die Modulation und Charakteristik der Motorunterstützung ist beeindruckend. Nie hat man das Gefühl, die 120 Nm seien zu stark oder schlecht dosierbar. Die Charakteristik der Motorunterstützung ist sehr kraftvoll, aber auch sehr kultiviert. Auch der Übergang vom Motor- in den Muskelbetrieb kann vollends überzeugen. Das Gesamtkonzept ist schlüssig und vom Steuerrohr bis zum Ausfallende – quasi absolut zu Ende – gedacht. Nie hatten wir mit einem E-Mountainbike im Uphill mehr Spaß, als mit dem Haibike Xduro Nduro 10.0 Flyon!

Auffälligster Kritikpunkt neben der hohen Überstandshöhe ist in unseren Augen das hohe Gewicht. Klar, wenn das Flyon rollt, dann rollt es und auf dem Trail liegt dieses E-MTB wie auf Schienen, aber wehe, man möchte enge Manöver durchführen oder das Rad gar im Stand herum heben – hier braucht es dann gehörig viel Kraft und verlangt vom Piloten einiges an Vehemenz ab.

Last, but not least: Mit dem Flyon bauen die Schweinfurter nicht das leichteste, aber das beste „Hai(e)bike“ aller Zeiten! Wer auf Motorpower, Carbonrahmen, tolles Fahrwerk, neueste Technik, eine smarte Lichtanlage, durchdachte Details und das gewisse Etwas steht, dem können wir dieses Modell absolut empfehlen.

Haibike Flyon im Test

M1 Spitzing Evolution
# M1 Spitzing Evolution - Motor: TQ 120S | Akkukapazität: 880 Wh | Federweg v/h: 160/160 mm | Schaltung: Shimano XT | Gewicht: 27 kg (L) | Preis: ab 7.999 € (UVP)

Hier das Fazit und unseren umfangreichen Test:

Das M1 Spitzing Evolution ist optisch so futuristisch wie ein Rennwagen von Le Mans, bietet allerdings nur die Performance eines lederbestuhlten britischen SUVs. Wer es optisch eigenwillig mag und auf moderne Technik steht, der sollte sich dieses E-Mountainbike einmal genauer anschauen, denn der hochwertige Carbon-Rahmen mit dem 880 Wh Akku und dem 120 Nm starken TQ-Motor sprechen für sich. Dazu ist die Sitzposition angenehm komfortabel und etwas aufrechter als bei so manch anderem Mitbewerber.

Volle Punkte beim Komfort! Abzug gibt es allerdings bei der Motorcharakteristik und der Performance, gerade auf technischeren Uphillpassagen.

M1 Spitzing Evolution im Test

Drei unumstößliche Fakten

Egal in welche Gruppe ein E-MTB fällt, die drei folgenden Fakten treffen auf jeden Fall zu:

  • Im Augenblick sind E-Bikes mit großen Akkus in Sachen Gewicht benachteiligt.
  • Leichtere E-Bikes haben im Bereich Agilität und Balancing die Nase vorn.
  • Der ideale Mix aus Drehmoment, Reichweite und Gewicht ermöglicht die beste Performance.

Gewicht ist mindestens genauso wichtig wie die Geometrie des E-Bikes! Beides perfekt miteinander verknüpft ergibt die beste Performance und das beste Handling des Bikes. Aus meiner Sicht werden die Gewichte der E-Mountainbikes mit Sicherheit mittelfristig deutlich nach unten gehen, auch wenn die Batterien größer und damit schwerer werden. Das ist eine Aufgabe, der sich die Bike-Industrie stellen und bewältigen muss.

Claus Wachsmann, passionierter E-Racer und Manager vom Cube Actionteam

In unzähligen Testfahrten wurde uns immer wieder bewusst, dass es auch schon jetzt diverse Stellschrauben gibt, die ein E-Bike besser oder schlechter machen können. Hier möchten wir drei wesentliche Faktoren nennen, die die Fahrdynamik – die Motorunterstützung bewusst außer Acht gelassen – beeinflussen können.

Balancing – oder zu gut deutsch: Gewichtsverteilung

Beim Balancing ist darauf zu achten, dass der Schwerpunkt zentral und möglichst weit unten liegt. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, den Akku so weit nah wie möglich zum Motor zu bekommen und das Gewicht ziemlich mittig zu platzieren. Sehr gut haben das beispielsweise die Ingenieure von Lapierre und Pivot gelöst. Beim Pivot Shuttle beispielsweise sitzt ein kompakter Shimano-Akku weit unten, nah beim Motor im Unterrohr und holt den Schwerpunkt weg von der Front und damit zentraler ins E-Bike. E ist also festzuhalten: Wenn schon viel Gewicht, das muss dieses immerhin durchdacht platziert werden.

Wenn das Balancing am E-Bike stimmt, ...
# Wenn das Balancing am E-Bike stimmt, ...
... macht es gleich viel mehr Spaß!
# ... macht es gleich viel mehr Spaß!

Viel Akku – hinderlich für die Agilität und Performance, hilfreich bei ausgedehnten Touren

Ein großer Akku ist hilfreich, um ausgedehnte Touren zu fahren oder endlos viele Höhenmeter am Stück zu fahren. Nachteil: das hohe Gewicht ist hinderlich, wenn es um schnelle Richtungswechsel und die Agilität des E-Mountainbikes geht. Es gilt also: Eine hohe Reichweite ist nicht alles!

Gewicht sparen? Unbedingt, aber …

Leichte Räder lassen sich agiler fahren – dennoch gibt es unserer Meinung nach einem gewissen Anbauteil, bei dem auf keinen Fall Kompromisse gemacht werden sollten: Die Reifen. Denn wer hier Gewicht sparen möchte, der macht einen Fehler. Aus falschem Geiz hier zu sparen und auf Pannenschutz, Grip, Spurtreue, Kurvenhalt und Traktion zu verzichten, ergibt in unseren Augen gar keinen Sinn. Stabile Reifen, beispielsweise Schwalbe Eddy Current, tubeless aufgebaut – damit kommt man über so ziemlich jedes Terrain. Bei Reifen gilt also tatsächlich: Lieber auf das schwerer, stabilere Modell zurückzugreifen. Zudem ist bei extremen Leichtbaukomponenten je nach Fahrstil und Einsatzzweck ebenfalls zur Vorsicht geraten.

Haltbare Reifen mit einer stabilen Karkasse und griffigem Profil – genau richtig am E-MTB
# Haltbare Reifen mit einer stabilen Karkasse und griffigem Profil – genau richtig am E-MTB
Der Schwalbe Eddy Current zum Beispiel ist einer dieser Reifen, die man bedenkenlos montieren kann
# Der Schwalbe Eddy Current zum Beispiel ist einer dieser Reifen, die man bedenkenlos montieren kann

Meinung @eMTB-News.de

„Ach komm, sind doch nur zwei Kilo. Das macht beim E-Bike keinen Unterschied.“ Macht es leider doch! Weniger ist mehr, aber zu wenig ist aktuell auch noch nichts. Der richtige Weg liegt – wie so oft im Leben – auch hier in der Mitte. E-MTBs knapp über 20 Kilogramm fahren sich in unseren Tests auf anspruchsvollen Trails oftmals besser als Power-E-MTBs mit weit über 25 kg oder Light-E-Bikes, denen es aktuell einfach an Bums fehlt. Letzteren gilt aber unser besonderes Augenmerk, denn die Zukunft gehört leichteren E-Mountainbikes mit der passenden Performance in Sachen Unterstützung und Reichweite.

Ein „Drehmoment-Wettrüsten“ braucht wirklich niemand auf dem Trail, deshalb sehen wir die Entwicklung von Motoren mit immer mehr Leistung sehr kritisch. Zum einen erhöht sich der Verschleiß, zum anderen wird der Untergrund sinnlos in Mitleidenschaft gezogen und die Reichweite ist bei voller Unterstützung extrem gering. Ressourcenschonend sieht wirklich anders aus.

Wie seht ihr das Thema Gewicht? Interessiert ihr euch eher für Drehmomentstrotzende Power-E-MTBs oder faszinieren euch Light-E-MTBs?

498 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. Da bist Du Dir aber sicher, dass das am Gewicht und nicht an den üblicherweise beim E-MTB längeren Kettenstreben liegt? Ich habe das Problem mit meinem 23kg E-MTB im Vergleich zum 13kg Bio-Bike eigentlich nicht. Im Gegenteil, das E-MTB liegt total angenehm stabil in der Luft. Aber es sind natürlich verschiedene Geos, auch wenn die Kettenstreben fast gleich lang sind.

    Beste Grüße,
    KalleAnka

    Sehe ich auch so. Selbst 3kg fühlen sich schon deutlich anders an.


    Liegt sicher auch an den teils extrem langen Kettenstreben. Das ist mir besonders im Vergleich Nicolai EBOXX3 vs. Decoy v. Heckler aufgefallen. Beide sind aber auch 2 bzw. 3kg leichter als das EBOXX und kommen mir auch deutlich weniger frontlastig vor.

    Hab nur 435mm am Ebike. Nee ist schon das Gewicht. Man spürt ja den Gewichtsunterschied wie Tag und Nacht wenn man direkt wechselt.
  2. Hatte mir die Mühe gemacht mein 21.2 Kg Power Bike in ein 17.6 Kg Minimal Assist Bike umzubauen, mit dem Ergebnis dass es jetzt fast nur noch in der Garage steht und ich nicht mehr gerne damit fahre. Vorher hat es Bergauf genau so viel Spaß gemacht wie Bergab, und man hatte immer genügend Akkukapazität für schöne lange Touren ohne danach 2 Tage im Koma zu liegen. Jetzt sind die anspruchsvollen Uphills schwerer zu fahren und lange Anstiege eine Qual die man Zeitraubend entsprechend langsam erklimmen muss. Bergab ist das Bike viel nervöser, man merkt jedes Steinchen am Lenker und das Fahrwerk muss genauer abgestimmt werden. Der Akku reicht auch nur für kleine bis mittelgroße Touren, je nach Unterstützung.
    Muss allerdings fairerweise dazu sagen dass ich nur am Wochenende,nach einer stressigen 80 Stundenwoche, fahren kann und meine Fitness dem Alter entsprechend schon etwas verbesserungswürdig ist. Für jemand der topfit ist und sich gerne quält mag das was sein aber ich vermisse den Spaß bei meinen Touren.

  3. Hatte mir die Mühe gemacht mein 21.2 Kg Power Bike in ein 17.2 Kg Minimal Assist Bike umzubauen, mit dem Ergebnis dass es jetzt fast nur noch in der Garage steht und ich nicht mehr gerne damit fahre. Vorher hat es Bergauf genau so viel Spaß gemacht wie Bergab, und man hatte immer genügend Akkukapazität für schöne lange Touren ohne danach 2 Tage im Koma zu liegen. Jetzt sind die anspruchsvollen Uphills schwerer zu fahren und lange Anstiege eine Qual die man Zeitraubend entsprechend langsam erklimmen muss. Bergab ist das Bike viel nervöser, man merkt jedes Steinchen am Lenker und das Fahrwerk muss genauer abgestimmt werden. Der Akku reicht auch nur für kleine bis mittelgroße Touren, je nach Unterstützung.
    Muss allerdings fairerweise dazu sagen dass ich nur am Wochenende,nach einer stressigen 80 Stundenwoche, fahren kann und meine Fitness dem Alter entsprechend schon etwas verbesserungswürdig ist. Für jemand der topfit ist und sich gerne quält mag das was sein aber ich vermisse den Spaß bei meinen Touren.
    Ich gehöre auch schon zu den älteren Semestern und fahre von 10kg Race-Fully über 12 kg all-Mountain auch ein eMTB Merida mit 22kg. Mir gefällt es mit dem superleichten "0-assist" Bike genauso wie mit dem 22kg Merida bei dem ich normal 30%-Eco fahre und wenn ich es brauche auch Trail oder Boost.
    Die Diskussion wird mir oft zu fixiert geführt und reißt dann Biker in eine Richtung mit, die nicht jedem gefällt.
    Siehe bei dir. Da ich früher Trial gefahren bin, bin ich es gewohnt auch mit 70kg zu springen oder durch Körpereinsatz das gewünschte Handling zu erreichen. Beim Umstieg von einem Bike auf das ander dauert es nur wenige Minuten und ich bin schon in der passenden "Welt" angekommen. Obwohl ich flott auf dem Trail unterwegs bin, spüre ich mit dem Merida nach dem Einrollen keinen wirklichen Nachteil.
    Aber jeder wie er es mag.
  4. . Obwohl ich flott auf dem Trail unterwegs bin, spüre ich mit dem Merida nach dem Einrollen keinen wirklichen Nachteil.
    Aber jeder wie er es mag.
    Nichts anderes wollte ich damit sagen.
  5. Passt auch hier ganz gut rein.

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